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seinen Fangarmen Boote versenkt und Seeleute gefressen. Nun, da er satt war, hatte er sich in einen langen Schlaf begeben. Wenn er einmal erwachte, würde er die Seefahrer in einem Todeswirbel in den Abgrund reißen.

      Cru verscheuchte die düsteren Gedanken. Die Wahrheit war, dass die Fischer dort zur See rausfuhren, wo ihnen die meisten Fische in die Netze gingen.

      Er dachte darüber nach, dass der Felsen, auf dem er saß, erst im myranischen Mittelalter aufgefaltet worden sein sollte. Selbst der Felsen war also nicht immer an diesem Ort gewesen. Lange genug für ihn jedenfalls. Der Felsen würde nicht mehr weggehen, genauso wenig wie Cru.

      Damals war auch die große Bucht entstanden, auf die er nun hinabblickte.

      Er spürte, wie sein Herz schneller schlug.

      Dort unten war Silhouette.

      *

      Grüß dich, Cru.

      Ich grüße dich, Sil.

      Sie begannen die Unterhaltung bereits, als sie noch viele Mannlängen voneinander entfernt waren. Dabei benutzten sie dieselben Zeichen, mit denen sie sich auch unter Wasser verständigten. Sil und Cru hatten die Zeichensprache der Taucher perfektioniert und führten damit oft lange Gespräche.

      Silhouette stand bis zu den Knöcheln im seichten Wasser und vertäute an einem Baum am Ufer die KÖNIGIN, ihr kleines Boot, das leicht einhändig gesegelt werden konnte, aber auch eine Kabine besaß, in der vier oder fünf Seefahrer Platz fanden.

      Zwanzig oder dreißig schlanke Kaydras umwimmelten die KÖNIGIN auf Beutefang, merkten, dass es nichts zu holen gab, und zogen weiter übers Wasser, als ginge sie das alles nichts mehr an.

      Du warst also schon draußen!

      Es ist ein wunderschöner Tag! Das Meer ist ruhig. Der Riese schläft wohl noch.

      Sil benutzte die Zeichensprache sogar für ironische Äußerungen. Nicht immer gefiel Cru das. An diesem Tag war es ihm egal.

      Draußen hat eine Familie Flugmantas ihr Frühlingstänzchen aufgeführt.

      Cru keckerte, während er immer schneller ausschritt.

      Nach Meinung einiger Lehrer waren die großen Tiere der Ursprung der Legende vom schlafenden Riesen. Ein geschickter Taucher konnte sich unter Wasser ein Stück von ihnen mitnehmen lassen. Doch niemals hatte sich einer an einem Flugmanta festhalten können, der übermütig wurde und aus dem Wasser sprang.

      Ich habe eine Händlerin aus dem Norden gesehen. Weiß nicht, was sie bringt.

      Wir werden sehen.

      So ist es.

      Dann war er bei ihr.

      Sie trug ein grobes Hemd und eine kurze Hose. Das Hemd war an einigen Stellen nass, da sie im Wasser gewesen war und es übergezogen hatte, ohne sich abzutrocknen. Die kleinen spitzen Ohren, die seitlich vom Kopf abstanden, drehten sich neugierig zu allen Seiten, und ihre schrägen gelben Augen blickten ihm verheißungsvoll entgegen.

      Sie umarmten sich und legten die Stirnen aneinander.

      »Oh, du bist noch nass!«

      Sie keckerte und kniff ihm in die Seite. Dann zog sie das Hemd aus und trocknete damit einige noch nasse Stellen.

      Sie gingen gemeinsam am kleinen Strand entlang und planten den Tag.

      Später fuhren sie mit Cayalla aus dem Dorf zu einem Tauchgang hinaus, bei dem sie herausfinden wollten, ob die lebendigen Wälder gewachsen waren, die im Rhythmus des Ozeans schwangen. Am Abend würden sie an den Strand zurückkehren, und Cru würde Silhouette wieder einmal zuhören, wenn sie von Nachtlicht schwärmte, dem hellsten Stern am Himmel.

      Natürlich wusste Cru, dass Nachtlicht kein Stern war, sondern ein Gasplanet, der Somnus umkreiste, so wie ihr eigener Planet. Doch für Silhouette war er ein magisches Objekt, an dem die Seefahrer sich orientierten und den die Luftfahrer sich einst zum Ziel nehmen würden. So wie in der Legende der Lurer, die vor langer Zeit vom Himmel gekommen waren, um die Völker von Myra zu gründen.

      Als sie an diesem Tag zurückkamen und die KÖNIGIN in die Bucht einfuhr, hatte Cru alle bösen Gedanken vergessen. Da sah er am Strand die hoch aufgerichtete Gestalt, die auf sie wartete, geduldig wie eine Statue. Es war die Fremde.

      *

      Sie war größer und noch dünner, als Cru erwartet hatte, mit langen Ohren und herben Gesichtszügen. Dennoch blickten ihre gelben Augen sanft, und um die Mundwinkel hatten sich kleine Grübchen gebildet. Das Grün ihrer Haut war heller als das der Küstenbewohner, und sie sprach mit einem seltsamen Zungenschlag.

      Widerwillig gestand Cru sich ein, dass er sie auf Anhieb mochte.

      Sie hatte ein paar freundliche Worte mit Silhouette gewechselt und wandte sich nun Cru zu.

      »Ich sehe, ich gefalle dir. Das ist gut.«

      Erschreckt stellte Cru fest, dass er sie angestarrt haben musste.

      »Mein Name ist Shanee«, sagte sie. »Shanee May. Im Dorf sagte man, du und Silhouette seid die besten Taucher der Küste. Ihr seid schon weit aufs Meer hinausgefahren, nicht wahr?«

      Cru zögerte. Was wollte die Fremde von ihnen?

      Silhouette machte das Zeichen für Bestätigung. »Und in große Tiefen getaucht!«, berichtete sie voller Begeisterung. »Du findest hier nirgends Taucher mit mehr Erfahrung als uns.«

      Die Fremde keckerte auf eine eigenartige, fremde Weise.

      »Das ist gut«, sagte sie wieder. »Denn ich besitze diese Erfahrung nicht. Könnt ihr es mir beibringen?«

      Silhouette bestätigte eifrig. Sie hatte wohl auf Anhieb eine neue Freundin gefunden. Auch ihr gefiel die geheimnisvolle Frau aus dem Norden offensichtlich.

      Nachdenklich betrachtete Cru das vierbeinige Lasttier, das sich am Strand niedergelassen hatte und anscheinend schlief. Ein schmutziges zotteliges Fell bedeckte den Körper, dessen Form Cru nicht genau ausmachen konnte. Was für ein Tier war das überhaupt?

      Er lugte hinüber zu dem kleinen Schlitten, den es gezogen hatte. Unter einer Plane war die Ware verborgen, die die Fremde mitgebracht hatte.

      »Ist das euer Schiff? Es ist schön.«

      Silhouette nahm das Lob zum Anlass, ins flache Wasser zu waten und ihrer neuen Freundin eine kleine Führung zu geben. Sie half ihr an Bord der KÖNIGIN und zeigte ihr die kleine Kabine, in der ihre Netze und die Tauchausrüstung lagerten: Flossen, Druckluftflaschen, Atemschläuche, Handlichtwerfer und so weiter.

      »Ich habe da etwas, das euch interessieren dürfte«, sagte die Fremde, nachdem sie mit einem eleganten Satz zurück ins Wasser gesprungen war. Sie ging zum Strand, wo das Lasttier zurückgeblieben war, das sich für all das nicht zu interessieren schien.

      Die Fremde schlug die Plane über dem Schlitten zurück und enthüllte darunter allerlei Gerät.

      Als Erstes fielen Cru die Kleidungsstücke auf: Skaphander aus einem lederähnlichen Material, die zum längeren Aufenthalt in großer Tiefe gedacht waren. Dann sah er, dass die Kleidung auf einem Stapel Druckluftflaschen lag, etwas größer als die, die Sil und Cru verwendeten, jeweils zwei durch ein Brückenventil zu einem Paket verbunden. Auch Flossen sah er und Pakete mit Kleingeräten.

      All das war neuestes Tauchgerät, und zweifellos war es die Ausstattung für eine größere Expedition, anders als die bescheidene Ausrüstung, die Cru und Sil verwendeten, wenn sie in die Tiefe hinabgingen.

      Sie benutzten selten Skaphander und manchmal nicht einmal Luftflaschen. Die Lungen der Küstenbewohner waren größer als die der Leute aus dem Norden, und sie ertrugen die Kälte in großer Tiefe. Die Fremde jedoch bereitete sich offenbar auf einen ungewöhnlich langen und tiefen Tauchgang vor.

      »Das ist eine topmoderne Ausrüstung industrieller Fertigung«, sagte er staunend. »Damit können wir stundenlang in die Tiefe gehen!«

      »Die

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