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er bemerkte, dass er stammelte.

      »Was tust du da?«, wollte der Olubfaner wissen, der ihn auf die Götterhaine hingewiesen hatte. »Warum rennst du so?«

      »Sie verfolgen mich!«

      »Wer?«

      »Die ... deine Artgenossen.« Osmund stemmte sich hoch und sah zum Waldrand. Niemand stürmte heraus und trampelte ihn nieder. »Sie waren direkt hinter mir.«

      »Da ist keiner. Was glaubst du denn, gesehen zu haben?«

      »Ein ... Ich weiß auch nicht. Ein Ritual, einen Götterdienst. Etwas in dieser Art. Sie haben sich gestört gefühlt.«

      Okmor lachte auf. »Du irrst dich. Wir kommen in den Hain, um ungestörte Zwiesprache mit den Göttern zu halten. Ehrendienste finden hier schon lange keine mehr statt, seit es immer weniger Gläubige gibt.«

      »Aber ich habe es selbst gesehen!«

      »Bist du dir sicher?«

      Natürlich!, wollte Osmund schreien. Aber stimmte das auch? Hatte er im Rausch nicht über eine Stunde verloren, an die er sich nicht erinnern konnte? Hatte er sich nicht eingebildet, die Büsche hätten gestrahlt, die Bäume gewabert und die Äste getanzt? Konnte er sich also den ganzen Rest ebenfalls eingebildet haben? »Ich weiß es nicht. Was tust du hier?«

      »Dich suchen. Vorhin wollte ich dir noch sagen, dass du den Hain nicht betreten solltest, weil das Aroma der Harztropfbüsche auf weniger robuste Körper wie unsere schnell eine fatale Wirkung haben kann. Ohnmacht, Desorientierung, Halluzinationen. Aber dann wurden wir getrennt, und du warst plötzlich verschwunden.«

      »Und deshalb bist du mir nachgekommen?«

      »Ich musste lange suchen, hätte beinahe aufgegeben. Doch ich habe geahnt, dass ich dich neugierig gemacht habe.«

      »Und deshalb bist du mir nachgekommen«, wiederholte Osmund.

      »Selbstverständlich. Glaubst du, ich will mir vorwerfen müssen, einen Gast des Festes ins Unheil geschickt zu haben? Das würde ich mir nie verzeihen. Und die Götter auch nicht.«

      *

      »Wie geht es dir?«, fragte Perry Rhodan.

      »Besser.« Osmund griff nach dem Wasserglas auf dem Konferenztisch und trank es in einem Zug leer. »Ich fühle mich noch ein wenig verkatert, aber mein Körper hat sämtliche Giftstoffe ausgeschieden. Der Durst sollte ebenfalls bald nachlassen.«

      »Ein Hoch auf die Medoroboter«, sagte Tenga.

      »Wenn sie mir nur verraten könnten, ob ich mir das alles nur eingebildet habe.«

      »Bist du einsatzbereit?«, wollte Rhodan wissen.

      »Absolut.«

      »Gut. Dann lasst uns rasch abgleichen, was ihr herausgefunden habt.«

      Zunächst berichtete Osmund von dem Glaubenskrieg vor über hundert Jahren und dem Einschreiten der Cairaner. »Seitdem ist die öffentliche Glaubensausübung außerhalb der Götterhaine verboten. Das soll den Frieden sichern. Während mich Okmor aus dem Hain begleitete, erzählte er jedoch, dass nicht alle Olubfaner mit der Regelung glücklich sind. Sie fürchten, dass der Glaube an die Elfgötter aussterben könnte. Der Konflikt scheint unter der Oberfläche zu köcheln und bricht nur aus Angst vor den Cairanern nicht aus. Auf mich wirkt es, als wären sie zerrissen zwischen ihren Göttern und ihren Gönnern.«

      »Die Cairanische Epoche«, sagte Donn Yaradua, »bedeutet also auch im Kleinen, auf irgendwelchen befriedeten Welten, kein Leben im Paradies. Es gibt weiterhin Streitigkeiten.«

      »Und Gefahren wie die Ladhonen«, ergänzte Farye Sepheroa. »Die meisten Leute, mit denen ich gesprochen habe, sehen sie als galaktische Geißel an.«

      »Habt ihr herausgefunden, seit wann sie ihr Unwesen treiben?«, fragte Rhodan.

      »Nein. Der Aankhpanali hat zwar etwas vom Vater seines Vaters geschwätzt, der die gute, alte Zeit noch miterlebt hat. Aber wir wissen nicht, ob das nur eine Redewendung war, und wie lange diese Wesen leben.«

      »Eine weitere Sache ist mir aufgefallen«, fuhr Osmund fort. »Zumindest in Oppolon scheint die Technik in den über hundert Jahren seit Beginn des interstellaren Reisens nicht den Entwicklungssprung vollzogen haben, den ich erwarten würde. Allerdings kann ich nicht beurteilen, ob das mit dem Posizid oder der Datensintflut zusammenhängt oder ob die Cairaner ihre Klientkultur in technischer Hinsicht kurzhalten.«

      »Danke«, sagte Rhodan. »Farye?«

      »Ich habe mich in verschiedenen Raumfahrerkneipen umgehört. Dabei fand ich heraus, dass die Lemurische Allianz eine kleine Botschaft in Oppolon unterhält. Und zwar in einem dieser klobigen Gebäude mit den Schornsteinen, die normalerweise den Einheimischen gehören.«

      »Das deckt sich mit den Daten, die wir bereits aus einigen abgehörten Funksprüchen gewonnen haben.«

      »Wie dem auch sei, die Lemurische Allianz ist ein Pakt zwischen der Liga Freier Galaktiker, dem Tamanium und der Akonischen Räterepublik.«

      »Das Tamanium?«, echote Winston Duke. »Offenbar hat man im Laufe der Zeit auf den Namenszusatz ›neu‹ verzichtet.«

      »Nach fünfhundert Jahren ist nichts mehr neu. Noch etwas zu den Akonen: Ihrer Räterepublik steht Rheelona tan Thanor vor, die Priorrätin des Hochrates. Ach ja, die Arbeitsplattform der Jülziish-Völker, das sogenannte Gatasium, plant ebenfalls eine Botschaft zu errichten.«

      »Tatsächlich?«, fragte Rhodan. »Aus einer der Nachrichtensendungen ging hervor, dass das Gatasium kein Interesse an einer Vertretung auf dem Planeten einer so jungen Zivilisation hat.«

      »Und aus einer anderen«, fügte Tenga hinzu, »dass die Gataser etliche Restaurants eröffnen wollen, um die Olubfaner in den Genuss ihrer Küche kommen zu lassen. Offenbar müssen wir uns daran gewöhnen, dass es in der Milchstraße zu einem Sachverhalt häufiger drei, vier verschiedene Wahrheiten gibt.«

      »Wissen wir etwas über Arkon?«, erkundigte sich Rhodan. »Das dürfte insbesondere Atlan interessieren.«

      »Die Arkonidischen Sternenbaronien«, sagte Tenga, »haben sich im Jahr 1750 NGZ zu den Vereinigten Sternenbaronien Thantur zusammengeschlossen. Das hat mir ein Arkonide erzählt, der meine Liebe für Pralinen teilt, wie sich in unserem Gespräch herausgestellt hat. Die Kristallbarone arbeiten in einem Kristallrat zusammen, aber es existiert ein Primus inter Pares: der Thantur-Baron. Angeblich gibt er sich bescheiden, hat jedoch de facto das Erbe der alten Imperatoren angetreten.«

      »Kennst du seinen Namen?«

      »Larsav da Ariga. Er residiert in seinem Kristallpalast auf Zalit im Vogasystem, hat aber noch eine Nebenresidenz auf Gosarkon. Das liegt ... Moment ... im Khonosystem.«

      »In der Dashkon-Sternwolke«, ergänzte Rhodan. »Sehr gut. Und schon wissen wir ein bisschen mehr, was sich in den letzten fünfhundert Jahren getan hat. Viele Begriffe kannten wir bereits aus dem Hyperfunk, aber jetzt haben sie ein bisschen mehr Struktur, Substanz und Zusammenhalt gewonnen – falls denn alles stimmt, was man so hört. Für ein erstes unauffälliges Umhören ist das recht ordentlich, aber selbstverständlich nicht annähernd genug.«

      Er überlegte kurz.

      »Die Botschaft der Lemurischen Allianz klingt vielversprechend«, fuhr er fort. »Vielleicht können wir Kontakt mit ihr aufnehmen und Genaueres über ihre interne Situation erfahren, vor allem was die Liga Freier Galaktiker und Terra betrifft. Wir müssen ein Gefühl dafür bekommen, was für ein Empfang uns erwartet, wenn wir uns zu erkennen geben.« Er lächelte in die Runde. »Deshalb werdet ihr einen zweiten Ausflug unternehmen, und ich begleite euch.«

      Und was hast du verloren?

      Darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Was bringt es auch ein, über Personen nachzudenken, die man nie wiedersehen wird? Ich erlaube mir die Hoffnung, dass sie schöne, erfüllte Jahre erleben durften – und dass

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