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blickte stur geradeaus, als der Robot vor ihm stand und ihm mit eiskaltem Blick in die Augen starrte, während er ihm das Messgerät an die Schläfe hielt.

      Er war versucht aufzuatmen, als der Robot unverrichteter Dinge weitermarschierte. Aber selbst das gönnte er sich nicht.

      Danach steckte man sie in einen intelligenten Kampfanzug, der seine Wärmeregulation automatisch den klimatischen Bedürfnissen anpasste, und verfrachtete sie in mehrere Transportgleiter.

      Der Flugzeit nach zu urteilen waren sie ein paar tausend Meilen ostwärts geflogen, bevor sie zur Landung ansetzten. Niemand von seinen sogenannten Kameraden hatte während des Fluges auch nur eine Silbe gesagt. Man würde sie alle in den Tod schicken, fuhr es ihm durch den Kopf. Und niemand dort draußen würde je davon erfahren, weil man ihnen mit einem ausgelöschten »Ich« die Möglichkeit zur Kommunikation genommen hatte.

      Lennox speicherte alles, was er sah, in seiner Erinnerung, die noch komplett vorhanden war. Er musste einen Weg finden, dieser Hölle zu entkommen. Und das lebend. Hatte er noch vor Monaten, nach Rachels Tod, einfach sterben wollen, so war er nun fest entschlossen, die Welt vor der Regierung der Panamerikanischen Staaten und deren Helfershelfern zu warnen. Die Leute dort draußen mussten wissen, was hier geschah. Jeder von ihnen konnte jederzeit selbst Opfer dieser skrupellosen Machenschaften werden.

      Doch an Flucht war nicht zu denken. Bereits kurz nach ihrer Ankunft steckte man sie in streng überwachte Mannschaftsunterkünfte, wo sie der Kontrolle kompromissloser Kampfroboter unterstanden. Diese seelenlosen Typen waren genauso groß und so muskulös wie die Kerle, die ihn verschleppt hatten. Er hatte keine Ahnung, ob sie selbstständig dachten oder ob sie auch von außen gelenkt wurden.

      Am nächsten Tag schickte man Lennox und seine Zombie-Kameraden, wie er die anderen nannte, in ihren ersten Einsatz auf einen heiß umkämpften Wüstenhügel. Dort sollten sie auf die Kämpfer der Panasiatischen Front treffen. Lennox und seine Leidensgenossen bildeten eine Art Vorhut, damit die nachfolgenden Kampfroboter die Strategien des Gegners berechnen konnten und damit ihre Verluste reduzierten.

      Dummerweise standen die asiatischen Robots den panamerikanischen Modellen in nichts nach. Lennox wurde von der Wucht dieser menschenähnlich aussehenden Maschinen regelrecht überrannt und ließ sich noch vor dem ersten Feindkontakt zu Boden fallen. Die Robots metzelten mit ihren Laserwaffen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.

      Auch nachdem die erste Angriffswelle in der gleißenden Wüstensonne über ihn hinweggestürmt war, blieb Lennox erst einmal liegen und hoffte, man hielte ihn für tot.

      Wie betäubt atmete er den Geruch des frischen Blutes ein, das binnen Minuten im heißen Sand verdampfte. Nur ganz wenig hob er den Kopf und schaute sich um. Vom Anblick herumliegender Körperteile regelrecht gelähmt, wartete er ab, bis die Meute weitergezogen war. Erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete, rannte er in geduckter Haltung zu einem naheliegenden Felsplateau und drückte sich in eine Nische zwischen zwei massiven Felsbrocken. Erstaunt nahm er hinter sich einen schmalen Spalt wahr, durch den er sich, wenn auch mit ein wenig Mühe, hindurchdrücken konnte. Dahinter verbarg sich eine erlösende Dunkelheit, die in ein kleines Höhlensystem führte. Erleichtert atmete er auf.

      Doch er war nicht allein. Unvermittelt hatte er die Mündung eines Lasergewehrs im Gesicht. Lennox zückte instinktiv seine Laserpistole und bedrohte den Gegner mit der gleichen Intensität. Auge in Auge standen sie sich im schwachen Lichtschein, der durch den Felsspalt hereinfiel, gegenüber. Bei genauer Betrachtung sah er sich mit einem Kriegsroboter der Panamerikanischen Staaten konfrontiert.

      Der Robot trug keinen Helm und war nur wenig größer als Lennox. Er hatte ein smartes, kantiges Gesicht ohne Bart und helle, fast silberblaue Augen. Passend dazu war sein kurz geschnittenes Haar von silberblauen Strähnen durchzogen. Wer auch immer ihm ein solches Design verpasst hatte, musste einen kreativen Tag gehabt haben. Doch Lennox ließ sich davon nicht beeindrucken und entsicherte den Abzug seiner Waffe mit einem gut hörbaren Summen.

      »Ganz ruhig, Kumpel«, raunte die Silbersträhne ihm zu. »Wenn du die Pistole weglegst, tue ich dir nichts.«

      Der Robot musste den Schock und die Angst in seinen Augen bemerkt haben. Eine gefährliche Situation. Denn schließlich konnte seinem Gegner nicht entgangen sein, dass er trotz der Drogen Gefühle empfinden und noch selbstständig denken konnte. Andererseits stellte sich ihm die Frage, warum der Robot hier war und nicht draußen auf dem Schlachtfeld.

      Überraschenderweise legte sein Gegenüber ebenfalls die Waffe zu Boden, nachdem Lennox seiner Aufforderung gefolgt war.

      »Und jetzt?«, fragte Lennox tonlos und in der sicheren Erwartung, als Deserteur von dem anderen getötet zu werden. »Machst du mich fertig? Falls ja, bitte schnell und ohne zu leiden.« Er kniff die Augen zu, doch es passierte nichts. Als er sie wieder öffnete starrte der Robot ihn immer noch an.

      »Warum bist du nicht wie die anderen?« Der Robot hob eine Braue.

      Eine Frage, die keinesfalls zu einem Blecheimer passte, wie Lennox die Robots nannte. »Was geht dich das an?«, konterte er, nachdem er seine Angst hinuntergeschluckt hatte und den fordernden Blick seines Gegenübers in gleicher Weise erwiderte. »Dasselbe könnte ich dich fragen. Warum lebe ich noch und warum bist du hier und nicht dort draußen bei den anderen Blecheimern?«

      »Ich bin kein Blecheimer«, knurrte der Andere sichtlich verstimmt. »Und du, beantworte meine Frage, wenn du leben willst!«

      »Uh.« Lennox hatte zu seinem Galgenhumor zurückgefunden und grinste müde. »Versprich nicht, was du nicht halten kannst! Wir sind doch schon tot. Wir wissen es nur noch nicht.«

      »Ich weiß, wie wir hier rauskommen können, ohne zu sterben«, erwiderte der Robot ohne einen Anflug von Zweifel in der Stimme.

      »Wir? Oder meinst du dich? Denn wozu brauchst du einen abgefuckten Hybridsöldner, der lediglich zum Sterben hierhergeschafft wurde?«

      »Da haben wir mehr gemeinsam, als du denkst, Bruder.«

      »Bruder? Ich bin nicht dein Bruder! Ich bin ein Mensch!«, insistierte Lennox entschieden.

      »Du bist ein Mensch, aus dem man einen Robot gemacht hat oder zumindest machen wollte. Und ich bin ein Robot, aus dem man einen Menschen gemacht hat, zumindest äußerlich.«

      »Und innerlich?« Lennox grinste sarkastisch. »Sag nur, da haben wir auch was gemeinsam?«

      Der Robot schaute ihm geradewegs in die Augen. »Wir haben beide ein Bewusstsein, weil wir beide ein hochentwickeltes Gehirn besitzen. Du ein biologisches und ich ein biotechnisches.«

      »Das glaubst du doch selbst nicht!« Lennox war ehrlich schockiert. Falls der Kerl tatsächlich ein Bewusstsein besaß, würde er eine größere Gefahr für die Menschheit bedeuten als der Krieg und seine Folgen.

      »Du kannst es glauben oder es lassen«, murmelte der Robot mit einer arroganten Gleichgültigkeit in der Stimme. »Aber eins sollst du wissen: Du kennst nun mein Geheimnis und ich kenne deins. Also werden wir gemeinsame Sache machen oder gar nichts.«

      »Und was wäre gar nichts?«

      »Gar nichts wäre, dass ich dich eliminieren müsste, wenn du dich weigerst, mich zu unterstützen. Doch das wäre in Anbetracht der Lage nicht klug. Schließlich sitzen wir im selben Boot.«

      »Und von was für einem Boot sprichst du, wenn ich fragen darf? Wir sitzen mitten in der Wüste und es gibt weder ein Boot noch ein Meer, über das wir entkommen könnten.«

      »Lass das meine Sorge sein«, raunte der Robot. »Ich bin schließlich nicht zufällig hier.«

      »Egal was du vorhast«, protestierte Lennox aufgebracht, »sie werden uns schnappen. Sie haben uns einen Chip implantiert, über den sie uns jederzeit orten können. Ein Wunder, dass sie noch nicht hier sind.«

      »Kein Wunder, weil wir von einem Felsgestein umgeben sind, das die Signale absorbiert. Und im Übrigen habe ich meinen Chip bereits entfernt.«

      »Wie hast du das denn hinbekommen?« Lennox starrte

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