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so kam es durch seine Münze in vieler Leute Hand. Die dort geprägten Haller oder Häller waren so verbreitet, daß der Name noch jetzt als Bezeichnung für eine kleine Münze verständlich ist. Das besonders feine Gepräge der Häller war vielleicht die Ursache, daß sie sosehr in Aufnahme kamen. Sie zeigten auf einer Seite das Kreuz, auf der anderen eine Hand, das Symbol der Macht, entweder auf Gott oder, wahrscheinlicher, auf den Kaiser deutend; später blieb eine Seite leer und Kreuz und Hand nebst Reichsadler füllten die andere. Nach einer Bestimmung Kaiser Wenzels durfte dies Gepräge nur in Augsburg, Nürnberg, Köln und Hall geschlagen werden. Von demselben Kaiser, der sich eine Zeitlang städtefreundlich zeigte, erwarb Hall das Münzrecht, das eigentlich ein kaiserliches Hoheitsrecht war, auf ewige Zeiten für sich. Unter den Münzmeistern, die eine hochangesehene Stellung einnahmen, fällt der Name Martin Lerch auf, der später nach Regensburg kam und dort, weil er im Zorn einen Knecht erschlagen hatte, das große Kruzifix im Vorhof von St. Emmeram stiftete.

      Kreuz, Hand und Reichsadler gingen in das Wappen der Stadt über, dessen Farbe rot und gelb war, das Rot und Gold, das mit Schwarz verbunden zur Zeit der Freiheitskriege die Farbe des frei und einig zu erneuernden Reiches wurde. Die Haller rühmten sich nämlich des Rechts, den sogenannten Verlorenen Haufen zu stellen, der im Vordertreffen war und eine rotgelbe Fahne führte; von anderer Seite wird behauptet, diese Fahne sei keine andere als die Sturmfahne gewesen, die die Schwaben seit alters dem Reichsheer vorantragen durften.

      Unter Friedrich I. wurde Hall eine Stadt, indem es Markt und Mauern erhielt, und es war infolgedessen gut staufisch. War auch Barbarossa selbst nie in Hall, so doch sein Sohn Heinrich VI. als Reichsverweser, der hier den neuen Herzog von Brabant belehnte, ferner Philipp von Schwaben, fünfmal Heinrich VII., der unglückliche Sohn Friedrichs II., und sechsmal Konrad IV. Die Haller gingen in der Hohenstaufentreue so weit, daß sie, weil sie Friedrich II. Zuzug leisteten, vom Papste mit dem Bann belegt wurden, und daß Prediger in Hall auftreten durften, die, nachdem durch Glockengeläut das Volk zusammengerufen war, auf dem Markte verkündeten, der Papst, die Bischöfe, Prälaten und Priester wären Ketzer, weil sie in Laster und Todsünde lebten, die Franziskaner und Dominikaner wären Irrlehrer, nur sie selbst sagten die Wahrheit, und wenn sie nicht gekommen wären, würde Gott die Steine haben reden lassen, damit der wahre Glauben nicht verlorengehe. Kaiser Friedrich und sein Sohn wären vollkommen und gerecht.

      Niemals hat irgendein Kaiser grundsätzlich und dauernd die Städte begünstigt; wenn die Staufer einen Stand bevorzugten, so waren es die Ritter, deren Hilfe sie zu ihren Feldzügen benötigten, während die Städte zu voller Blüte und Leistungsfähigkeit im allgemeinen erst später kamen. So bereicherten die Hohenstaufen zwei Familien, die Hohenlohe und die Limpurg, beide Nachbarn der Stadt Hall, die dem eben sich entfaltenden Gemeinwesen durch die kaiserliche Gunst sehr gefährlich zu werden drohten.

      Die Hohenlohe, die von Weikersheim ausgingen, gerieten durch die Begabung mit Öhringen, Waldenburg und Neuenstein in Halls unmittelbare Nachbarschaft. Diese Familie, die sich Jahrhunderte hindurch auf einer immergleichen Höhe von Tüchtigkeit und Gesundheit erhielt, brachte gerade um diese Zeit einige in Kampf und Verwaltung ausgezeichnete Männer hervor, unter denen Gottfried, ein unentwegter, tätiger Anhänger der Hohenstaufen, der bedeutendste war. Über den Zoll, das Geleitrecht und das Jagdrecht kam es zwischen den Nachbarn häufig zu Zwistigkeiten. Graf Kraft von Hohenlohe nahm einmal den Haller Patrizier Gilg Senfft, den er auf einem Gebiet jagend antraf, wo nach seiner Meinung ihm das Jagdrecht zustand, gefangen und warf ihn in Waldenburg in den Turm. Folgenschwerer und bedenklicher aber waren die Beziehungen zu den Limpurgern, die zur Hohenstaufenzeit auf Limpurg neben Hall auftauchten.

      Walter von Schüpf, dem wahrscheinlich Heinrich VII. die Aufsicht über die staufischen Güter anvertraute, erbaute auf einem Hügel oberhalb Hall die Burg, von der noch ein paar jetzt sorgfältig behütete Trümmer übriggeblieben sind. Wahrscheinlich war diese Familie, die sich von den alten fränkischen Herzögen ableitete, schon lange in der Kochergegend ansässig; sie hatten einen Streitkolben, die fränkische Heerspitze und den Schenkenbecher im Wappen. Die semperfreien Erbschenken von Limpurg hatten ursprünglich nur das Afterschenkenamt von der Krone Böhmen zu Lehen, erst durch die Goldene Bulle kam das Reichserbschenkenamt an sie und blieb bei ihrem Hause bis zu dessen Erlöschen. Den Titel semperfrey erhielten sie im 15. Jahrhundert, im 17. wurden sie Grafen. Bei allen Königs- und Kaiserkrönungen hatte der Älteste des Geschlechts das Amt zu verrichten, indem er vom Pferde stieg und den Becher voll mit Wasser vermischten Weins dem Neugekrönten zum Trinken reichte. Pferd und Becher erhielt er hernach geschenkt. Der Becher, aus dem Maximilian II. 1562 getrunken hat und den er dem Reichserbschenken Christoph schenkte, ist noch vorhanden. In schöner getriebener Arbeit ist der Triumph des Bacchus darauf dargestellt, während auf dem Deckel ein geflügelter Löwe oder Greif das böhmische Wappen hält. Zum letztenmal vollzog Graf Vollrath das Amt bei der Krönung Kaiser Josephs I. im Jahre 1690. Im Jahre 1713 starb die Familie im Mannesstamm aus. Im Kreuzgang des Ritterklosters Komburg, dessen Schirmherren sie sehr zum Leidwesen des Klosters wurden, hatten sie ihre Begräbnisstätte. Dort steht unter gotischem Baldachin aufrecht auf einem Löwen Schenk Georg I., gestorben im Jahre 1475, schlank, gerade wie ein Lichtstrahl, ganz gerüstet, die linke Hand am Schwert, in der rechten eine Lanze, die ihn um ein Stück überragt und die stolze Haltung der Figur betont. Alles, was das Rittertum an Kühnheit und Ehre besaß, ist in dieser Gestalt wie in einem Symbol ausgedrückt. Er ist von zehn Wappen umgeben und wird in der lateinischen Umschrift als des heiligen Reiches Erbschenk de sanguine ducum Francorum et Suevorum bezeichnet. Das schöne Denkmal Friedrichs V. aus derselben Zeit hat eine deutsche Umschrift: des hyligen Rychs Erb schenk Semper frey. Am Tag nach bartolme. Got Gnad im. Von diesem Friedrich wird eine liebliche Legende erzählt. Als er einmal bei Tüngen Hasen jagte, geriet eines der verfolgten Tiere in die dortige Kirche, sprang auf den Altar und schmiegte sich schutzsuchend an das Marienbild. Die Hunde, die dem Flüchtling in die Kirche nachgesetzt waren, blieben bescheiden vor dem Altar stehen. Als der Schenk das sah, nahm er das Häschen, trug es ins Freie und ließ es laufen, indem er sagte: »Zeuch hin, lieber Has, du hast Freiheit in der Kirche gesucht und gefunden; dieweil meine Hunde die Freiheit an dir gehalten haben, so will ich sie auch nicht brechen.« Das Grabmal seiner Frau Susanne von Thierstein befindet sich auch in der Schenkenkapelle.

      Trotz aller Treue, die Hall den Hohenstaufen bewiesen hatte, fügte Konrad IV. der Stadt ernstlichen Schaden zu, indem er Walter von Schüpf die erbliche Schirmvogtei mit der Gerichtsoberhoheit über Hall verlieh, wodurch die Schenken das Recht erhielten, Schultheißen und Schöffen zu ernennen. Nicht damit genug, überließ er ihm auch noch einen Anteil an der Hallschen Steuer, also eine Art Finanzhoheit, und im Jahre 1255 mußte die Stadt förmlich anerkennen, daß sie verpflichtet sei, den Schenken zu dienen. Es schien damit aus der königlichen Stadt eine Limpurger Landstadt werden zu sollen. Aus eigener Kraft hätte Hall damals das ihm auf den Nacken gelegte Joch kaum abwerfen können, aber das Glück kam ihm zu Hilfe: Rudolf von Habsburg nämlich hob alle Akte seiner Vorgänger bis 1245 auf, wodurch sie Reichsgüter verschenkt oder in irgendeiner Form weggegeben hätten. Dadurch wurde der Grund zu Halls Reichsfreiheit von neuem gelegt. Die Einteilung des Reichs in Landvogteien, die Rudolf von Habsburg einführte, und wobei Hall zur Reichslandvogtei Wimpfen geschlagen wurde, versetzte es in die schwäbischen Kreise; aus dem fränkischen Hall wurde Schwäbisch-Hall.

      Die gegenseitige Befehdung und Eifersucht zwischen Hall und Limpurg hörte nicht auf, wenn auch Kaiser Rudolfs segensreicher Eingriff die Unabhängigkeit der Stadt wiederhergestellt hatte. Es gab jedoch auch Zeiten der Freundschaft, wo Schenken und Haller Patrizier in einem Schlößchen, das die Limpurger nahe bei dem die Stadt gegen ihr Gebiet abschließenden Tore erbaut hatten, zusammen pokulierten. Eines Nachts, im Jahre 1430, geriet bei einer solchen Gelegenheit der Schenk wegen des Jagdrechts mit seinen Gästen so heftig in Streit, daß er sie mir gezogenem Schwert bis ans Tor verfolgte. Daraufhin ließ der Stadtrat das Tor zumauern zum Ärger der Schenken, die dadurch einen großen Umweg zu machen gezwungen wurden. Auf ihre Klage soll Kaiser Sigismund geantwortet haben, daß seinethalb »seine lieben Söhne und Untertanen zu Hall ihre Tore alle zumauern und mit Leitern über die Mauern aus- und einsteigen möchten, es könne ihnen das niemand wehren.« Das Tor blieb vermauert, bis hundert Jahre später Schenk Erasmus die Burg mitsamt der Stadt Unterlimpurg den Hallern zum Verkauf anbot. Waren auch die Limpurger damals keine gefährlichen Nachbarn mehr, und war auch das »alt zerrissen grundlos

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