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      »Der Dämon wäre entkommen«, sagte sie nachdrücklich. »Das stand von Anfang an fest. Der Fluch arbeitete für ihn und wurde mit jedem Jahr stärker. Vielleicht hätte es noch zehn Jahre gedauert oder hundert. Doch am Ende wäre Egmont Chavale zurückgekehrt. Er hätte die Welt in eine verkrustete Aschewüste verwandelt und niemand hätte ihn aufzuhalten vermocht.«

      »Was für ein Glück, dass dieses Mal ich da bin.«

      »Das ist es tatsächlich.«

      »Ich habe keine Chance!«, brüllte Nic. »Auch nicht als einziger Schicksalswächter der Welt. Hättet ihr nicht Ultinova auswählen können? Sie wollte mich sogar töten, als sie die Wahrheit erfahren hat. Toter Nic, kein Regnum 2.0, da war sie eindeutig.«

      Langsam wirkte sein Gegenüber genervt. »Es ist doch nicht so schwer zu begreifen, dass es trotzdem passiert wäre! Jetzt nimmst du gefälligst deine Freunde und trittst dem Dämon in den Arsch.«

      »Toller Plan!«

      »Danke.«

      »Ironie! Deine Pläne sind lausig, nur nebenbei.«

      »Gleichfalls. Und bisher haben die lausigen Pläne immer funktioniert, du hattest da nämlich auch ein paar.« Prompt begann sie aufzuzählen. »Das Eindringen in das Schloss in Österreich.«

      »Jeremiahs Kopf ist explodiert.«

      »Die Rettung von Gabriel.«

      »Wir haben untote Fatumaris erweckt, ich bin in eine endlose Schlucht gefallen und wurde von Inés gekidnappt.«

      »Der Diebstahl der Apparatur aus dem Büro deines Dads.«

      »Hat dazu geführt, dass der Dämon zurückkam«, brüllte Nic.

      »Du siehst das alles viel zu negativ.«

      »Es ist immer schlecht ausgegangen.« Nic stemmte die Fäuste in die Hüfte.

      »Woher willst du das wissen?«, fragte sie leise. »Das Ende ist doch noch gar nicht geschrieben.«

      »Ich kann ihn nicht besiegen.« Nic ließ die Schultern hängen, er hatte keine Lust mehr, zu diskutieren.

      »Du hast alles, was du brauchst. Sieh durch die Augen deines Dads und vergiss nicht, dass alles irgendwann begonnen hat und irgendwann dazu verdammt ist zu enden.«

      Wieder klatschte sie in die Hand.

      »Nicht schon w…«

      Nic fiel in einen bodenlosen Abgrund.

      Kapitel 3

      Dem Untergang geweiht

      Matt

      Die Schatten spuckten sie aus.

      Matt blieb gerade noch ausreichend Zeit, die Anwesenheit von zwei Personen zu registrieren, da begann die Luft bereits zu brennen. Eine Stichflamme schoss auf ihn zu.

      Er gab Sam einen Schubs, taumelte selbst zur Seite und prallte Schulter voran gegen eine Steinwand. Instinktiv berührte er sein Anima in der Ledermanschette am Handgelenk. Magie wurde aus der Umgebung eingesogen, aus dem blauen Flirren wob er mit schnellen Bewegungen einen Mystischen Schild.

      Die nächste Attacke prallte wirkungslos ab.

      Jane und Sam verwoben ihrerseits Magie.

      Vellamos Sturm erzeugte einen Luftwirbel und schleuderte den männlichen Angreifer an die gegenüberliegende Wand. Er verlor seine Brille.

      Sam verlegte sich auf einen Agamemnons Hagel. Pfeile aus manifestiertem Eisen schossen durch die Luft.

      Doch die gewaltige Frau, die wie ein Berg vor ihnen aufragte, gab sich unbeeindruckt. Schon setzte sie zu einer weiteren Attacke an, als Matt endlich begriff, wo sie gelandet waren.

      In der Mitte des Raums stand ein Sarkophag.

      »Ultinova!«, rief Matt.

      Die Schicksalswächterin hielt in ihrem Angriff inne. »Sprich, oder werde von meiner Macht zerquetscht.«

      Etwas theatralisch, doch es passte zu dem, was Nic von ihr erzählt hatte. Sie war … wuchtig. »Wir sind keine Feinde.«

      Jane kniff die Augen zusammen. »Davon abgesehen ist kaum noch Magie hier.«

      Matt wechselte kurz in die zweite Sicht und erkannte, dass ihre Zauber fast alles an vorhandener Magie verwoben hatten. Der Raum glich einer toten Zone.

      »Wir sind Freunde von Nic«, ergänzte er.

      Seufzend ließ Ultinova ihre Arme sinken. Das raspelkurze weiße Haar verlieh ihr das Aussehen eines riesigen Igels. »Ihm verdanken wir unsere Misere. Er ist geflohen und hat uns eingesperrt.«

      »Weil du ihn töten wolltest«, warf Jane wütend ein.

      »Er wird das zweite Regnum auslösen!« Ultinova stemmte ihre Fäuste in die Luft. »Warum begreift es nur niemand?«

      »Möglicherweise kommt das der Wahrheit recht nahe«, sagte Matt vorsichtig.

      »Du glaubst mir?« Nun wirkte die Schicksalswächterin tatsächlich verblüfft.

      Mit einem Stöhnen kam der männliche Angreifer wieder in die Höhe. »Hat jemand meine Brille gesehen?«

      »Du bist Pablo, richtig?«, fragte Jane.

      Sam reichte dem Schicksalswächter seine Brille. »Einen Anima in das Gestell einzubauen, halte ich nicht für die beste Idee.«

      Schweigend nahm er sie entgegen.

      »Dann versteht ihr doch, dass ich Nicholas töten muss?«, fragte Ultinova. »Ich mag ihn sehr. Doch hier geht es um so viel mehr.«

      »Das wird nicht nötig sein«, sagte Matt vorsichtig.

      »Der Kerker ist offen, der Dämon entkommen und das zweite Regnum läuft«, erklärte Jane gnadenlos. »Wir verlieren nur Zeit. Wie kommen wir hier heraus?«

      Ultinovas Blick fokussierte zuerst Matt, nur um einem Fadenkreuz gleich weiter über Jane und Sam zu wandern. »Ihr sprecht die Wahrheit.« Sie erbleichte. »Dann war alles umsonst. Der Kampf, jeder Sieg.«

      »Fairerweise muss man sagen, dass Nic nicht allein dafür verantwortlich ist«, stellte Matt klar. »Ich war auch beteiligt. Versehentlich.«

      »Versehentlich«, echote Ultinova leise. »Ihr habt den Dämon versehentlich befreit.«

      Jane seufzte. »Es war eine perfekt inszenierte Intrige.« Sie berichtete davon, wie Inés Matt beim Kampf im Schloss in Österreich ein magisches Artefakt – eine Münze – untergejubelt hatte. Mit dieser war er in den Kerker gelenkt worden, was er für die Vergangenheit gehalten hatte. Der Dämon hatte ihm eine perfekte Scharade vorgespielt, die schließlich mit seiner Rückkehr endete.

      »Er hat Nic getötet und uns beinahe ebenfalls«, schloss Jane. »Wir konnten im letzten Augenblick hierher fliehen.«

      »Das wird euch leider nichts nutzen.« Ultinova schien jede Kraft eingebüßt zu haben. »Wir sind hier gefangen.« Ihre Augen nahmen einen glasigen Ausdruck an. »Ich sehe die goldenen Linien verblassen.«

      »Was bedeutet das?«, fragte Matt.

      »Der Fluch hat sich erfüllt, wir verlieren die Gabe des dreizehnten Hauses. In Kürze sind wir gewöhnliche Magier.« Sie konnte es sichtlich nicht fassen. »Über einhundert Jahre haben wir die Welt beschützt.«

      »Und dann kamen wir«, flüsterte Matt.

      »Bevor ihr jetzt gleich einen Sitzkreis bildet und über eure Kindheit sprecht, können wir bitte einen Weg hier heraus finden?«

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