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Colours of Life 3: Nebelschwarz. Anna Lane
Читать онлайн.Название Colours of Life 3: Nebelschwarz
Год выпуска 0
isbn 9783958691643
Автор произведения Anna Lane
Жанр Языкознание
Серия Colours of Life
Издательство Bookwire
»An dich habe ich nicht gedacht. Aber es geht um deine Freundin, also kannst du auch gleich mitkommen.« Er zuckt mit den Schultern. »Kanonenfutter kann nie schaden.«
Das entlockt mir tatsächlich ein Lächeln. »Tyler wird uns nicht helfen.« Eher würde er sich selbst ins Bein schießen.
»Wer braucht Tyler, wenn er die Tochter des Anführers haben kann?«
»Was? Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Wir ziehen nicht noch mehr Leute in dieses Chaos.«
»Bin dabei!«, schaltet sich Helena ein und reckt trotzig das Kinn in die Höhe. »Hör auf, dich wie mein Vater aufzuführen, Cam. Die Rolle ist bereits schlecht besetzt.«
Ich atme einmal tief aus. Wir starren uns an.
Wir kennen uns schon lange. Lange genug, damit ich ihre Sturheit erkennen kann. Eine Sturheit, die nicht einfach so verschwinden wird. Und sie hat recht, ich bin nicht ihr Vater.
»Rache ist einfacher, wenn man allein ist«, sage ich an Pack gerichtet. »Du brauchst uns nicht, nicht wirklich. Du hättest eine Bank ausrauben können. Söldner anheuern.« Den Weg ohne fremde Emotionen gehen.
»Wenn der Kampf blutig wird, ist jeder Söldner weg. Mit seinem Geld. In diesen Zeiten kann man niemanden mehr vertrauen, außer denen, die nichts oder alles zu verlieren haben.«
»Du weißt, dass ich nicht aufgeben werde.« Vielleicht sind es doch Gefühle, die über Sieg oder Niederlage bestimmen können. Ich würde Crys kein zweites Mal zurücklassen.
Pack schüttelt den Kopf. »Wir beide sind uns ähnlicher, als du vielleicht glaubst. Oder wahrhaben willst.« Er greift nach dem Verbandskasten und kramt eine kleine Schere zum Zurechtschneiden von Verbandsmaterial heraus.
Noch ehe er sich die Klinge an seine Handfläche setzt und das Blut aus der Wunde quillt, weiß ich, was er da tut. »Meine Droge war ein Prototyp von deiner. Er hat sie mir verabreicht, als ich sechs war. Um zu sehen, wie sie wirkt.« Das Knirschen seiner Zähne ist im ganzen Raum hörbar. »Hat sie nicht, anfangs zumindest.« Er hebt die Hand und sieht zu, wie ein dunkelroter Tropfen Blut an seiner Haut in Richtung des Ärmels entlanggleitet. Und noch bevor sich das Rot in der schwarzen Baumwolle verfangen kann, ist die Wunde auf seiner Handfläche bereits nicht mehr als ein dünner roter Strich. »Doch das hat ihn nicht davon abgehalten, immer und immer wieder zu überprüfen, ob seine Erfindung endlich greift.« Die Faust schließt sich so fest um die sich bildende Narbe, dass jede Farbe aus seinen Fingern weicht.
Langsam, als würde es ihn ungeheure Überwindung kosten, greift er nach dem hochgeschlossenen Kragen seines schwarzen Pullovers und zieht ihn Stück für Stück nach unten, bis sein Hals frei liegt.
Ein Schwall Luft entfährt meinen Lungen. Mehr als ein Runterschlucken des Hasses in meinem Hals habe ich für die kreisrunden Narben nicht übrig, die sich von Packs Unterkiefer bis zum Ansatz seines Schlüsselbeines ziehen. Wer weiß, wie der Rest seines Körpers aussieht.
»Wer tut seinem Kind so etwas an?«, krächzt Neptune, und im selben Moment räuspert sich Helena. Wird ihr etwa klar, dass sie es mit Carter als Dad nicht so schlecht getroffen hat? Dass es immer noch schlimmer geht? Meistens jedenfalls?
»Jemand, der nie einen Bastard gewollt hat.« Er lässt den Stoff wieder los und verschränkt die Arme. Ein paar Sekunden dauert es noch, bis er uns wieder in die Augen sehen kann. »Robert stand am Anfang seiner Karriere, als meine Mutter von ihm schwanger wurde. Der Krieg hat sie arbeitslos gemacht und, naja«, er räuspert sich, »sie musste sich andere Arbeit suchen, um zu überleben. Robert hat sie aufgenommen. Er hat sie glauben lassen, dass er für sie und mich sorgen wird. Und das hat er. Aber der Preis dafür war hoch. Für Mom zu hoch.« Das Blut weicht aus seinen Lippen, so fest presst er sie aufeinander. »Er hat ihr dieselbe Droge wie mir verabreicht. Nur sie hat es nicht überlebt. Irgendwann hat Robert dann seine richtige Familie dazu geholt. Mit fünfzehn habe ich es nicht mehr ausgehalten. Seine Frau war eine Furie, die mir jeden Tag das Leben schwer gemacht hat und Vivien …« Er blickt zu mir. »Du kennst sie. Ich habe schon lange nicht mehr mit ihr geredet, aber sie war schon als Kind ein Miststück.«
»Hat sich nicht geändert. Und was jetzt? Ich muss Crys finden. Das hat oberste Priorität.« Was auch immer mein Vater mit ihr vorhat, von diesem Mann kommt nichts Gutes. Wenn er nur halbwegs anständig wäre, hätte er uns nicht direkt nach meiner Geburt sitzengelassen. »Auch wenn mir die Russen den Kopf abreißen werden. Ich muss zu ihr.«
»Sie ist in Irland, mit deinem Vater und dem Rest deiner Familie.«
Schlagartig richte ich mich auf. »Was?«
»Wenn ihr mir helft, meinen Vater ausfindig zu machen, werde ich euch sagen, wo sie sind.« Packs Augen funkeln. Er hat mich schon längst, und das weiß er.
»Meine Familie? Meine Mom ist im Krieg verschwunden. Liam hat gesagt, Riley ist tot.«
»Deine Mutter war all die Jahre in Russland bei deinem Vater. Riley wurde an der Front verletzt. Sie haben ihn zu sich geholt. Genau wie Liam, nachdem er seine Schulden bei meinem Vater beglichen hat.«
Mein Atem setzt aus. Wieso hat meine Mutter mich all die Jahre glauben lassen, dass ich sie nie wiedersehen würde? Scheiße, ich habe die ganze Zeit angenommen, sie sei tot. Dieser Scheißkerl hat sie sicher dazu gezwungen. Sie entführt oder sonst etwas. Und Riley? Wieso hat Liam geglaubt, er sei im Krieg gestorben? Und wie passt Crys in all das hinein?
Der Stuhl scharrt, als ich langsam aufstehe. »Ich brauche frische Luft. Spätestens in einer halben Stunde bin ich wieder da.«
»Und Pack? Kann er hierbleiben?« Hoffnung schimmert in Neptunes blauen Augen.
Ich ziehe die Augen hoch, während ich mir die Kapuze wieder über den Kopf ziehe. »Wehe, ihr lasst ihn gehen.«
***
Tyler lässt mich verdammt lange warten. Es ist bereits dunkel, als er aus der Tür des Trainingscenters auf die Straße steigt. Sein Haar ist kurz geschoren, doch der strenge Zug um seine Mundpartie hat sich nicht verändert.
Er geht ein paar Schritte auf die Straße, dann bleibt er stehen. »Du hast schon mal besser ausgesehen.«
»Genau wie deine Reaktionszeit. Bringen sie dir da drinnen gar nichts bei?« Ich drücke mich in meinem Schattenplatz von der Wand ab und gehe langsam ein paar Schritte auf ihn zu.
Unter seiner offenen, dunkelblauen Daunenjacke blitzt der Lauf einer Pistole hervor. Technisch bin ich zwar kein Freiwild, das auf der Liste des Requiems steht, doch zur Sicherheit wahre ich genügend Abstand. Immerhin waren wir niemals Freunde.
»Was willst du?« Endlich dreht er sich zu mir um. »Dein Posten ist schon vergeben.«
Das Lachen, das aus meiner Kehle dringt, ist rau. »Scheiße, glaub mir, ich will nicht mehr zurück.« Auf einen Schlag werde ich ernst. »Und du solltest auch dringend weg.«
»Und was? Auf der Straße herumhängen wie du, um nach einem Mädchen zu suchen, das es mir sowieso nie danken wird?« Während er die Riemen seiner Trainingstasche weiter oben auf seine Schulter zieht, schüttelt er mitleidig den Kopf. »Wie’s aussieht, hat dir der Wald den Verstand gekostet. Aber mich hat er zu meiner Bestimmung geführt. Das Requiem ist ein guter Platz. Aber eben nicht für jeden.«
»Dann erklärt das wohl auch, wieso sie dich loswerden wollen.« Das Erstaunen, das für einen kurzen Moment über Tylers Gesicht zieht, verschafft mir grimmige Befriedigung. »Du würdest wissen, wenn ich lügen würde.«
»Was meinst du damit?« Nach nur wenigen Augenblicken hat Tyler seine steinerne Miene wieder unter Kontrolle.
»Das Requiem hat vor, dich zu verkaufen.« Keine Ahnung, ob sie das auch mit mir vorhatten.
Die Eiseskälte in seinem Blick schneidet durch mich hindurch wie ein Messer. »Was redest du da, Walden? Woher hast du diese Informationen?«
»Deswegen bin