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„die Säfte ausgepresst“ und ihn mit Gewürzen gefüllt hatte. Während sich Johanna ausruhte, mussten ihre bewaffneten Begleiter dafür sorgen, dass keine Frau dem Sarg zu nahe kam – die eifersüchtige Spanierin, Kummer mit ihrem untreuen Gatten gewohnt, wollte ihn wenigstens nach seinem Tod nicht mehr teilen müssen.

      Karl V., in dessen Reich die Sonne nie unterging, verzweifelte zunehmend an seiner Mutter, die völlig verwahrloste. Schließlich wusste er sich nicht mehr anders zu helfen, als sie wegsperren zu lassen. Der armen Frau wurde verschwiegen, dass ihr Vater Ferdinand II. von Aragón verstorben war, damit sie nicht auf die Idee kam, Ansprüche auf eine Mitregentschaft zu stellen.

      Dieses Verhalten war typisch für Karl V., waren seine zwei Lieblingswörter doch „temporisieren“ (hinhalten) und „dissimulieren“ (im Unklaren lassen).

      Als Johanna jedoch begann, unangenehme Frage zu stellen, ließ der Kaiser zur Ablenkung seine elfjährige Schwester Katharina entführen. Kurz darauf brachte er das Mädchen zurück und behauptete, er hätte es aufgespürt und heimgebracht. Seine Mutter glaubte ihm und fragte nicht mehr nach ihrem Vater und einem möglichen Erbe.

      Der Bastard in der Satteltasche

       Karl V. und die hartnäckige Barbara Blomberg

      Das Zeugen von „Bastarden“ hatte im Haus Habsburg Tradition, allerdings wurden die wenigsten als legitime Nachfolger anerkannt.

      Karl V. jedoch verhielt sich wie ein Ehrenmann. Als er noch am Hof seiner Tante Margarete in den Niederlanden von der einfachen Magd Johanna van Gheest „entjungfert“ wurde, akzeptierte er das dabei gezeugte Kind als „natürliche Tochter“.

      Ebenso verhielt er sich bei Juan de Austria, der aus einer stürmischen Beziehung mit der Regensburger Kaufmannstochter Barbara Blomberg hervorging. Die stadtbekannte Schönheit lernte den Regenten im Sommer 1546 auf einem Reichstag in Regensburg kennen und wurde von ihrer ehrgeizigen Mutter dazu gedrängt, sich „willig zu zeigen“. Barbara Blomberg ließ sich daher auf ein Techtelmechtel mit Karl ein, nachdem der ihr gegenüber seine Verführungskünste hatte spielen lassen.

      Nachdem der Kaiser aus Regensburg abgereist war, folgte ihm Barbara Tage später bis zu seinem Lager in Sachsen. Als man die junge Frau dort nicht hineinlassen wollte, verkleidete sie sich als Bursche und fiel dem damals schwer erkrankten Monarchen kurz darauf in die Arme. Neun Monate später kam ein Junge zur Welt, der auf den Namen Hieronymus getauft und etwa ein Jahr später auf Geheimbefehl seines Vaters mit dem Namen Juan de Austria nach Spanien gebracht wurde. 1577 befand sich der Bursche in Frankreich und begann eine Affäre mit Margarete von Valois, der Schwester des französischen Königs. Ihr wurde nachgesagt, dass sie sich ihrer Liebhaber entledigte, sobald sie ihrer überdrüssig wurde. Dieses Los traf ein Jahr später auch Juan de Austria, den sie langsam vergiftete. Sein Leichnam sollte nach Spanien überführt werden, doch der Transport mittels Schiff schien zu riskant. So entschied sich sein Bruder Philipp II. für den Landweg, ließ Juans Körper zerstückeln und auf mehrere Pferde-Satteltaschen verteilt heimtransportieren.

      Tödliche Blähungen

       Der gefräßigste Habsburger aller Zeiten

      Karl V. war gefräßiger als jeder Habsburger vor und jeder nach ihm. Sein Motto lautete „de la messa a la menza“, also „von der heiligen Messe zur Tafel“. Er galt bei Hof und im ganzen Land darüber hinaus als schlecht kauend und schlecht verdauend, wovon seine lautstarken, übelriechenden Blähungen zeugten, die in geschlossenen Räumen angeblich sogar die Fliegen tot von der Decke fallen ließen. Aufgrund seiner Magen-Darm-Probleme litt er auch stets an ungesunder Hautfarbe.

      Am liebsten verspeiste der verfressene Regent Austern, Langusten, Aal in Sülze, Fischpaste, scharfe Würste, Fasanenbrüste und Erdbeeren mit Sahne. Schon zum Frühstück trank er mehrere Krüge eisgekühlten Biers.

      Als Karl V. als greiser Kaiser in Rente nach Westspanien reiste, um sich in einem Landhaus neben dem Kloster von San Yuste niederzulassen, erwarteten ihn bei der Ankunft zwei Wagen, über und über beladen mit Delikatessen. Die Stimmung des alten Mannes besserte sich beim Anblick der Köstlichkeiten umgehend, er ließ die Töpfe, Krüge, Kannen und Kasserollen sofort öffnen und kostete gierig deren Inhalte. Auch in der Folgezeit bereitete der pensionierte Regent seinem Leibarzt mit seinem zügellosen Vertilgen fetter Speisen und dem Trinken ungeheurer Mengen von Alkohol großen Kummer. Die ungesunde Ernährung verschlimmerte nicht nur seine Gicht, sondern auch die Schmerzen, die ihm seine monströsen Hämorrhoiden verursachten. In San Yuste machten sich dann auch noch alle Anzeichen einer Zuckerkrankheit bemerkbar, was bei Karls Tafelexzessen nicht weiter verwunderlich war, zudem litt er an Asthma.

      Des Ex-Kaisers treuer Diener Don Luis de Quijada zitierte dem Herrscher gegenüber oft die spanische Redensart: „Gicht wird durch den Mund kuriert.“ Viel Erfolg hatte er damit nicht.

      Karl V. kam bis zu seinem Lebensende von der Völlerei nicht los, obwohl er an Malaria verstarb.

      Genlotterie

       Eine Bohrung und ein Skelett im Bett

      In den Reihen der Habsburger gab es nicht nur geniale Strategen, machtverliebte Egozentriker und harmlose Familienmenschen – die Dynastie kann durchaus auch mit einigen richtigen „durchgeknallten“ Exemplaren aufwarten. Einer von diesen war Don Carlos, der Sohn von Philipp II. und dessen erster Gattin Maria von Portugal. Bei den Eltern handelte es sich um Cousin und Cousine, sowohl auf mütterlicher als auch auf väterlicher Seite. Der junge Spanier hätte Anna, die Tochter von Maximilian II., heiraten sollen, starb aber jung, weshalb diese danach seinen Vater Philipp II. zum Gemahl nahm und zu dessen vierter Ehefrau wurde. Annas Bruder Rudolf II. heiratete dafür Philipps Tochter Isabella Clara Eugenia. Philipp II. war übrigens der Cousin von Maximilian II.! Verwirrend? Natürlich!

      Don Carlos, der aufgrund der habsburgischen Genlotterie auch durch einen Buckel und ein verkürztes Bein entstellt war, fiel im Alter von 17 Jahren sturzbetrunken eine Treppe hinunter. Nach dem Unfall erblindete er zeitweise, was seine lichten Momente zusätzlich einschränkte. Ihm wurde im Rahmen einer grauenvollen Operation die Schädeldecke aufgebohrt, um ihn von den „giftigen Dämpfen“ zu befreien, was im Anschluss zu weiterem Kontrollverlust führte. Sein Vater ließ dem jungen Mann daraufhin auf Anraten eines „Wunderheilers“ zwecks Besserung seines Zustands für einige Tage ein Skelett ins Bett legen – natürlich ohne Erfolg. Als ihm Papa Philipp aufgrund seines „infantilen Verhaltens und geistiger Abnormität“ das Ministeramt entzog, tötete der junge Mann aus Rache dessen Lieblingspferd. In einer Dachkammer eingesperrt, verschluckte der verwirrte Bursche anschließend einen Diamantring mit der Absicht, sich umzubringen, was jedoch misslang. Danach trank er Unmengen an Eiswasser, was zu schweren Koliken und Fieberkrämpfen führte, an welchen er 1568 im Alter von 23 Jahren verstarb.

      Die Antenne ins Jenseits

       Magische Schätze und Symbole

      Einer der ersten richtigen Wundergläubigen bei den Habsburgern war Kaiser Rudolf II., der sich schon früh dem Spiritismus zuwandte. An seinem Hof in Prag scharte der Regent neben Künstlern und Weisen auch Wahrsager, Astrologen und Alchimisten um sich und besaß ein eigenes Labor für spiritistische Experimente.

      Rudolf ließ sich 1602 vom kaiserlichen Kammergoldschmied und Juwelier Jan Vermeyen in Prag seine berühmte Hauskrone anfertigen, die ihm eine Verbindung mit dem Überirdischen garantieren sollte. Auf der Spitze des Prunkstücks saß ein blauer Saphir als immer wiederkehrendes magisches Symbol der Habsburger, der dort als eine Art Antenne in Jenseits fungierte. Der „Zauberhut“ von Rudolf II. ist gegenwärtig in der Schatzkammer der Habsburger in der Wiener Hofburg zu bewundern.

      In der Sammlung des Monarchen befand sich außerdem das „Ainkhürn“, ein Narwalzahn, den man damals für das Horn eines magischen

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