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zu begleichen. Denn zu seinen Ämtern war er – wie eine ganze Reihe anderer Politiker auch – nur durch Bestechung der Volkstribune gekommen. Und um zu Geld zu kommen, brauchte Caesar militärische Erfolge. Die Eroberung des Teils Galliens, der noch nicht römisch war, bot sich an, war aber ohne einen triftigen Grund, der auch vom Senat in Rom akzeptiert wurde, nicht möglich. Dies ist der Beginn des Gallischen Krieges, der von 58–51 v. Chr. dauert. Einen Teil des späteren südlichen Galliens hatten die Römer schon 125–118 v. Chr. erobert. Caesar eroberte im sogenannten Gallischen Krieg 58–51 v. Chr. dann den übrigen Teil Galliens. Caesar gelang ein Sieg nach dem anderen: über Ariovist, gegen die Belger, die Nervier und schließlich die nordwestlichen Stämme (57/56 v. Chr.) unter Führung der Veneter (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Bewohnern des Gebietes um Venedig). Danach ist Gallien weitgehend durch die Römer unterworfen. Zweimal überquerte Caesar in den Jahren 55 und 54 v. Chr. den Rhein und machte auch Stippvisiten in England – allerdings sind dies nur Episoden, keine Eroberungen. Als Caesar den gallischen Heerführer Vercingetorix, der mit einem Bündnis gallischer Stämme gegen die Römer Widerstand leistete und sich zuletzt in der Stadt Alesia verschanzt hatte, besiegte, war der Gallische Krieg – bis auf ein paar noch folgende Feldzüge – so gut wie beendet.

      Gallien war das Siedlungsgebiet keltischer Stämme, der Gallier. Die Bezeichnung Kelten (vom griechischen Keltoi, lateinisch dann Celtae oder Galli = die »Tapferen«, die »Edlen«) stammt – ebenso wie die der Germanen – aus den ethnografischen Schriften der griechischen und römischen Antike und wurde in der Neuzeit in Geschichte, Archäologie und Sprachwissenschaft übernommen. Dabei diskutiert man nach wie vor über eine allgemeingültige Definition der »Kelten«. Denn die Bezeichnung Kelten stellt sich in den Bereichen der antiken Ethnografie, in der Archäologie und in der Sprachwissenschaft durchaus unterschiedlich dar. Keltische Kultur ist durch archäologische Zeugnisse seit der Eisenzeit, konkret mit der späten Hallstattkultur (650–400 v. Chr.) und der Latènezeit (400–50 v. Chr.) belegt. Im Fall der Latènekultur liegen sowohl archäologische als auch antike schriftliche Quellen vor. Und die antiken Quellen bestätigen zudem, dass die Träger der Latènekultur keltisch sprachen, so in Gallien gallisch. Andererseits ist die genaue Unterscheidung keltischer und germanischer Stämme schwierig: Manche Stämme werden von antiken Autoren als keltisch, von anderen wiederum als germanisch eingeordnet. So sahen die Römer die Kimbern und Teutonen zunächst nicht als germanische, sondern keltische Stämme an.

      Ziel und Zweck von Caesars Schrift »Der Gallische Krieg« war die Rechtfertigung seiner Feldzüge in Gallien. Und der gallische Krieg war für Caesar ein Mittel, Macht und Reichtum zu erlangen und vor allem dem Senat in Rom seinen militärischen Erfolg nachzuweisen. Entsprechend erscheinen die Kelten als Gefahr und Bedrohung für Rom, andererseits stellte Caesar sie als durchaus fähig zur Zivilisation und Assimilation dar, um Teil des Imperium Romanum zu werden. Caesar grenzt die Kelten stark von den »unzivilisierten« Germanen ab – nach dem Motto, die Kelten als Untertanen zu gewinnen lohnt sich, eben weil sie im Unterschied zu den Germanen zivilisationsfähig sind, und deshalb lohnt sich auch ein Krieg in Gallien! Die Eroberung des germanischen Gebietes rechts des Rheins lohne sich dagegen nicht. Caesar war der Erste, der konkret und sehr genau die Kelten als die Stämme links des Rheines und die Germanen als die Stämme rechts des Rheines unterschied. Eine Unterscheidung, die so nicht zutrifft. So waren die Kelten erst ein paar Jahrzehnte vorher aus rechtsrheinischen Gebieten von den Germanen verdrängt worden und außerdem kam es auch zur Vermischung keltischer und germanischer Bevölkerung. Nach Caesar haben die Germanen – im Gegensatz zu den Kelten – weder eine ausgebildete Landwirtschaft, sondern leben von der Jagd, noch haben sie eine Religion mit Priestern, ausgebildeten Opferkult und Pantheon.

      Trotz dieser »Mängel« ist Caesars Bericht die erste und wichtigste Information über die Germanen, die uns vorliegt und die deshalb hier in einem Ausschnitt zitiert sei: »Die Germanen unterscheiden sich von diesen Gewohnheiten [der Kelten] sehr; denn sie besitzen keine Druiden [d. h. Priester], die den religiösen Angelegenheiten vorstehen oder sich den Opferfeiern widmen. In der Reihe der Götter zählen sie nur die, die sie wahrnehmen und deren Kraft ihnen offensichtlich hilft, Sol [Sonne], Vulcanus und Luna [Mond], die übrigen haben sie noch nicht einmal dem Namen nach vernommen. Ihr ganzes Leben besteht aus der Jagd und dem Eifer für Kriegsdinge. Von klein auf widmen sie sich der Müh und der Abhärtung. (…) Vor dem zwanzigsten Lebensjahr Kenntnis von einer Frau zu haben, wird zu den schändlichsten Dingen gerechnet. Doch können sie diese Sache auch nicht ganz verbergen, da sie sich gemeinsam in Flüssen waschen und Felle oder kurze Decken als Bekleidung nutzen und so ein großer Teil des Körpers nackt bleibt.

      Der Landwirtschaft widmen sie sich nicht, der größere Teil ihrer Nahrung besteht in Milch, Käse und Fleisch. (…) Wenn ein Stamm mit Krieg überzogen wird oder diesen erklärt, werden Anführer gewählt, die dem Kriegszug vorstehen und die Macht über Leben und Tod haben. Im Frieden gibt es keine gemeinsame Anführer, sondern die Anführer der einzelnen Gegenden und Gaue sprechen Recht und regeln Streitigkeiten. Verbrechen halten sie nicht für unerlaubt, wenn sie außerhalb der Stammesgrenzen geschehen, und sie empfehlen, dass diese geschehen zur Übung der Jugend und zur Verkleinerung der Begehrlichkeiten. Und wenn in der Versammlung ein Häuptling sagt, dass er der Anführer sein wolle und wer ihm folgen wolle, so stehen die, die den Anlass und die Person billigen, auf und versprechen ihm Unterstützung und werden von der Menge gefeiert. Wenn dann einer von diesen nicht folgt, so wird er für einen Fahnenflüchtling und Verräter gehalten und ihm später die Treue in allen Angelegenheiten abgesprochen. Einen Feind zu verletzen, wird nicht für Unrecht gehalten. Wer aus welchem Grund auch immer zu ihnen kommt, den verteidigen sie gegen jedes Unrecht und halten ihn für unantastbar, dem steht im Hause alles offen, und sie teilen die Nahrung mit ihm. (…)

      Da nun die Germanen noch in demselben Mangel, der Bedürftigkeit und der Not leben, in welchen sie schon zuvor steckten, gebrauchen sie dieselbe Nahrung und dieselbe Körperpflege. Den Galliern dagegen wurde durch die Nähe zu den Provinzen und die Kenntnis zahlreicher überseeischer Güter viel Wohlstand und Bequemlichkeit zuteil (…)« (Caesar, Der Gallische Krieg VI, 21–24).

       Ariovist contra Caesar

      Nicht nur diese erste Beschreibung der Germanen verdanken wir Caesar, sondern wir lernen durch ihn als Zeitzeugen auch erstmals eine germanische Führergestalt, Ariovist, »persönlich« kennen. Sein »Gallischer Krieg« ist die Hauptquelle zu Ariovist, aber auch Cassius Dio (153–229) erwähnt ihn in seiner »Römischen Geschichte«. Ariovist war ein Anführer der Sueben, »König der Sueben« nennt ihn Plinius der Ältere (23–79) in seiner »Naturalis Historia«. Gemeint sein dürfte damit eher ein Heerführer als ein König im heutigen Sinne. Caesar nennt ihn »Germanenkönig«. Die Sueben, von deren Name sich die spätere Bezeichnung Schwaben ableitet, waren ein Verband germanischer Stämme, deren Gebiet sich von der Ostsee bis zu den Mittelgebirgen und zwischen Elbe und Weichsel erstreckte. Nach Tacitus zählten die elb- und ostgermanischen Stämme zu den Sueben, so z. B. die Semnonen, Markomannen, Hermunduren, Quaden und Langobarden. Tacitus erwähnt auch die typische Haartracht der Sueben, den auf dem Scheitel hochgebundenen, sogenannten Suebenknoten. Der Suebenknoten war ein Statussymbol der Krieger, um damit »eine gewisse Größe zu erlangen und um Schrecken zu erregen« (Tacitus, Germania 38). Generell galten für die römischen Autoren zunächst die Sueben als Inbegriff der Germanen und prägten das damalige Germanenbild, bis diese Rolle dann später den Goten zukam.

      Herkunft und Geburtsjahr des Ariovist sind unbekannt. Ariovist war ein keltischer Name, er soll auch die keltische bzw. gallische Sprache gut beherrscht haben. Neben seiner ersten Frau, einer Suebin, hatte er zudem eine Keltin zur Frau, die Schwester von Voccio, des Königs des keltischen Stammes der Noriker.

      In den Blickpunkt der Römer und damit auch in unseren trat Ariovist erstmals, als er um 71 v. Chr. mit 15.000 Mann den Rhein überschritt und nach Gallien kam. Im Gefolge des Ariovist waren Söldner aus den suebischen Stämmen der Haruder, Triboker, Nemeter, Markomannen, Vangionen und Sedusier. Warum dieser Aufbruch? Der keltische Stamm der Sequaner im Gebiet zwischen Loire und Saône hatte Ariovist um Unterstützung gebeten in seinem Kampf mit den keltischen Haeduern um die Vorherrschaft in Gallien. Diese Kämpfe mit den Haeduern zogen sich zehn Jahr lang

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