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also nicht für geschaffen dasjenige, wodurch alles geschaffen ist, damit du nicht etwa nicht neugeschaffen werdest durch das Wort, durch welches alles neugeschaffen wird. Denn du bist bereits geschaffen durch das Wort, aber du mußt neugeschaffen werden durch das Wort. Wenn aber dein Glaube betreffs des Wortes schlecht ist, so wirst du durch das Wort nicht neugeschaffen werden können. Und wenn dir widerfuhr, durch das Wort zu werden, so daß du durch dasselbe geworden bist, so kommst du durch dich um. Wenn du durch dich umkommst, so möge der dich erneuern, der dich erschaffen hat21; wenn du durch dich schlimmer wirst, so möge der dich wiederherstellen, der dich erschaffen hat. Wie aber soll er dich wiederherstellen durch das Wort, wenn du in irgend einem Punkte schlecht denkst vom Worte? Der Evangelist sagt: „Im Anfang* war* das Wort“, und du sagst: Im Anfang* wurde* das Wort. Jener sagt: „Alles ist durch dasselbe geworden“, und du sagst, daß auch das Wort geworden ist. Der Evangelist hätte zwar sagen können: Im Anfang ist das Wort geworden, aber was sagt er wirklich? „Im Anfang war das Wort.“ Wenn es war, dann ist es nicht geworden, damit all dieses durch dasselbe würde und nichts ohne dasselbe. Wenn also „das Wort im Anfang war, und das Wort bei Gott war, und das Wort Gott war“, und du kannst nicht erfassen, was dies sei, dann warte, bis du wachsest. Er ist eine Speise, nimm vorerst Milch, dich zu nähren, damit du kräftig werdest, die Speise zu genießen22.

       13.

      Was folgt, Brüder: „Alles ist durch dasselbe geworden“, sehet zu, daß ihr es nicht so auffasset, als ob das Nichts etwas sei. Es verstehen nämlich viele die Worte: „Ohne dasselbe ist nichts geworden“, schlecht und meinen, das Nichts sei etwas. Die Sünde freilich ist nicht durch dasselbe geworden, und es ist klar, daß die Sünde nichts ist, und nichts werden die Menschen, wenn sie sündigen. Auch das Götzenbild ist nicht durch das Wort geworden, es hat zwar die menschliche Form, aber nur der Mensch selbst ist durch das Wort geworden; denn die Form des Menschen am Götzenbilde ist nicht durch das Wort geworden, und es steht geschrieben: „Wir wissen, daß der Götze nichts ist“23. Also diese Dinge sind nicht durch das Wort geworden; aber was immer ursprünglich geworden ist, was immer an den Geschöpfen sich findet, überhaupt alles, was am Himmel befestigt ist, was von oben her erglänzt, was unter dem Himmel fliegt, und was sich in der gesamten Natur der Dinge bewegt, durchaus jedes Geschöpf, ich will es deutlich sagen, ich will sagen, Brüder, damit ihr es versteht, vom Engel bis zum Würmchen. Was ist herrlicher als der Engel unter den Geschöpfen? was geringer als ein Würmchen unter den Geschöpfen? Durch welchen der Engel erschaffen worden, durch den ist auch das Würmchen erschaffen worden; aber der Engel ist würdig des Himmels, das Würmchen würdig der Erde. Der Schöpfer hat es so angeordnet. Würde er das Würmchen in den Himmel setzen, du würdest es tadeln; würde er die Engel aus faulendem Fleische entstehen lassen, du würdest es tadeln, und doch tut Gott dies beinahe und er ist deshalb nicht zu tadeln. Denn alle aus dem Fleische entstehenden Menschen, was sind sie anders als Würmer? Und aus Würmern macht er Engel. Denn wenn der Herr selbst sagt: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch“24, wer trägt noch Bedenken, das zu sagen, was bei Job geschrieben steht: „Um wieviel mehr ist der Mensch Fäulnis und der Sohn des Menschen ein Wurm“25. Zuerst hat er gesagt: „Der Mensch ist Fäulnis“, und dann: „Der Sohn des Menschen ein Wurm“; weil der Wurm aus der Fäulnis entsteht, deshalb ist der Mensch Fäulnis, und der Sohn des Menschen ein Wurm. Siehe, was um deinetwillen werden wollte jenes Wesen, von dem es heißt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Warum ist es dies deinetwegen geworden? Damit du saugest, da du nicht essen konntest. Alles in allem also, Brüder, so verstehet die Worte: „Alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden“. Denn jegliches Geschöpf ist durch dasselbe geworden, das größte und das kleinste; durch dasselbe ist geworden das obere und das untere; durch dasselbe ist das geistige und das körperliche geworden. Denn keine Form, kein Gefüge, keine Verbindung der Teile, keine wie immer beschaffene Substanz, die Gewicht, Zahl und Maß hat, besteht außer durch jenes Wort und jenes schöpferische Wort, von welchem es heißt: „Alles hast du nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet“26.

       14.

      Niemand also täusche euch, wenn euch vielleicht die Fliegen zum Ekel sind. Denn einige wurden vom Teufel zum Besten gehalten und an den Fliegen gefangen. Es pflegen nämlich die Vogelsteller in die Falle Fliegen zu legen, um hungrige Vögel zu täuschen; so wurden auch jene an den Fliegen vom Teufel getäuscht. Denn irgend einer hatte Widerwillen gegen die Fliegen. Ein Manichäer fand ihn in seinem Ärger, und als er sagte, er könne die Fliegen nicht leiden und hasse sie sehr, da fragte der Manichäer sogleich: Wer hat sie gemacht? Und weil er ärgerlich war und sie haßte, so wagte er nicht zu sagen: Gott hat sie gemacht; er war aber ein Katholik. Jener setzte sofort hinzu: Wenn Gott sie nicht gemacht hat, wer hat sie dann gemacht? Fürwahr, sprach er, ich glaube, daß der Teufel die Fliegen gemacht hat. Und jener schnell: Wenn die Fliege der Teufel gemacht hat, wie ich dich bekennen sehe, weil du die Sache verständig auffassest, wer hat die Biene gemacht, die ein wenig größer ist als die Fliege? Er wagte nicht zu sagen, daß Gott die Biene gemacht, die Fliege aber nicht gemacht hat, weil sie ihr sehr nahe kommt. Von der Biene lenkte er ihn zur Heuschrecke, von der Heuschrecke zur Eidechse, von der Eidechse zum Vogel, vom Vogel zum Schaf, dann zum Rind, zum Elephanten, zuletzt zum Menschen und überredete den Menschen, daß der Mensch nicht von Gott erschaffen sei. So ist jener Bedauernswerte, da ihm die Fliegen zuwider waren, selbst eine Fliege geworden, die der Teufel in Besitz nahm. Beelzebub soll ja „Fliegenfürst“ bedeuten, und von den Fliegen steht geschrieben: „Sterbende Fliegen verderben wohlriechendes Öl“27.

       15.

      Wie nun, Brüder? Warum habe ich dies gesagt? Verschließet die Ohren eures Herzens gegen die listigen Versuche des Feindes; erkennet, daß Gott alles gemacht und es dahin gestellt hat, wohin es gehört. Warum aber haben wir viel Böses zu leiden von dem Geschöpfe, das Gott gemacht hat? Weil wir Gott beleidigt haben. Haben solches etwa die Engel zu leiden? Vielleicht hätten auch wir in diesem Leben das nicht zu fürchten. Wegen deiner Strafe klage deine Sünden an, nicht den Richter. Denn des Hochmuts wegen hat Gott dieses so winzige und niedrige Geschöpf dazu bestimmt, daß es uns quäle, damit der Mensch, da er stolz war und gegen Gott prahlte, und, obwohl er sterblich ist, dem Sterblichen Schrecken einflößte, und, obwohl er ein Mensch ist, den Nebenmenschen nicht anerkannte, da er sich erhob, den Flöhen unterworfen sei. Was blähst du dich auf in menschlichem Stolze? Es hat dich ein Mensch geschmäht, und du bist aufgeschwollen und zornig geworden; widerstehe den Flöhen, um zu schlafen; erkenne, wer du bist. Denn damit ihr’s wisset, Brüder, zur Bändigung unseres Stolzes sind jene Tiere geschaffen, die uns so lästig sind. Das stolze Volk des Pharao hätte Gott durch Bären, Löwen und Schlangen bändigen können, aber er hat ihnen Fliegen und Frösche gesandt28, damit ihr Stolz durch ganz niedrige Dinge gezähmt würde.

       16.

      Alles also, Brüder, durchaus „alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden“. Aber wie ist alles durch dasselbe geworden? „Was geworden ist, ist in ihm Leben.“ Es könnte auch so heißen: „Was in ihm geworden ist, ist Leben“29; also ist alles Leben, wenn wir so lesen. Denn was ist in ihm nicht gemacht worden? Er ist ja die Weisheit Gottes, und es heißt in dem Psalme: „Alles hast du in der Weisheit gemacht“30. Wenn also Christus die Weisheit Gottes ist, und der Psalm sagt: „Alles hast du in der Weisheit gemacht“, so ist alles wie durch ihn geworden, so auch in ihm geworden. Wenn nun alles in ihm, teuerste Brüder, so ist auch (blles), was in ihm geworden ist, Leben; folglich ist auch die Erde Leben, folglich ist auch das Holz Leben. (Wir nennen zwar das Holz Leben, verstehen aber darunter das Holz des Kreuzes, von welchem wir das Leben empfangen haben.) Folglich ist auch der Stein Leben. Es ist unpassend, es so zu verstehen, damit uns nicht wieder die schmutzige Sekte der Manichäer in den Weg komme und sage: Der Stein hat Leben, die Wand hat eine Seele, das Seil, die Wolle, das Kleid hat eine Seele. So pflegen sie nämlich in ihrer Verrücktheit zu sagen, und wenn sie widerlegt und zurückgewiesen sind, berufen sie sich auf die Schrift und sagen: Wozu heißt es: „Was in ihm geworden ist, ist Leben“? Denn wenn alles in ihm geworden ist, ist

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