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eine Pressekonferenz geben.«

      Arnaud Mercier war der Polizeichef. Er residierte in seinem Büro im Quai des Orfèvres mit Blick auf die Seine und war Lacroix’ direkter Vorgesetzter. Er liebte die Öffentlichkeit in dem Maße, in dem Lacroix sie scheute.

      »Können Sie Paganelli rufen?«

      Rio verschwand, und Lacroix sah ihr nach. Er hatte die Capitaine vor über zwölf Jahren in sein Team geholt, damals stand sie am Anfang ihrer Karriere, hatte gerade erst ihren Abschluss an der Polizeiakademie gemacht. Sie stammte ursprünglich aus Mayotte, hatte zusammen mit ihrer Frau zwei Kinder, Zwillinge, die Capitaine Rio geboren hatte. Vor einem guten halben Jahr hatte ihre Frau sie für eine andere verlassen – momentan war es eine schwierige Dreiecks- beziehung.

      Nach wenigen Momenten betrat sie das Büro, Commandant Paganelli im Schlepptau. Der junge Mann stammte ursprünglich aus Korsika und war – wie viele Bewohner der autonomen Insel – ein echtes Raubein. Auch ihn hatte Lacroix angeworben, als er am Beginn seiner Karriere stand.

      Sie setzten sich auf die Stühle gegenüber dem Schreibtisch. Lacroix aber stand auf und ging auf und ab.

      »Was haben wir?«, fragte er.

      »Einen Bäcker, erschlagen mit seinem Brotschieber«, sagte Rio. »Wenige Stunden vor seinem Tod hat er als erster boulanger überhaupt im Wettbewerb um das beste Baguette der Stadt den Titel verteidigt. Er war laut Zeugenaussagen nach der Prämierung noch bei dem Festumtrunk der Bäckerinnung, ist von dort aber nach kurzer Zeit verschwunden. Offenbar ist er in seine Backstube gegangen.«

      »Dort hat er wohl an neuen Rezepten getüftelt und allein seinen Sieg gefeiert, vermutet zumindest seine Frau. Ziemlich still, so scheint es, mit einem Buch und einem sehr teuren Cognac. Können Sie das Foto von der Leseecke noch an die Scheibe kleben, Capitaine? Ich fand es bemerkenswert.«

      »Der Todeszeitpunkt steht noch nicht genau fest«, fuhr Rio fort. »Wir wissen lediglich, dass er mit großer Wucht erschlagen wurde, jemand also eine furchtbare Wut auf ihn hatte. Dabei scheint es so, als sei Lefèvre ein Mann gewesen, der von vielen Menschen gemocht wurde. Was wir ausschließen können, ist ein Raubmord: Der gesamte Tagesumsatz war am Abend von einer der Verkäuferinnen mitgenommen und bei der Crédit Agricole auf dem Boulevard eingezahlt worden. Auch im Haus hat niemand etwas gehört, wir haben fast alle Nachbarn angetroffen. Bei den zweien, die nicht zu Hause waren, bleiben wir dran. Aber bisher, wie gesagt, Fehlanzeige. Alle kannten Lefèvre, viele waren seine Kunden. Einige waren genervt von der Menschenmenge vor der Tür, was aber wohl nicht für ein Motiv reicht. Und niemand hat einen Eindringling bemerkt.«

      »Wir sollten so schnell wie möglich die Angestellten befragen«, sagte Paganelli. »Von denen erfahren wir sicher am besten, was er für ein Mensch war. Bei diesen Handwerkern herrscht ja manchmal ein rauer Umgangston.«

      »Das können wir morgen gleich als Erstes machen. Madame Lefèvre will den Laden wieder öffnen, sobald wir ihn freigeben. Wann wird das sein?«

      »Die Kollegen von der Spurensicherung sind eigentlich fertig. Heute Abend sind wir da raus.«

      »Gut. Dann gehen wir beide gleich ins Rathaus, Rio?«

      »Natürlich, Commissaire. Was hatten Sie für einen Eindruck von der Frau des Bäckers?«

      Lacroix überlegte einen Moment. »Ich glaube, sie hat ihn sehr geliebt. Sie hat voller Wärme von ihm gesprochen. Von seiner Leidenschaft für seine Arbeit.«

      Rio schlug sich plötzlich mit der Hand an den Kopf. »Moment, ganz vergessen …« Sie ging zu ihrem Schreibtisch, um kurz darauf mit der Zeitung wiederzukommen.

      »Hier, Commissaire, damit sollten wir uns beschäftigen.«

      Lacroix überflog erneut die Schlagzeile: »Sensationelle Wiederwahl – Lefèvre ist der Baguette-König von Paris.«

      Paganelli stöhnte. »Was für ein Blödsinn.«

      »Nicht so voreilig«, sagte Lacroix. Er schlug die Zeitung auf, um endlich in Ruhe den ganzen Artikel zu lesen.

      Maurice Lefèvre, Bäckermeister im sechsten Arrondissement, hat zum zweiten Mal in Folge den Wettbewerb um das beste Baguette der Stadt gewonnen – ein absolutes Novum. Die Jury kürte den gebürtigen Pariser nach einer Blindverkostung, in der sie Kruste, Geschmack und Konsistenz der Baguettes bewertete und das von Monsieur Lefèvre zum Sieger erhob. Aus Kreisen der Jury hieß es, dass der Punktevorsprung des Bäckers von rive gauche gewaltig war.

      Die Jury besteht aus Mitarbeitern der Bäckerinnung, des Rathauses, aus Journalisten und sechs Bürgern, die sich auf das Amt beworben hatten und ausgelost wurden. Pikant ist, dass auch der Vorjahressieger selbst in der Jury saß. Lefèvre hätte sich also auch selbst wählen können – wenn eine einzelne Bewertung auch nicht den Ausschlag hätte geben können.

      Insgesamt wurden fast 250 Baguettes eingereicht. Zweitplatzierter wurde der bekannte boulanger Dany Moeller aus der Rue des Abbesses im achtzehnten Arrondissement. Er hat den Titel bereits 2010 und 2015 gewonnen und galt damit als absoluter Ausnahmebäcker.

      Die Prämierung lohnt sich: Der Sieger erhält ein Preisgeld von 4000 Euro, die Verkaufszahlen verdoppeln sich, außerdem beliefert er für ein Jahr den Präsidenten der Republik – und das bringt zusätzliches Renommee.

      Lefèvres zweifacher Sieg in Folge übertrifft alles bisher Dagewesene und wird ihn unsterblich machen.

      »Da hat aber jemand den Mund etwas zu voll genommen«, sagte Paganelli. »Wenn unser Wurstblatt jemandem Unsterblichkeit nachsagt, kann man fast davon ausgehen, dass er ein paar Stunden später tot ist.«

      »Merkwürdig …«, sagte Lacroix zu Paganelli. »Dasselbe hat Docteur Obert heute Morgen auch schon gesagt.«

      »Der Zusammenhang ist einfach zu offensichtlich, oder?«, fragte Rio und runzelte die Stirn.

      »Es wäre wirklich ein sehr großer Zufall.« Lacroix’ Blick verriet seinen Mitarbeitern, dass er allein sein wollte. Sie verließen den Raum, der Commissaire lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss die Augen.

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