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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst
Читать онлайн.Название Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Год выпуска 0
isbn 9783845331966
Автор произведения Andreas Brandhorst
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Taschenbuch
Издательство Bookwire
Nach kurzer – ungewöhnlich kurzer – Zeit öffnete sich die Tür des Konferenzraums, und die oxtornische Delegation trat ein.
»Das ist alles?«, sagte Bull anstatt einer Begrüßung. »Du bist allein gekommen?«
»Ja. Hast du etwas daran auszusetzen? Ich bin Deshwan Jankoff, Interimskommandant der oxtornischen Heimatflotte. Genügt dir das nicht?«
Der Mann stand reglos im Türrahmen, die überbreiten Schultern leicht nach vorn gereckt, als wollte er die Terraner anspringen, die nach wie vor saßen. Er war fraglos ein alter Mann. Ein sehr alter. Sein ausgemergelter Kopf, der einem Totenschädel glich, ließ daran keinen Zweifel. Ansonsten ... Perry Rhodan gelang es erst lange Zeit nach ihrer Begegnung zu benennen, wie der Eindruck zustande kam, aber Deshwan Jankoff wirkte alles andere als alt. Er strahlte eine Tatkraft und Ungeduld aus, vor der man sich unwillkürlich wegzuducken suchte. Ähnlich wie Bull in dieser Hinsicht, kam Rhodan der Gedanke, und er ahnte, wie ihr Treffen enden musste: mit einem Zusammenprall zwischen Bull und dem Oxtorner. Die Frage war nur, wer wen gegen die Wand drücken würde. Für den Oxtorner sprach die zähe Konstitution seines Menschenschlags und die ihnen bislang noch unbekannten Qualitäten, die ihn zum Befehlshaber der oxtornischen Heimatflotte gemacht hatten, für Bull die Erfahrung, die Unterstützung seiner Freunde und seine Hartnäckigkeit, eine Eigenschaft, die sogar noch seine Ungeduld übertraf.
»Ich hätte erwartet, dass du einige deiner Interimsoffiziere mitbringst, oder wie du sie nennst«, sagte Bull. »Du wärest gut beraten, die Ergebnisse dieses Treffens möglichst breit zu streuen.«
»Wäre ich das?« Der Oxtorner bedachte Bull mit einem frostigen Totenkopflächeln.
Der Unsterbliche hielt dem Blick stand. »Dir könnte etwas zustoßen. In diesem Fall wäre eure Flotte nicht nur führungs-, sondern auch orientierungslos, unfähig, im Gesamtkontext der Lage zu agieren.«
»Schön zu sehen, dass ihr Terraner euch Gedanken um unser Wohlergehen macht. Ich kann dir aber versichern, dass ich keinerlei Absichten hege, mir etwas zustoßen zu lassen. Ich versichere dir, ich bin der Letzte, der einen latenten Todeswunsch hegt.«
»So siehst du aus!« Bull stampfte wütend auf. »Ich weiß gar nicht, wieso wir mit dir sprechen! Interimskommandant! Was für ein grotesker Titel! Was ist mit der Ersten Oxtornerin? Wieso meldet ...«
»Sie ist unabkömmlich. Sie misst sich mit den Tieren und Pflanzen der Chliitsümpfe. Sie will nicht gestört werden.«
»Das ist eine schöne Ausrede! Auf was wartet sie noch, bis sie ihr Amt wahrnimmt? Das Ende des Universums?«
»Sie kann nicht gestört werden. Dilja Mowak hat bewusst keinerlei Kommunikationsgerät mitgeführt.«
»Ach ja, hat sie das nicht?« Bulls Gesicht hatte sich tiefrot verfärbt. »Eine schöne Anführerin habt ihr da. Verzieht sich in die Sümpfe und ...«
»... in dem Bewusstsein, dass ihr Volk in der Lage ist, auf sich selbst zu achten. Ich besitze alle Vollmachten, in ihrer Abwesenheit die oxtornische Heimatflotte zu befehligen.«
»Wie bitte? Ein ... ein ...« Bull suchte nach Worten.
Höchste Zeit für den Guten, aktiv zu werden. Rhodan erhob sich und ging auf den Oxtorner zu. »Es freut mich, dass du die Zeit gefunden hast, mit uns zu sprechen, Deshwan.« Er hielt ihm die Hand hin. Der Oxtorner zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er sie. Sein Händedruck unterschied sich in nichts von dem eines Terraners. Es war eine bedeutsame Geste: Der Oxtorner hätte Rhodans Hand mühelos zerquetschen können. Dass er seine Kräfte nicht einmal andeutete, war ein Signal. Deshwan Jankoff war trotz seines schroffen Auftretens ernsthaft zur Kooperation bereit.
»Bitte, setz dich, Deshwan.«
Der Oxtorner kam der Aufforderung nach. Zögernd, wie es schien. Vielleicht, weil er im Sitzen weniger bedrohlich wirkte, trotz seiner überbreiten Schultern.
»Wir haben dich eingeladen, um uns mit dir im Licht der jüngsten Ereignisse zu beraten.«
»Davon bin ich ausgegangen. Allerdings nicht davon, dass gleich drei Unsterbliche mich erwarten. Was verschafft mir – uns – die Ehre?«
»Ich denke, das wird dir am Ende unserer Besprechung klar sein.« Rhodan deutete auf den letzten verbliebenen Holoticker, der sich vor Tifflor aufgebaut hatte. »Es gibt Nachrichten von großer Tragweite. Doch davon später. Zuerst sollten wir die Lage vor Ort analysieren. Deshwan, wann habt ihr die fremde Flotte in Praesepe zuerst geortet?«
»Ich habe euch die Ortungs- und Logdaten bereits übermitteln lassen.«
»Natürlich. Aber wir würden gern von dir persönlich eine Einschätzung der Lage erhalten. Wenn du so freundlich wärst ...«
Der Oxtorner zuckte die Achseln. »Also gut. Der erste Flottenverband der Fremden wurde am achten April 1341 NGZ um 4:35 Liga-Standardzeit durch einen Frachter geortet, um 4:39 wurde er unabhängig davon von einem oxtornischen Raumer geortet.«
»Warum so bescheiden, Interimskommandant?«, schaltete sich Bull ein. »Die Daten besagen, dass du selbst diese Ortung vorgenommen hast.«
»Das ist ein Detail ohne Belang. Ein Zufall, kein Verdienst von meiner Seite.«
»Ein großer Zufall, nicht wahr?« Bull war drauf und dran, die Faust auf den Tisch zu knallen, hielt sich aber im letzten Moment zurück. »Oxtorner sind nicht gerade begeisterte Raumfahrer und ...«
»Wie du aus meinem Lebenslauf ersehen kannst, der ohne Zweifel in euren Daten zu finden ist, bin ich in dieser Hinsicht kein gewöhnlicher Oxtorner. Ich habe mein Leben auf vielen Welten und Schiffen verbracht.«
»Seltsamerweise findet er sich nirgends. Wenn du so liebenswürdig wärst, ihn nachzureichen? Zur Komplettierung unserer Unterlagen ...«
»Sicher, sobald es meine Aufgaben zulassen.« Es war ein unangreifbares »Nein«, wie es einem Diplomaten zur Ehre gereicht hätte. Es ließ Rhodan aufhorchen. Es sagte ihm, dass Deshwan Jankoff mehr war als ein schießwütiger alter Mann.
»Das ist sehr freundlich von dir«, entgegnete Bull mit einem starren Lächeln. »Aber zurück zu den Fremden. Du bist genau zur richtigen Zeit im richtigen Sektor gewesen? Steigst innerhalb kürzester Zeit zum Kommandierenden der oxtornischen Heimatflotte auf? Das sind eine Menge Zufälle.«
»Wir Oxtorner glauben daran, dass man sich der Verantwortung stellen muss, ob es einem gefällt oder nicht. Ich hatte bislang geglaubt, dass in dieser Hinsicht Konsens zwischen den Terranern und meinem Volk besteht ...«
»Das tut es auch«, versicherte Rhodan. Er legte dem Freund beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Bully, mäßige dich bitte. Das ist keine Vernehmung, sondern ein Koordinationsgespräch unter Gleichen.« Er wandte sich wieder an Deshwan. »Bitte, berichte weiter.«
Der Oxtorner ließ den Blick zwischen Rhodan und Bull hin- und herwandern. Die Verwunderung war ihm anzusehen. Galten Rhodan und Bull nicht als unzertrennliche Freunde? Aber sie zeigten offen Differenzen! Und was war mit Tifflor? Der Unsterbliche starrte wortlos in seinen Holoticker und flüsterte lautlos von Zeit zu Zeit etwas vor sich hin, als sei er ein einfacher Assistent, betraut mit protokollarischen Aufgaben.
»Nun, wir haben die Fremden angefunkt. Um Identifikation gebeten, sie darauf hingewiesen, dass sie sich in unserem Hoheitsgebiet befinden. Sie reagierten nicht. Also haben wir ihnen Hilfe angeboten. Sie gaben wieder keine Antwort, stattdessen sprangen sie.«
»Wie weit und wohin?«
»Nicht sehr weit. Über 3,7 Lichtjahre. Und wohin? Sie schienen kein Ziel zu haben. Sie sind von einem Punkt weitab vom nächsten System zum nächsten Punkt weitab gesprungen. Durch einen glücklichen Zufall habe ich ihre Flotte wiedergefunden. Über den Rest wisst ihr Bescheid. Die oxtornische Heimatflotte nahm sich der Sache an. Die Liga schickte Verstärkung, über die ich anfangs erfreut war.«
»Jetzt nicht mehr?«
Der alte Oxtorner straffte sich. »Dein grundloses Zaudern, Perry