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Was könnte er sich wünschen? Einen Beutel Gold. Nein, besser eine Truhe Gold. Oder eine große Werkstatt in der Stadt. Könnte er nicht, wenn er es sich nun schon wünschen dürfte, sogar Graf sein? Dem armen Tischler wurde ganz schwindelig.

      Doch er war ein guter Kerl, und er hatte den Erzählungen seiner Großeltern immer genau zugehört. Wie viele Geschichten hatte er gehört, wo jemandem Wünsche gewährt wurden, doch seine törichten, selbstsüchtigen Wünsche hatten ihm nur Unglück gebracht!

      So dachte der Tischler an seine liebe Frau, an seine geliebten Kinder und an seine alte, gute Mutter, und alle Selbstsucht verschwand aus seinem Herzen.

      »Ich wünsche mir nur, dass es meinen Lieben gut im Leben gehen möge!« Und er bemerkte kaum, dass er dabei den Ring gedreht hatte.

      Der Tischler war nun voller Zuversicht und ging mit frohem Herzen nach Hause. Es war noch immer die arme Hütte, doch er fühlte sich, als würde er in ein Schloss einkehren. Als er die Tür öffnete, stürmten seine Frau und seine Kinder zu ihm und fragten, was er denn so lange im Wald getan habe? Doch der Tischler lächelte nur, denn er wusste, dass man nicht leichtfertig von den Begegnungen mit dem kleinen Volk sprechen durfte.

      Und wurde sein Wunsch erfüllt? Ja, doch nicht wie ein Zauber, sondern ganz so, als ob alles seinen natürlichen Gang ginge. Die alte Mutter wurde wieder gesund, niemand wurde mehr krank, und die Familie war arm, aber glücklich. Und schließlich verließ auch die Armut das Haus, die so viel Glück nicht ertragen konnte.

       Albenkönigin Hildur

      imageinst wohnte ein Bauer auf einem Hof in den Bergen und es ist weder überliefert, wie er noch wie sein Hof hieß. Der Bauer war unverheiratet, wohnte aber mit einer Haushälterin namens Hildur zusammen, über deren Herkunft die Leute wenig wussten. Sie bestimmte über alles innerhalb des Hauses und war sehr tüchtig. Alle auf dem Hof hatten sie gern, besonders der Bauer, wenngleich die beiden keine Liebesbeziehung verband, denn Hildur war trotz ihrer freundlichen Art eine schweigsame und scheue Frau.

      Mit dem Hof des Bauern gedieh es zum Besten, doch fiel es ihm schwer, Hirten zu bekommen. Seine Wirtschaft stand auf schwachen Beinen, wenn ein Hirte fehlte. Weder war der Bauer hart gegenüber seinen Hirten, noch litten sie bei Hildur Mangel. Es hatte sich vielmehr herumgesprochen, dass Hirten auf diesem Hof nicht alt würden: Jeden Weihnachtsmorgen fand man einen tot im Bett.

      Zu jener Zeit war es hierzulande üblich, dass man eine Christmette hielt. Diese zu besuchen galt als nicht weniger feierlich wie jene am Weihnachtstag selbst. Aber von den Berghöfen, von denen es weit zur Kirche war, war es Hirten unmöglich, rechtzeitig zur Messe zu gelangen. Die Hirten durften erst zur Kirche gehen, wenn sie mit dem Aufgehen des Sterns zwischen neun und Mittag ihre Arbeit verrichtet hatten. Immerhin mussten sie den Hof in der Christnacht nicht bewachen, wie dies in den Nächten vor Weihnachten und vor Neujahr üblich war, während Herr und Gesinde in der Kirche waren. Seit Hildur zu dem Bauern gekommen war, hatte sie immer angeboten, alle Arbeiten zu übernehmen, die an dem großen Fest anfielen. Sie wachte die ganze Nacht und die Leute waren oft schon wieder von der Mette zurück und schliefen, wenn Hildur endlich zu Bett ging.

      Als es nun eine Weile so gegangen war, dass die Schafhirten in der Christnacht ein plötzlicher Tod ereilte, verbreitete sich die Kunde im ganzen Bezirk. Und doch waren der Bauer und sein Hof frei von Verdacht. Alle waren ohne äußere Einwirkung gestorben. Schließlich entschied der Bauer, er könne es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, Schafhirten in den sicheren Tod hinein zu verpflichten. Das Schicksal solle weisen, wie es weitergehe.

      Als der Bauer fest entschlossen war, niemanden mehr bei sich aufzunehmen, kam eines Tages ein Mann zu ihm – kerngesund und munter – und bot ihm seine Dienste an. Der Bauer sagte: »Ich brauche deine Dienste nicht.« Der Ankömmling fragte: »Hast du für den nächsten Winter schon einen Schafhirten?« Der Bauer verneinte. »Du wirst doch gehört haben, wie es meinen Hirten bisher ergangen ist.« »Gehört habe ich es wohl«, sagte der Mann, »aber ihr Geschick kann mich nicht abhalten, dein Schafhirt zu sein.« Der Bauer gab nach und stellte ihn ein. Nun verging die Zeit, und Bauer und Hirte gewöhnten sich gut aneinander. Auch auf dem Hof konnten ihn alle gut leiden, denn er war ein prächtiger Kerl, tapfer und fleißig.

      Die Zeit bis Weihnachten verging. Da machte sich der Bauer mit seinem Gesinde wie gewohnt am Weihnachtsabend zur Kirche auf, während seine Wirtschafterin allein zu Hause und der Hirte bei dem Vieh waren. Nun vergeht der Abend und der Hirte kommt wie gewohnt nach Hause, isst und geht zur Ruhe. Es denkt, dass es sicherer wäre, wach zu bleiben, was auch immer geschehe. Dennoch hat er keine Angst. Spätnachts hört er die Kirchgänger heimkommen, essen und schlafen gehen. Da ist er arg erschöpft und der Schlaf scheint ihn zu besiegen, doch er wendet alle Kraft dagegen auf. Nach einer kurzen Weile hört er, dass jemand zu seinem Bett kommt, und er meint, Hildur zu erkennen. Er tut, als schlafe er tief und fest. Da spürt er, dass sie ihm etwas in den Mund stopft. Er versteht, dass dies das Zaumzeug für einen Gandritt ist, und gewährt ihr, es ihm anzulegen. Als sie ihn aufgezäumt hat, führt sie ihn hinaus, steigt auf seinen Rücken und reitet ihn, bis sie zu einer Erdspalte kommen. Da steigt sie an einem Stein ab und nimmt die Zügel mit. Dann verschwindet sie vor seinen Augen.

      Dem Hirten schien es misslich, Hildur aus dem Blick verloren zu haben. Aber es war ihm klar, dass er, ohne den Zaum abzulegen, nicht weit käme, denn durch diesen war er mit starkem Zauber belegt. Er rieb seinen Kopf an dem Stein, scheuerte die Trense ab und ließ sie zurück. Dann stürzte er sich in die Erdspalte, in die Hildur verschwunden war. Er war nicht weit gekommen, da erblickte er Hildur. Sie eilte über eine grüne Wiese. Jetzt meinte er zu verstehen, dass Hildur über mehr Zauber verfügte, als man in der Menschenwelt kannte. Er war auch sicher, dass sie ihn sofort sehen würde, wenn er ihr über die Wiese folgte. Er nahm einen Tarnkappenstein hervor, den er bei sich trug, und hielt ihn in der linken Hand. Dann rannte er ihr so schnell wie möglich hinterher.

      Am Ende der Wiese stand ein großer, wunderschöner Palast, auf den Hildur zuschritt. Da sah er, dass eine Menschenmenge auf sie zukam. Als Erster ging ein Mann, der am prächtigsten gewandet war und der Hildur als seine Frau willkommen hieß. Die anderen begrüßten sie als ihre Königin. Da kamen zwei größere Kinder, die Hildur freudig als ihre Mutter umarmten. Danach gingen alle in den Palast und Hildur wurde der würdigste Empfang zuteil. Königliche Gewänder wurden ihr angelegt und ihre Hände mit Gold besteckt. Der Schafhirte hielt sich in der Menge gerade so weit entfernt, dass er alles sehen konnte. Hier war so viel schöner Zierrat, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Nun wurde der Tisch gedeckt und Essen aufgetragen. Hildur nahm auf dem Hochsitz neben dem König Platz, und der Hof zu beiden Seiten, und so aßen sie alle einige Zeit lang. Dann wurde die Tafel aufgehoben und Höflinge und Damen gingen zum Tanz, aber König und Königin sprachen miteinander. Dem Hirten schien das Gespräch zärtlich zu sein, jedoch von sorgenvollem Ton.

      Da kamen drei Kinder, jünger als die, von denen vorher die Rede war, und begrüßten ihre Mutter. Hildur nahm dies liebevoll an; dann hob sie das jüngste Kind auf ihre Knie und spielte mit ihm, doch das Kind quengelte und war unruhig. Da nahm die Königin das Kind von ihrem Schoß, zog einen Ring von ihrer Hand und gab ihn dem Kind zum Spielen. Das Kind verstummte und spielte eine Weile mit dem Gold, ließ es aber auf den Boden fallen. Der Hirte zögerte nicht, griff nach dem Ring, steckte ihn ein und bewahrte ihn sorgfältig auf. Niemand bemerkte dies, aber allen kam es seltsam vor, dass sie den Ring nicht fanden, sosehr sie auch suchten.

      Als die Nacht verging, machte sich Hildur zur Abreise fertig, aber alle baten sie, zu bleiben, und waren sehr traurig, dass Hildur sie verlassen wollte. Der Schafhirte hatte eine steinalte Frau mit bösartigem Aussehen bemerkt. Sie war die Einzige gewesen, die Königin Hildur weder begrüßt hatte noch daran hindern wollte, wegzugehen. Als der König sah, dass Hildur reisefertig war, ging er zu der Frau und sprach: »Nimm deinen Fluch zurück, liebe Mutter, und erfülle meine Bitte, dass meine Königin nicht mehr länger von mir fern lebe und unser Beisammensein nicht mehr so selten und kurz sei, so wie das schon so lange der Fall ist.« Die alte Frau antwortete barsch: »Mein Fluch bleibt und ich werde ihn niemals lösen.« Der König ging gramgebeugt zur

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