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Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel. Luzia Pfyl
Читать онлайн.Название Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel
Год выпуска 0
isbn 9783958344112
Автор произведения Luzia Pfyl
Жанр Языкознание
Серия Frost & Payne - Die gesamte Staffel
Издательство Bookwire
Frost holte tief Luft. Es war ihr unangenehm, zwischen die Fronten der Eheleute geraten zu sein. Aber das gehörte ebenfalls zu ihrem Job. Alles, was sie tun konnte, war, Fakten sachlich auf den Tisch zu legen. Was die Klienten am Ende daraus machten, war nicht mehr ihr Problem.
»Ich habe Mr. Payne in Covent Garden aufgespürt«, log sie. Payne und sie waren übereingekommen, dass sie seiner Frau keine Details erzählten.
Mrs. Payne erbleichte sichtlich und schluckte hart. Alle ihre Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. Covent Garden war berüchtigt für seine Bordelle und nächtlichen Vergnügungen aller Art.
»In einem Pub beim Essen, Mrs. Payne. Er hatte sich in das Gasthaus, das sich darüber befand, eingemietet. Es gibt einen Grund, warum er das getan hat.« Frost schaute den Pinkerton an. »Sagen Sie es ihr, Payne.«
Mrs. Payne schaute fordernd und fragend zwischen Frost und ihrem Mann hin und her. Ihr Blick blieb an Payne hängen, als er zögerte.
»Ich habe nach Annabella gesucht«, sagte er dann endlich.
»Du hast was?« Mrs. Payne hob die Hand an ihre Lippen. »Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Ich wollte nicht, dass du wegen meinen Ermittlungen in Gefahr gerätst, Cecilia. Außerdem hast du schon genug durchgemacht wegen der Sache.« Payne suchte nach Worten, um sich zu erklären, ließ es dann jedoch bleiben.
Frost konnte kaum mithalten mit den Emotionen, die sich nun auf Mrs. Paynes Gesicht in rascher Folge abwechselten. Trauer, Wut, Entsetzen, Enttäuschung, wieder gefolgt von Zorn. Die zweite Ohrfeige hatte sie definitiv nicht kommen sehen.
»Annabella ist tot, finde dich endlich damit ab, Jackson«, zischte Mrs. Payne. »Ich will mein Kind endlich begraben können, auch wenn es sich um einen leeren Sarg handelt.«
Payne funkelte seine Frau an. »Die Polizei hat nichts getan, um sie zu finden! Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass Annabella am Leben ist.«
Mrs. Payne seufzte und wandte den Blick ab. Frost wünschte sich, dass sie statt des Tees ein Glas Whisky vor sich hätte.
»Gut, ich glaube, wir haben das Wichtigste geklärt«, sagte sie und faltete geschäftlich die Hände. »Meine Arbeit ist damit beendet.«
Mrs. Payne nickte und brachte ein Lächeln zustande. »Vielen Dank, Miss Frost.«
»Sorgen Sie dafür, dass Ihr Mann die nächsten Tage das Bett hütet, Mrs. Payne. Er ist verletzt.«
»Es ist nur ein Kratzer«, versicherte Payne wenig glaubhaft, als seine Frau ihn alarmiert anschaute.
Frost stand auf und streckte Mrs. Payne über den Tisch hinweg die Hand hin. »Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«
In diesem Moment tauchte Helen aus der Küche auf. »Miss? Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, Miss, aber da steht seit einiger Zeit ein Mann vor dem Haus und beobachtet Sie alle. Ich sehe ihn durch das Küchenfenster.«
Frost hob die Augenbrauen und ließ die Hand sinken. Sie beugte sich nach rechts, um durch die Frontscheibe sehen zu können. Durch die vorbeigehenden Fußgänger sah sie einen dunkel gekleideten Mann mit Hut, der beim Haus gegenüber an die Wand gelehnt stand. An sich nichts, was ungewöhnlich war. Sie wollte sich gerade wieder den Paynes zuwenden, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.
Der Mann hielt eine Waffe in der Hand und hatte sich von der Wand gelöst. Das war sehr ungewöhnlich.
»Payne!«
Er drehte sich um und sah den Mann sofort. »Cecilia, runter!« Mrs. Payne schrie auf, als er sie unsanft aus dem Stuhl schob.
»Payne, fangen Sie«, rief Frost und warf ihm seinen Revolver zu, den sie in der Schreibtischschublade verstaut hatte. Ihren eigenen nahm sie selbst zur Hand.
Mit wenigen Schritten war sie bei der Tür und riss sie auf. Eiskalte Luft wehte ihr entgegen. Wie in Zeitlupe sah sie, wie der Mann den Arm hob und zielte. Payne stand wie aus dem Nichts neben ihr. Gemeinsam traten sie ins Freie, sprangen die kurze Treppe hinunter und nahmen den Mann ins Visier.
Zwei Schüsse knallten, und die Zeit schien wieder ihren gewohnten Gang zu nehmen. Der Mann ging tödlich getroffen zu Boden und blieb im dreckigen Schnee der Straße liegen. Passanten, die in der Nähe waren, wichen schockiert zurück, als Frost und Payne zur Leiche gingen.
»Das war hoffentlich der Letzte«, brummte Payne und hielt sich die Seite.
Frost starrte auf den leblosen Fremden. Sie hatte sein Gesicht noch nie gesehen, doch sie kannte seine Sorte. Auftragsmörder. Normalerweise machten diese allerdings einen besseren Job.
Sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und grinste den Pinkerton an. »Wir sind ein gutes Team, Sie und ich. Was halten Sie davon, wenn Sie für mich arbeiten, Mr. Payne?« Payne hob die Augenbrauen und schaute fragend auf sie herab. Frost zuckte mit den Schultern. »Nun, Sie brauchen offensichtlich einen neuen Job, und ich kann jemanden gebrauchen, der besser schießen kann als ich.«
»Sie bieten mir einen Job an.«
Frost legte den Kopf schief. »Sie interessieren mich, Pinkerton. Ich schlage Ihnen einen Deal vor: Sie helfen mir bei meiner Arbeit, und ich helfe Ihnen dabei, Ihre Tochter zu finden.«
Payne wandte den Blick ab und auf die Leiche vor ihnen auf dem Boden. Frost konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, doch er brauchte nicht lange, bis er sich entschieden hatte.
»Einverstanden.«
Sie grinste zufrieden und drehte sich auf dem Absatz um. Gedanken darüber, wie sie den Pinkerton bezahlen wollte, würde sie sich später machen. »Whisky?«, rief sie über die Schulter und ging zurück in die Agentur.
13.
Mrs. Payne brauchte etwas mehr Überredung als ihr Mann. Frost erwähnte ihr gegenüber nicht, dass sie Payne bei der Suche nach Annabella helfen würde. Die Angelegenheit um das Verschwinden ihrer Tochter war für Mrs. Payne schmerzvoll, und sie vermied es, über sie zu sprechen. Frost hatte keine Kinder. Sie konnte sich nicht annähernd vorstellen, wie es sein musste, seinen Spross zu verlieren und nicht zu wissen, was geschehen war und ob er überhaupt noch lebte. Für den Moment hatten Frost und Payne also eine stille Übereinkunft, was diese Sache anging.
Mrs. Payne hatte immer noch Bedenken, nachdem Frost ihr die Gründe dargelegt hatte, warum sie den Pinkerton anstellen wollte.
»Ich brauche etwas zu tun, Cecilia«, sagte Payne eindringlich. »In New York hatte ich Arbeit. Hier in London habe ich nichts mehr.« Die Dinge, die er für Newman erledigt hatte, wollte er ihr gegenüber lieber nicht erwähnen. Londons Untergrund war dreckig. »Du hast deine Forschungen in der Sternwarte und an der Universität, und du weißt, dass ich dir in der Hinsicht nie Steine in den Weg gelegt habe. Ich kann nicht nur müßig im Haus sitzen und Bücher lesen.«
Mrs. Payne seufzte und nickte dann. »Du hast ja recht. Tut mir leid, ich war egoistisch.«
Frost freute sich. »Wunderbar, dann hätten wir auch diese Sache geklärt.« Sie hob ihr Glas Whisky. »Auf unsere Zusammenarbeit, Mr. Payne.«
Als die Paynes gegangen waren, blieb Frost allein zurück. Sie hörte die vertrauten Geräusche von Helen, die ihre Wohnung über der Agentur sauber machte. Die Standuhr in der Ecke tickte. Draußen vor dem Fenster herrschte der übliche Verkehr, die Straßenbahn ratterte in regelmäßigen Zeitabständen vorbei, die Passanten gingen ihrer Wege. Es hatte zu regnen begonnen. Der mittlerweile grauschwarze Schnee verwandelte sich innerhalb weniger Stunden in nasskalten Matsch. Mit dem Regen wurden auch die Asche und der Smog aus der Luft gewaschen.
Frost betrachtete die Geldscheine,