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      »Ja, das stimmt. Das war beim ersten Fall, den ich zusammen mit Till bearbeitet habe. Sie hat uns damals mit Hintergrundinformationen aus dem Sex-Gewerbe versorgt.«

      »Jetzt rede dich aber mal nicht gleich um Kopf und Kragen«, lachte Jasmin mit erhobenem Zeigefinger.

      Siebels’ Gesicht nahm schon eine rötliche Farbe an, als Till endlich auf der Bildfläche erschien. »Da bist du ja endlich«, stammelte er.

      »Guten Morgen, oh gibt es schon wieder frischen Kaffee?«

      »Nix da«, wimmelte Jasmin ihn ab. »Geht jetzt mal in euer Büro, ich habe zu tun.«

      Siebels schüttelte nur den Kopf, schnappte sich seine Jacke und machte sich mit der Kaffeetasse in der anderen Hand auf den Weg nach nebenan. Till folgte ihm. Kaum hatte Siebels die Tür geöffnet, wurden er und Till mit einem warmen Applaus in Empfang genommen. Eine ganze Reihe der alten, ihnen noch gut bekannten Kollegen, hatte sich dort versammelt. In vorderster Front stand Charly, der auch gleich zu einer Rede ansetzte.

      »Wir heißen die besten Kommissare und liebenswertesten Kollegen der letzten hundert Jahre herzlich willkommen, zurück im Dienst bei der Frankfurter Mordkommission. Ein Hoch auf Siebels und Till.«

      Siebels stand mit offenem Mund vor seinen Kollegen, die wieder applaudierten. Till stellte sich neben Siebels und legte seinen Arm um dessen Schultern. »Sie haben uns ja doch nicht vergessen«, freute er sich.

      Hinter ihnen kam Jasmin mit einem großen Strauß Blumen herein. »So, Jungs, den stelle ich mal auf den Tisch, dann sieht das nicht mehr ganz so trostlos bei euch aus.«

      Siebels musste lachen, als er verstand, warum Jasmin ihn von seinem Büro fernhalten wollte, bevor Till eingetroffen war. Dann umarmte er seinen alten Weggefährten Charly Hofmeier. Till tat das Gleiche mit seinem alten Spezi Kulmbacher. Schließlich begrüßten und herzten sie all die anderen Kollegen und Kolleginnen.

      »Tja, wenn ich das geahnt hätte, hätte ich Mettbrötchen mitgebracht«, seufzte Siebels.

      Charly deutete auf ein ausgebreitetes gelbes Tuch auf dem Besprechungstisch, auf dem nun auch ein bunter Strauß Blumen stand. »Schau doch mal, was da wohl Leckeres drunter ist«, flachste er.

      Siebels lüftete das Tuch und zum Vorschein kamen die beliebten Mettbrötchen. »Jetzt fühle ich mich endlich wieder wie zuhause«, zeigte Siebels sich erfreut.

      Jasmin kam mit einem kleinen Geschirrwagen herein, auf dem drei große Kannen und ausreichend Tassen standen. »Also gut, Till, heute bekommst du ausnahmsweise auch noch mal einen Kaffee von mir.«

      Nachdem alle Kollegen mit Mettbrötchen und Kaffeetasse ausgestattet waren, ergriff Charly wieder das Wort. »Dass ihr zwei morgens ohne einen guten Kaffee nicht arbeitsfähig seid, weiß man ja hier im Präsidium. Darum haben wir ein bisschen gesammelt, um euch die Rückkehr zur alten Arbeitsstätte etwas angenehmer zu gestalten. Lieber Siebels, lieber Till, da drüben steht ein Willkommensgeschenk der Frankfurter Polizei.« Charly zeigte auf ein Sideboard, auf dem wiederum unter einem Tuch verhüllt die nächste Überraschung wartete. Siebels ließ nun Till den Vortritt, der das Geschenk enthüllte. Zum Vorschein kam ein Kaffeevollautomat.

      »Ist das geil«, gab Till seiner Freude lautstark Ausdruck. »Und ihr seid die geilsten Kollegen, die ich je hatte.«

      »Ich glaube, ich habe euch ziemlich vermisst, während meiner Zeit als einsamer Privatdetektiv«, legte Siebels nach. »Ich bin echt froh, jetzt wieder mit euch zusammenarbeiten zu dürfen.«

      In der nächsten halben Stunde wurde noch allerhand getratscht, dann verabschiedeten die Kollegen sich nach und nach. Zurück blieb Charly, einer der IT-Spezialisten des Präsidiums. Ohne dessen Unterstützung hätten Siebels und Till damals einige ihrer Fälle nicht so schnell aufklären können.

      Siebels gesellte sich wieder zu seinem alten Kumpel. »Mensch, Charly, das war ein schöner Empfang. Danke dafür.«

      »Bedankt euch bei Jasmin. Die hat das organisiert. Ich habe ihr nur ein paar Tipps gegeben, wo sie beim Sammeln überall vorstellig werden könnte.«

      »Unsere Assistentin wird mir immer sympathischer«, stellte Till fest.

      »Als sie mich vorhin davon abhalten wollte, allein ins Büro zu gehen, dachte ich schon, sie wäre ein bisschen durchgeknallt«, lachte Siebels. »Und du, Charly, wie läuft es bei dir?«

      »Ich kann mich nicht beklagen. Aber ohne euch war es manchmal schon langweilig.«

      »Na, dann ändern wir das doch wieder. Wir müssen an die E-Mails und Daten von Handy, Laptop und PC unseres Mordopfers kommen.« Siebels zeigte Charly das Foto. »Wäre schön, wenn wir dadurch einen Hinweis auf die Identität dieser jungen Frau bekommen würden.«

      Charly pfiff durch die Zähne. »Wow, steiler Feger. Ich schaue mir seine Gerätschaften nachher mal an.«

      »Jasmin lässt dir die Sachen ins Büro bringen.«

      »Fein. So, dann will ich euch nicht länger bei euren Ermittlungen stören. Wir sehen uns, bis bald.«

      *

      Die Kanzlei Lang und Partner befand sich in der Bockenheimer Landstraße, in der Nähe der Alten Oper. In dem Altbau nahm die Kanzlei die Räumlichkeiten im Erdgeschoss sowie in der ersten Etage in Beschlag. Von außen wies nur ein unscheinbares Schild an der Hauswand auf die Büros von Lang und Partner hin. Im Eingangsbereich wurden Siebels und Till von einer Empfangsdame in einem teuren Designerkleid hinter einem Tresen mit einem breit aufgesetzten Lächeln in Empfang genommen. Siebels schätzte sie auf Ende zwanzig. Simultan legten Siebels und Till ihre neuen Dienstausweise vor der Dame auf dem Tresen ab.

      »Wir möchten zu Herrn Lang«, sagte Siebels und sah dabei in ein perfekt geschminktes Augenpaar.

      »Kriminalpolizei«, entfuhr es der Dame ehrfürchtig. »Darf ich fragen, worum es geht?«

      »Das sagen wir Herrn Lang lieber persönlich.«

      »Natürlich. Einen Moment bitte.« Die Frau griff zum Telefon, dunkelrot lackierte Fingernägel tippten graziös eine Durchwahl ein. Sie informierte ihren Chef über den eingetroffenen Besuch, lauschte einen Moment in die Hörmuschel und setzte dann wieder ihr breites Lächeln auf, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. »Herr Lang holt sie in fünf Minuten ab. Setzen Sie sich doch bitte so lange.« Sie deutete auf eine kleine Sitzbank aus beigem Leder.

      Siebels und Till saßen dort eine Viertelstunde, bis Tobias Lang erschien, um sie abzuholen. Er war Anfang fünfzig, trug das graumelierte Haar kurzgeschnitten und beeindruckte mit einer kräftigen Statur. Er war knapp 1,90 m groß und mit einem maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug bekleidet. »Sie sind wegen Martin hier«, sagte er mit einem wissenden Nicken. »Schreckliche Sache. Herr Brenner hat mich gestern ins Bild gesetzt. Kommen Sie, gehen wir in mein Büro.«

      Siebels und Till folgten Tobias Lang über eine Treppe in die erste Etage, wo mehrere verschlossene Türen zu Einzelbüros führten. Tobias Lang ging schnellen Schrittes zu den zwei hintersten Türen auf der Etage. Dort lag sein Büro. Es war äußerst geräumig und vom Gang aus durch beide Eingänge betretbar. Neben einem mächtigen Schreibtisch stand ein Besprechungstisch mit vier Stühlen. Im hinteren Teil des Büros befand sich ein weiterer Arbeitsplatz, der aber unbesetzt war.

      Tobias Lang bot seinen Besuchern zwei Stühle an seinem Besprechungstisch an. »Martin war meine rechte Hand. Ich kann es immer noch nicht fassen. Nils Brenner war gestern ziemlich durcheinander, als er mich angerufen hat. Er hat die Leiche von Martin gefunden, sagte er mir. Ich habe ihm für heute freigegeben. Was ist da denn genau passiert?«

      »Das versuchen wir herauszufinden. Herr Schlosser wurde vorgestern Abend zwischen 22:00 und 23:00 in seinem Haus niedergeschlagen und erlag seinen schweren Kopfverletzungen.«

      »War es ein Einbrecher?«

      »Das können wir ausschließen. Er muss den oder die Täter ins Haus gelassen haben.«

      »Also jemanden, den er kannte? Mit seiner Ex-Frau lag

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