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als Papa und Mama zusammengenommen!«

      »Wirklich?« Anstatt sich zu freuen, war auch dies wieder ein Grund für Auguste, mit den Tränen zu kämpfen – und schließlich zu verlieren.

      »Omama, jetzt schütte du mir mal dein Herz aus!« schlug Ekatarina vor. »Vielleicht kann ich dir helfen?« Sie sah sie liebevoll an.

      »Ach, mein Schätzchen!« Jetzt mußte Auguste doch lachen.

      »Nein, Omama, lache mich nicht aus! Ich bin erwachsen!«

      »Ich lache dich nicht aus! Ich bin gerührt und erfreut und – ja, dankbar für deine – Zuneigung!«

      »Sage ruhig: Liebe, Omama! Ich liebe dich nämlich. Und Aribo und Elena lieben dich ebenfalls! Aber das ist doch kein Grund, schon wieder zu weinen!« rief sie mit komischem Schrecken. »Wirklich, Omama! Dr. Wenden soll dir etwas für deine Nerven geben! Erst gestern sprachen wir drei davon, wie…« Ja, wie sagte sie das am diplomatischsten! – »Ja, wie gern wir dich haben. Und daß wir immer auf deiner Seite stehen.«

      »Ich – liebe euch auch!« versicherte Auguste und umarmte ihre Enkelin. »Und jetzt setz’ dich hin und frühstücke mit mir zusammen – dann schmeckt es mir besser. Dein Vater – nun, er hat mir etwas den Appetit verdorben!«

      Ekatarina nickte ernst.

      »Ich fürchte, ich kann mir denken, was er wollte.« Und als ihre Großmutter nun rot und sichtlich verlegen wurde, brach sie in Gelächter aus. »Omama! Ich finde es herrlich, daß wir beide verliebt sind! Laß dir nur ja von niemandem dreinreden, hörst du?«

      »Wenn du es sagst!« Auguste war noch immer ganz rot, aber ihr war doch um einiges wohler. Sie läutete nach einem zusätzlichen Gedeck für Ekatarina. Zusammen mit Frau Emma kam Elena ins Zimmer.

      »Guten Morgen!« rief sie vergnügt. »Drüben herrscht eine so gräßliche Stimmung: Omama, kriege ich bei dir Kaffee?«

      »Zwei Gedecke bitte, Emma!« ordnete die Gräfin an, und Emma zog sich zufrieden zurück. Ein Glück, daß die beiden Komtessen nicht nach ihren Eltern, sondern offensichtlich ganz nach den Großeltern schlugen!

      *

      Gräfin Eliane Sturmeck stand in der Drogerie und ließ sich verschiedene Düfte vorführen.

      »Nicht zu blumig, mehr – elegant!« sagte sie eben zu der Verkäuferin, als sie zufällig eine hübsche, schick angezogene Frau an der Stellage mit den verschiedensten Lidschatten entdeckte.

      »Wer ist das?« fragte sie leise, da die Dame ihr gefiel. Vielleicht war es eine Standesgenossin?

      »Das ist Frau Ilse Wenden, die Frau von dem Arzt Dr. Wenden!«

      »Oh!« Wie man sich täuschen konnte! Plötzlich fand Eliane die Frau nur mehr unangenehm. Die würde sie sich jetzt vornehmen, entschloß sie sich, zornig, weil sie sie falsch eingeschätzt hatte. »Packen Sie mir das ein!« sagte sie kurz angebunden zu der Verkäuferin.

      »Sehr gerne, Frau Gräfin!« erwiderte die.

      Frau Gräfin! Ilse Wenden hatte es mitbekommen und wandte sich der so Angesprochenen zu. Bevor sie sich noch darüber im klaren war, wie sie die Gräfin begrüßen sollte oder ob überhaupt, kam die auf sie zu.

      »Frau Wenden?« ihre Stimme klirrte laut und aggressiv.

      »Ja?« Ilse warf den Kopf zurück, entschlossen, sich nichts von dieser arroganten Person bieten zu lassen.

      »Ich möchte Sie und Ihren Mann herzlich bitten, dafür zu sorgen, daß Ihr Schwiegervater nicht länger meine Schwiegermutter belästigt…«

      »Mein Schwiegervater hat niemals Ihre Schwiegermutter belästigt! So eine unverschämte Dummheit! Er hat ihr ein paar Krankenbesuche gemacht – und Sie können ganz sicher sein, daß er nie mehr zu ihr geht, falls Ihre Schwiegermutter sich da irgendwelche Hoffnungen gemacht haben sollte!«

      »Hoffnungen?! Meine Schwiegermutter?! Eine Gräfin Sturmeck?!« Elianes Stimme überschlug sich vor Wut.

      »Anscheinend. Ihrer dummen Bemerkung nach!«

      »Er ist es, der hinter dem Geld meiner Schwiegermutter her ist…«

      »Das muß ich mir nicht bieten lassen! Nicht von einer degenerierten, aufgetakelten Ziege!« schrie Ilse.

      »Sie – Sie – geschmacklose Person!?«

      »Ich«, Ilse lachte höhnisch. »Ich blitze nicht schon am frühen Vormittag von Brillanten. Ich weiß, wann man die trägt!« Damit kehrte sie ihr den Rücken zu. »Fräulein, ich komme ein anderes Mal wieder, wenn sich hier keine Geisteskranken aufhalten!« Damit rauschte sie hinaus.

      Die Verkäuferinnen sahen sich entsetzt an. Es war zwar sehr komisch – aber sie wollten um Himmels willen nicht zwei gute Kundinnen verlieren!

      »Diese – diese…« Gräfin Eliane zitterte am ganzen Leibe. »Ein Glas Wasser, bitte!«

      »Selbstverständlich, Frau Gräfin!«

      »Ich muß mich setzen!« Es dauerte eine Weile, bis sie sich so weit erholt hatte, daß sie zahlen und das Geschäft verlassen konnte.

      Oh, sie war sich sicher, daß hinter ihr diese Verkäuferinnen feixten! Sie hatte ja gewußt, daß man mit dieser peinlichen Sache die ganze Familie lächerlich machte!

      Gotthard mußte Auguste den Umgang mit diesem Arzt verbieten!

      Auf den Gedanken, daß es nicht Auguste war, die sich daneben benommen hatte, kam Eliane nicht.

      *

      Ilse Wenden war im Laufschritt nach Hause gerannt. Im Parterre des Hauses befanden sich die Praxisräume, und sie stürzte, noch immer außer sich, auf das Sprechzimmer zu. Im letzten Moment gelangt es einer Sprechstundenhilfe, sie aufzuhalten.

      »Bitte, Frau Doktor! Der Herr Doktor hat einen Patienten im Sprechzimmer!«

      »O Gott! Rufen Sie ihn heraus! Ich muß ihn sofort sprechen! Es ist etwas Unglaubliches vorgefallen! Sofort! Wo kann ich mit ihm reden?«

      »Bitte, Frau Doktor, kommen Sie doch hier herein!« Die Sprechstundenhilfe schob sie in das kleine Büro, in dem die Schreibarbeiten erledigt wurden, und machte die Tür hinter ihr zu. »Puh!«

      »Was ist?« fragte ihre Kollegin und grinste.

      »Keine Ahnung! Ich rufe den Herrn Doktor!« Sie verdrehte die Augen, und die andere lachte.

      Gleich darauf kam Dr. Peter Wenden erschrocken aus dem Sprechzimmer:

      »Ilse, um Himmels willen! Was ist passiert?« Er atmete auf, als er sah, daß sich nicht verletzt war. »Etwas mit den Kindern?«

      »Nein! Nein! Dein Vater!« zischte sie wie eine gereizte Otter.

      »Er war doch gestern mit dieser Gräfin in der Oper – und heute treffe ich zufällig ihre Schwiegertochter, und die – die beschimpft ihn – und uns – als – als Erbschleicher! Er wäre hinter dem Geld der Gräfin her – o Gott! Peter! Vor allen Leuten! Sie wurde so ausfallend…« Ilse begann zu weinen. Daß sie selbst auch nicht gerade zurückhaltend vornehm gewesen war, behielt sie für sich.

      »Jetzt ist Schluß mit dem Theater! Das geht zu weit!« Peter Wenden war nicht energisch, um so zorniger war er jetzt, da man es von ihm verlangte. »Ich werde mit Vater reden…«

      »Peter: entweder er trennt sich von der Alten im Schloß – oder – oder – er zieht aus!«

      »Ilse!«

      »Jawohl! Ich bestehe darauf! Sonst ziehe ich aus!« Sie weinte wieder.

      »Wir besprechen das später«, sagte Peter voller Unbehagen. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, den Vater hierher zu holen…

      *

      Für gewöhnlich kümmerte sich Jakob nicht um seine kleine Schwester. Jedenfalls nicht in der Schule. Aber heute standen die Geschwister in der großen

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