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Colours of Life 3: Nebelschwarz. Anna Lane
Читать онлайн.Название Colours of Life 3: Nebelschwarz
Год выпуска 0
isbn 9783958691643
Автор произведения Anna Lane
Жанр Языкознание
Серия Colours of Life
Издательство Bookwire
»Nein.«
War ja klar. »Wenn ich dir sage, dass die Quelle Pack O’Leary ist?«
»Hör einfach auf, mich in deinen Scheiß mit rein zu ziehen. Ich komme selbst klar.« Er verschränkt die Arme.
Normalerweise würde ich ihn einfach stehenlassen. Ich muss wissen, ob er eine Ahnung hat, wo Crys steckt.
»Dann hat das viele Trainieren dir wohl einige Hirnzellen weggebrannt, anstatt neue Muskeln aufzubauen. Du läufst doch sonst auch nicht einfach so ins offene Messer.«
Tyler schließt die Distanz zwischen uns mit schnellen Schritten.
Meine Hand zuckt nach hinten zu dem Messer in meinem Hosenbund, das ich beim Verlassen der Wohnung mitgenommen habe. Nur wenige Zentimeter voneinander entfernt starren Tyler und ich uns in die Augen.
»Doch, das habe ich schon oft genug getan. Und zwar immer wieder für deine Freundin.« Sein heißer Atem trifft zusammen mit seinen gezischten Worten mein Gesicht.
»Ich habe nicht gesagt, dass es in dieser Sache um Crys geht.« Ich kneife die Augen zusammen.
Das entlockt Tyler einen bitteren Lacher. »Es geht immer um Crys. Du solltest dir mal zuhören. Dein gesamtes Universum kann sich nicht mehr um das Requiem drehen, deshalb dreht es sich jetzt um sie. Du tust mir leid. Denn du wirst nie wirklich wissen, was es heißt, frei von Besessenheit zu sein. Oder frei von einem Mädchen, das ihr Schicksal nicht anders verdient hat.«
Mit ein paar tiefen Atemzügen versuche ich mich zu beruhigen. Ich brauche Tyler, deshalb darf ich ihm keine reinhauen. »Glaubst du wirklich, dass ich derjenige bin, den man bedauern muss? Dabei bist du es doch, der keine Ahnung vom Leben hat. Crys kontrolliert mich. Gut. Jeder Gedanke an sie macht mich verrückt. Und verdammt, etwas Besseres könnte mir nicht passieren.« Ich schüttle den Kopf. »Aber das verstehst du wahrscheinlich nicht.«
Mit diesen Worten ramme ich die Hände in die Taschen meines dunklen Mantels und gehe. Ich brauche Tyler. Aber ich kann ihn nicht zwingen. Wahrscheinlich wird er nie begreifen, wie sehr die Liebe einen verändern kann. Aber Tyler liebt niemanden. Ich glaube, er liebt nicht einmal sich selbst. Und was will man mit einem Menschen, der nur Hass und Gleichgültigkeit empfindet?
Allein meine Schritte hallen in der menschenleeren Gasse wider. Crys. Ihre hellgrünen Augen blitzen in meiner Erinnerung auf. Ihr seltenes Lächeln. Wie immer, wenn ich an sie denke, verkrampft sich mein Magen.
»Scheiße, sie ist nicht mal hier, und trotzdem kriegt sie ihren Willen!«
Ich halte inne. Weder drehe ich mich um noch antworte ich. Stattdessen lasse ich Tyler zu mir kommen.
»Es geht immer um sie.«
Ich wende den Kopf zu ihm. »Ja. Aber das betrifft uns alle. Neptune, Ace, dich und mich. Und Shinji und Lynn. Und Crys.«
»Shinji und Lynn?« Tyler zieht eine Augenbraue in die Höhe.
»Wir waren viel zu lange Schafe. Es wird Zeit, dass wir endlich zu Wölfen werden.«
»Wir waren schon immer Wölfe.«
»Wieso haben wir uns dann einsperren lassen?« Erst jetzt wende ich mich ihm ganz zu. »Ich brauche deine Hilfe, und du wirst meine brauchen. Aber dafür musst du das Requiem aufgeben. Ich weiß, du wolltest unbedingt ein Teil davon sein, aber hierzubleiben bringt dich in Gefahr. Genau genommen, uns alle.«
»Scheiße, okay, ich helfe dir.« Er verdreht die Augen. »Den Rest werden wir noch sehen.«
Schon bevor wir die Richtung zu Helenas Wohnung einschlagen, sieht Tyler aus, als würde er seine Entscheidung bereits mächtig bereuen. Obwohl es nicht meine Aufgabe ist, ihn irgendwie zu beschützen, hallen Packs Worte immer und immer wieder in meinem Kopf wider. Hat das Requiem Geld so bitter nötig, dass es die ehemaligen Insassen der Anstalt verkaufen muss? Oder hat O’Leary wieder einmal seine Finger im Spiel?
Das heißt dann auch, dass ich mich endlich mit Ace auseinandersetzen muss. Verdammt. Die kühle Luft füllt beim Einatmen meine Lungen. Seit Crys weg ist, habe ich ihn nicht gesehen. Violet auch nicht. Von Helena weiß ich, dass es Ace nicht gut geht. Crys´ Verschwinden muss ihn ziemlich mitgenommen haben.
Tyler und ich wechseln den ganzen Weg zur Wohnung kein einziges Wort. Er fragt nicht, was wir tun, als wir die engen Stufen nach oben zur Tür steigen. Das Loch hat irgendjemand provisorisch mit Klebeband abgedichtet. Nach Packs Overkill-Aktion schuldet er Helena eindeutig ein neues Schloss.
Als wir eintreten, fällt das Grinsen sofort von Neptunes Gesicht. Obwohl er sich nicht mehr an Tyler erinnern kann, geht sein Körper sofort in Abwehrhaltung. Er wendet sich von Pack ab, der sich gerade im Wohnzimmer noch etwas Whiskey einschenkt. Helena ist nirgendwo zu sehen.
»Und wer bist du?« Tyler verschränkt die Arme.
»Pack O’Leary.«
»O’Learys Sohn?«
»Sein Bastard, um genau zu sein. Mein Vater legt Wert auf diese Feststellung.«
Das Zucken von Tylers linkem Auge verrät mir, dass er gerade seine Fähigkeit, Lügen zu erkennen, einsetzt. Seine Pupillen weiten sich kaum merklich. »Dann hätten wir das geklärt. Mein Name ist-«
»Tyler, ich weiß. Wie gefällt dir Alaska?« Pack hängt lässig den Arm über die Rückenlehne des Sofas, auf dem er mit Neptune sitzt. Sofort werden die Wangen des Ex-Rockstars leicht rosa, und er sieht auf seine Hände, die mit seinem Pullover spielen.
»Was redest du da?«, zischt Tyler.
»Das Requiem wird dich in die Eiseskälte schicken, um die Japaner in Anchorage zu unterstützen.«
Auf einen Schlag wird Tylers Gesicht ausdruckslos.
Pack sagt also die Wahrheit. Diese Gewissheit schwemmt Erleichterung durch mich. Crys. Ich kann sie zurückbekommen. Ich werde sie finden. Und dann hauen wir ab. Keine Ahnung wohin, Hauptsache wir sind zusammen.
Tyler lässt sich auf einen der Holzstühle fallen. »Erzähl uns alles.«
Neptune
»Endlich damit fertig, Pack mit den Augen auszuziehen?«
Bei Helenas schneidendem Ton würde ich am liebsten sofort wieder flüchten, doch stattdessen ziehe ich die Schlafzimmertür hinter mir zu und hülle den Raum damit in ein schummriges Halbdunkel.
Den Pullover hat sie achtlos auf den Boden geworfen, und obwohl es im Raum eiskalt ist, liegt sie nur in einem dunklen Trägertop und Leggins auf dem Bett. Manchmal haben wir gemeinsam in diesem Bett geschlafen, nebeneinander, ohne uns zu berühren. Ihre Anwesenheit tröstet mich. Genau wie jetzt. Ich bin hundemüde und fühle mich überfahren. Von all den Informationen, dem ganzen Scheiß, der gerade passiert.
»So war das nicht.«
Wir wissen beide, dass es genauso war. Aber was soll ich tun, einfach so zugeben, dass ich Pack verdammt anziehend finde? Dass ich die ganze Zeit, in der wir uns unterhalten habe, schweißnasse Hände hatte? Total eklig. Soweit ich weiß, habe ich nie schweißnasse Hände. Nicht mal, wenn ich auf der Bühne stehe. Hat sie Angst, dass ich unter ihrem Dach ein Techtelmechtel anfange?
»Ich …«, weiß nicht, was ich sagen soll.
Aber Helena kommt mir zuvor. »Ich bin in dich verliebt, Sebastian.«
Blinzeln.
Helena sieht mich an, wartet auf eine Reaktion.
Ist es angemessen, einfach schreiend aus dem Fenster zu springen? Oder ins Wohnzimmer abzuhauen? Eher nicht, denn immerhin schläft Pack heute Nacht dort.
»Ähhhhm.« Ich dachte, wir wären Freunde. Richtig gute Freunde, die sich einfach manchmal umarmen. Helena hat mir schon öfter den Arm getätschelt, aber nur, wenn mich mein