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wöchentlich diese Sitzungen besucht – bis ihr Vater rigoros entschieden hatte, seine Tochter sei nicht verrückt und brauche »keinen Seelenklempner«. Sie sei schlicht und einfach etwas Besonderes, und er werde jeden, der etwas anderes behaupte, »ungespitzt in den Boden rammen«. Sie war so gerührt von so viel väterlichem Rückhalt gewesen, dass sie die Therapiesitzungen tatsächlich aufgegeben hatte. Doch die Gespräche hatte sie lange vermisst.

      Mit SENECA zu kommunizieren, war so ähnlich; die KI zeigte ein wissenschaftliches Interesse an Stetson, ohne sie unter Druck zu setzen. Manchmal fragte sie sich, wer von ihnen beiden eigentlich »auf der Couch« lag.

      »Möchten Sie darüber reden?«, erkundigte sich SENECA folgerichtig.

      Stetson schob die Tastatur beiseite und brachte den Sessel in eine aufrechte Position, sodass sie auf ihren Füßen stand. »In meiner Freischicht bin ich Memde Abimola begegnet.«

      »Ihrem Freund, dem Plasmatechniker? Haben Sie wieder das afrikanische Spiel gespielt?«

      »Nein, heute nicht. Wir haben uns nur unterhalten. Und plötzlich scheine ich etwas Falsches gesagt zu haben – er ist aufgesprungen und gegangen, er hat sich nicht mal verabschiedet.«

      »Das ist unter Menschen, die auf freundschaftlicher Basis verkehren, ein seltsames Verhalten.« SENECA klang interessiert. »Kennen Sie den Grund?«

      »Nein, das ist es ja.« Sie nagte an ihrer Unterlippe. »Ich bin die Begegnung seither ein Dutzend Mal im Kopf durchgegangen, habe jedes Detail geprüft, das ich gesagt oder getan habe. Es fällt mir einfach nichts ein, was ich falsch gemacht habe.«

      »Vielleicht waren es gar nicht Sie, die etwas falsch gemacht hat«, schlug SENECA vor. »Vielleicht war es Mister Abimola. Vielleicht war er einfach unhöflich?«

      »Aber das passt nicht zu ihm.« Sie schüttelte abwehrend den Kopf. »Memde gehört zu der Sorte Mensch, die immer gut gelaunt ist und meistens lächelt. Eine so unhöfliche Handlung scheint mir unlogisch zu sein.«

      »Dann ist Ihre Verwirrung verständlich, Miss Stetson. Ich würde vorschlagen, dass Sie noch einmal mit Mister Abimola reden, um sein Verhalten zu überprüfen.«

      Donna Stetson seufzte. Diese Idee hatte sie auch gehabt. Solche Konfrontationen lagen ihr aber überhaupt nicht. Die Bekanntschaft mit Memde Abimola war noch jung, und wenn sie an sein stets freundliches und lachendes Gesicht dachte, grauste es ihr davor, ihn zu verärgern. »Tja, das sollte ich wohl. Aber das wird bis zu unserer nächsten gemeinsamen Freischicht warten müssen.«

      »Diese beginnt in fünf Stunden und vierundfünfzig Minuten«, informierte SENECA hilfsbereit.

      Etwa zehn Sekunden später schrillte ein gellender Alarm durch das Raumschiff.

      4.

      Geiselnahme

      »Kommandantin, wir bekommen nach wie vor keine Funkverbindung nach Epsal!« Sarah Maas, die Funkchefin der CREST II, wirkte verstimmt.

      Sie betrachtet dieses Scheitern offensichtlich als persönlichen Makel, dachte Perry Rhodan. Maas war eine ebenso engagierte wie ehrgeizige Frau.

      Die CREST II hatte soeben das Altairsystem erreicht. Das Zentralholo zeigte Epsal, den zweiten Planeten. Er drehte ebenso unauffällig seine Runde um die ellipsoide Sonne Vono, die eigentlich Altair hieß, wie alle anderen fünf Trabanten dieses Systems. Es gab keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmte. Nichts außer dem Hilferuf und der merkwürdigen Funkstille.

      Rhodan stand einen halben Schritt seitlich hinter Thora Rhodan da Zoltral, sodass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Er kannte seine Frau jedoch gut genug, um ihre Körpersprache zu lesen: Sie war angespannt und konzentriert. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand, die scheinbar gelassen auf ihrem Oberschenkel lag, tippte in einem schwachen Rhythmus – ein kleiner Morsecode der Vertrautheit, den sie ihm unbewusst sandte. Er trat an ihre Seite. Es lag ihm fern, sich in ihre Schiffsführung einzumischen, aber er wusste, wann sie den Austausch mit ihm suchte.

      »Was hast du vor?«, fragte er leise.

      Thora zog die Augenbrauen in einer sehr menschlichen Geste zusammen. Hat sie das immer schon getan, oder hat sie es sich angewöhnt? Rhodan konnte es nach all den gemeinsamen Jahren nicht mehr sagen – für ihn war es eine vertraute Mimik, die er wie jede einzelne Pore ihrer Haut liebte.

      »Hier ist etwas faul«, gab sie ebenso leise zurück. »Um nicht zu sagen: Es stinkt wie die Abfallgruben auf Arkon Drei. Wir müssen behutsam vorgehen.«

      »Das sehe ich auch so.« Die Worte kamen von Reginald Bull, der sich vor ein paar Minuten holografisch zugeschaltet hatte. »Auf keinen Fall sollten wir mit der CREST II näher an Epsal heranfliegen, ehe wir Klarheit über die Situation haben. Wir wollen nicht provozieren.«

      »Diese Worte aus deinem Mund.« Rhodan musste trotz der ernsten Lage lächeln. »Der Posten des Protektors hat dich weich gemacht, was?«

      Ehe es zu einem verbalen Schlagabtausch der beiden Freunde kommen konnte, wandte sich Thora dem Kommandanten der Beibootflottille zu, der auf seinem Posten in der Zentrale war. »Mister Levy, Ihr Einsatz! Senden Sie eine Space-Disk zur Hauptstadt Rimdan und sehen Sie nach, was dort los ist!«

      Itai Levy sprang auf, als habe er nur auf diesen Befehl gewartet. »Ma'am, ich würde diesen Flug gern selbst übernehmen.«

      »Einverstanden. Nehmen Sie sich ein paar von Mister Khalsas besten Leuten mit; wir wissen nicht, was uns dort unten erwartet.« Thora hob die Hand. »Aber auch wenn Sie Raumlandesoldaten dabeihaben – Sie fliegen erst mal nur nach Rimdan, um das Ganze aus der Distanz zu beobachten, verstanden? Gelandet wird erst auf meinen ausdrücklichen Befehl hin!«

      Levy bestätigte und verließ im Laufschritt die Zentrale.

      »Miss Maas, funken Sie Epsal weiter an. Versuchen Sie am besten, direkt Obfrau Noelani Moana zu erreichen, und kündigen Sie unsere Space-Disk an. Wir wollen schließlich nicht den Eindruck erwecken, dass wir uns aufdrängen ...«

      Sehr vernünftig. Auch eine kleine Space-Disk könnte von misstrauisch gestimmten Kolonisten als unerwünschter Eindringling erachtet werden. Rhodan beobachtete besorgt das große Holo mit dem Planeten, über den gerade wie ein düsteres Omen das Schattenband wanderte, das durch die ellipsoidbedingte Verdunkelung am Äquator der Sonne Vono hervorgerufen wurde.

      Währenddessen kam Maas dem Befehl nach. »CREST II ruft Epsal, die Kolonie in Rimdan. Informieren Sie Obfrau Noelani Moana über unsere Kontaktaufnahme. Wir sind aufgrund Ihres Notrufs hier und schleusen gleich eine Space-Disk aus, die Ihre Hauptstadt anfliegen wird. Unsere Absichten sind friedlich, und wir bieten Hilfe an. Ich wiederhole: CREST II ruft Epsal ...«

      Die Funkoffizierin hatte ihre Audionachricht zum dritten Mal gesendet, und die Space-Disk hatte das Mutterschiff gerade verlassen, als eine Antwort von Epsal eintraf. »Eine Bild- und Tonverbindung«, meldete Maas und drehte sich mit fragendem Blick Thora zu.

      »Worauf warten Sie?« Thora machte eine auffordernde Geste, während Rhodan einen Schritt zur Seite machte. Er wollte nicht in der Übertragung auftauchen, jedenfalls nicht sofort. »Legen Sie das Bild in ein separates Kommunikationsholo, nicht auf den Holodom.«

      Maas gehorchte, und Sekunden später stand das überlebensgroße Porträt von Iratio Hondro mitten in der Zentrale.

      Der ehemalige Obmann von Plophos grinste breit, als die Erste Offizierin Gabrielle Montoya zischend die Luft einsog – in seiner Bilderfassung konnte er zwar nur Thora sehen, jedoch deren Umfeld deutlich hören. Bull, der über seine Holopräsenz mitbekam, wer da unerwartet anrief, entfuhr ein Fluch. Auch Rhodan überlief beim Anblick des Manns, dessen vernarbte linke Wange belustigt zuckte, ein erschrockener Schauder. Er hatte Hondro zwar auf Epsal vermutet. Dass der Plophoser sie allerdings so offen mit seiner Anwesenheit konfrontierte, war wie ein Schlag in den Magen.

      Rhodan rechnete Thora hoch an, dass sie – typisch Arkonidin – ihre Gefühle unter Kontrolle hatte und sich nicht anmerken ließ, ob Hondros Auftauchen sie in irgendeiner Form irritierte. »Mister Hondro, was für

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