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eingehen wollen. Weil wir aber wissen, dass wir das Bild Gottes tragen, sollten wir uns anhand dessen einige grundlegende Aspekte unserer Persönlichkeit – und unseres Heilwerdens – vor Augen führen.

      Die Natur unseres Personseins kommt von Gott, trägt sein Bild und ist deswegen gut Das beinhaltet:

      • unsere Kreativität;

      • unsere auf soziale Beziehungen angelegte Natur sowie die Notwendigkeit und die Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren;

      • unseren Verstand mit seinen Fähigkeiten, etwas zu erfassen und auszutüfteln;

      • unsere Vorstellungskraft;

      • unsere Emotionen und Intuitionen;

      • unsere Freude und die Wertschätzung von Schönheit;

      • unsere Sexualität – unser Mannsein und unser Frausein kommen beide von Gott.

       Gott hat uns sich selbst nachgebildet – nicht bezüglich der Größe, sondern in Bezug auf die Qualität

      Obwohl wir endlich sind, sind wir unendlich wertvoll, wie immer unser gegenwärtiger Zustand beschaffen sein mag.

       Wir alle brauchen Heilung, weil das Bild Gottes in uns entstellt worden ist

      Der Heilungsprozess besteht folglich darin, den Prozess der Wiederherstellung des Bildes Gottes in uns in Gang zu setzen. Obwohl dieses Bild in diesem Leben nicht völlig wiederhergestellt wird, ist das Ziel allen Heilens doch, dazu beizutragen, dass wir unserem Schöpfer immer ähnlicher werden.

      Warum ist es wichtig, zu verstehen, was es mit diesem »Nach-Gottes-Bildgeschaffen-sein« auf sich hat? Ich möchte drei Gründe nennen.

       a) Jesus sah das Bild Gottes in den Menschen

      Sogar in jemandem, dessen Körper durch Lepra fürchterlich entstellt war, sah er jemanden, der das Bild Gottes trug. Jesus sah Gottes Ebenbild in einer Frau, deren zwanghaftes sexuelles Verhalten fast dazu geführt hätte, von den Religionsführern zu Tode gesteinigt zu werden. Anstatt sie zu verdammen, bestätigte Jesus sie in ihrem Personsein und machte sie frei (Johannes 8,1–11).

       b) Keine körperliche Krankheit und kein seelisches Leiden können das Bild Gottes in uns vernichten

      Krebs, HIV/Aids und eine Menge anderer destruktiver Krankheiten können das Bild Gottes in uns entstellen, sie können es aber niemals zerstören. Wie immer sich unsere körperliche, mentale oder sonstige Verfassung darstellen mag, wir tragen jetzt und in Zukunft das Bild unseres Schöpfers; und Jesus möchte es in seiner ursprünglichen Perfektion wiederherstellen.

       c) Sich des Bildes Gottes in uns bewusst zu werden, setzt potenzielle Heilungskräfte frei

      Gott ebenbildlich zu sein, ist unsere Bestimmung. Unser Ziel sollte sein, ihm immer ähnlicher zu werden. Das ist eine erfüllbare Hoffnung, weil Gott versprochen hat, in uns zu wirken – sofern wir das möchten –, damit wir ihm ähnlicher werden. Krankheit entstellt dieses Bild Gottes in uns immer dann, wenn sie der Seele Angst, Aufregung, Scham, Bitterkeit oder Depressionen bereitet. Aber dann zu wissen, wie ich gestaltet sein sollte und dass sogar diese Krankheit irgendwie dazu beitragen kann, das Ziel zu erreichen, kann Seele und Leib wieder aufhelfen.

       »Was ihr getan habt …«

      Als ich während meiner Zeit im Kongo eines Morgens die Notaufnahme unseres Krankenhauses betrat, fiel mir ein ungewöhnlich aussehender Mann auf, der auf einem Bett lag. Er war ausgemergelt, zerzaust und dreckig, und ich hatte große Mühe, in ihm das Ebenbild Gottes zu erkennen. Die Oberschwester klärte mich auf: »Das ist Herr Abdul. Er ist Ägypter und sehr krank.« Ich setzte mich zu ihm ans Bett, um mehr über seine Krankheit und sein Leben zu erfahren.

      Herr Abdul, ein Muslim, erzählte mir, dass er vor 15 Jahren aus politischen Gründen aus seiner Heimat geflohen war. Er hatte die ganze Zeit im Kongo verbracht und war am Diamantenhandel beteiligt. Im Verlauf des letzten Jahres war er immer kränker geworden. Er war sich sicher, dass er an Tuberkulose litt. Nachdem ich ihn untersucht hatte, ließ ich den Brustbereich röntgen und sein Blut nach einer HIV-Infektion untersuchen. Zudem bat ich Frau Matala, ihn zu besuchen. Sie verbrachte eine ganze Stunde bei ihm, sprach seine spirituellen Bedürfnisse an und ging darauf ein. Dann bat er sie, mit ihm zu beten.

      Als ich zur Röntgenabteilung kam, um mir seine Aufnahmen anzuschauen, grinste die Radiologin und meinte: »Weißt du, wie wir diesen Mann nennen? Wir nennen ihn ›Jesus‹.« Sie erklärte mir, die anderen Mitarbeiter hätten ihn aufgrund seiner rot-braunen Hautfarbe, wegen seiner langen schwarzen Haare und seines Bartes so genannt, weil das ihrer Vorstellung vom Aussehen Jesu entspräche. »Okay, zeige mir bitte ›Jesu‹ Röntgenbilder«, sagte ich. Sie ließen erkennen, dass seine Lunge frei war. »Jesus« war ohne Anzeichen von Tuberkulose. Als nächstes ging ich zum Labor, um die Ergebnisse des HIV-Tests zu erfahren. Die Mitarbeiter fragten zurück: »Du meinst die Tests des Mannes, den wir ›Jesus‹ nennen?« Ich schloss den Schrank auf und schaute mir die nummerierte Blutprobe von Herrn Abdul an; das Untersuchungsergebnis lautete »positiv«.

      Ich suchte Frau Matala auf und sagte ihr, dass Herr Abdul HIV-positiv sei. Zusammen gingen wir zurück und setzten uns zu ihm. Etwas zurückhaltend verkündete ich ihm die gute Nachricht: Er leide nicht an Tuberkulose. Dann folgte die schlechte Nachricht: Er leide an einer anderen, schwerwiegenderen, vom HIV-Virus verursachten Infektion. Gemeinsam erklärten wir ihm die allen Menschen zur Verfügung stehende lebendige Hoffnung auf wahrhaft ewiges Leben in Jesus. Herrn Abduls Dankbarkeit versetzte uns in Erstaunen; er dankte uns aufrichtig dafür, dass wir ihm die Wahrheit über seinen Zustand gesagt und zugleich von Christus erzählt hatten. Wieder bat er uns, mit ihm zu beten. Dann fragte er, ob er zu seiner Frau und seinen Kindern nach Kinshasa zurückkehren könne.

      Ich musste am darauf folgenden Tag selbst nach Kinshasa fliegen; im Flugzeug der Mission Aviation Fellowship (MAF) war noch ein weiterer Sitz verfügbar. So flogen wir gemeinsam nach Kinshasa. Seine Familie holte ihn am Flughafen ab. Nachdem er mir noch einmal gedankt hatte, verabschiedeten wir uns. Begleitet von seiner Familie, verschwand er in der Menge. In diesem Augenblick vernahm ich eine bekannte Stimme, die tief in mir leise sagte: »Deine Krankenschwestern hatten recht. Indem ihr für diesen Mann gesorgt habt, habt ihr für mich gesorgt. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!« (Matthäus 25,40). Die Tränen, die dann irgendwo auf das Flugfeld fielen, waren von Schmerz und Dank zugleich hervorgerufen. Ich hoffe, ich werde Herrn Abdul wiedersehen. Das Ebenbild Gottes in ihm war durch vielfältige Umstände gewiss entstellt worden, aber der Herr hatte angefangen, es wiederherzustellen.

      Die beiden aufregendsten Abenteuer des Lebens sind diese:

      • Gott zu erlauben, auf die Wiederherstellung dieses Bildes in uns hinzuwirken.1

      • Gott zu erlauben, durch uns an der Erneuerung dieses Bildes in anderen Menschen zu wirken.

      Geheilt zu werden bedeutet viel mehr, als von einer Krankheit kuriert worden zu sein. Wenn Heilung geschieht, werden wir als Menschen so wiederhergestellt, dass unsere Gottesebenbildlichkeit erneuert wird. Sogar dann, wenn das körperliche Leiden anhält, ist die Erneuerung des Bildes Gottes im Herzen, im Verstand und allen Sinnen, in der Seele und im Geist immer möglich und sollte unser Ziel sein.

       Anmerkung

      1 Zieht jetzt neue Kleider an, denn ihr seid neue Menschen geworden! Lasst euch von Gott erneuern. So entsprecht ihr immer mehr dem Bild, nach dem Gott euch geschaffen hat (Kolosser 3,10).

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