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nicht ganz sicher zu sein, wie er es nennen sollte. Vielleicht kam bei den Shenpadri so etwas normalerweise nicht vor. »Sie verlässt uns und kehrt zum Schiff zurück, wo man sich um sie kümmern wird.«

      Ein Beiboot kam von dem großen Segmentraumer am heller werdenden Himmel, ein kleiner roter Zylinder. Sie warteten, bis es gelandet war und die geschwächte Shonmia aufgenommen hatte. Dann deutete Shanlud zur dunklen Öffnung im Eis zwischen den beiden Felsen.

      »Ein zweiter Fund, tief im Eis«, verkündete er. »Noch mehr Ruhm, noch mehr Ehre. Noch mehr zu sehen für den Seher und Erkenner, der einen legendären Namen trägt!«

      *

      Es wurde nicht kälter, als sie in die Tiefe kletterten, sondern wärmer. Die etwas höheren Temperaturen – meistens blieben sie knapp unter dem Gefrierpunkt – gingen auf die Aktivitäten von Robotern zurück, die sich mit Thermostrahlern und Bohrern durchs Eis gruben. Die autonomen Maschinen erweiterten Spalten und Risse und stabilisierten die Eismassen mit Stützelementen.

      Die beiden Shenpadri, Ruinenhüter Shanlud und der zweite Plattformpilot, benutzten Raupenschlitten, bis sie die erste steile Passage erreichten, mit Stufen und Rillen im Eis, die genug Halt boten. Von dieser Stelle an glitten und krochen sie, aber so flink, dass sich Rhodan und Amma Vargas beeilen mussten, um nicht den Anschluss zu verlieren.

      In unregelmäßigen Abständen leuchteten Lampen an den Wänden; wenn es zu dunkel wurde, benutzten die beiden Shenpadri die Lampen der Werkzeugringe an ihren Hälsen.

      Als sie nach einer halben Stunde den felsigen Boden am Ende des langen Eistunnels erreichten, fanden sie den ersten mumifizierten Toten.

      Wann der Mann mit dem langen dunklen Haar gestorben war, ließ sich kaum abschätzen. Ledrige, fleckige Haut spannte sich neben leeren Augenhöhlen über hohen Wangenknochen. Am Hals zeichnete sich deutlich der Kehlkopf ab. Halb zusammengekrümmt lag er neben den zerschmetterten, zerfetzten Resten eines Schotts, eine Hand mit knochigen Fingern ausgestreckt. Die erstaunlich gut erhaltene Uniform trug das Wappen des Solaren Imperiums: das terranische Sonnensystem vor dem Hintergrund der Milchstraße.

      Amma Vargas bückte sich und drehte die mumifizierte Leiche vorsichtig. Sichtbar wurden eine Lache aus gefrorenem Blut und eine klaffende Wunde in der Seite des Mannes, so groß und tief, dass Rhodan Rippenknochen und das Hüftgelenk erkennen konnte.

      »Keine Strahlwaffe«, sagte Amma. »Dann wären Verbrennungen zu erkennen. Auch kein Desintegrator. Etwas scheint den Körper aufgerissen zu haben.«

      »Ein Mensch, ein Terraner, ja?« Shanlud deutete mit einem Greiflappen seines Schwanzes durch das zerstörte Schott. »Dort gibt es weitere, von unseren Erkundern entdeckt.«

      Damit meinte er die kleineren, käferartigen Roboter, wie Rhodan inzwischen wusste. Einige wichen beiseite, als Rhodan und seine Begleiter zwischen den Trümmern eines Raums herumkletterten, der einst eine Luftschleuse gewesen war.

      Shanlud und der andere Shenpadri leuchteten mit ihren Lampen in den dunklen Gang dahinter. Zwei weitere Tote lagen dort, in einer improvisierten Barriere, die in sich zusammengefallen war und die beiden Verteidiger halb unter sich begraben hatte.

      Verteidiger, dachte Rhodan. So sah es aus: Diese beiden Terraner hatten versucht, einen Angreifer abzuwehren, einen Gegner, der das Schott durchbrochen und die Luftschleuse verwüstet hatte. Wer konnte Terkonit wie dünnes Holz zerbrechen, es wie Papier zerknüllen?

      Durchstoßene Wände, zertrümmerte Türen, zerschmetterte Einrichtungen – überall bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Bei manchen Toten konnte man gar nicht mehr feststellen, ob es Männer oder Frauen gewesen waren – ihre zerfetzten Überreste, kaum mehr als gesplitterte Knochen, lagen verstreut.

      »Die Menschen dieser Station haben sich gegen etwas zur Wehr gesetzt.« Amma Vargas sondierte mit ihren Scannern und Sensoren. »Aber wogegen?«

      »Ich weiß es nicht«, erwiderte Rhodan, obwohl sich erste düstere Ahnungen in ihm regten. »Sehen wir uns die Zentrale an!«

      Die Orientierung fiel ihm nicht schwer. Er konnte die Interkosmo-Hinweise an den Wänden und intakt gebliebenen Türen lesen, und außerdem kannte er den Aufbau solcher Stationen, die die Solare Flotte damals auf vielen strategisch wichtigen Planeten eingerichtet hatte.

      *

      Es dauerte nicht lange, bis sie die Zentrale erreichten, einen runden Raum mit zertrümmerten Konsolen und einem Schlackehaufen an der Stelle, wo ein Datenport der Stationspositronik installiert gewesen war. Die beiden Shenpadri glitten im Licht ihrer Lampen zwischen den Trümmern umher und untersuchten alles mit den Instrumenten der Werkzeugringe.

      »Ich fürchte, hier finden wir keine Aufzeichnungen«, sagte Amma Vargas. »Der Widerstand, den die Menschen geleistet haben, scheint zwecklos gewesen zu sein. Wer immer ihr Gegner war: Er ist bis hierher vorgestoßen und hat alles zerstört.«

      »Vielleicht gibt es noch Datenspeicher, die unbeschädigt geblieben sind.« Rhodan sah sich um. »Im Kern der Positronik eine Etage tiefer. Wenn ich sie bergen und an Bord der RAS TSCHUBAI mithilfe von ANANSI untersuchen könnte ...«

      »ANANSI?«, fragte Amma.

      Die beiden Shenpadri wirkten plötzlich sehr aufgeregt. Ruinenhüter Shanlud schlängelte sich an scharfkantigen Trümmern vorbei.

      »Ein Roboter, ein Erkunder, eine Nachricht!«, rief er mit seiner Lingumaske. »Es wurde eine Lebensform gefunden, die nicht tot ist!«

      *

      Der Erkunder hatte ihnen eine Sonde geschickt, die aussah wie ein kleines, langbeiniges Insekt, das in einem goldenen Licht erstrahlte. Sie flog mithilfe mehrerer, winziger Propeller, deren Brummen den Eindruck eines lebenden Wesens verstärkte. Der kleine goldene Navigator führte sie tiefer in die verwüstete Station, durch einen Maschinensaal mit zerstörten Aggregaten und in einen Raum mit zwölf Behältern, die den Suspensionskapseln der RAS TSCHUBAI ähnelten – einfache Hibernationstanks, nur einer von ihnen zerstört. In der Wand dahinter zeigte sich ein großes dunkles Loch.

      Von den elf intakten Behältern war nur einer nicht leer – eine reglose Gestalt ruhte in ihm.

      Rhodan eilte sofort zu ihr, in der Hoffnung, dass ein Besatzungsmitglied die vergangenen drei Jahrtausende im Kälteschlaf überlebt hatte.

      »Unmöglich«, hörte er Amma Vargas hinter sich sagen, und sie behielt recht. Die zertrümmerten Aggregate des Maschinensaals lieferten längst keine Energie mehr. Elf von zwölf Hibernationskapseln mochten der Zerstörung zwar entgangen sein, doch am Leben konnten sie niemanden mehr erhalten.

      Rhodan betrachtete den mumifizierten Leichnam im letzten Behälter. Der Körper war in besserem Zustand, vielleicht weil die geschlossene Kapsel etwas mehr Schutz geboten hatte. Eine Frau lag dort, das Haar lang und schwarz, das Gesicht schmal, die Augen geschlossen. Sie musste jung gewesen sein, nicht älter als dreißig, und ihre Kleidung trug das Abzeichen der Kommandantin über dem Wappen des Solaren Imperiums und einem silbernen Schild mit dem Namen: Betty Anne Longfield.

      »Sie starb vermutlich zuletzt«, sagte Amma Vargas neben Rhodan. Wie er blickte sie auf die Gestalt in der Kapsel. »Sie zog sich hierher zurück, als alle anderen tot waren. Vielleicht glaubte sie, bis zum Eintreffen von Hilfe nur einige Jahre im Kälteschlaf verbringen zu müssen.«

      »Wir haben nie einen Hilferuf von Tellus empfangen«, murmelte Rhodan.

      »Jetzt kennst du den Grund. Es überlebte niemand, der einen Hilferuf hätte senden können. Doch eine große Frage bleibt.«

      »Wer hat die Station angegriffen und ihre Besatzung getötet?« Rhodan wandte sich an Shanlud. »Du hast eine Lebensform erwähnt, die nicht tot ist.«

      »Nicht hier. Dort!« Der Ruinenhüter zeigte zum Loch in der Wand.

      Rhodan ging durch den Raum und blieb dicht vor der großen, dunklen Öffnung stehen. Shanlud und der andere Shenpadri leuchteten mit ihren Lampen.

      Das Licht fiel auf Trümmer. Weiter hinten

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