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unnatürlichen Haltung erzieht. Auf die Dauer wäre der arme Wiking wahrscheinlich gemütskrank geworden. Dein Freund Schlüter scheint geradezu perverse Ansichten zu haben.«

      Alexander küsste seine Frau noch einmal. »Also, um die Wahrheit zu sagen, der Hund ist mir ziemlich egal. Auch in Bezug auf den Jungen werde ich einen Stoßseufzer der Erleichterung tun, sobald Kurt seinen missratenen Sprößling wieder abgeholt hat. Soll er doch sehen, wie er mit seinen Problemen fertig wird. Wenn ich allerdings an seine Frau denke, dann tut mir die arme Person von Herzen leid. Noch mehr stört mich, dass ich dir mit dieser ganzen Familie Schlüter nichts als Ungelegenheiten bereitet habe. Ich werde in Zukunft selbst keine Kinder mehr in Sophienlust aufnehmen, sondern das stets dir überlassen.«

      »Ich bin ganz zufrieden, dass Bastian bei uns ist. Vielleicht bringen wir ihn auf irgendeine Weise wieder mit seiner Mutter zusammen. Sein Verhalten hat mir deutlich bewiesen, dass er sich nach Liebe sehnt. Den Hund liebt er nicht. Ich fürchte auch, vor seinem Vater hat er bloß Angst. An Henrik hatte er sich ein bisschen angeschlossen, aber unser Jüngster ist jetzt natürlich wütend wegen der toten Küken. Da müssen wir ein bisschen Geduld haben.«

      »Sophienlust-Sophienlust-Sophienlust. Wann werden wir mal von etwas anderem reden, Liebste?«, seufzte Alexander mit gut gespielter Verzweiflung.

      »Sofort, Alexander. Ich liebe dich, und ich habe Appetit auf eine Flasche Rotwein an diesem kalten Abend.«

      »Wunderbar, Liebste. Also, ich hole den Wein, und du versprichst, dass wir heute Abend nur noch an uns denken.«

      *

      »Du, das ist Herr Borek. Ich habe ihn heute Mittag am Swimming-pool kennengelernt. Macht es dir etwas aus, wenn wir ihn mit an unseren Tisch bitten, Kurt?« Hella von Walden richtete diese Frage mit den unschuldigsten Augen an Kurt Schlüter, der nicht ahnte, dass sie Hanko Borek telegrafiert hatte, dass sie eine Woche in Kairo bleiben würden. Das war Zeit genug, um sich unauffällig zu treffen und kennenzulernen.

      Hella von Walden und Kurt Schlüter waren bislang in Paris gewesen. Sie hatten alle Sehenswürdigkeiten der Stadt bewundert: Notre Dame, den Louvre, den Arc de Triomphe und natürlich auch den Eiffelturm. Außerdem hatte Hella in Paris die schönsten Kleider bekommen sowie eine sportliche Ausrüstung für Exkursionen, die im Programm der Weltreise vorgesehen waren. Es war eine Ausstattung, die einer Fürstin würdig war. Natürlich hatte sie entsprechend viel Geld gekostet. Mit ein paar kleinen Tricks war es Hella sogar gelungen, Kurt Schlüter zu überlisten und einige tausend Euro in ihrer Krokodilhandtasche verschwinden zu lassen. Dieses Kapital hatte sie inzwischen Hanko Borek zugesteckt, der es im nächsten Wechselbüro in ägyptische Pfund umgetauscht hatte, und dadurch nun in der Lage war, das teure Hotel in Kairo zu bezahlen.

      »Nein, ich habe nichts dagegen«, antwortete Kurt Schlüter. »Er sieht sehr fremdländisch aus. Ist er Ägypter?«

      »Nein. Er stammt aus Sardinien, aber er lebt schon seit vielen Jahren in Deutschland. Ursprünglich kommt die Familie allerdings aus der Tschechoslowakei, glaube ich. Der Name klingt jedenfalls so. Ich habe mich nicht so genau erkundigt.«

      »Nun, es ist nicht wichtig, solange er deutsch mit uns sprechen kann. Ich habe keine Lust, den Abend mit fremdsprachlichen Übungen zu verbringen. Vielleicht ist er ganz nett.« Kurt Schlüter stand auf und bat Hanko Borek persönlich an seinen Tisch.

      Hellas Freund bemühte sich, als Mann von Welt zu gelten.

      »Aus Sardinien, sagte Frau von Walden? Nein, das stimmt nicht! Meine Vorfahren sind polnische Adelige. Aber wie das so ist, der Titel wurde irgendwann abgelegt. Sie wissen ja, wie es unserem Land im Laufe der Geschichte ergangen ist. Ich lege jedoch auf den Titel keinen Wert. Wichtig ist für mich nur, dass mir das Vermögen geblieben ist.« Er lachte sorglos und fröhlich. »Werden Sie sich morgen an dem Ausflug zu den Pyramiden beteiligen, Herr Generaldirektor?«

      »Frau von Walden möchte schrecklich gern teilnehmen. Ich für mein Teil habe nicht so viel Lust, denn ich stelle mir das Ganze ziemlich anstrengend vor. Vielleicht übernehmen Sie den Schutz Frau von Waldens an meiner Stelle?«

      Kurt Schlüter war dick und faul. Es bereitete ihm Unbehagen, wenn er sich körperlich zu sehr anstrengen musste oder gar ins Schwitzen geriet. Beides würde sich bei dem Ausflug zu den Pyramiden kaum vermeiden lassen.

      Hella und Hanko tauschten einen verstohlenen Blick. Sie hatten kaum zu hoffen gewagt, dass sich das so einfach würde arrangieren lassen.

      Kurt Schlüter war Hanko Borek geradezu dankbar, als er sich erbot, Hella am anderen Morgen zu begleiten. »Ich werde ausschlafen und mich dann an den Swimming-pool legen«, verkündete er. »Außerdem muss ich an meinen Sohn eine Postkarte schreiben. Das habe ich bis jetzt vergessen, muss ich zu meiner Schande gestehen. Es war zu schön und aufregend mit dir, Hellachen.« Er nahm Hellas Hand und drückte seine dicken Lippen darauf, um Hanko Borek deutlich zu zeigen, dass diese Frau ihm gehörte, ihm ganz allein. Wie anders die Dinge in Wirklichkeit lagen, ahnte er nicht.

      Kurt Schlüter bestellte teuren Wein, sodass die Stimmung stieg. Hanko Borek, der in allen Sätteln gerecht war, zeigte sich als liebenswürdiger Gesellschafter und hütete sich, Hella von Walden in irgendeiner Weise auffällig den Hof zu machen. Denn er wollte auf keinen Fall den Argwohn des Generaldirektors wecken.

      Spät trennte man sich, und Kurt Schlüter meinte in bester Laune: »Sie müssen morgen beizeiten aufstehen, aber ich beneide Sie nicht darum. Hella ist ja eine Frühaufsteherin, wenn es darum geht, die Wunder der Welt zu erobern. Aber ich bin noch immer erholungsbedürftig, nach allem, was ich in den letzten Jahren hinter mich gebracht habe.«

      Hanko Borek und Hella von Walden tauschten einen letzten Blick des Einverständnisses. Dann trennten sie sich.

      *

      Am anderen Morgen trafen sich die beiden beim Frühstück.

      »Endlich sind wir den dicken Sack für einige Stunden los«, erklärte Hanko Borek lachend. »Wie weit bist du mit ihm?«

      »Er ist Wachs in meinen Händen. Außerdem habe ich ihm gestern Abend wieder etwas Geld aus der Tasche genommen. Er merkt es bestimmt nicht. Es sind Dollars. Du kannst sie dir leicht einwechseln.«

      »Du wirst immer besser, Mädchen. Den Flug nach Kairo hab’ ich schon raus auf diese Weise. Aber wichtig ist das Testament.«

      »Warum eigentlich?«, fragte Hella mit einem Seufzer. »Soll ich wirklich warten, bis der Mops endlich stirbt? Er sieht zwar bereits jetzt mindestens zehn Jahre älter aus, als er ist, aber er wird uns trotzdem nicht den Gefallen tun, sich hinzulegen und die Schweinsäuglein zuzumachen, bloß damit ich sein Millionenerbe antreten kann. Außerdem ist da noch der Junge. Einen Teil erbt der unter allen Umständen.«

      »Dann bleibt nichts anderes übrig, als dass du den lieben Kurt Schlüter heiratest. Auf diese Weise bekämst du nach seinem Tod Verfügungsgewalt über dein eigenes Erbe und über das des Jungen.«

      »Du redest immer von seinem Tod.«

      »Es könnte ihm doch etwas passieren, Hella!«

      »Hör mal, allmählich kriege ich Angst.«

      »Sei nicht kindisch. Wir werden uns nicht die Hände schmutzig machen. Irgendetwas wird uns schon einfallen. Deine Aufgabe ist es, ihn jetzt fein um den Finger zu wickeln und zu erreichen, dass er ein Testament macht, das dich zur Erbin einsetzt und der Frau, mit der er ja noch verheiratet ist, höchstens eine Abfindung zusichert. Schaffst du das vielleicht, wenn es ihm mal schlecht geht, nachdem er zu viel getrunken hat oder so? Du musst deine Phantasie etwas anstrengen, damit dir etwas einfällt.«

      »Ich werde mein Möglichstes tun. Jetzt freue ich mich erst mal auf den Ausflug zu den Pyramiden. Kurtchen ist schön dumm, dass er im Bett geblieben ist. Aber es ist seine Sache. Auf diese Weise können wir zwei den lehrreichen Ausflug ohne ihn machen. Komm, es geht schon los.«

      Die beiden schlossen sich den anderen Hotelgästen an, die in die bereits vor dem Eingang wartenden Busse einstiegen. Unterwegs hatten Hella und ihr sauberer Freund dann noch genügend Gelegenheit, ihren teuflischen Plan genauer zu besprechen. Am Abend aber lud

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