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360 GRAD

      Kolofon

      360 Grad - Heiße Erzählungen

      Aus dem Dänischen von Julia Pfeiffer

      Originaltitel: 360 Grader

      © 2013 Anne-Marie Vedsø Olesen, Betty Frank Simonsen, Henriette Rostrup, Karen Fastrup, Kristiane Hauer, Lotte Garbers, Marianne Sophia Wise, Morten Brask, Stephanie Garde Caruna, Susanne Staun & Torben Munksgaard

      Alle Rechte der Ebookausgabe: © SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

      All rights reserved

      ISBN: 9788711457887

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: Epub 3.0

      SAGA Egmont www.saga-books.com

      - a part of Egmont, www.egmont.com

      Leibesvisitation

      von Torben Munksgaard

      Als er gegen Ende des Abends die Griffenfeldsgasse entlang lief, kam er an einer kleinen Kneipe vorbei. Er beschloss, dort kurz auf ein Bier einzukehren, ohne zu ahnen, dass dieser Abstecher irgendetwas ändern würde. Schon bevor er das Lokal betrat, konnte er hören, dass die Stimmung bebte. Er fand einen Platz in der Nähe der Jukebox und hatte nur eine Weile dort gestanden, als ihn ein schwarzgekleideter, junger Mann ansprach.

      „Ich bin Bertel“, sagte er und reichte ihm die Hand.

      „Tag!“, sagte Max, ohne sich näher vorzustellen.

      „Schicker Mantel …“, sagte der junge Mann und musterte Max’ Mantel, den er einige Monate zuvor um einen stattlichen Preis erworben hatte.

      „Danke“, sagte Max und nahm einen Schluck Bier.

      „Sehr schick. Bist du’n Fascho?“

      „Du fragst mich, ob ich ein Faschist bin? Nein, das bin ich nicht.“

      „Du siehst aber aus wie einer.“

      „Wie bitte? Wie kommst du denn darauf?“

      „Pil – sieht er nicht aus wie ein Faschist?“ Er wandte sich einer dunkelhaarigen, etwas molligeren jungen Frau zu, die hinter ihm stand. Sie beugte sich ein wenig vor und warf ihm einen prüfenden Blick zu.

      „Ein wenig.“

      „Siehst du, sie findet auch, dass du wie’n Fascho aussiehst …“

      Max begann zu spekulieren, wie er das Gespräch beenden und einen neuen Platz finden könnte. Doch der junge Mann, Bertel, ließ nicht locker.

      „Fascho“, sagte er und zementierte die herablassende Betitelung in lautlos geformte Lippenbewegungen – Fa-scho – während er Max mit eiskaltem Blick anstarrte.

      „Na dann, belassen wir es dabei.“

      „Du gibst es zu?“, rief Bertel. „Du gibst es selbst zu!“ Er drehte sich wieder der jungen Frau zu: „Er hat es gerade selbst zugegeben. Er ist ein Faschist.“

      Sie betrachtete Max.

      „Schwein“, sagte sie dann.

      „Fascho-Schwein“, fügte Bertel hinzu.

      Trotz der unbehaglichen Situation warf Max einen Blick auf die enormen Brüste der Dunkelhaarigen. Einen Augenblick lang stellte er sich vor, wie sie aus ihrem BH springen würden, wenn er ihn öffnete. Schwer und – das musste Max sich eingestehen – wunderbar üppig würden sie aus dem Büstenhalter purzeln.

      Während ihn Bertel immer weiter beschimpfte, stellte er sich ihren Hintern vor. Er war groß und weiß – von simpler Topographie. Er stellte sie sich auf allen Vieren kniend vor. Unter den Pobacken blitzten die Schamlippen hervor und färbten das Weiß mit ihren dunklen Tönen, ihrem schwarzen Haar. Sein Schwanz würde klein aussehen, wenn er in sie eindringen würde. Er würde schnell kommen, würde ihn kurz davor herausziehen und über ihrem gigantischen Arsch abspritzen.

      „Heil Hitler“, sagte Bertel und Max nickte. Steif würde sein Schwanz zum Hitlergruß über ihren weißen Arschbacken stehen.

      „Deine Freundin hat was von der Riefenstahl“, bemerkte Max.

      „Was bitte?“

      „Sie hat so etwas Pompöses … etwas Mächtiges.“

      „Was bitte meinst du damit?“

      „Ich meine was ich sage. Triumph des Willens. Hat sie etwa nicht die redensartlichen Hosen an? Pil war ihr Name, nicht wahr?“

      „Er redet über dich“, sagte Bertel ihr zugewandt, während sie ihren Kopf wieder vorstreckte.

      „Was sagt er denn?“

      „Er sagt, dass du groß bist.“

      „Du sagst, dass ich groß bin? Du sagst, dass ich groß bin?“

      „Ja“, sagte Max. „Du hast so etwas Großartiges an dir.

      „Also hör mal, das kannst du dir doch nicht erlauben! Das muss ich mir verdammt nochmal nicht bieten lassen!“

      „Ich meine das als Kompliment.“

      „So wird das aber verflucht nochmal nicht aufgefasst.“

      „Ich finde, du bist sehr schön“, verdeutlichte ihr Max.

      „Willst du mich verarschen?“

      „Absolut nicht. Du bist genau mein Typ Frau.“

      „Ja, aber du bist ganz und gar nicht mein Typ. Was bildest du dir eigentlich ein, Alter?“

      „Fascho-Schwein“, fügte Bertel hinzu.

      „Stellt euch vor, wir würden in einer anderen Welt leben.“

      „Was für eine Welt?“

      „Eine schönere Welt“, erklärte Max. „Eine Welt, wo die Dinge groß und füllig sind. Eine Welt, wo du, Pil, alles bestimmen würdest. Du wärst die Königin und wir Männer wären deine Sklaven. Wir würden alles machen, was du sagst und würden dich befriedigen, wann immer du es wünschst.“

      „Im Ernst jetzt?“

      „Ja, versuch es dir vorzustellen.“

      „Nein danke.“

      „Das ist schade, denn es ist ein wirklich schöner Gedanke. Es ist ein Gedanke, der dich glücklich machen würde, da bin ich mir sicher.“

      „Du bist verdammt merkwürdig.“

      „Er ist ein Fascho.“ „Kann schon sein, aber ich meine es ernst: Es ist ein wunderschönes Land, Pil, und du bist nackt. Versuche es dir vorzustellen. Traust du dich, dir das vorzustellen? Du bist nackt und wunderschön.“

      „Hör auf mit dem Scheiß“, sagte Bertel.

      „Das ist kein Scheiß.“

      „Klar ist es das.“

      „Nein, das ist sie. Und Pil ist nackt und schön.“

      „Kannst du nicht einfach aufhören das die ganze Zeit zu wiederholen … Diese ekeligen Fantasien, die du da von mir hast, widern mich an.“

      „Okay, dann bist du eben nicht nackt. Du trägst eine Uniform, die all deine Attribute in Szene setzt. Dein Dekolleté ist üppig gefüllt. Versucht, euch das vorzustellen. Stellt euch Pil vor, wie sie dasteht und über die Menschenmenge blickt. Die Penisse erheben sich zum Siegesgruß – sie stehen in Reih und Glied. Sie hält ihre Brandrede, sie schreit und ruft ihre Ideologien in die Menge. Eine echte Massensuggestion: Ihr Körper ist faszinierend und fantastisch. Sie schlägt mit der Faust auf das Podium während sie jähzornig ihren Kopf schüttelt.“

      „Wie Hitler?“

      „Ja genau, Bertel. Wie Hitler. Sie gestikuliert mit ihren Armen und verführt sie alle. Sie ist ihr Führer, ihre Besatzungsmacht. Sie lieben sie. Sie haben ihr Leben auf sie gebaut, sie ist ihre Ideologie. Alle von ihnen sind Männer und sie ist ständig in ihren Gedanken. Ihr gesamtes Leben läuft darauf hinaus, mehr von ihr zu haben. Alles, was

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