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selbst begeht.

      Schöne Körper gewähren einen reizenden Anblick, ebenso wie Gold, Silber und alles Derartige, und für das Gefühl übt fleischliche Sympathie einen starken Reiz aus; gleichermaßen haben alle übrigen Sinne eine ihnen entsprechende Eigentümlichkeit der Körper. Auch zeitliche Ehre, Herrschergewalt und Oberhoheit und der aus ihnen entspringende Trieb nach Freiheit haben ihren Reiz: Doch dürfen wir, wollen wir dies alles erlangen, nicht weichen von dir, o Herr, und uns nicht entfernen von deinem Gesetz. Auch unser Menschenleben hat einen bestechenden Reiz durch eine gewisse Art von Anmut und Harmonie mit allem irdischen Schönen. Süß ist auch die Freundschaft der Menschen durch das teure Band, das viele Seelen vereint. Sünde aber wird alles dieses und ähnliches, wenn wir in zügelloser Hinneigung zu diesen Gütern, obgleich sie sehr gering sind (im Verhältnis zu denen, die du uns schenkst), die besseren und höchsten im Stich lassen, ja dich selbst, o Herr unser Gott, und deine Wahrheit und dein Gesetz. Wohl macht auch dies Geringe uns Freude, aber nicht wie du, mein Gott, der alles gemacht hat; denn die Gerechten freuen sich des Herrn, und er selbst ist die Wonne derer, die geraden Herzens sind. Fragt man nun nach der Ursache eines Verbrechens, so findet man keinen Glauben, wenn nicht die Begierde nach jenen Gütern, welche wir die niedrigsten nannten, als Grund nachgewiesen werden kann oder die Furcht, sie einzubüßen. Wohl sind sie schön und reizend, aber im Vergleich zu jenen höheren und selig machenden Gütern sind sie wertlos und verwerflich. Es beging einer einen Mord. Weshalb? Er liebte des Ermordeten Weib oder Gut, oder er wollte rauben, um davon zu leben, oder er fürchtete, von dem Ermordeten derartiges einzubüßen, oder Rachgier erfüllte ihn. Beging er etwa den Mord ohne Ursache und aus bloßer Freude am Mord? Das klingt unglaublich. Wird doch selbst bei jenem Wahnsinnigen und beispiellos grausamen Menschen als Ursache seiner nutzlosen Bosheit und Grausamkeit das Wort von ihm angeführt: »Nicht sollen mir in Untätigkeit Hand und Herz erschlaffen.« Was war aber der wirkliche Grund? Dass er durch die Übung im Verbrechen nach Eroberung der Stadt Ehrenstellen, Gewalt, Reichtümer erlangte und von der Furcht vor den Gesetzen aus seiner misslichen Lage, da sein Vermögen zerrüttet und sein Gewissen mit Verbrechen belastet war, befreit würde. Selbst ein Catilina liebte nicht seine Verbrechen, sondern anderes, dessentwegen er sie beging.

      Was liebte ich denn nun aber an dir, meinem Diebstahl, ich Elender, und jener nächtlichen Schandtat im sechzehnten Jahre meines Lebens? Du warst nicht schön, weil du eben ein Diebstahl warst, oder warst du denn überhaupt etwas, dass ich zu dir rede? Schön waren jene Früchte, die wir stahlen, weil du sie geschaffen, du Schönster von allen, du Schöpfer des Alls, gütiger Gott, du mein höchstes, du allein wahres Gut. Schön waren jene Früchte, aber nicht sie waren es, die meine elende Seele begehrte, denn bessere hatte ich in Menge; jene pflückte ich nur, um zu stehlen. Denn das abgepflückte Obst warf ich hinweg, und die Speise, die mich ergötzte, war einzig und allein die Sünde. Aß ich auch etwas davon, so wurde es mir doch nur durch die Sünde gewürzt. Und nun, mein Herr und mein Gott, frage ich dich, welche Freude mir der Diebstahl gewährte; er hat nichts Schönes, nichts Reizendes, wie es, von Mäßigung und Klugheit ganz und gar zu schweigen, in der Einsicht, dem Erinnerungsvermögen, den Sinnen und der Lebensfreude liegt, nichts Reizvolles, wie es der Glanz der Gestirne hat, welche das Himmelszelt zieren, nicht wie die Erde und das Meer, voll zeugenden Lebens, wo Entstehen und Vergehen in ewigem Wechsel begriffen sind. Kurz, meine Tat hatte nicht einmal jenen mangelhaften, nachäffenden Reiz, wie ihn Sünden haben, die uns täuschen (indem sie sich als Tugenden darstellen). So ahmt der Stolz die Erhabenheit nach, während du doch, o Gott, allein über alles erhaben bist; so sucht die Ehrsucht nur Ehre und Ruhm, während du doch vor allen allein zu verehren bist und zu preisen in Ewigkeit; so will die Strenge der Mächtigen gefürchtet werden; ist es denn nicht Gott, dem allein Furcht gebührt? Was kann deiner Macht entzogen und entrissen werden? Wann, wo oder von wem wäre dies wohl möglich? Die Liebkosungen der Mutwilligen wollen gefallen; doch nichts ist liebenswürdiger als deine Huld, und keine Liebe ist heilsamer als die Liebe zu deiner Wahrheit, die vor allem schön und lichtvoll ist. Die Neugierde strebt wissbegierig zu erscheinen, während du doch allwissend bist. Selbst die Unwissenheit und Torheit hüllen sich in den Deckmantel schlichter Einfalt und Unschuld, und doch gleicht dir niemand an Unschuld und Unsträflichkeit, denn die Taten der Bösen strafen sich selbst; die Trägheit will für Seelenruhe gelten, doch gesicherte Ruhe ist allein bei dem Herrn. Die Üppigkeit möchte gern Genüge und Fülle heißen, du aber bist allein (wahre) Fülle und unergründliche Quelle unvergänglicher Wonne. Die Verschwendung heuchelt Freigebigkeit zu sein, du aber bist der freigebigste, reichlichste Spender aller Güter; die Habsucht will Edles besitzen, du besitzt alles. Die Scheelsucht streitet über den Vorzug, doch wer ist vorzüglicher als du? Die Furcht schaudert vor ungewöhnlichen und plötzlich hereinbrechenden Ereignissen, die über das, was uns lieb, hereinbrechen, und macht ängstlich für ihre Sicherheit; doch was ist dir ungewöhnlich, was unvermutet? Wer will von dir scheiden, was du liebst? Oder wo gibt es wahre Sicherheit, wenn nicht bei dir? Die Trauer verzehrt sich, wenn sie verloren, was die Wollust erfreute, weil sie wollte, dass ihr nichts genommen würde, wie dir nichts genommen werden kann. So bricht die Seele den Bund der Treue, wenn sie sich von dir abwendet und nicht suchet in dir, was sie rein und klar nur findet, wenn sie zurückkehrt zu dir. Verkehrt ahmen dich alle nach, die sich von dir entfernen, und stehen auf wider dich. Allein indem sie dich so nachahmen, zeigen sie doch, dass du der Schöpfer der gesamten Natur bist und dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, sich völlig von dir zu scheiden. Was also liebte ich an jenem Diebstahle, und worin ahmte ich meinen Herrn nach, wenn auch nur in frevelhafter und verkehrter Weise? War es die Lust, dem Gesetz zuwiderzuhandeln, wenigstens durch Trug, weil ich mit meinem menschlichen Vermögen die dem Gebundenen mangelnde Freiheit durch strafloses Tun strafbarer Handlungen nicht nachahmen und so ein Zerrbild deiner Allmacht geben konnte? Es ist jener Knecht, der seinen Herrn verließ, um dem Schatten zu folgen. O Verderbnis, o Schauer des Lebens und Tiefe des Todes! Konnte ich wirklich Gelüst nach Unerlaubtem tragen, nur weil es Unerlaubtes war?

      Wie aber soll ich es dem Herrn vergelten, dass mein Gedächtnis solches noch einmal im Geiste an sich vor­übergehen lässt und dass meine Seele nicht davor zurückbleibt? Lieben will ich dich, o Herr, und dir Dank sagen und deinen Namen bekennen, da du so viele schändliche Missetaten mir verziehen hast. Deiner Gnade verdanke ich es und deiner Barmherzigkeit, dass du meine Sünde dahinschmelzen ließest wie Eis. Deiner Gnade verdanke ich auch, was ich an Bösem zu tun unterließ; denn was konnte ich nicht tun, ich, der den Herrn liebte, selbst wo es zwecklos war? Und nun kann ich bekennen, dass mir alles vergeben ist, wo ich aus freien Stücken handelte und wo ich’s nicht tat, weil du mich leitetest. Welcher Mensch, der seine Schwachheit bedenkt, wagt es, seine Reinheit und Unschuld als seiner eigenen Kraft entsprossen sich beizulegen, um ein Recht zu haben, dich weniger zu lieben; als ob er deiner Barmherzigkeit weniger bedürfte, mit der du allen, die sich zu dir bekehren, ihre Sünden vergibst? Denn wer von dir gerufen deiner Stimme folgt und das, was er in meinen Erinnerungen und Bekenntnissen liest, vermieden hat zu tun, der möge mich nicht verlachen, dass mich von meiner Krankheit der Arzt heilte, welcher ihn vor Krankheit oder besser gesagt vor schwerer Krankheit bewahrte. Deshalb sollte er dich gerade so, ja noch mehr lieben, weil er mich aus meinem tiefen Sündenschlafe erweckt sieht durch denselbigen, der ihn selbst davor bewahrte.

      Was hatte ich nun, einst elend, für Frucht von dem, dessen ich mich jetzt in der Erinnerung schäme: hauptsächlich von jenem Diebstahle, bei dem ich nur den Diebstahl an sich liebte? Nichts anderes (als eben den Diebstahl), da er selbst nichts war und ich durch ihn nur noch elender wurde. Und doch hätte ich es für mich allein nicht getan, insoweit erinnere ich mich meiner damaligen Gemütsverfassung; allein hätte ich es gewisslich nicht getan. So liebte ich dabei auch die Gesellschaft meiner Mitschuldigen, also doch noch etwas anderes als den Diebstahl, im Grunde genommen aber doch nichts anderes, weil auch jene ein Nichts. Was aber hat denn ein wahres Sein? Wer soll mich darüber belehren, wenn nicht du, welcher mein Herz erleuchtet und zerstreut seine Schatten? Was ist es, was mir in den Sinn kam, zu erforschen, zu untersuchen

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