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vorgezogen wurde. Wenn nun das Evangelium auf das Haupt gelegt wird, damit der Kopfschmerz aufhöre, soll es dann nicht auf das Herz gelegt werden, damit es von den Sünden geheilt werde? Es geschehe also! Was soll geschehen? Es soll auf das Herz gelegt werden, das Herz soll geheilt werden. Gut ist es, gut, daß du dir wegen der Gesundheit des Körpers nur Sorgen machst, um sie von Gott zu erhalten. Wenn er weiß, daß sie dir nützt, wird er sie geben; wenn er sie dir nicht gibt, so war es nicht zuträglich, sie zu haben. Wie viele sind krank im Bett als Unschuldige, und wenn sie gesund geworden sind, schreiten sie zur Begehung von Verbrechen? Wie vielen schadet die Gesundheit? Der Räuber, der in den Hohlweg geht, um einen Menschen zu töten, wäre er nicht weit besser krank? Wer nachts aufsteht, um eine fremde Wand zu durchbrechen, wie viel besser wäre es für ihn, wenn er vom Fieber hin- und hergeworfen würde? Krank wäre er unschuldiger, gesund ist er verbrecherisch. Gott weiß also, was uns zuträglich ist; seien wir nur darauf bedacht, daß unser Herz von den Sünden gesunde; und wenn wir vielleicht am Leibe gezüchtigt werden, so wollen wir ihn um Abwendung bitten. Der Apostel Paulus bat ihn, daß er den Stachel des Fleisches hinwegnehme, und er wollte ihn nicht hinwegnehmen. Ist er etwa deshalb aus der Fassung gekommen? Hat er etwa aus Betrübnis sich für verlassen erklärt? Im Gegenteil, er erklärte sich nicht für verlassen, weil nicht hinweggenommen wurde, was er hinweggenommen wissen wollte, damit jene Schwachheit geheilt würde. Denn dies fand er in der Stimme des Arztes: „Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet“232. Woher also weißt du, daß Gott dich nicht heilen will? Noch ist es dir zuträglich, gezüchtigt zu werden. Woher weißt du, wie faul das ist, was der Arzt schneidet, indem er das Messer in die faulen Teile führt? Weiß er nicht die Art233, was er tun soll, wie lange er es tun soll? Zieht etwa das Wehklagen dessen, der geschnitten wird, die Hand des kunstrecht schneidenden Arztes zurück? Jener schreit, dieser schneidet. Ist der grausam, der auf den Schreienden nicht hört, oder ist er vielmehr barmherzig, da er der Wunde nachgeht, um den Kranken zu heilen? Dies, meine Brüder, habe ich deshalb gesagt, damit keiner etwas suche außer der Hilfe Gottes, wenn wir vielleicht die Züchtigung des Herrn zu fühlen haben. Sehet zu, daß ihr nicht zugrunde gehet, sehet zu, daß ihr nicht vom Lamme weichet und vom Löwen verschlungen werdet.

       13.

       Wir haben also gesagt, warum in der zehnten Stunde; sehen wir, was folgt. „Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer aus den zwei, welche das von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, was so viel heißt als Christus.“ Messias ist hebräisch, Christus griechisch, Unctus (d. h. der Gesalbte) lateinisch. Denn von der Salbung heißt er Christus. Salbung ist griechisch Chrisma; also Christus der Gesalbte. Er ist der Gesalbte in einziger Art, der Gesalbte in vorzüglichem Grade; deshalb werden zwar alle Christen gesalbt, er aber in besonderer Weise. Höre, wie es im Psalm heißt: „Darum hat Dich, o Gott, Dein Gott mit dem Öle der Freude gesalbt über Deine Genossen“234. Seine Genossen nämlich sind alle Heiligen; doch er ist einzigartig der Heilige der Heiligen, einzigartig der Gesalbte, einzigartig Christus.

       14.

      „Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und sprach: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du wirst Kephas genannt werden, was Petrus heißt.“ Nichts Großes, daß der Herr sagte, wessen Sohn jener sei. Was ist groß für den Herrn? Er wußte alle Namen seiner Heiligen, die er vor Grundlegung der Welt vorbestimmt hat; und du wunderst dich, daß er zu* einem* Menschen sagte: Du bist der Sohn von diesem und wirst so genannt werden? Ist es etwas Großes, daß er ihm den Namen änderte und aus Simon Petrus machte? Petrus aber kommt von petra (Fels), der Fels aber ist die Kirche; also ist in dem Namen „Petrus“ die Kirche versinnbildet. Und wer ist sicher außer derjenige, der auf einen Felsen baut? Und was sagt der Herr selbst? „Wer diese meine Worte hört und sie befolgt, den werde ich gleichmachen einem klugen Manne, der auf einen Felsen baute (er gibt den Versuchungen nicht nach); es fiel ein Regen, es kamen Ströme, es wehten Winde und stießen auf jenes Haus, und es fiel nicht ein; denn es war auf einen Felsen gebaut. Wer meine Worte hört und sie nicht befolgt“ (schon möge ein jeder von uns fürchten und sich hüten), „den werde ich gleich machen einem törichten Manne, der sein Haus auf Sand baute; es fiel ein Regen, es kamen Ströme, es wehten Winde und stießen auf jenes Haus, und es fiel ein, und sein Fall war groß“235. Was nützt es, daß der in die Kirche eintritt, der auf Sand bauen will? Wenn er nämlich hört und es nicht befolgt, baut er zwar, aber auf Sand. Denn wenn er nichts hört, baut er nichts; wenn er aber hört, baut er. Aber wir fragen, wo. Denn wenn er hört und es befolgt, baut er auf einen Felsen; wenn er aber hört und es nicht befolgt, baut er auf Sand. Es gibt zwei Klassen von solchen, die bauen: entweder bauen sie auf einen Felsen oder auf Sand. Wie steht es also mit denen, die nicht hören? Sind sie sicher? Nennt er sie sicher, weil sie nichts bauen? Sie sind bloßgestellt dem Regen, den Winden, den Strömen; wenn sie kommen, raffen sie jene hinweg, noch bevor sie die Häuser einstürzen. Also gibt es nur* eine* Sicherheit: bauen und zwar auf einen Felsen bauen. Wenn du hören willst, aber nicht befolgen, so baust du, allein du baust ― einen Einsturz; wenn die Versuchung kommt, stürzt sie das Haus ein und mit dem eingestürzten Hause rafft sie dich hinweg. Wenn du aber nicht hörst, bist du bloßgestellt, du wirst durch jene Versuchungen selbst weggerissen. Höre also und handle danach; darin besteht das einzige Hilfsmittel. Wie viele sind vielleicht heute, da sie bloß hörten, aber nicht danach handelten, vom Strome dieser Festlichkeit fortgerissen worden? Denn indem sie hörten, aber nicht danach handelten, kam wie ein Fluß diese Festlichkeit, der Strom schwoll an, er wird vorübergehen und vertrocknen, aber wehe demjenigen, den er fortgerissen hat! Das also wisse eure Liebe, daß, wer hört und nicht danach handelt, nicht auf einen Felsen baut und nicht zu dem großen Namen gehört, den der Herr so sehr empfohlen hat. Er hat dich aufmerksam gemacht. Denn würde Petrus so schon vorher geheißen haben, so würdest du das Geheimnis des Felsens nicht so erkennen und würdest meinen, er heiße so zufällig, nicht durch die Vorsehung Gottes; darum wollte er, daß er zuvor anders heiße, damit schon aus der Namensänderung die hohe Bedeutung des Geheimnisses nahe gelegt würde.

       15.

      „Und am folgenden Tage wollte er nach Galiläa gehen und er trifft den Philippus. Er spricht zu ihm: Folge mir nach. Er war aber aus der Stadt des Andreas und Petrus. Und Philippus traf den Nathanael“ (nachdem Philippus vom Herrn schon berufen war). „Und er sprach zu ihm: Von dem Moses im Gesetze geschrieben hat, und die Propheten, den haben wir gefunden, Jesus, den Sohn Josephs“. Er wurde ein Sohn dessen genannt, mit dem seine Mutter vermählt war. Denn daß er ohne Verletzung ihrer Jungfräulichkeit empfangen und geboren wurde, wissen alle Christen aus dem Evangelium. Dies sagte Philippus zu Nathanael. Er fügte auch den Ort bei: „von Nazareth“. „Und es sprach zu ihm Nathanael: Von Nazareth kann etwas Gutes kommen.“ Wie ist das zu verstehen, Brüder? Nicht wie einige es aussprechen. Denn man pflegt es auch so vorzutragen: „Kann von Nazareth etwas Gutes kommen?“ Es folgt die Aufforderung des Philippus, und er sagt: „Komm und sieh“. Auf beide Vortragsweisen kann diese Aufforderung folgen, ob man es nämlich als Bejahung vorträgt: „Von Nazareth kann etwas Gutes kommen“, worauf jener sagt: „Komm und sieh“, oder ob man es als Zweifel und das Ganze als Frage vorträgt: „Kann von Nazareth etwas Gutes kommen? Komm und sieh“. Ob man es also in dieser oder in jener Weise vorträgt, die folgenden Worte dürften nicht entgegen sein; es ist darum unsere Sache, nachzuforschen, wie wir diese Worte lieber verstehen wollen.

       16.

      Wie dieser Nathanael beschaffen war, zeigen wir im Folgenden: Höret, wie er war; der Herr selbst gibt Zeugnis. Als groß ist der Herr erkannt durch das Zeugnis des Johannes, als glückselig ist Nathanael erkannt durch das Zeugnis der Wahrheit. Wenn auch der Herr nicht durch das Zeugnis des Johannes bekannt gemacht würde, er gab für sich selbst Zeugnis ― weil ihm für sein Zeugnis die Wahrheit genügt. Allein weil die Menschen die Wahrheit nicht fassen konnten, so suchten sie die Wahrheit durch die Leuchte, und darum wurde Johannes gesandt, damit durch ihn der Herr gezeigt würde. Höre den Herrn, wie er dem Nathanael Zeugnis gibt. „Und es sprach zu ihm Nathanael: Von Nazareth kann etwas Gutes kommen. Es spricht zu ihm Philippus: Komm und sieh. Und es sah Jesus

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