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der Margenane – des Elements der Maske.

      Kazzenkatt ließ sie vorerst unbeachtet und wandte sich anderen Objekten zu. Es waren lange, schlanke Körper von bis zu hundert Metern Länge, die am vorderen Ende einen Querbalken aufwiesen, so dass ihre Schnauze stumpf und überlastig wirkte. Dennoch hatten diese Gebilde etwas Majestätisches, Graziles an sich.

      Es waren die Gruuthe – in ihrer Gesamtheit das Element des Raumes.

      Kazzenkatt fixierte einen Gruuth, weil er ihm wegen seiner bunten Maserung besonders ins Auge stach.

      »Ich bin Glittersegler«, meldete sich das Element des Raumes telepathisch, Gruuthe gaben sich solche poetische Namen, die einen Anachronismus zu ihrer sonst so rationellen Denkweise bildeten.

      Aber diese Namen passten zu ihrem Äußeren. Obwohl synthetische Geschöpfe wie die Kriegselemente, organische Roboter bloß, die am Fließband produziert wurden, boten sie einen ästhetischen Anblick, erweckten sie Assoziationen zu buntschillernden Fischen, die das Vakuum des Alls durchschwammen. Selbst Kazzenkatt fiel es schwer, sie als Roboter statt als organische Lebewesen zu sehen.

      Sie hatten eine halbenergetische, transparente Hülle, durch die farbenprächtige, pulsierende Innereien, Organe geradezu, zu sehen waren.

      Glittersegler war ein besonders schönes Exemplar, war sich seiner Wirkung aber bestimmt nicht bewusst.

      »Willkommen im Dekalog der Elemente«, begrüßte Kazzenkatt den Gruuth, was nicht ohne Spott gemeint war, denn so etwas wie Emotionen kannten die Vertreter des Elements des Raumes nicht. »Hattet ihr einen guten Flug?«

      »Wir sind stets zur Stelle, wenn du uns rufst«, antwortete Glittersegler. »Aber wir hätten uns einen angenehmeren Treffpunkt gewünscht. Dies ist kein Platz, an dem wir uns entfalten können. Orte selbst, Sonnentänzer und Nebeltaucher hat es erwischt!«

      Kazzenkatt folgte dem Hinweis und sah im Zerotraum, wie zwei Gruuthe abtrudelten. Sie hatten sich vom Schwarm abgesetzt und waren ins Feld der schweren Mini-Asteroiden geraten. Mit zuckenden Bugbalken und peitschenden Rumpfenden versuchten sie, sich wieder in den freien Weltraum zu retten.

      »Diese Gravitation!«, vernahm Kazzenkatt den telepathischen Aufschrei des einen Gruuth. »Sie wird mich vernichten.«

      Diese Befürchtung war gewiss übertrieben, denn Gruuthe waren nur durch Überladung höherdimensionaler Energien zu zerstören. Aber immerhin konnte ihnen die Schwerkraft von Himmelskörpern ganz schön zusetzen, und die extrem dichten Winzlinge von Asteroiden des Sarg-Systems entwickelten eine ungeheure Gravitation, die recht schmerzlich für Gruuthe sein musste.

      Kazzenkatt beobachtete fasziniert, wie sich die beiden Vertreter des Elements des Raumes nach längerem verzweifelten Bemühen schließlich aus dem Gravitationsbereich des Asteroidenfelds brachten.

      Zuvor gab es aber noch einen Zwischenfall. Ohne äußerlich erkennbare Zeichen fanden in Glittersegler plötzlich zwei Emotio-Explosionen statt. Für einen Moment kam es zu einem mentalen Aufruhr, dann legten sich die Wogen wieder.

      Kazzenkatt merkte an dem telepathischen Potenzial, dass Glittersegler plötzlich mehrere Geister innewohnten, die sich als Tjan identifizierten. Das Element der Lenkung wusste natürlich, was das zu bedeuten hatte.

      Die Tjan waren das Element des Geistes, körperlose, unsichtbare und unstoffliche Wesen, die die Gruuthe als Transporthilfe benutzten, um die Entfernungen zurücklegen zu können. Die Tjan waren reiner Geist, hervorgegangen aus dem Vergeistigungsprozess eines Volkes. Aber anstatt sich zu einem Multibewusstsein zusammenzuschließen, war jeder vergeistigter Tjan ein eigenes Individuum geblieben. Und so war eine Horde überaus unruhiger, polternder Geister entstanden.

      Als Nebeltaucher und Sonnentänzer dem Gravitationsfeld der Asteroiden zu nahe gekommen waren, mussten die Tjan, die die beiden Gruuthe als Träger benutzten, in einer Art Panikreaktion zu Glittersegler übergewechselt sein. Als Transporthilfen dienten ihnen dabei zur Not auch kosmische Partikel.

      Glittersegler hatte die Tjan aber schnell wieder unter Kontrolle.

      Kazzenkatt fand aber, dass es auf die Dauer nicht tragbar war, wenn die Gruuthe durch die Tjan abgelenkt wurden. Darum wandte er sich in einem Aufruf an das Element des Geistes.

      »Das Element der Technik wird euch für die Zeit bis zu eurem Einsatz aufnehmen«, telepathierte er. »An alle Tjan: Wendet euch an MASCHINE ACHT. Dort werdet ihr vorübergehend Quartier finden. Aber verhaltet euch so, wie es einem Element des Dekalogs zu einem anderen entspricht.«

      Dieser Appell war nötig, denn die Tjan waren Unruhestifter. Mittels ihrer Fähigkeit, Molekülstrukturen toter Materie völlig umzugruppieren, konnten sie ein Raumschiff selbst von der Größe einer MASCHINE mühelos in Trümmer legen.

      Kazzenkatt hielt sich nicht damit auf, den Exodus des Geisteselements aus dem Raumelement nach MASCHINE ACHT zu beobachten. Er zog sich kurz zur PRIMAT DER VERNUNFT zurück, um sich einen Lageüberblick zu verschaffen und einige Ortungen vorzunehmen. Dabei registrierte er, dass sich im Sarg-System an manchen Stellen so etwas wie »blinde Flecke« gebildet hatten, über deren Beschaffenheit aber keine genaueren Daten vorlagen. Kazzenkatt schenkte dem vorerst keine Beachtung, er wollte sich später damit auseinandersetzen.

      Zuerst wollte er sich dem Element der Maske zuwenden, die Margenane gebührend begrüßen, er trieb gerne sein boshaftes Spiel mit ihnen.

      Doch da traf von MASCHINE DREI die Meldung ein, dass die Transmitterverbindung zur Negasphäre hergestellt sei und der Transport des Elements der Transzendenz vorgenommen werden könne.

      »Dann nehmt den Transfer vor«, befahl Kazzenkatt ungehalten.

      »Willst du ihn nicht überwachen?«, erkundigte sich 1-1-Monorg, der Kommandant von MASCHINE DREI, der einen schwarzen, eiförmigen Körper von Kazzenkatts Größe besaß und wie eine Miniaturausgabe seines Schiffes aussah.

      Kazzenkatt hätte am liebsten geantwortet, dass ihm der Anblick der wurmartigen Transzendenten zuwider war. Aber er verkniff es sich. Seine Emotionen gingen das Technikelement nichts an. Er behielt seine Aversion gegen diese negasphärischen Geschöpfe für sich. Ihre erstaunliche Gabe, ihre Opfer für längere Zeit in eigentümliche Sphären hüllen zu können, in denen für sie geradezu paradiesische Zustände herrschten, war ihm zudem nicht geheuer. Wie alles, was aus der Negasphäre kam, hatten auch die Transzendenten etwas an sich, dem Kazzenkatt lieber aus dem Weg ging.

      1-1-Monorg ließ er aber nur wissen: »Bringt die Transzendenten gut unter. Sie sollen sich auf Abruf bereithalten.«

      *

      Das Element der Maske war die 5. Kolonne des Dekalogs, unentbehrlich dafür, den Feind auszuspionieren und ihn von innen her auszuhöhlen.

      Kazzenkatt begab sich im Zerotraum an Bord eines der Schiffe der gemischten Flotte. Es war ein kleiner, fünfzig Meter messender Kugelraumer, dem terranischen Typ nicht unähnlich, nur dass der Bugpol durch einen zwiebelförmigen Aufsatz gekennzeichnet war.

      An Bord befanden sich zehn Margenane, doch sah keiner dem anderen ähnlich, jeder hatte eine andere Gestalt. Kazzenkatt sah sich riesenhaften Margenanen ebenso gegenüber wie zwergenhaften, auf die selbst er hinunterblicken konnte.

      »Hier stinkt es«, stellte Kazzenkatt bei seinem Eintreffen fest. Tatsächlich lag ein Geruch nach Früchten in der Luft, der Kazzenkatt irgendwie an seine Heimat erinnerte. Das ärgerte ihn, denn er mochte solche Erinnerungen nicht.

      »Wir sind deinem Ruf gefolgt, um unsere Fähigkeiten dem Dekalog zur Verfügung zu stellen«, sagte ein Margenane in Echsengestalt, der eine Montur trug, die schwer und klobig wie eine Rüstung anmutete. Beides, Körper und Kleidung, hatte der Margenan kraft seiner Fähigkeiten selbst geformt.

      »Du bist der Kommandant an Bord?«, fragte Kazzenkatt. »Wie heißt du?«

      »Antirus-Kon.«

      »Und wie lautet dein richtiger Name?«

      Der Margenan schwieg betreten. Kazzenkatt wusste, dass Margenane ihre wahren Namen nur ihren engsten Freunden verrieten,

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