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oder einfach schlechtes Spiel waren? Torhüter sind daher immer auch Ziel von Wettbetrügern gewesen.

      Schon lange vor seinem Geständnis hatte Arthur wegen eines Vorfalls in einer Partie gegen Burnley im Dezember 1891 traurige Berühmtheit erlangt. Das Wetter war furchtbar, und Burnley führte zur Pause mit 3:0. Daran änderten auch Arthurs Versuche nichts, den Schiedsrichter hinters Licht zu führen und so zu tun, als ob der Ball beim dritten Tor knapp danebengegangen sei. Arthur hatte den Ball einfach von außerhalb des Netzes wieder auf den Platz gelöffelt und vorgegeben, nun den Abstoß ausführen zu wollen. Blackburn bot daraufhin an, das Spiel kampflos aufzugeben, aber Burnley bestand auf Weiterspielen. Das tat Blackburn derart widerwillig, dass vier seiner Spieler den Wiederanpfiff verpassten, weil sie noch in der Umkleidekabine herumgammelten. Später gerieten noch Joseph Lofthouse von Blackburn und Alexander Stewart von Burnley aneinander und wurden beide des Feldes verwiesen. Die restliche Mannschaft Blackburns beschloss daraufhin, ebenfalls den Platz zu verlassen.

      Das heißt: nicht die ganze restliche Mannschaft. Arthur nämlich harrte in Kälte und Regen aus und nahm es alleine mit Burnley auf. „Der ganzen Sache fehlte es nicht an einer gewissen Komik“, schrieb Rambler im Lancashire Evening Express. „Der Schiedsrichter blies zur Fortsetzung des Matches in seine Pfeife, und Burnley warf den Ball von der Seitenlinie her ein, also von dort, wo sich die Rauferei zugetragen hatte. Arthur rannte in die Richtung seines Tores, umgeben von Gegnern, und ich fragte mich, was er wohl zu tun gedachte. Wenige Meter vor dem Kasten hielt er an und reklamierte ganz gelassen ein Abseits. Von allen Seiten des Spielfeldes grüßte darauf stürmisches Gelächter.“ Der Schiedsrichter, ein gewisser Mr Clegg, gab den Freistoß. Die Absurdität des Ganzen tauchte Arthur dann in grelles Licht, als er diesen in das eigene Netz rollte. Daraufhin wurde das Spiel abgebrochen. Lofthouse und Stewart bekamen von der FA Sperren aufgebrummt, außerdem wurden neue Regularien eingeführt. Fortan war es den Spielern nicht mehr erlaubt, ohne Einverständnis des Schiedsrichters den Platz zu verlassen.

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      An Shearmans Darstellung des Torhüters fällt auf, dass er Hechten mit keinem Wort erwähnt. Offenbar glaubte er, dass es für einen Torhüter nichts Bewundernswerteres gäbe, als das Gleichgewicht zu halten. Da sich die Position des Torhüters am spätesten entwickelte, ist es durchaus verständlich, dass es ein wenig dauerte, bis er Hechtsprünge und Ähnliches in seinem Tor vollbrachte. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Kennedy – der Mann, den McAulay im Tor von Dumbarton ersetzte – den Spitznamen „Diver“ hatte. Man kann also davon ausgehen, dass er sich nach dem Ball warf und dass dies gleichzeitig so ungewöhnlich war, dass es ihn besonders charakterisierte.

      Der große österreichische Journalist Willy Meisl, selbst ein recht angesehener Torhüter, schrieb in seinem 1956 erschienenen Buch Soccer Revolution, dass er 1899 zum ersten Mal Torhüter mit Absicht habe hechten sehen. „In dem Jahr kamen die ersten englischen Profis herüber [nach Österreich], der FC Southampton. Sie schlugen eine Wiener Stadtauswahl mit 6:0, und ihr Goalie, [Jack] Robinson, demonstrierte zum ersten Male, wie man niedrig fliegenden Schüssen begegnete, indem er mit größter Leichtigkeit durch die Luft flog.“ Infolgedessen wurde diese Art der Abwehr in Österreich – zumindest in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – als Robinsonade bekannt. „Nach dem Match bot Robinson noch eine Showeinlage. Sein Tor wurde gleichzeitig mit sechs Bällen bombardiert, und er hielt die meisten der Schüsse.“

      

      Meisl verfasste sein Buch als Antwort auf Englands „Verfall und Untergang“ als Fußballnation – eine Entwicklung, die die 3:6-Niederlage gegen Ungarn 1953 unmissverständlich klargemacht hatte. Es war die erste Niederlage, die England gegen einen Gegner vom Kontinent hatte einstecken müssen. Der Torwart jener ungarischen Mannschaft war Gyula Grosics. Er war einer der ersten Torhüter, die nicht nur ihre Linie, sondern sogar den Sechzehner verließen. Für Grosics war Robinson eines von zwei prägenden englischen Vorbildern: „Moon von den Corinthians, Robinson und viele weitere weltberühmte englische Tormänner waren ja die Pioniere dieser Kunst. Sie wiesen allen europäischen Tormännern den Weg“, schrieb Grosics. „Die Tatsache, dass die Ungarn ihnen gute Schüler gewesen sind, haben sie vielfach unter Beweis gestellt. Man kann es an den Erfolgen ihrer Tormänner ablesen. Ich möchte unter meinen ausgezeichneten Vorgängern nur die Namen Ferenc Zsák und Ferenc Plattkó erwähnen, die den Bewegungsstil der englischen Tormänner nicht nur beherrscht haben, sondern ihn teilweise auch weiterentwickelten.“

      Moon war nie auf Tournee gegangen, folglich kann er auch nur aufgrund seines Rufs bekannt gewesen sein. F. N. S. Creek schrieb in seiner History of the Corinthian Football Club aus dem Jahr 1932: „Das Niveau des Torwartspiels [in den 1880er Jahren] war allgemein schlecht, insbesondere auf nassem Rasen, wo Schüsse aus der Distanz regelmäßig ‚den Torwarten durch die Finger glitten’. Die einzige Ausnahme von dieser Regel war W. R. Moon. […] Moon war ursprünglich ein Verteidiger, doch als die Casuals einmal gegen Cambridge spielten, fehlte ihnen ein Torwart, und Moon hütete sein Tor so gut, dass Cambridge nicht traf und Englands zukünftiger Torwart entdeckt wurde.“

      Jack Robinson selbst verfasste einen längeren Artikel für Gibsons und Pickfords vierbändiges Geschichtswerk Association Football and the Men who Made It von 1905. Darin legte er die aus seiner Sicht wichtigsten Eigenschaften des Torhüters dar. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erschienen noch einige weitere Werke zur Fußballtheorie – ein Zeichen dafür, dass der Sport inzwischen ernst genommen wurde.

      Wie viele andere Abhandlungen über den Torhüter begann auch Robinson mit einer Erörterung der Körpergröße:

      

      „Man sagt, dass ein gutes großes Pferd besser sei als ein gutes kleines Pferd. Viele solcher Redeweisen sind bloß zur Hälfte wahr. Und die gerade genannte trifft auf den Fußball nicht zu. Mir sind in der heutigen Zeit einige gute große Tormänner bekannt, welche aus meiner Sicht dem guten kleinen Tormann von Middlesbrough, [Tim] Williamson, die Hand reichen müssten. Ungeachtet dessen bringt die alte lateinische Wendung in medio stat virtus, „in der Mitte liegt die Tugend“, meine Ansichten über die Größe des guten Torhüters am besten auf den Punkt. Es bedarf keiner weiteren Erwähnung, dass der kleine Mann sich in einem großen Nachteil befindet, sofern er es mit hohen Schüssen zu tun bekommt. Auf der anderen Seite wird der über die Maßen große Mann erhebliche Schwierigkeiten haben, die flach über die Grasnarbe zischenden Bälle aufhalten zu können. Ich kenne einen Tormann, der hervorragend Schüsse jeder Art in Höhe oberhalb seines Knie pariert. Dennoch hat er nicht weniger als fünf Tore in einem Spiele kassiert, weil die Stürmer des Gegners ‚Halte ihn flach’ zu ihrem Motto machten. Die ideale Größe für einen Torwart liegt nach meiner Ansicht zwischen 1,75 Meter und 1,80 Meter.“

      Die Debatte hat bis heute Bedeutung, auch wenn die vermeintliche Idealgröße eines Torhüters gestiegen ist. „Man muss außerdem robust sein“, fuhr Robinson fort. „Aus nur allzu schmerzhafter eigener Erfahrung weiß ich, dass der Mann im Tor aus Stahl und Guttapercha geformt sein muss. Man mag auf anderen Positionen auf dem Feld auch als Schwächling jeder Beschädigung entfliehen können, im Tor aber wartet man nur so darauf und sieht ihr zu jeder Zeit entgegen – und man erleidet sie nicht selten auch.“

      Robinson führt noch weitere Attribute auf – gute Augen, gute und rasche Entscheidungsfähigkeit, „Mut und Schneid“ – und kommt schließlich zur Intuition, die er sehr ausführlich erläutert.

      „Auch wenn du nicht im eigentlichen Sinn verteidigst, solltest du nicht herumlaufen wie ein Bär mit schmerzenden Füßen. Betrachte deine Gegner und studiere sie. Dir werden die Eigenarten auffallen, mit welchen die Linksaußen oder die Rechtsaußen spielen, die Taktiken, welche sie zur Überwindung deiner Läufer anwenden, an welchen Mann der Mittelstürmer meistens abgibt, und die zig Geschehnisse, welche im Spiel auftreten können. Dein Urteilsvermögen fügt diese Kleinigkeiten zusammen und formt daraus die Erkenntnis, was sich aus verschiedenen Eventualitäten ergeben könnte. Doch all dies ist nur die unbewusste Vorstufe der Intuition, und Intuition wird deine Rettung in der Not sein, wenn ein Abwägen auf langsamen Füßen daherkäme. Man liest über Torhüter, welche die gegnerischen Stürmer hypnotisieren; tatsächlich

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