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der engsten Umgebung – aus dem Hintergrund auf verschiedenen Ebenen und von mehreren Seiten den Rufmord.

      Der Rechercheur nimmt nicht an, daß ein Mann wie Raguse an so kindischen und durchsichtigen Aktivitäten teilnimmt – aber der Unbekannte könnte dem Enthüllungsspezialisten bisher unbekanntes Material zugespielt haben, um ihn in seinen Dschungelkrieg einzüspannen.

      Viel zu früh begibt sich Schmeißer in das kleine Café. Er weiß, daß der tägliche Gast sich immer am Stammtisch niederläßt. Er nimmt daneben Platz, ordert Kaffee, vertieft sich in die Zeitungen.

      Er braucht nicht lange zu warten.

      Er erkennt den Eintretenden in der schäbigen Lederjacke schon in der Tür, einen hageren Mann mit eingefallenen Wangen, der aussieht wie ein Magenkranker. Verwilderter Haarwuchs, struppiger Ziegenbart, die ungesunde Gesichtsfarbe des Nachtarbeiters und Kettenrauchers.

      Ohne Raguse nach seinem Wunsch zu fragen, serviert ihm die Kellnerin Kaffee, Brötchen, zwei Eier im Glas – für einen Magenkranken hat er einen gesunden Appetit.

      Während er zerstreut in seiner Tasse herumrührt, beginnt er mit der Zeitungslektüre.

      Schmeißer läßt ihm etwas Zeit, erhebt sich dann und tritt an ihn heran. »Entschuldigen Sie, Herr Raguse«, sagt er und stellt sich mit einem unverständlichen Namen vor. »Dürfte ich Sie für einen Moment stören? Es ist wichtig.«

      Der Angesprochene liest seine Zeitung weiter, ohne aufzusehen. »Können Sie mir sagen«, erwidert er dann und weist auf eine Meldung in der ›Süddeutschen Zeitung‹, »was eine neunköpfige Studienkommission des Bayerischen Landtags in Zentralafrika zu suchen hat?«

      »Vielleicht wollen sich die Abgeordneten davon überzeugen, daß die Neger schwarz sind.«

      Raguse betrachtet zum ersten Mal den untersetzten Störenfried und fordert ihn dann mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. »Was wollen Sie von mir?« fragt er und schiebt die Zeitung weg.

      »Ich weiß, daß Sie sich wenig aus Geld machen«, beginnt Schmeißer direkt »trotzdem möche ich Ihnen ein veritables Geschäft vorschlagen.«

      »Geschäft?« fragt Raguse uninteressiert. »Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«

      »Namen sind Schall und Rauch«, versetzt der Privatdetektiv. »Was hätten Sie davon, wenn ich mich Ihnen als Hans-Peter Müller vorstellen würde?«

      »Also daher weht der Wind«, antwortet der Ziegenbart. »Sie haben mit dem Kronwein-Verlag zu tun.«

      »Ganz im Gegenteil.«

      »Dann sind Sie von der Konkurrenz.«

      »Richtig. Lassen wir zunächst einmal offen, welchen Verlag ich vertrete. Ich sage einstweilen nur, daß er finanziell durch und durch gesund ist.« Bevor ihn Raguse unterbrechen kann, fährt der Unterhändler fort: »Sie haben der Unternehmensgruppe Kronwein eine Option für eine Biographie übergeben, die morgen abläuft.«

      »Woher wissen Sie das?«

      »Geben Sie denn gleich einen Informanten preis?« fragt Schmeißer zurück. »Kronwein hat offensichtlich das vereinbarte Stillschweigen gebrochen. Sie können also aussteigen und morgen bei uns einsteigen.«

      »Und dabei wieder eine Vereinbarung unterschreiben, die keinen Pfifferling wert ist?«

      »Nein. Bestimmt nicht«, versichert der Schnüffler. »Wir würden für eine siebentägige Option statt 10 000 Mark 50 000 verlieren – und das ist auch für uns ziemlich viel Geld.«

      »Kennen Sie denn das Manuskript?«

      »Keine Zeile«, erwidert der Ermittler. »Aber ich weiß, was es enthält.«

      »Das ist wohl auch nicht so schwer zu erraten«, versetzt der Journalist. »Hat Doppelschmidt geplaudert?«

      »Der ist dafür zu korrekt.«

      »Also, heraus mit der Sprache: Wen vertreten Sie?«

      »Den Dreiweg-Verlag«, erwidert der Unterhändler. »Kennen Sie ihn?«

      »Ganz guter Name. Aber die Leute sind ziemlich pleite.«

      »Das stört Sie doch am wenigstens, Herr Raguse«, entgegnet Schmeißer. »Hinter diesem Verglagshaus steht jetzt eine Finanzgruppe, die es mit Geld reichlich versorgt.«

      »Und die hat einen Namen?«

      »Sicher.«

      »Und ist erst seit kurzem tätig – und hat mit Henry Kamossa zu tun.«

      »Möglich«, weicht der Rechercheur aus.

      »Ja oder nein?«

      »Ja«, erwidert Schmeißer in die Enge getrieben. »Der Finanzier ist gerade dabei, diesen Verlag zu erwerben.

      »… um mein Manuskript über sich selbst zu kaufen, das er nicht kennt, aber fürchtet.« Raguse lacht halblaut. »Ein dicker Hund.«

      »Eine offene Pokerpartie mit klarer Vorgabe«, entgegnet der Spürhund. »Ich will Sie hereinlegen, und Sie möchten mich begaunern.«

      »Sie sind mir nicht sympathisch, aber Sie sind auch nicht dumm. Am widerwärtigsten sind mir Hohlköpfe«, stellt Raguse fest. »Wie war doch gleich Ihr Name?«

      »Roland Schmeißer.«

      »Das stellt ja alles klar.« Der Mann mit den struppigen Haaren liefert gleich Proben seines Wissens. »Sie sind Kamossas Hausschnüffler. Sie haben seinerzeit die pikanten Umstände des Flugzeugabsturzes vertuscht, Sie haben bei einer von Kamossas Ehescheidungen die Hauptrolle gespielt, Sie haben für ihn das Ding mit dem Nummernkonto in Zürich gedreht und diesen Abgeordneten«, – Raguse denkt einen Moment lang angestrengt nach –, »Grevenich – eingekauft und zum Überläufer gemacht. Wollen Sie noch mehr über sich hören?«

      »Danke, das reicht.« Schmeißers verblüfftes Gesicht amüsiert den Ziegenbart. »Sie wollen mich hereinlegen«, erinnert ihn der Journalist. »Gut, fangen Sie endlich an.«

      »Sie haben neue Wege beschritten und dabei Ihre Maske geändert. Sie haben keinen ernsthaften Versuch gemacht, Ihre Identität bei Doppelschmidt zu verbergen, sonst hätten Sie mit Sicherheit die richtige Verkleidung gefunden, zumal es sich bei dem Cheflektor mehr um einen sensiblen Theoretiker als um einen hartgesottenen Praktiker handelt. Sie nahmen mit Recht an, daß das Manuskript auf direktem Weg an Kronwein nach Ascona weitergereicht wird, wo sich zur Zeit auch Kamossa aufhält. Der Verleger, den Sie vermutlich in Ihrer Stoffsammlung ausgelassen haben, würde sich an Kamossa wenden und dadurch Reaktionen aüslösen, die Sie beabsichtigt haben. Sie haben uns – Kronwein, Kamossa und mich – dadurch gewissermaßen als Mannequins auf den Laufsteg geschickt und warten nun ab, was wir unternehmen werden, um es später zu veröffentlichen.« Er nickt Raguse zu. »Sie haben damit gerechnet, daß Sie von einem Verbindungsmann Kamossas aufgesucht werden. Vermutlich findet sich das Gespräch, das wir jetzt führen, später als Episode in Ihrem Buch wieder.«

      »Gar nicht so dumm, dieser Gedanke.«

      »Das war zunächst einmal Ihr Vorgehen. Bevor ich die erste Karte unseres Pokers ziehe, sollten Sie mir ein paar Fragen beantworten.« Da er nicht unterbrochen wird, fährt er fort: »Gibt es bereits ein endgültiges Manuskript?«

      »Meine Arbeit ist etwa zu zwei Dritteln abgeschlossen. In höchstens, drei bis vier Monaten wird sie komplett vorliegen.«

      Schmeißer nickt. »Es stand Ihnen bisher unveröffentlichtes Archivmaterial zur Verfügung – darüber hinaus haben Sie noch selbst recherchiert.«

      »Allerdings. Und das war ziemlich kostspielig. Zum Beispiel bin ich nach New York geflogen, nur um mit der vierten Frau Kamossa zu sprechen.« Er bläst den Rauch aus. »Ich kann Ihnen sagen, es hat sich gelohnt.«

      »Enttäuschte Frauen sind immer eine Fundgrube«, erwidert der Privatdetektiv. »Ich ziehe jetzt die erste Karte. Also: Optionsvorschuß 50 000 Mark. Nach Lieferung der ersten Hälfte des Manuskripts 100 000, bei Ablieferung des gesamten

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