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meiner Reisegefährten an der Seite standen, in eifrigen Gesprächen begriffen, und Mr. B. und Graf Salm Reifferscheit auf einsamen Ort gelagert, eine Skizze dieses Klosters zeichnend. Von meinem Standpunkte aus hätte man ein Bild entwerfen sollen, wie ich das Kloster sah, — wie der wilde Araber, der diebische Beduine ruhig und gemüthlich neben dem friedlichen Geistlichen und dem neugierigen Europäer seine Geschäfte und Gebräuche vollzog. — Dieser Abend wird mir manche schöne Stunde in der reichen Rückerinnerung gewähren.

      Sehr ungern verließ ich die Zinne des Thurmes, nur die einbrechende Dunkelheit konnte mich in mein Kämmerlein treiben. Spät kam ein Geistlicher und ein Laienbruder in Gesellschaft des Mr. B.. Erstere brachten mir einen Imbiß nebst Decke und Polster, letzterer war so gütig, mich zu fragen, ob ich nicht einige der Diener als Wache zu haben wünsche, da es doch etwas schauerlich seyn müsse, die Nacht ganz allein in solch' einsam stehenden Thurme zuzubringen. Ich war sehr gerührt über die Aufmerksamkeit, welche man mir, einer ganz Fremden, erwies, faßte aber meine ganze Herzhaftigkeit zusammen, und versicherte ihm, daß ich gar keine Angst habe. Darauf empfahlen sich alle; ich hörte die Thüre knarren, das Schloß einfallen und die Leiter hinwegtragen, und war abermals eingeschlossen und für diese Nacht meinem Schicksale überlassen.

      Ich schlief gut. Neugestärkt erwachte ich mit der Sonne, und war schon lange bereit, ehe mein Pförtner kam, mir schwarzen Kaffee zum Frühstück brachte und mich dann zur Klosterpforte geleitete, wo mich meine Reisegefährten lobend begrüßten, und einige darunter sogar gestanden, daß sie es mir nicht nachmachen möchten.

      8. Juni 1842.

      Um 5 Uhr Morgens zogen wir wieder fort, dem todten Meere zu. Nach einem Ritte von 2 Stunden erblickten wir es und zwar scheinbar so nahe, daß wir glaubten, es längstens in einer halben Stunde erreichen zu müssen. Allein der Weg schlängelte sich zwischen den Bergen, bald hinauf und bald wieder hinab, so daß wir erst nach abermaligen zwei Stunden an das Ufer gelangten. Da ist nun Alles — Sand; die Felsen scheinen zu Sand zermalmt; man reitet durch ein Labyrinth ewig gleicher einförmiger Sandberge und Sandhügel, welche, da die räuberischen Beduinen und Araber sich leicht hinter ihnen verbergen können, die Strecke sehr gefährlich machen.

      Ehe man das Ufer erreicht, reitet man über eine Ebene, deren Grund ebenfalls aus tiefen Sand besteht, so zwar, daß die Pferde bei jedem Schritte bis an die Knöchel einsinken.

      Wir begegneten auf dieser ganzen Reise, außer jener Beduinenhorde, die wir unter Zelten gelagert fanden, keiner Seele — ein großes Glück; denn trifft man auf Menschen, so sind es gewöhnlich nur solche, die der Versuchung nicht widerstehen können, sich der Habseligkeiten der Reisenden zu bemächtigen, bei welcher Gelegenheit es selten ohne blutende Köpfe abgeht.

      Der Tag war sehr heiß (33Grad R.). Wir lagerten uns am Gestade des Meeres, im heißen Sand unter dem Schutze der Sonnenschirme. Hartgesottene Eier, ein Stückchen schlechtes Brot und lauwarmes Wasser waren unser Frühstück. Ich kostete das Seewasser, und fand es wirklich viel bitterer, zusammenziehender und salziger, wie jedes andere. Wir tauchten alle die Hände hinein und ließen sie von der Luft abtrocknen, ohne sie vorher mit süßem Wasser abzuspülen, und Niemand von uns Allen bekam im Laufe der Zeit ein Jucken oder einen Ausschlag, wie manche Reisende behaupten. Die Temperatur des Wassers hatte 23 Grad Reaumur, die Farbe desselben ist schmutzig blaßgrün. Nahe am Ufer ist es etwas durchsichtig, aber ein Bischen weiter hinein sieht es trübe aus, und der Blick konnte nicht mehr durchdringen. Auch auf der Oberfläche des Meeres geht die Fernsicht nicht weit. Ein leichter Nebel schien auf ihm zu liegen, so daß wir von der Länge desselben nicht viel überblickten.

      Nach dem Wenigen zu urtheilen, was wir sehen konnten, scheint es nicht breit zu seyn, und einem langen zwischen Bergen eingeschlossenen See, nicht aber einem Meere zu gleichen. Im Meere selbst ist nicht die geringste Spur von Leben wahrzunehmen, man sieht nicht einmal den leisesten Wellenschlag. Von einem Kahne oder sonst einem Fahrzeuge ist natürlich keine Rede. Ein Engländer machte zwar vor einigen Jahren den Versuch, dieses Meer zu befahren; er ließ sich zu diesem Zwecke einen Kahn zimmern, kam aber nicht weit; es befiel ihn ein Unwohlseyn, er ließ sich nach Jerusalem bringen und starb kurze Zeit nach diesem Versuche. Bisher erschien (o Wunder!) kein zweiter lebensüberdrüssiger Engländer, denselben Versuch zu wiederholen.

      Verkrüppeltes Treibholz, vermuthlich von Stürmen ans Land geschlagen, lag überall zerstreut umher. Salzfelder oder aufsteigenden Rauch sahen wir aber so wenig, als wir einen üblen Geruch von der Ausdünstung des Meeres verspürten., Vielleicht ist dies der Fall auf einer andern Seite oder in einer andern Jahreszeit. Dagegen erblickten wir nicht nur einzelne Vögel, sondern sogar einige Schwärme von zwölf bis fünfzehn Stücken, so wie auch etwas Vegetation. Unweit des Meeres bemerkte ich in einer kleinen Schlucht acht Stück Nadelbäume, zwar klein und verkrüppelt, aber dennoch eine Erscheinung, die uns auf dem ganzen Wege nicht vorgekommen war. Eben so gab es auf dieser Ebene mehrere wild wachsende Kappernsträuche und noch eine Gattung ziemlich hoher und großer Stauden, beinahe unsern Hagebutten ähnlich, die voll rother, recht saftiger und süßschmeckender Beeren waren. Wir aßen alle recht wacker davon. Mich überraschte der Anblick dieser Gewächse um so mehr, weil ich in allen Beschreibungen gelesen, daß in dieser Gegend das Leben der Thiere und Pflanzen gänzlich erstorben sey.

      Einst lagen an der Stelle dieses Meeres fünf Stadte: Sodoma, Gomorrha, Adama, Zeboin und Zone, von denen keine Spur mehr zu finden ist. Eine bange Wehmuth, ein Gefühl des Schmerzes ergriff mich, da ich der Vergangenheit gedachte und sehen mußte, wie von den Werken stolzer kräftiger Völker nicht das geringste Zeichen übrig geblieben. Ich war froh, als wir nach einer Rast von einer Stunde diesen ausgestorbenen traurigen Ort verließen.

      Wir ritten gegen anderthalb Stunden über eine unübersehbare, mit Gestrippe überdeckte Sandwüste nach den blühenden Ufern des Jordans, die man schon von weitem an dem lustigen frischen Grün der sie umgebenden Auen erkennt.

      In der sogenannten Jordansau, wo Christus vom heil. Johannes getauft wurde, hielten wir an.

      Die Farbe des Jordans ist schmutzig und lehmartig, sein Lauf sehr schnell und reißend. Die Breite dieses Stromes mag höchstens fünf oder sechs und zwanzig Fuß betragen, die Tiefe aber soll bedeutend seyn. Unsere Beduinen und Araber waren kaum angekommen, als sie sich gleich, ganz erhitzt, wie sie waren, in den Strom stürzten. Die meisten der Herren thaten dasselbe, nur nicht gar so eilig. Ich wusch mir Gesicht, Hände und Füße. Getrunken haben wir Alle recht nach Herzenslust, denn lange entbehrten wir dieses Element in solcher Frische. Ich füllte eine gute Portion dieses Wassers in die blechernen Flaschen, welche ich eigens von Jerusalem mitführte, und ließ selbe in Jerusalem verlöthen, denn nur aufdiese Art ist es möglich, das Wasser unverdorben nach den fernsten Orten zu bringen.

      Wir lagerten uns auf einige Stunden in dieser Au unter schattigem Laub- und Nadelholze, dann zogen wir weiter auf dieser Ebene fort. Plötzlich wurden unsere Begleiter unruhig, sprachen recht eifrig miteinander und wiesen dabei immer in die Ferne. Wir erkundigten uns nach der Ursache ihrer Unruhe und erfuhren, daß sie Räuber entdeckt hätten. Vergebens strengten wir unsere Augen an; sogar mit Hülfe guter Gläser konnten wir nichts gewahren, und hatten daher unsere Begleiter schon im Verdacht, ihre Behauptung sei nur Spiegelfechterei, um uns zu beweisen, daß wir sie nicht umsonst mitgenommen hatten. Nach einer Viertelstunde aber sahen auch wir in weiter, weiter Ferne einen Mann nach dem andern auftauchen. Unsere Beduinen machten sich kampffertig, und bedeuteten uns, die entgegengesetzte Seite einzuschlagen, während sie einen Angriff gegen den Feind unternehmen wollten. Alle Herren wünschten, an dieser Expedition Theil zu nehmen, und schlössen sich kampflustig an die Beduinen. Der ganze Zug flog dahin. Nur Graf Berchtold und ich wollten zurück bleiben, als aber unsere Pferde ihre Kameraden in solch' einem Feuer dahinsprengen sahen, wollten auch sie nicht die Faulen spielen, und ohne unsern Willen zu beherzigen, rannten sie mit uns davon, daß uns Hören und Sehen verging. Je mehr wir bemüht waren, ihrem eilenden Laufe Schranken zu setzen, desto wüthender verfolgten sie ihr Ziel, so zwar, daß wir bald, statt der Letzten die Ersten geworden wären. Wie aber die Feinde einen so entschlossenen Troß auf sich zueilen sahen, liefen sie davon und räumten uns das Feld. Fröhlich und wohlgemuth kehrten wir nun wieder unserer alten Bahn zu. Da lief plötzlich ein Wildschwein mit seiner hoffnungsvollen Jugend quer über die Haide. Hui! war wieder Alles hinterdrein,

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