Скачать книгу

der Fesseln nicht weiter kam, flatterten die Lider des Kleinen. Bei jeder Berührung atmete er scharf ein.

      Er ekelt sich vor mir, dachte Logan. Das wird es sein. Klar will er nicht von meinen schwieligen Pfoten angefasst werden. Und mein Gesicht ist noch schwerer zu ertragen.

      Er gab sich Mühe, Cian so wenig wie möglich zu berühren. Doch es ließ sich nicht vermeiden. Und jede Berührung sandte kleine Schauer durch Logans Körper.

      Magie, dachte er und fürchtete sich davor, dass es sich als wahr herausstellen könnte. Was würde er tun, wenn Cian auf den Eisenstein reagierte? Was, wenn der sich in Qualen winden würde, weil das Eisen ihm wehtat, so wie allen Dämonen und Hexern? Würde Logan es schaffen zu tun, was getan werden musste?

      8. Cian

      Der Wein hatte seine Angst gemildert, aber sie war noch da. Unterdrückt von der wohligen Wärme in seinem Bauch, tobte sie stärker als zuvor. Nun fürchtete er sich nicht nur um sich. Ja, die Sorge, dass ihm selbst etwas passieren könnte, kam ihm mit einem Mal egoistisch vor. Er fürchtete um sein Rudel.

      Was hatten die Sutherland gesagt?

       Überlass mir diesen Omega oder ihr könnt die Burg allein stürmen.

       Die MacKays werden nicht wissen, was sie erwischt, wenn wir ihre Burg stürmen.

      Das klang nicht gut. Überhaupt nicht gut. Wann sollte dieser Überfall stattfinden? Wie viele würden teilnehmen? Hatten sie noch mehr Verbündete als die MacDonnells?

      Ich muss zurück zum Kloster und einen Boten schicken, dachte er. Irgendwie.

      Er dachte an seine Omega-Brüder. An Marc, Brian und den kleinen Asgall, der sich an seinen Beinen hochgezogen hatte und ihn angestrahlt hatte. Sie alle lebten, das wusste er. Sie waren zurück in der Burg und glaubten, sicher zu sein.

      Asgall musste inzwischen laufen können. Er würde auf seinen winzigen Füßen herumwuseln und jeden anlachen, der ihm in die Quere kam. Bis die Sutherlands wieder angriffen. Bis Cians Rudel wieder verjagt wurde. Und geschändet. Würde der letzte seiner Alpha-Brüder sterben? Würden sie Caelan töten?

      Abgesehen von der Rückeroberung hatte der Bote eine weitere gute Neuigkeit verkündet: Caelan hatte seinen Gefährten gefunden. Einen Omega aus dem MacFarlane-Rudel. Ausgerechnet Caelan. Es war schwer, ihn sich als Liebenden vorzustellen. Doch Cian war sicher, dass er ein treuer Gefährte sein würde, ein zuverlässiger Partner. Er und sein Omega würden das Fortbestehen des MacKay-Rudels sichern.

      Wenn die Sutherlands sie nicht vorher abschlachteten.

      »Tier?«, fragte Cian und sah auf den breiten Rücken vor sich. Er wagte es nicht, ihn noch einmal mit seinem Namen anzusprechen. Das letzte Mal war eine Katastrophe gewesen. »Wie lange dauert die Reise zur Burg der MacKays? Von hier aus, meine ich.«

      »Warum willst du das wissen?«, knurrte der Mistkerl.

      Selbst unter den düsteren Baumkronen, hoch über ihren Köpfen, wirkte er riesig. Der kühle Wind, der nach saftiger Erde roch, war immer noch wärmer als der Blick des Tiers. Das Zwitschern der Amseln ein harter Kontrast zu seiner Stimme, die klang, als hätte sich ein Riss in die Unterwelt aufgetan. Nicht, dass seine Stimme unangenehm war. Immer, wenn er sprach, zog es in Cians Bauch. Ein wenig kribblig und sehr angenehm. Konnte aber auch vom Wein kommen.

      »Ich muss einen Boten zur Burg schicken lassen«, sagte Cian. »Mit einer wichtigen Nachricht. Wie lange wird er brauchen?«

      »Auf den normalen Wegen? Zwei Wochen oder mehr.«

      »Das klingt, als gäbe es andere Wege als die normalen. Welche sind das?«

      »Meine.« Das Tier erklomm ein Gewirr ineinander verschlungener Wurzeln, das ihm bis zur Hüfte reichte. Seine Hand öffnete sich und packte unter Cians Achsel.

      Umständlich erkletterte der die Wurzeln. Es machte ihm nicht länger etwas aus, gefesselt zu sein. Denn das bedeutete, dass das Tier ihm helfen musste. Dass er ihn berühren musste. So sehr Cian sich dafür schämte, genoss er doch jede warme Berührung. Jedes Mal, wenn das Tier ihn anfasste, spürte er dessen Stärke, fühlte er sich sicherer.

      Wie dumm von ihm. So verdammt blöd. Gleich würden sie beim Eisenstein ankommen. Und was dann? Es würde nichts passieren. Bestimmt. Schließlich war er kein Hexer. Doch hatte sich leiser Zweifel in Cians Brust geschlichen. Dummer Zweifel. Aber er hatte den Hass in Logans Miene gesehen, als der von Magie gesprochen hatte. Hatte die Mordlust in dessen Augen gesehen.

      Wenn ich einen Dolch hätte, könnte ich mich wehren, dachte er. Dann könnte ich ihn in Logans Bauch rammen, wenn er mich töten will. Oder besser schon, bevor wir den Stein erreichen. Wenn er es nicht kommen sieht. Ich könnte einen Dolch in seinen Rücken stechen und flüchten.

      Er wusste nicht, wer ihm diese furchtbaren Worte einflüsterte. Vielleicht sein Wolf. Die Stimme, die lauter wurde, seit er in diesem verdammten Wald unterwegs war. Die Stimme, die überleben wollte und nicht zu Cian MacKay, dem zivilisierten Omega, gehörte.

      Die Stimme, die dich gerettet hat, blöder Schwächling, dachte er. Die Stimme, die dich vor dem Kerl da warnt. Jeder, dem du in diesem grauenvollen Wald begegnet bist, wollte dich schänden. Ich wette, der wartet nur darauf, dass du dich sicher fühlst. Und dann wirft er dich ins Moos und nimmt, was Jaxson gehört.

      Er hätte es längst getan, wenn er es wollte. Er hatte mehr als eine Gelegenheit, knurrte der zivilisierte Teil von Cian. Logan ist ein brutaler Mörder, aber immer noch der anständigste Alpha, dem ich hier im Wald begegnet bin.

       Das denkst du doch nur, weil du seine Berührungen genießt. Wahrscheinlich willst du, dass er dir den Kilt hochschiebt und die Pranken um deine Eier legt. Dass er dich am Schwanz packt statt am Arm.

      Ich bin ein vergebener Mann, dachte Cian. Wind strich über seine erhitzten Wangen. Ich liebe Jaxson und ich würde ihm nie untreu sein.

       Du hast von dem Tier geträumt.

      »Halt die Klappe«, murmelte Cian.

      »Was?«, knurrte das Tier und wandte sich zu ihm um.

      »Ich rede mit mir selbst«, sagte Cian hoheitsvoll.

      »Du verträgst keinen Wein, Kleiner.«

      Das Tier drehte sich wieder um. Wulstige Narben krochen über seinen Nacken, da, wo die struppigen Haare sie freiließen. Und der Mann stank, genau so schlimm wie Cian. Nach Schweiß, Blut und verrottenden Blättern. Und doch hüpfte etwas in Cians Magen. Und doch konnte er nicht aufhören, Logan anzuschauen. Sein verwüstetes Gesicht, mehr Raubtier als Mensch, aus dem die kalten Augen blitzten. Sehr schöne Augen. Blau wie der klare Himmel. Er konnte nicht anders, als Logan, das Tier, attraktiv zu finden. Äußerst attraktiv, obwohl man ihn wirklich nicht als hübsch bezeichnen konnte.

      Cian schluckte. Wie musste es sein, solch einen Körper zu besitzen? Solche Kraft? Mit einer Hand hob Logan ihn von einem Felsbrocken herunter und Cian hätte beinahe geseufzt.

      Natürlich, das musste am Wein liegen. Genau wie Logan gesagt hatte. Der Wein war auch schuld, dass Cian nicht beim Thema bleiben konnte.

      »Wäre man auf deinen Wegen schneller bei Burg MacKay?«, fragte er.

      Das Tier nickte.

      »Wie schnell?«

      »Neun Tage.«

      »Was? Aber – der Wald ist so unwegsam.«

      »Ja, aber ich muss keine Umwege gehen.« Das Tier hob einen Ast, damit Cian hindurch schlüpfen konnte. »Und ich weiß, wo man die Berge überqueren kann, ohne herum gehen zu müssen. Ich kenne einen Weg über den Glass.«

      »Wirklich.« Cian schluckte. »Und Burg MacGregor? Wie schnell könntest du mich da hinbringen?«

      »Dich? Wenn du dabei bist, dauert

Скачать книгу