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oder geheilt worden? Die englischen Begriffe Disease und Illness, in der Regel beide mit »Krankheit« übersetzt, bezeichnen zweierlei, ebenso wie die Worte »kurieren« und »heilen«. Wir wollen diese Fragen näher betrachten und zugleich klären, wovon wir überhaupt reden.

      Krankheit im Sinne von Disease ist ein besonderer Zustand, der unsere Körperfunktionen aus dem Gleichgewicht bringt. Einige dieser Krankheiten kommen von außen – eine Infektion, ein Unfall, eine Vergiftung durch eine schädliche Substanz. Andere sind die Folge von Veränderungen im Inneren einer Person. Irgendetwas hat die normalen, gesunden Körperfunktionen beeinträchtigt. Hoher Blutdruck und Diabetes sind Beispiele für diese Art von Krankheiten. Auch bösartige Tumore gehören dazu, also Veränderungen der Zellfunktionen, wobei gewisse Zellen in chaotischer Manier zu wachsen beginnen.

      Wir wissen eine Menge über von außen kommende Krankheiten. Weitaus weniger wissen wir über Krankheiten, die durch Veränderungen in unseren Organen, den Körperfunktionen oder in den Zellen entstehen. Warum verengen sich kleine Arterien und verursachen hohen Blutdruck? Warum produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin? Warum entarten normale Zellen und lassen so Krebs entstehen?

      Krankheit im Sinne von Illness hat demgegenüber etwas mit der Person zu tun. Hier sind all die Unannehmlichkeiten und störenden Dinge gemeint, die einer Person zustoßen und in einem Menschen passieren, wenn eine Krankheit eingetreten ist. John hatte die Krankheit (Disease) TB, aber zugleich war John selbst krank; und letztere Krankheit (Illness) bestand aus wesentlich mehr als nur den Aktivitäten der TB-Bazillen in den Geweben und Organen seines Körpers. Sie wirkte sich auf sein ganzes Sein und Wesen aus, auf seine Gedanken und sein Gemüt, seine Empfindungen und seinen Geist, auf das Zentrum seiner Persönlichkeit.

       Kurieren und Heilen

      Kurieren bezieht sich auf Krankheit im Sinne von Disease, also auf spezielle Krankheiten. Heilen hat mit der Behandlung von Krankheit im Sinne von Illness, Kranksein im umfassenderen Sinn, zu tun. Während Kurieren darauf zielt, eine Krankheit loszuwerden, geht es beim Heilen darum, einen Menschen wiederherzustellen. Einige Krankheiten können wir heilen. Wir können TB heilen und viele andere Infektionskrankheiten, zuweilen sogar Krebs. Andere, wie HIV/Aids und viele Krebsarten, können wir nicht heilen. Doch selbst angesichts solcher unheilbaren Krankheiten können wir einer Person helfen, indem wir ihr Denken und Fühlen, ihren Geist und ihre Beziehungen heilen. Die Krankheit ist dann zwar immer noch da und kann sogar schlimmer werden, doch Geist und Seele des Patienten sind geheilt und seine produktiven, kreativen Funktionen wieder geweckt worden. Dabei ist es äußerst spannend, zu beobachten, dass die Heilung des Herzens und des Geistes zur Folge haben kann, dass selbst so genannte unheilbare Krankheiten zurückgehen und gelegentlich sogar ganz verschwinden.

       Probleme bei der Behandlung

      Wir wollen das Kurieren von Krankheiten und die Heilung des ganzen Menschen in Einklang bringen. Wir wollen für den ganzen Menschen sorgen – für Leib, Seele und Geist. Doch dabei sind einige Probleme zu überwinden. Zunächst einmal ist die Behandlung von Kranken in unserer Zeit vom Schubladendenken geprägt: Die einen sind für den Körper zuständig (und da sorgen dann Spezialisten für spezielle Körperteile und spezielle Körperfunktionen); andere Fachärzte richten ihr Augenmerk auf den mentalen und emotionalen Zustand einer Person; und eine weitere Person im Dienst der Fürsorge – gewöhnlich ein Pastor – bemüht sich um die geistlichen Aspekte. Die meiste Zeit haben die verschiedenen Behandelnden keinerlei Kontakt miteinander, geschweige denn, dass sie einander gezielt wegen eines bestimmten Patienten konsultieren, den sie unter Umständen gleichzeitig behandeln.

      Ärzte, Krankenschwestern, medizinisch-technische Assistenten, Physiotherapeuten, Psychologen, Psychiater, andere Therapeuten und Sozialarbeiter, Krankenhausseelsorger und Pastoren und wer immer sonst noch mit kranken Menschen zu tun bekommt – sie alle erhalten ihre Ausbildung in ihrem jeweiligen Fachbereich. Sie haben ihre eigenen Kliniken oder Büros, wo sie sich um die Patienten kümmern. Aber das Gesamtkonzept sieht nicht vor, dass die Angehörigen dieser Heilberufe zusammenarbeiten, obwohl die Menschen, denen zu helfen sie sich bemühen, diese mehrfache und gleichzeitige Hilfe nötig hätten. Wenn ich als Arzt den Eindruck habe, Sie sollten einen Psychologen oder einen Seelsorger konsultieren, erfordert das einen zweiten Arzttermin und möglicherweise eine Fahrt ans andere Ende der Stadt. Zudem kostet es zusätzliches Geld. So fügen wir den Beschwernissen – verschiedene Örtlichkeiten und Termine – noch ein wirtschaftliches hinzu. Und wenn ich einen Patienten dann zum Psychologen oder Seelsorger überwiesen habe, ist meine Aufgabe bei der Behandlung dieses Patienten beendet. Ich werde jedenfalls nicht bei den anderen Behandelnden nachfragen, und niemand wird mich von sich aus informieren. Ich kümmere mich um einen Teil von Ihnen und irgendjemand kümmert sich um andere Bereiche.

      Und doch erfordert Heilung eine konzertierte, koordinierte Anstrengung all jener, die zum Heilen ausgebildet, begabt und sogar berufen sind.

       Der Faktor Glaube

      Das zweite große Hindernis bei der umfassenden Heilung einer Person ist die Vernachlässigung spiritueller Ressourcen. Wir alle gebrauchen in unserem heilenden Dienst hoch komplizierte Technologie und in der Psychologie und Psychotherapie komplexe philosophische Systeme. Und dabei beschränken wir uns auf die von der Technologie vorgegebenen Modelle.

      Der wichtigste Bestandteil fehlt: Glaube – diese der äußeren Wahrnehmung sich entziehende Wesensart unseres Herzens, der Vertrauen und Hingabe innewohnt. Glaube ist eine Beziehungssache, eine Beziehung, die sich letztlich auf eine Kraft richtet, die jenseits unseres eigenen Selbst liegt – auf Gott, der helfen und alles wieder zusammenfügen kann. Ich schreibe als Christ, und ich schreibe davon, wie der Glaube – Vertrauen und Hingabe an Jesus Christus – Geist und Seele wiederherstellen und dadurch die Heilung des Körpers fördern kann.

      Die Kraft Jesu, zu heilen, ist eine reale Kraft und hat ihren Ursprung außerhalb der menschlichen Psyche. Die Worte Jesu können psychologisch gesehen hilfreich sein, genauso wie allgemein die Worte der Bibel. Mehr noch, die Gegenwart des Geistes Jesu Christi in uns kann unseren Geist heilen. Wenn Jesus aufgrund unserer Einladung in unser Leben kommt (und nur so vermag er einzutreten), kann er uns sogleich seine Kraft zur Heilung unseres Herzens, unserer Sinne, unserer Seele und unseres Geistes verfügbar machen und dadurch unseren Körper stärken.

      Für mich besteht der geistliche Faktor darin, Jesus Christus in den Heilungsprozess mit einzubeziehen. So wird seine Kraft all denen zuteil, die sie begreifen und ergreifen wollen, sodass Christus bei der Heilung des ganzen Menschen Hand in Hand mit den Errungenschaften von Medizin und Psychologie arbeiten kann. Es ist diese geistliche Dimension, die ich in der Medizin vermisse und genauso in vielen christlichen Heilungsbemühungen, meine eigenen während vieler Jahre eingeschlossen.

      Wir alle so unterschiedlich geprägten und ausgebildeten Mitarbeiter heilender Dienste müssen zueinander finden und als Team arbeiten. Wenn wir dann dem Glauben an Christus in unseren Praxen Raum geben, bringen wir das zusammen, was zur Heilung der ganzen Person – Körper, Geist und Seele – nötig ist. Darum geht es in diesem Buch.

      Johns eigentliches Problem war ein soziales – der Konflikt zwischen seinen Eltern und seinem Onkel. Der Fluch seines Onkels bewirkte bei John eine Krankheit im Geist. John glaubte, er würde krank werden und müsse sterben; Sinn und Zweck seines Lebens waren zerstört worden. Frau Matala und einige Schwestern halfen ihm, dass Jesus in sein Leben kam, und die Gegenwart Christi in seinem Herzen heilte seinen Geist und gab seinem Leben einen neuen Sinn. Die Worte Jesu, wie sie in der Bibel aufgezeichnet sind, heilten ihn psychisch, indem sie ihm halfen, seine Ängste und seine unguten Gefühle seinem Onkel gegenüber zu überwinden und ihm zu vergeben. Darauf konnte Johns Körper dann reagieren, und er wurde gesund. Das schloss die Heilung von Tuberkulose mit ein, eine Heilung, die wir Ärzte mit all unseren medizinischen Fähigkeiten und Möglichkeiten selbst nicht bewerkstelligen konnten.

      Johns Geschichte zeigt, wie Medizin, Seelsorge und Glauben an Jesus Christus

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