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Ausblendung. Wege in die virtuelle Welt. Группа авторов
Читать онлайн.Название Ausblendung. Wege in die virtuelle Welt
Год выпуска 0
isbn 9783947619450
Автор произведения Группа авторов
Жанр Языкознание
Серия Die c't Stories
Издательство Bookwire
Mirko ließ die Drohne eine Position über dem Verwaltungsgebäude neben dem Tor einnehmen, von wo aus sie das Einsatzgebiet sicherte. Nils’ und Tims Hummeln flogen von der Stadt heran, jede bestückt mit zweihundertfünfzig Kilo ABC- und Metalllöschpulver in Form von zehn Nebelladungen.
„Mit unseren Mitteln können wir den Brand nur eindämmen“, fasste Mirko seine Analyse zusammen. „Hier und hier.“ Er zog zwei Linien auf dem Bildschirm und markierte den einen noch unbeschädigten Sattelschlepper, der ein Stück entfernt von den brennenden stand. „Wir drängen das Feuer durch gezielten Löschmitteleinsatz zurück, bis Hagens Leute am Boden so weit sind.“
„Ich fordere zusätzliche Drohnen aus Eckenheim an“, sagte Tim. Seine Finger flogen über die Tastatur. „So … Nord schickt uns vier Hummeln …“
Er unterbrach sich. „Da! Mann im Feuer!“
Auf Tims Veranlassung hin legte die Drohnenkamera von Seeschwalbe zwei einen Lebenszeichenfilter über das Bild. In der Führerkabine eines der brennenden Sattelzüge saß eine Gestalt, deren Atemwolken grün hervorgehoben wurden. Mirko zoomte heran. Offenbar hatte der Mann einen Schlafsack übergeworfen, weshalb ihn die Personenerkennung bisher übersehen hatte. Wahrscheinlich hatte er in der Kabine geschlafen und war von den Flammen überrascht worden. Vor ihm versperrte ein Maschendrahtzaun mit Stacheldrahtkrone den Fluchtweg, rechts von seiner Zugmaschine hüllten brennende Grünabfälle alles in dichten Rauch. Hinter ihm loderten die Flammen der beiden Anhänger so heiß, dass kein Durchgang blieb, und links brannte die Zugmaschine, deren Tanks jederzeit explodieren konnten. Mirkos Hand umklammerte den Flightstick. Seine Aufklärungsdrohnen konnten hier nichts bewirken, solange er vom Boden aus keine Unterstützung erhielt. Er hatte das Gefühl, tausend Kilometer weit weg zu sein.
„Nils …“
„Ich weiß!“ Nils’ Hummeln erschienen über den Flammen und drehten sich in Angriffsposition. Sie erinnerten Mirko ein wenig an riesige Pinguine mit Rotorgondeln anstelle des Schwanzes und der Stummelflügel. Patronen mit Löschpulver zischten aus den Abschussbechern und platzten mit dumpfem Knall in den Flammen, die auf ein Drittel ihrer Größe zusammensanken. Darauf hatte der Eingeschlossene gewartet. Er stieß die Tür der Fahrerkabine auf, sprang auf den Weg, schlang den offenen Schlafsack um sich wie einen Kapuzenumhang und rannte los, zwischen der brennenden Zugmaschine und dem Zaun durch. Nils ließ eine Serie Ladungen über ihm platzen. In einem blau glühenden Löschmittelvorhang stürzte der Mann und rollte sich über den Splitt, wohl in dem Glauben, Feuer gefangen zu haben.
Ein vierbeiniger Einsatzmittelträger stampfte ins Bild, fasste den am Boden Liegenden um den Bauch und zog ihn zu dem unbeschädigten LKW. Offenbar hatten die Kollegen auf dem Führungsfahrzeug schnell geschaltet und die Einheit querfeldein vorausgeschickt.
„Wie sieht es aus?“, fragte Löschdrohnen-Operator Mirko. Er versuchte vergeblich, noch näher heranzuzoomen.
„Nur leichte Verbrennungen“, kam die erlösende Nachricht von Brandmeister Sachs. „Wir übernehmen ihn.“
Auf der Anhängerplane hinter dem robotischen Rettungsmittelträger bemerkte Mirko drei leuchtende Punkte, die rasch schwarz und größer wurden. Gab es Funkenflug? Er schaltete die Filter durch und runzelte die Stirn. Grüne Linien zogen sich durch das Bild bis zu der Plane, aus der gerade erste Flämmchen schlugen.
„Sky Süd Truppenführer an Löschzug: Der Sattelzuganhänger hinter dem Träger fängt Feuer. Schafft den Mann da weg!“
Der Rettungsmittelträger half dem Verletzten aufzustehen. Dann führte er ihn in Richtung Zufahrt, wo in diesem Moment die Fahrzeuge des Löschzugs hielten.
Die grünen Strahlen zielten unbeirrt auf den Anhänger, der an immer neuen Stellen brannte.
„Jemand hilft von oben nach“, erkannte Mirko und ließ Seeschwalbe zwei so weit wie möglich nach oben blicken. Allerdings waren die beweglichen Kameras alle nach unten gerichtet, und die obere Navigationskamera zeigte nur einen kleinen hellen Punkt vor den Wolken. Mirko ließ die Drohne mit maximalem Tempo aufsteigen. Die Seeschwalbe schoss mit surrenden Rotoren in den Himmel, vorbei an Hummel drei, deren feuerwehrrote Verkleidung am Ansatzpunkt der linken Gondel Blasen warf. Schwarzer Kunststoffqualm stieg auf.
„Nils, deine Drei wird angegriffen!“, brüllte Mirko in das Mikrofon.
„Der Akku überhitzt. Verdammt, was ist da los?“
Nils schwenkte Hummel drei, sodass der Laserstrahl sein Ziel verlor und eine Brandspur über die Drohnenhülle zog. Sofort nahmen weitere Strahlen die Hummel unter Beschuss. Einer tanzte über die Verkleidung der vorderen Rotorgondel und vereinigte sich mit einem zweiten. Nils ließ die Drohne abkippen, doch zu spät. Ein Blitz folgte, die Hummel trudelte. Die verbliebenen Löschmittelbehälter wurden per Notauswurf freigesetzt und explodierten als blauer Nebel über den Flammen. Nummer Drei fing sich wieder mit den verbliebenen Motoren.
„Ich muss notlanden“, erklärte Nils.
„Da sind landwirtschaftliche Drohnen über euch“, meldete sich Gruppenführer Hagen, der vom Boden aus auf einen Punkt im Himmel deutete. „Mirko, du müsstest sie gleich sehen können.“
Mirko ließ Schwalbe zwei weiter aufsteigen und schaltete zwischen den Kameras hin und her. Und da war sie, eine Agrobeam-Drohne, die zur Unkrautbekämpfung mit einer Reihe Lasern ausgestattet war, eine sechs Meter durchmessende Ellipse, himmelblau und weiß. „Veg Laser AG, Licht statt Chemie“, stand darauf. Ihre Positionslichter und Transponder waren ausgeschaltet, sonst hätte er sie im Flugsystem gehabt. Gerade drehte sich das Gerät. Die Laser feuerten. Durch den Rauch waren die grünen Strahlen deutlich sichtbar.
„Nummer vier wird getroffen!“ meldete Nils wütend. „Ich lasse sie rotieren, um die Energie zu verteilen.“
Etwas musste geschehen. Mirko riss am Flightstick und brachte die Seeschwalbe über die Agrobeam. Löschmittelpatronen platzten aus vier der fünf Abschussbecher und schlugen in die Rotoren der landwirtschaftlichen Drohne ein. Einer barst in einem Hagel weißer Trümmer, der zweite bremste ab, um dann schwer beschädigt wieder anzulaufen. Doch der Auftrieb reichte nicht mehr. Die Drohne kippte über die Mittelachse und taumelte wie ein Frisbee der Erde entgegen. Zugleich schrillte der Überhitzungsalarm der Seeschwalbe. Das Akku-Warnzeichen flammte auf. Zwei Sekunden später riss die Verbindung ab. Das Bild wurde schwarz.
Mirko schaltete auf Schwalbe eins, drehte sie und sah gerade noch Nummer zwei Richtung Boden stürzen und auf dem Splitt des Wertstoffhofs zerplatzen.
„Vier geht auch runter“, sagte Nils frustriert. „Meine Hummeln sind beide erledigt.“
„Wähl den Polizeinotruf, die sollen sofort die Frequenzen dieser Drohnen blockieren, damit der Pilot ihnen keine neuen Befehle geben kann! Die wissen schon, was zu tun ist.“
Mirko ließ Seeschwalbe eins in einer weiten Spirale in die Höhe jagen. Das war kein Löscheinsatz mehr, sondern ein Luftkampf, und in dem zählten die höhere Geschwindigkeit und die überlegene Position. Tim hatte offenbar die gleiche Idee. Die Lagedarstellung zeigte, dass seine Hummeln langsam stiegen. Plötzlich schoss eine blaue Ellipse durch das Kamerabild von Nummer eins. Die Seeschwalbe wäre fast mit einer Agrobeam kollidiert und war nur wenige Meter entfernt vorbeigerast. Mirko richtete die Kamera aus, zoomte aus dem Bild und hielt die Luft an. Die Agrobeam stand über dem Wertstoffhof und nahm die verbliebenen Hummeln unter Beschuss, während zwei Formationen mit jeweils drei Laserdrohnen Richtung Stadt flogen.
„Das Feuer war eine Falle“, erkannte Mirko. „Der Brandstifter will unsere Drohnen erledigen, damit er freie Bahn hat.“
Er feuerte den letzten Löschmittelbehälter in