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Vergnügen daran finden, uns weiterzuentwickeln? Hätte die Entwicklung noch irgendwelchen feineren Reiz, wenn wir über die Endziele des ganzen Weltbestrebens völlig im klaren wären? Wären wir in diesem Falle nicht am Ende aller Weisheit und entwicklungsunfähig? Ist aber nicht grade die stete Entwicklungsfähigkeit die Krone der Lebenskraft und Lebenslust?«

      »Alle diese köstlichen Fragen hindern uns nicht, Betrachtungen über die Entwicklung unsrer Kristallseelen auch fürderhin anzustellen. Für mich gibt es immer noch zwei Kardinalfragen: Entwickeln wir uns zur Selbständigkeit, wenn wir immerzu anders werden – oder entwickeln wir uns tatsächlich zu unbestimmbaren Größen? Nach meiner Meinung müßten wir bald so weit entwickelt sein, um eine dieser beiden Fragen ausmerzen zu können.«

      Eine zitternde Stimme spricht nach einer Weile ganz allein: »Sind wir Geschöpfe, so gibt es auch Schöpfer, und sind wir selber Schöpfer, so müßten wir eigentlich mehr schaffen als bisher. Wir können auch schaffende Geschöpfe sein. Und wir können auch was andres schaffen – es brauchen nicht immer lebendige oder tote Geschöpfe zu sein. Wenn ich aber schaffen will – ganz gleich was –, so frage ich immer: was ist für die großen Schöpferstunden günstiger: der Wechsel der Lebensumstände oder die Gleichförmigkeit der Lebensumstände?«

      In klingenden Chören tönt es zurück:

      »Streben wir nach Ruhe oder nach Bewegung?«

      »Wär's nicht besser, wenn ein Moment still stehen bliebe wie ein alter Träumer?«

      Knirschend sinken die Kristallsäulen wieder in den Moosboden – und sind bald den Blicken der Opalaugen entzogen.

      Und riesige Schachtelhalmwälder wachsen in der großen Moosschale rasch empor – und die Wälder biegen sich und rauschen.

      Und es tönt aus den Wäldern ein schwerer Gesang.

      Und dann rufen die Wälder seufzend: »O Nebulosa! O Nebulosa! Wo weilst Du? Weißt Du denn nicht mehr, daß wir so schrecklich unselbständig sind und die Gesellschaft so nötig haben?« Und blaue Wolken wirbeln aus den Wäldern heraus, die blauen Wolken steigen höher und vermischen sich da mit lilafarbigen und orangefarbigen.

      Und diese bunten Wolken umschweben die Wipfel der sich biegenden, rauschenden Schachtelhalmwälder.

      Und die Wolken sprechen, ohne daß die Geister Mund oder Nase sehen: »Wir haben nun über alles nachgedacht und freuen uns über unser Nichtwissen viel mehr als über unser Wissen.« Die Wolken steigen höher.

      »O Nebulosa!« rufen die Wälder.

      »Die Nebulosa«, tönt's nun von oben herunter, »ist ein einziges Wesen und besteht doch aus sehr, sehr vielen Wolken; die Nebulosa glaubt, daß es ihr gar nicht mehr behagen könnte, andre Wesen für klüger zu halten als sich selbst; die große Nebulosa, die eigentlich gar nichts weiß, will auch nichts mehr wissen – piept opp die olle Weisheitstinte.«

      »Recht schade!« sagen die Schachtelhalmwälder, »wir hätten so gerne gewußt, was uns angenehmer sei – das Licht oder die Finsternis.«

      Da blitzt es heftig in den bunten Wolken.

      Aber die Wälder schweigen nicht; während die Schatten der Wolken über den Wipfeln hin und her huschen, fragen sie: »Zieht das Aufgeben des Ichgefühls Mangel an Bewußtseinsempfinden nach sich?«

      Noch heftiger blitzt es in den Wolken.

      »Sind wir lebenskräftiger«, fragen die Schachtelhalmwälder weiter, »wenn wir uns als ein Ich fühlen – oder wenn wir jedes Ichgefühl aus Hochachtung vor dem Ganzen, zu dem wir gehören könnten, unterdrücken?«

      Da schlagen die Blitze in die Schachtelhalmwälder, daß die aufflammen und sich im nächsten Augenblick in Staub verwandeln.

      Die blauen Wolken mit den lilafarbigen und orangefarbigen Flecken steigen hell blitzend immer höher und rufen aus der Höhe herunter: »Die Nebulosa verlacht das Ichgefühl – und vernichtet das Ichgefühl.«

      Und oben verfliegen die bunten Wolken, so daß keine Spur von der Nebulosa übrigbleibt.

      Wieder leuchten die kleinen weißen Wolken.

      Den Geistern der Tüte treten Tränen in die bunten gleißenden Opalaugen, so daß sie funkeln wie Tautropfen im Sonnenglanz.

      Und mit mächtigem Gepolter wachsen riesige rote Berge durch den Schachtelhalmwälderstaub.

      Und die roten Berge sind von glitzernden Flüssen durchzogen, die sich wie seidene Bänder um die Gipfel der Berge schmiegen. Zinnoberrot sind die Berge – und die Flüsse so wie Silber – wie Quecksilber – auch so beweglich.

      Und aus den roten Bergen werden große lachende Riesenköpfe, die sehr gutmütig schmunzeln.

      Und die silbernen Flüsse umschlingen den breiten Hals der Bergriesen und gehen oben ins Haar der Bergriesen und bewegen sich wie flüssige Schlangen und flüstern schmeichelnde Worte ins Ohr der Bergriesen.

      Und dann fangen die Flüsse zu fragen an wie gute Kinder – sie wollen so gerne was wissen – sie wollen was von den Göttern wissen.

      »Ist die Zahl der Götter, die, wie wir wohl wissen, auch Sterne genannt werden, wirklich gar nicht auszusprechen ?«

      Also fragen die schmeichelnden Schlangen, und die roten Riesen antworten: »Die Zahl der Götter ist nicht einmal auszudenken – es gibt gar nicht so viel Platz, um die Zahl aufzuschreiben- die Unendlichkeit ist für die Zahl viel zu klein – die Götter überragen alles.«

      Da wundern sich die Flüsse sehr, und ihre Wasser umplätschern die Stirn der Riesen.

      Aber die Flüsse sind neugierig; sie wollen noch mehr von den Göttern wissen.

      »Können die Götter«, fragen die Neugierigen »wirklich machen, was sie wollen?«

      »Ih, kein Bein!« erwidern schmunzelnd die Roten, »die Götter hängen wieder von andern Wesen ab, die viel größer sind als alle Sterne zusammen. Und diese Obergötter hängen wieder von Ober-Obergöttern ab usw. Alle haben immer noch einen Höheren über sich – es reißt gar nicht ab. Und dann sind alle – sowohl die einfachen Götter wie die oberen – durch unzählige dicke Taue aneinander gebunden – und hängen alle untereinander voneinander ab. Das alles solltet Ihr Euch mit Euern Eingeweiden in Euer Herz schreiben.«

      Da zittern die Flüsse, denn sie können sich das alles gar nicht ordentlich ausmalen – so großartig erscheint es ihnen.

      Sie wollen nun nur noch wissen, ob sich die Götter ebenfalls immer weiter entwickeln wie die Flüsse und Berge und all das Gewürm, das auf und in ihnen lebt.

      Und zu dieser Frage nicken alle Bergriesen so kräftig mit den Köpfen, daß sich ihre Halsketten kaum festhalten können.

      Und kopfnickend rutschen die roten Berge nach allen Seiten aufwärts bis in die weite Ferne zum Schalenrande, wo sie immer kleiner werden und schließlich so klein sind, daß die Opalaugen nichts mehr von den roten Bergen mit ihren neugierigen Flußketten bemerken.

      Und die Opalaugen können so weit sehen – nach allen Seiten zu gleicher Zeit.

      Schnee fällt aus den weißen Wolken – sehr viel Schnee, so daß die ganze Mooslandschale bis zum fernen Rande zum großen Schneetrichter wird.

      Wie aller Schnee unten ist und die Opalaugen wieder weit herumblicken können nach allen Seiten, sehen sie einen dunkelgrünen Himmel und oben rings um den ganzen Schneetrichterrand große dunkelblaue Schmetterlinge mit goldenen Schnörkeln. Und alle diese Schmetterlinge sind aneinander gefesselt mit schweren eisernen Ketten, so daß sich die herrlichen Sammetfalter nicht bewegen können.

      Die Schmetterlinge schreien: »Jetzt wollen wir uns eine Willensrichtung geben, denn das haben wir stets gewollt! Jetzt kann's losgehen!«

      Es geht aber gar nichts los – die Schmetterlinge bilden ruhig weiter ihren Ring am Trichterrande.

      Der Schnee schmilzt.

      Und unter dumpfem

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