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Habsburger - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten. Gabriele Hasmann
Читать онлайн.Название Habsburger - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten
Год выпуска 0
isbn 9783800082094
Автор произведения Gabriele Hasmann
Жанр Документальная литература
Серия Kurioses Österreich
Издательство Bookwire
Der eitelste Pfau im Haus Habsburg war Maximilian I., der sich, wo er stand und ging, in Szene setzte und sich wie ein lebendes Denkmal zur Schau stellte. Laufend mischte sich der „Showstar“ unters Volk, schüttelte Hände, herzte Kinder und machte Scherze mit den Leuten. Er gab zudem für Frauen und Partys gern das Geld in vollen Händen aus, weshalb auch eine Pleite die nächste ablöste. Da der Monarch aus diesem Grund in von ihm bereisten Städten häufig die Zeche prellte, wurde er schon bald „der Kaiser mit den fliehenden Sohlen“ genannt. Seine Vorliebe für Turniere und seine ausgezeichneten Reitkünste trugen ihm zudem den Beinamen „der letzte Ritter“ ein. Seine Nachfahren allerdings bezeichneten Maximilian aufgrund seines teilweise rabaukenhaften Benehmens als „Ritter ohne Furcht und Adel“.
Nach dem Tod seiner geliebten Gattin Maria im Jahr 1482 entwickelte sich der Regent zum fast manischen Selbstdarsteller, der aus sich selbst einen Mythos kreieren wollte, laufend an seiner eigenen Legende arbeitete und sein Leben wie eine Realityshow inszenierte.
Beispielsweise stieg er zur Gämsenjagd mit auffälliger Bekleidung in die steile Tiroler Martinswand und turnte über die Felsen – allerdings immer nur vor Publikum, das ihm aus der Ferne bewundernd zujubelte. Darüber hinaus ließ er Münzen und Plakate mit seinem Antlitz herstellen und mit einem PR-Text über seinen Erfolg bei Frauen und seine Tapferkeit im Volk verteilen. Zudem erfand er laufend Geschichten, wie etwa die, dass er in München einer Löwin mit Gewalt das Maul geöffnet und in Münster ganz oben auf den Zinnen der Stadtmauer getanzt hätte. Nicht zuletzt verfasste er drei autobiografische Heldenepen über sich selbst, um ewig im Gedächtnis der Menschen zu bleiben.
Der Mantel Jesu
Als ein Kaiser Papst werden wollte
Maximilian I. arbeitete sein Leben lang an seiner eigenen Göttlichkeit, die ihn unsterblich machen sollte. Er brachte dafür nicht nur Heldengeschichten von sich in Umlauf, sondern auch christliche Legenden. So soll er von einem Engel ersucht worden sein, nach Trier zu reiten. Der Kaiser leistete der Bitte Folge, und als er in der Stadt die Kathedrale betrat, flammten plötzlich auf dem Altar alle Kerzen auf. Als man den Monarchen beiseiteschob, damit er sich nicht verbrannte, entdeckte man unter dem Opfertisch ein altes Kleidungsstück. Es stellte sich heraus, dass es sich um den Mantel Jesu handelte – die Würfel, mit denen die römischen Soldaten auf Golgatha dessen nächsten Besitzer bestimmt hatten, lagen nämlich praktischerweise auch dabei. Als echter PR-Profi brachte Maximilian die Legende zu jenem Zeitpunkt in Umlauf, als er beschloss, Papst werden zu wollen. Weniger als Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern vielmehr als Chef einer der einflussreichsten Machtzentralen Europas, gedachte er den Posten zur Führung eines Kreuzzugs zu nutzen und an die großen Heldenschlachten wie jene unter Friedrich Barbarossa anzuknüpfen.
Maximilian, der sich seiner Sache sicher war, machte bereits Scherze über seine ständig wachsende Heiligkeit. Mit dem Zölibat hätte er auch kein Problem gehabt, da er nach dem Tod seiner geliebten Maria und zwei weiteren kaum der Rede werten Vernunftehen keine Frau mehr anzurühren gedachte. In jener Zeit entstand das Zitat des mit übersteigertem Selbstwertgefühl ausgestatteten Monarchen: „Es gibt nur einen, der mehr gelitten hat als Jesus: mich!“
Der wichtigste Finanzier des dauerpleiten Kaisers, Jakob Fugger, wollte allerdings keine Probleme mit seinen römischen Geschäftspartnern. Er drohte daher mit dem Zudrehen des Geldhahns, sollte Maximilian an seinem Vorhaben festhalten, woraufhin der Plan scheiterte.
„La loca“
Wenn die Liebe wahnsinnig macht
Als Philipp I. geboren wurde, streuten Agenten des französischen Königs Ludwig XI. das Gerücht, Kaiser Maximilian wäre „nur“ eine Tochter geboren worden. Patentante Margareta von York entblößte das Kind daraufhin öffentlich auf dem Marktpltz der niederländischen Stadt Brügge, um das Gegenteil zu beweisen. Da dem Knaben die mädchenhaft zarten Züge, die helle Haut und die rotblonden Locken blieben, wurde er schon bald „der Schöne“ genannt.
Als er im Alter von 18 Jahren seine zukünftige Ehefrau Johanna von Kastilien zwei Tage vor der geplanten Hochzeit kennenlernte, wurden die beiden bei diesem ersten Aufeinandertreffen sofort von lodernder Leidenschaft erfasst. Sie ließen sich noch am selben Abend blitztrauen und fielen danach regelrecht übereinander her. Der Habsburger konnte nicht ahnen, dass sich seine Gemahlin schon bald in eine wahre rage d’amour hineinsteigern sollte.
Philipp fühlte sich nach einigen Jahren der Herrschaft in Spanien nicht mehr wohl und begab sich „auf unbestimmte Zeit“ nach Brügge. Johanna reiste ihm nach und ließ sich, als man sie aufhalten wollte, sogar eine ganz Nacht lang zwischen zwei Toren einsperren. In den Niederlanden angekommen, fand sie Philipp mit einer anderen Frau vor. Kurz bevor diese von Johanna an die Luft gesetzt wurde, wollte sie ihrem Liebhaber noch einen Brief zustecken. Als die eifersüchtige Ehefrau dies bemerkte, zerriss Philipps Gefährtin den Zettel, stopfte ihn sich in den Mund und verschluckte ihn. Daraufhin ging Johanna mit einer Schere auf die Rivalin los – wäre der untreue Gatte nicht dazwischengegangen, hätte es ein Blutbad gegeben.
Johanna ließ in der Folge Liebestränke brauen, um die Leidenschaft ihres Mannes für sie wiederzuerwecken. Als die Flaute im Bett andauerte, führte dies bei Johanna langsam zur geistigen Umnachtung. Schon bald nannte man sie nur noch Johanna „la loca“ (= „die Wahnsinnige“).
Im Ledersack an Bord
Die Erfindung des Airbags
Philipp I. konnte zwar gut flirten und fechten, entpuppte sich bei so mancher Gelegenheit allerdings als richtiges Weichei. So ließ sich der Sohn von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1506 auf einem Schiff während einer stürmischen Überfahrt von Belgien nach Spanien in einen Ledersack einnähen. Dieser wurde anschließend aufgeblasen und außen mit dem Titel und Namen des Habsburgers versehen. Philipp wollte sich erstens beim Herumschlittern auf den nassen Planken nirgends anstoßen und verletzen, darüber hinaus im Falle des Kenterns nicht untergehen. Wäre er dennoch ertrunken, sollte man zumindest wissen, wer in dem angeschwemmten Sack steckte, hätte man die Leiche irgendwann gefunden. Seine Gattin Johanna „die Wahnsinnige“ blieb gelassen: Sie saß die ganze Zeit über zu den Füßen ihres geliebten Gemahls und beruhigte das Nervenbündel mit leise gesungenen spanischen Liedern.
Aber auch seine Schwester Margarete machte sich den „Airbag“ an Bord zunutze, als sich die Überfahrt von den Niederlanden nach Spanien aufgrund schwerer Stürme sehr turbulent gestaltete. Die Habsburgerprinzessin befand sich auf dem Weg zu ihrem zukünftigen Ehemann Juan von Kastilien, nachdem sie ihr erster Bräutigam hatte sitzen lassen. Fest entschlossen, endlich unter die Haube gebracht zu werden, behielt sie tapfer die Nerven: Die junge Frau ließ sich ebenfalls in eine Lederhaut einnähen, die anschließend aufgepumpt wurde. Zuvor hatte sie ihren Schmuck in ein Tuch gewickelt, sich dieses um den Arm gebunden und mit ihrem Namen versehen. Sie wollte wie ihr Bruder, dass man ihre Leiche identifizieren konnte, sollte diese nach dem Ertrinken an Land gespült werden. In den bangen Stunden auf See dichtete die humorvolle Margarete außerdem einen Spruch für ihren Grabstein: „Hier ruht Margarete, die edle Dame, welche zwei Ehemänner hatte und doch als Jungfrau starb.“
Die geraubte Tochter
Eine herzlose Ablenkung
Ein ganz übles Schurkenstück vollbrachte Karl V., nachdem sein Vater Philipp I. verstorben war. Dessen Witwe Johanna schrie tagelang vor Schmerz und weigerte sich, den Leichnam ihres Gatten zur Bestattung freizugeben. Im Anschluss zog sie gramgebeugt durchs Land, den Sarg mit Philipps Leiche an einem Tau hinter sich her schleifend, und behauptete, ihr Mann würde nur schlafen. Hin und wieder öffnete sie die Holztruhe und küsste ihren Geliebten auf die bleichen, kalten Lippen. Die Männer der royalen Garde wurden dabei