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und LitauenLitauen. DeutschsprachigDeutschlanddeutschsprachig ist offensichtlich ein problematischer Begriff in diesem Zusammenhang, in dem ja gerade die Mehrsprachigkeit auch in den deutschsprachigenDeutschlanddeutschsprachig Ländern thematisiert wird – es soll damit lediglich deutlich gemacht werden, dass es um Literatur aus DeutschlandDeutschland, ÖsterreichÖsterreich und der SchweizSchweiz geht. Andere deutschsprachigeDeutschlanddeutschsprachig Länder und Regionen werden leider hier nicht behandelt.

      Es gibt ja in den letzten Jahren eine Fülle von Veröffentlichungen zu ExophonieExophonie und MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit – auch das ist ein Zeichen der politischenPolitik/politicspolitisch/political Relevanz in unserer heutigen gesellschaftlichen Situation. Allein die Herausgabe eines Handbuchs zu Literatur und Mehrsprachigkeit (Dembeck/Parr 2017) sowie die Existenz der von Till Dembeck und Rolf Parr herausgegebenen Buchreihe Literarische MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitliterarische Mehrsprachigkeit/Literary Multilingualism, in der auch die vorliegende Veröffentlichung erscheint, spricht wortwörtlich Bände. Allerdings dürfte dem deutschsprachigenDeutschlanddeutschsprachig Publikum bisher wenig zur diesbezüglichen Situation in den baltischenBaltikumBaltisch Republiken bekannt sein. Dabei gibt es ja sehr alte Verbindungen zwischen dem deutschenDeutschlanddeutsch und dem baltischenBaltikumBaltisch Kulturraum. Die baltischenBaltikumBaltisch Länder, vor allem LettlandLettland/Latvia und EstlandEstland/Estonia, lassen sich ohne den deutschenDeutschlanddeutsch kulturellen Einfluss nicht verstehen, und auch die deutscheDeutschlanddeutsch Kultur hat große Bereicherungen aus dem BaltikumBaltikum empfangen (wenn eine solche Trennung zwischen baltischer und deutschbaltischerDeutschbaltendeutschbaltisch Kultur geschichtlich großteils überhaupt sinnvoll ist), viele bedeutende deutscheDeutschlanddeutsch Denker und Dichter stammen aus diesem Gebiet bzw. haben dort für längere Zeit gelebt, KantKant, Immanuel und HerderHerder, Johann Gottfried fallen einem wohl als erstes ein (wobei Königsberg ja nicht zu den heutigen baltischenBaltikumBaltisch Republiken, wohl aber zum historischenhistorisch Kulturraum zählt), Hamann, Lenz, Keyserling und Bergengruen sind weitere. Die Beiträge zur Literatur aus EstlandEstland/Estonia, LettlandLettland/Latvia und LitauenLitauen sind also eine besondere Bereicherung der Mehrsprachigkeitsdiskussion im deutschsprachigenDeutschlanddeutschsprachig Raum.

      Im Übrigen findet sich selbst im BaltikumBaltikum relativ wenig Forschungsliteratur zu zeitgenössischer mehrsprachigerMehrsprachigkeitmehrsprachig und exophonerExophonieexophon/exophonic Literatur und auch deren politischePolitik/politicspolitisch/political Dimension wird wenig behandelt. Die Debatte, gerade in Bezug auf die Germanistik, befasst sich weit überwiegend mit der Geschichte, meist derjenigen vor der Entstehung der baltischenBaltikumBaltisch Republiken nach dem Ersten WeltkriegWeltkriegErster Weltkrieg. Das hat gute Gründe, denn seit 1919 spielt das DeutscheDeutschlandDeutsch kaum noch eine Rolle in diesen Ländern und wurde spätestens 1944 mit der sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Okkupation politischPolitik/politicspolitisch/political inopportun. Zwar haben gebildete Balten der älteren Generationen noch gut DeutschDeutschlandDeutsch gelernt, aber wie überall im östlichen EuropaEuropa hat die Bundesregierung nach 1990 versäumt, diese bestehenden Strukturen ausreichend zu unterstützen, und heute lernen nurmehr wenige junge Balten diese in ihrer Geschichte so wichtige Sprache – EnglischEnglisch/English ist auch hier mittlerweile ganz eindeutig die internationale Verkehrssprache. Die bis Anfang des 20. Jahrhunderts kulturell dominierenden DeutschbaltenDeutschbalten und ihre Sprache sind Vergangenheit und wenn es heute exophoneExophonieexophon/exophonic Literatur im BaltikumBaltikum gibt, so ist diese eher mit dem RussischenRusslandRussisch/Russian als mit dem DeutschenDeutschlandDeutsch verknüpft.

      Doch gerade solche Verschiebungen führen beeindruckend vor Augen, wie sehr Sprachen politischPolitik/politicspolitisch/political sind und wie sehr die PolitikPolitik/politics in die Sprachsituation eingreift und sich der wichtigen Rolle von Sprache und Sprachen bewusst ist. Heute ist die Frage der SprachpolitikSprachpolitik in den baltischenBaltikumBaltisch Republiken von größter Bedeutung in dem heiklen Balanceakt zwischen neu gewonnener Selbstbestimmung und Selbstbehauptung sowie wirtschaftlich und politischPolitik/politicspolitisch/political notwendiger Internationalisierung. MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit in der Literatur, ebenso wie exophoneExophonieexophon/exophonic und mehrsprachigeMehrsprachigkeitmehrsprachig AutorInnen, spielen in diesen ständigen Identitätsfindungsprozessen einer Gesellschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle.

      In der Überzeugung, dass sowohl die deutscheDeutschlanddeutsch als auch die baltische Seite aus einer besseren Kenntnis der Konstellationen, Probleme und Phänomene des anderen lernen kann, geht die Zielsetzung dieses Bandes also in beide Richtungen: Diese Sammlung möchte gegenseitig informieren über die Hintergründe und die jüngsten Entwicklungen auf einem sowohl literarisch als auch politischPolitik/politicspolitisch/political spannenden und relevanten Gebiet.

      Der Band beginnt mit vier Beiträgen, die sich den sprachgeschichtlichen Hintergründen der Literatur im BaltikumBaltikum widmen, wobei die deutschDeutschlanddeutsch-baltische Verflechtung und die Schwierigkeiten einer nationalenNationnational Literaturgeschichtsschreibung offenkundig wird. Allerdings nähern sich die AutorInnen dieser Frage aus unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichem Augenmerk.

      Zunächst untersucht Till Dembeck drei VolksliedersammlungenVolkVolkslied aus der Zeit vom späten 18. Jahrhundert bis etwa 1900 sowie deren kulturpolitischePolitik/politicskulturpolitisch Bedeutung. 1778/79 hat der zu jener Zeit in Riga lebende Johann Gottfried HerderHerder, Johann Gottfried im Kontakt mit den baltischenBaltikumBaltisch Sprachen über seine VolksliedersammlungVolkVolkslied auf DeutschDeutschlandDeutsch einen poetischenPoetik/poeticspoetisch Neuanfang für die deutschDeutschlanddeutscheDeutschlanddeutsch Literatur ausgelöst und zugleich der VolkskulturVolk und zuvor für minderwertig erachteten Völkern zur kulturellen und politischenPolitik/politicspolitisch/political EmanzipationEmanzipation verholfen. Juris AlunānsAlunāns, Juris hat dann 1856 mit einer Sammlung von ins LettischeLettland/LatviaLettisch/Latvian übersetzten europäischenEuropaeuropäisch Gedichten die lettischeLettland/Latvialettisch Sprache modernisiert und an die europäischenEuropaeuropäisch Literaturen angeschlossen. Krišjānis BaronsBarons, Krišjānis dann hat um 1900 lettischeLettland/Latvialettisch VolksliederVolkVolkslied herausgegeben, um die von Herder initiierte EmanzipationsbewegungEmanzipation weiterzuführen.

      Liina Lukas bietet einen historischenhistorisch Abriss der baltischenBaltikumBaltisch literaturgeschichtlichen Entwicklung mit Hinblick auf die SchriftSchrift- und Sprachensituation in EstlandEstland/Estonia und LettlandLettland/Latvia. Sie zeigt, wie sehr die estnischeEstland/Estoniaestnisch Literatur in ihren Anfängen mit dem DeutschbaltischenDeutschbaltenDeutschbaltisch zusammenhängt und erst nach und nach in Auseinandersetzung und Reibung mit diesen Anfängen eine eigene Literatur entwickelt. Ihr Überblick führt bis in unsere Zeit und erlaubt, die Verschiebungen im Zusammenhang mit den politischPolitik/politicspolitisch/political-geschichtlichen Veränderungen besser zu verstehen.

      Natalia Blum-Barths Beitrag bietet einen ähnlichen Überblick über die literarische Situation in LitauenLitauen und LettlandLettland/Latvia. Sie konzentriert sich dabei zunächst auf die sowjetischeSowjetunionsowjetisch/Soviet Sprach(en)politik und zeigt diverse Formen literarischer MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit auf. Anschließend untersucht sie die literarische Mehrsprachigkeit im postsowjetischenSowjetunionpostsowjetisch Litauen und LettlandLettland/Latvia und die entsprechenden sprach(en)politischen Tendenzen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auch der literarischen ÜbersetzungÜbersetzung/translation.

      Maris Saagpakk hat gemeinsam mit ihren Studierenden Marin Jänes, Annika Saar und Marianne Laura Saar Mehrsprachigkeitsformen in der deutschbaltischenDeutschbaltendeutschbaltisch Literatur EstlandsEstland/Estonia untersucht mit Hinblick auf die Funktionen der MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit und um die sprachlichen, kulturellen und sozialen Differenzen im historischenhistorisch BaltikumBaltikum zu beleuchten. Grundlage der Analyse sind drei Werke der deutschbaltischenDeutschbaltendeutschbaltisch Literatur: Mein Onkel Hermann von Monika HunniusHunnius, Monika (1921), Briefe eines baltischenBaltikumBaltisch Idealisten (1934) von Georg Julius von Schultz-BertramSchultz-Bertram, Georg Julius von und Der Henker von Edzard SchaperSchaper, Edzard (1940). Obgleich die Erscheinungsdaten nahe beieinander liegen, sind die Werke über einen Zeitraum von über hundert Jahren entstanden und vermitteln

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