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wunderte sich Danny.

      »Ich weiß, das erscheint Ihnen jetzt ein bisschen merkwürdig.«

      »Allerdings, wir könnten uns doch auch einfach an der Hecke im Garten treffen.«

      »Das möchte ich Ihnen aber nicht zumuten, bevor Sie nicht gehört haben, was ich Ihnen zu sagen habe.«

      »Gut, dann um sieben im Park. Wo genau?«

      »Am Kanal, dort, wo die Gondeln starten.«

      »Wie erkenne ich Sie? Wir sind uns bisher noch nicht begegnet.«

      »Sie kennen meine Tochter und unsere Katze. Ich passe ins Bild«, antwortete sie mit einem Lachen in der Stimme. »Bis nachher«, sagte sie und legte auf.

      Was soll das werden? Wieso bestellt sie mich in den Park?, fragte sich Danny. Aber gut, Olivia Mai war Psychologin, da waren seltsame Dinge programmiert. Eine Psychologin mit einer ungewöhnlich schönen Stimme, dachte er und fragte sich, wie diese Frau wohl aussehen mochte, der diese Stimme gehörte.

      *

      Schloss Nymphenburg im Westen des Münchner Stadtgebietes gelegen wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Die weitläufige Schlossanlage übertraf in ihren Ausmaßen sogar Versailles und war ein Touristenmagnet. Der Schlosspark mit seinen imposanten Brunnen und den Kanälen war für Danny immer wieder aufs Neue beeindruckend. Mit den Gondeln, die auf den Kanälen fuhren, war er bisher allerdings noch nie gefahren.

      Sie legten in einer Bucht am Ende des großen Kanals ab, der von alten Laubbäumen gesäumt direkt auf das Schloss zulief. Die letzten Gondeln fuhren um 18 Uhr, wie er auf einem Schild lesen konnte, das an dem Stamm einer Weide lehnte. Deshalb wunderte es ihn nicht, dass außer ihm niemand mehr in dieser Bucht war. Bis auf eine schwarz lackierte Gondel mit einem vergoldeten Pferdekopf am Bug, die vor ihm auf dem Wasser schaukelte, waren wohl alle schon in ihrem Hafen am anderen Ende des Kanals. Er setzte sich auf eine Bank am Ufer und schaute den Graugänsen zu, die über das Wasser glitten. Es war bereits zehn nach sieben, aber das störte ihn nicht. Falls Olivia Mai nicht kam, würde er einfach noch eine Weile die Ruhe genießen, die allmählich im Park einkehrte.

      Als er irgendwann aufschaute und sich umsah, ob er irgendwo doch noch eine Frau entdeckte, die ins Bild passte, wie sie am Telefon gesagt hatte, zuckte er verblüfft zusammen, weil er glaubte, eine Erscheinung zu haben. Aber es war keine Erscheinung, es war eine Frau mit langem rotem Haar.

      Durch das Sonnenlicht, das durch das Laub der Bäume fiel und sie einhüllte, wirkte sie fast durchsichtig zart. Das hellrote Haar, das leuchtendblaue Kleid, das bei jedem ihrer Schritte in Schwingung geriet, es war, als schwebte sie geradewegs auf ihn zu. Wie gebannt sah er sie an und vergaß für einen Augenblick sogar zu atmen. Ja, sie passte ins Bild, und dieses Bild war faszinierend.

      »Olivia Mai«, stellte sie sich ihm vor und reichte ihm die Hand. »Danke, dass Sie gekommen sind, Doktor Norden.«

      »Sie hatten keinen Zweifel, dass ich es bin«, sagte er und hatte das Gefühl, seine Stimme wie aus der Ferne zu hören, als er in ihre hellen blauen Augen schaute.

      »Meine Tochter schwärmt mir seit Tagen von Ihnen vor. Ich habe mir Ihre Internetseite angesehen, obwohl …«

      »Obwohl?«, hakte er nach, als sie innehielt.

      »Ein Foto ist eben immer nur ein Foto. Es kann niemals das Original wiederspiegeln.«

      »Diese Antwort lässt offen, ob das Original Sie positiv überrascht oder enttäuscht hat.«

      »Sie sind selbstbewusst genug. Ich bin sicher, Sie kennen die Antwort«, antwortete Olivia lächelnd.

      »Ich suche mir einfach eine aus.«

      »Tun Sie das«, sagte sie und hielt seinen Blick fest.

      »Warum wollten Sie mich hier treffen?«, fragte er sie und wich ihrem Blick aus. Sie machte ihn nervös, und das wollte er sie nicht merken lassen. Sie war seine Nachbarin und sie war Psychologin, das waren zwei gute Gründe, Abstand zu halten, damit es nicht zu unangenehmen Verwicklungen kam.

      »Ich erzähle es Ihnen gleich, steigen wir doch zuerst ein.« Sie deutete auf die einsame Gondel im Wasser vor ihnen und nickte dem Gondoliere in dem schwarzweiß gestreiften Pulli zu, dessen Ankunft Danny gar nicht mitbekommen hatte und der bereits in der Gondel stand und das Ruder in der Hand hielt.

      »Sie haben eine Gondelfahrt für uns gebucht?«, wunderte sich Danny.

      »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen einzuwenden.«

      »Nein, habe ich nicht.« Dann würde er eben jetzt zum ersten Mal erleben, wie es sich anfühlte, durch den Schlosspark gefahren zu werden. Das, was sie ihm erzählen wollte, musste wirklich wichtig sein. Warum sonst sollte sie sich für dieses außergewöhnliche Ambiente entschieden haben, um ihn zum ersten Mal zu treffen? Er stieg vor ihr in die Gondel und reichte ihr erst die Hand, um ihr beim Einsteigen zu helfen, nachdem er sein Gleichgewicht gefunden hatte.

      »Es könnte so aussehen, als hätten wir beide uns zu einem romantischen Date getroffen«, stellte sie lächelnd fest, als sie gleich darauf nebeneinander auf der mit rotem Samt gepolsterten Bank in der Mitte der Gondel saßen.

      »Es sieht sogar sehr danach aus«, sagte er, während sie über die hohe Lehne der Bank nach hinten schaute und dem Gondoliere zunickte.

      Gleich darauf setzte sich die Gondel in Bewegung. Ganz leicht sah es aus, wie der Gondoliere das Ruder leise in das Wasser eintauchte und die Gondel fast lautlos durch den Kanal glitt.

      »Wäre es Ihnen unangenehm, wenn jemand das von uns denken würde?«, fragte Olivia und sah ihn direkt an.

      »Es ist mir nicht so wichtig, was andere über mich denken.«

      »Mir auch nicht. Aber da wir beide wissen, dass unser Treffen kein romantisches Date ist, sollte ich Sie endlich über den Grund dieser Verabredung aufklären.«

      »Ich bin schon sehr gespannt.«

      »Diesen Ort habe ich gewählt, weil ich vermeiden wollte, dass wir in unserer Straße zusammen gesehen werden, und ich wollte sicher gehen, dass mir niemand zu dem Treffen mit Ihnen folgt. Ich bin deshalb auch mit dem Bus hergekommen, da habe ich mein Umfeld besser im Blick als im Auto.«

      »Werde ich gerade in einen Spionagefall verwickelt?«, fragte Danny und schaute sich unwillkürlich in alle Richtungen um.

      »Nein, keine Sorge, so kompliziert ist es nicht«, beruhigte sie ihn.

      »Wie kompliziert ist es denn?«

      »Ich werde seit sechs Monaten von einem Mann beobachtet.«

      »Der Fahrer des schwarzen Sportwagens?«, fragte Danny, weil ihm nun klar war, warum Ophelia wollte, dass er ihre Mutter kennenlernte. Sie hatte gehört, wie er mit Valentina über diesen Mann sprach, den sie offensichtlich sofort erkannt hatte.

      »Richtig, um ihn geht es.«

      »Dann wissen Sie, wer der Mann ist?«

      »Nein, das weiß ich leider nicht. Jedes Mal, wenn ich ihm begegnet bin, trug er ein Kapuzenshirt und eine dunkle Sonnenbrille und hielt genügend Abstand, damit ich mir kein wirkliches Bild von ihm machen konnte.«

      »Das Nummernschild seines Wagens?«

      »Keine Ahnung, ich habe ihn nur zweimal in dieses Auto steigen sehen, konnte aber das Nummernschild nie erkennen.«

      »Was hat er getan, um auf sich aufmerksam zu machen?«

      »Er hat mir Blumen vor die Haustür gelegt, mich mit Anrufen in der Praxis und zu Hause belästigt. Ich meine, er hat nie etwas gesagt, aber ich habe ihn atmen gehört.«

      »Anrufe lassen sich doch heutzutage zurückverfolgen.«

      »Er benutzt ein altes nicht registriertes Prepaid Handy und wechselt ständig seinen Standort.«

      »Sie sind doch erst vor Kurzem nach München gezogen. Wie kommen Sie darauf, dass der Fahrer des Sportwagens, den Valentina und Lorenz

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