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Hilfe der Polizei. Obwohl er sich vorstellen konnte, dass es schwierig für Thea Seeger und ihre Leute war, einen Plan zu entwickeln.

      Da Arnold Berheim das Handy aus dem Fenster geworfen hatte und das Festnetztelefon bewachte, wussten sie nicht, was bei ihm im Sprechzimmer vor sich ging. Er war sicher, dass der Anruf, der vor ein paar Minuten einging und von Arnold abgelehnt wurde, von Thea Seeger oder vielleicht auch von Olivia kam. Sie geben nicht auf, dachte er, als das Telefon erneut läutete. »Es könnte ein Patient sein«, sagte er und hoffte, dass Arnold das Gespräch dieses Mal annahm.

      »Die Sprechstunde ist aber vorbei. Das ist nervig«, schimpfte Arnold und starrte auf das blinkende Display des Telefons. Kurz entschlossen drückte er auf die Annahmetaste und stellte das Gespräch auf mithören. »Die Sprechstunde ist vorbei«, sagte er.

      »Hier ist Marius, ich möchte nur wissen, ob meine Baseballkappe gefunden wurde, und ob sie sicher aufbewahrt wird«, tönte es aus dem Lautsprecher.

      »Antworten Sie ihm«, forderte Arnold Danny auf.

      »Hör zu, Marius, die Kappe wurde gefunden. Sie ist eingeschlossen und wird nicht davonlaufen.« Danny war klar, dass Marius um diese Uhrzeit nicht wegen seiner Baseballkappe anrief, sondern herausfinden sollte, wie es ihm ging. Er hoffte, dass seine Nachricht, dass Arnold ihn nicht gehen ließ, bei der Polizei ankam.

      »Kinder, immer verlieren sie etwas«, murmelte Arnold, beendete das Gespräch und zog den Akku aus dem Telefon. »Wir wollen doch nicht ständig gestört werden«, sagte er. »Also noch mal, haben Sie verstanden, worum es mir geht, Herr Doktor?«, wandte er sich wieder Danny zu.

      »Glauben Sie mir, ich weiß genau, was Sie wollen. Was halten Sie davon, wenn wir das Ergebnis unseres Gespräches mit einem Glas Cognac besiegeln? Ich denke, ein guter Cognac gehört zu einem Gespräch unter erwachsenen Männern.« Geh bitte darauf ein, dachte Danny, als Arnold erst einmal nachdenklich ins Leere schaute.

      »Gute Idee, Herr Doktor, offensichtlich habe ich mich geirrt, Sie haben besser zugehört, als ich annahm«, antwortete er mit einem zufriedenen Lächeln. »Was machen Sie da?!«, schrie er und sprang wütend auf, als Danny die unterste Schublade seines Schreibtisches öffnete.

      »Der Cognac ist in der Schublade«, antwortete Danny ganz ruhig und präsentierte ihm die bauchige Flasche eines teuren Cognacs.

      »Tut mir leid, meine Nerven sind wohl ein wenig angekratzt«, entschuldigte sich Arnold und setzte sich wieder hin.

      »Schon gut, wir sind alle hin und wieder überreizt«, entgegnete Danny lächelnd. »Gläser habe ich hier allerdings keine. Ich müsste sie aus der Küche holen, oder wir nehmen Pappbecher.«

      »So schmerzlich das auch für einen Cognackenner wie mich ist, wir nehmen die Pappbecher. Wir sollten diesen Raum nicht verlassen, bevor wir unseren Pakt besiegelt haben. Ich meine, dass Sie Olivia erklären, dass sie in dieser Stadt nicht glücklich werden kann.«

      »Ja, ich weiß, um was es geht«, sagte Danny und fragte sich zum wiederholten Mal, wie viele Psychologen oder Psychiater dieser Mann schon besucht hatte und wer von ihnen es zu verantworten hatte, dass er nicht in Behandlung war. »Sie könnten die Flasche öffnen«, schlug er Arnold vor, nahm den Korkenzieher, der in dem Geschenkkarton mit dem Cognac gelegen hatte, aus der Schublade und legte ihn neben die Flasche auf den Tisch.

      »Ich fühle mich geehrt. Wir kommen allmählich miteinander klar«, sagte Arnold und betrachtete Danny, der aufgestanden war, mit einem überlegenen Lächeln. Er ging ganz offensichtlich noch immer davon aus, dass er diese Situation kontrollierte.

      Danny wartete, bis Arnold die Flasche in die Hand nahm und den Korkenzieher ansetzte. Im selben Moment zog er einen Becher aus dem Spender und schloss gleichzeitig die Schublade des Medizinschrankes auf. Sie befand sich auf Hüfthöhe, und er konnte sie geschickt verdecken, während er den Becher aus dem Spender zog. Den Schlüssel für die Schublade hatte er immer in seiner Hosentasche und hatte ihn schon in der Hand gehalten, als er aufgestanden war. Als er den zweiten Becher aus dem Spender holte, nahm er eines der Fläschchen mit dem Schlafmittel in die Hand, schob die Schublade leise wieder zu und drehte den Schlüssel um. Er wollte schon aufatmen, weil der erste Teil seines Plans geschafft war, als Arnold aufschaute.

      »Was haben Sie da gerade in die Hosentasche gesteckt?«, wollte er wissen.

      »Ich habe gar nichts eingesteckt. Ich habe nur überprüft, ob ich den Schlüssel des Medizinschrankes bei mir habe. Er darf aus versicherungstechnischen Gründen nicht in der Praxis bleiben.«

      »Zeigen«, forderte Arnold ihn auf.

      »Sie sind extrem misstrauisch«, sagte Danny und sah Arnold direkt an, damit er nicht mitbekam, dass er auch das Schlafmittel aus der Tasche nahm, während er den Schlüssel herauszog. Vielleicht kam Arnold auf die Idee, seine Taschen zu durchsuchen.

      »Sie haben recht, ich bin misstrauisch, aber das wären Sie auch, wenn Sie in meiner Lage wären«, sagte er und gab sich glücklicherweise mit seiner Erklärung zufrieden, nachdem er ihm den Schlüssel für den Medizinschrank gezeigt hatte. »Das ist ein wirklich edler Tropfen«, lobte Arnold den Cognac, als Danny sich wieder gesetzt hatte.

      Während Arnold noch genießerisch an dem Korken roch und von einem würzigen erdigen Duft nach Kiefer, Orange und Kakao faselte, öffnete er den Verschluss des Fläschchens mit dem Schlafmittel, das er noch immer mit der Hand umschlossen hielt. Allerdings wusste er noch nicht, wie er die Flüssigkeit in Arnolds Becher bringen sollte. Ich könnte jetzt echt ein bisschen Hilfe gebrauchen, dachte Danny, als Arnold in aller Ruhe die beiden Pappbecher zu einem Drittel mit Cognac füllte.

      »Auf unser Abkommen«, sagte Arnold und reichte ihm einen der Becher. »Moment, ich habe wohl vorhin vergessen, das Fenster wieder zu schließen«, stellte er fest, als das angelehnte Fenster klapperte.

      Danny überlegte nicht lange. Gleich nachdem Arnold aufgestanden war und zum Fenster ging, beugte er sich nach vorn und schüttete den halben Inhalt des Fläschchens in Arnolds Becher. Die Tropfen würden ihn nicht umbringen, aber für einige Stunden tief schlafen lassen.

      »Ortrud«, flüsterte Danny, als plötzlich die rotgetigerte Katze seiner Nachbarinnen hinter dem Vorhang hervorschaute.

      »Raus mit dir, du Fellding, du Allergiemonster!«, rief Arnold, den der Anblick der Katze ganz offensichtlich in Panik versetzte.

      Als Ortrud auf der Fensterbank sitzen blieb, machte er einen Schritt auf sie zu und fuchtelte mit den Händen herum. Das gefiel Ortrud gar nicht. Sie fuhr ihre Krallen aus, schlug mit einer Pfote auf Arnolds Hand und sprang knurrend in den Garten zurück.

      »Sehen Sie sich das an, das Raubtier hat mich verletzt«, schimpfte Arnold, nachdem er das Fenster geschlossen hatte und wieder an den Schreibtisch zurückkam.

      »Ich hole etwas zum Desinfizieren«, sagte Danny. Danke, Ortrud, du bist eine echte Freundin, dachte er.

      »Moment, dieses Zeug brennt doch sicher wie die Hölle«, wehrte sich Arnold erst einmal gegen Dannys Behandlung. »Wir sollten zuerst auf unser Abkommen anstoßen.«

      »Ja, stoßen wir darauf an«, antwortete Danny.

      »Er duftet nicht nur vorzüglich, er schmeckt auch ausgezeichnet«, sagte Arnold, nachdem er einen großen Schluck von dem Cognac getrunken hatte.

      »Dann kann ich jetzt Ihre Wunde versorgen?«, fragte Danny.

      »Nur zu«, forderte Arnold ihn auf.

      Obwohl er die Kratzer, die Ortrud auf Arnolds Hand hinterlassen hatte, auch schmerzlos hätte desinfizieren können, entschied er sich für ein alkoholhaltiges Mittel.

      »Ich wusste es, dieses Zeug brennt einem die Haut weg«, machte sich Arnold Luft, als Danny seine Wunde besprühte. »Das schreit nach Betäubung«, stöhnte er und leerte den Pappbecher mit dem Cognac in einem Zug.

      Gut so, dachte Danny. »Das war es dann, unsere Unterhaltung ist beendet«, sagte er, setzte sich auf die Kante des Schreibtisches und sah Arnold an, dessen Augenlider bereits schwer wurden.

      »Sie

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