Скачать книгу

Konturensessel. »Sir, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sich mein Verdacht bestätigt hat.«

      Für einige Augenblicke hatte Jayden keine Ahnung, wovon der Sicherheitschef des Schiffes eigentlich sprach, dann erinnerte er sich. »Sie sprechen von Ihrer Theorie, dass es einen Verräter an Bord gibt?«

      Alpha 365 bejahte. »Nachdem wir die Schlacht überstanden hatten, wollte ich mir die Sensorlogbücher noch einmal anschauen. Im Verlauf unseres Fluges nach NOVA erfassten die Sensoren eines der fremden Schiffe, um genau zu sein: den Duspanit-Anteil der Hülle. Entgegen der Vorgabe durch die implementierten Algorithmen verlangte das System jedoch keine Bestätigung von Lieutenant Kensington, sondern stufte die Signatur – fehlerhaft – als Asteroiden ein.«

      »Was haben Sie entdeckt?«

      »An den Sensoraufzeichnungen nichts, denn die wurden gelöscht. Jemand gab sich große Mühe, dies als Ergebnis der Beschädigung hinzustellen, die wir im Verlauf der Schlacht davontrugen. Dem ist jedoch nicht so. Ich kann noch nicht sagen, wer sich an den Aufzeichnungen zu schaffen gemacht hat, doch es ist ihm gelungen, sogar die Backups aus dem gesicherten Speicher zu löschen. Mein Verdacht richtet sich aktuell auf ein Mitglied der Kommandobrückencrew.«

      »Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber das ergibt einfach keinen Sinn.« Jayden rieb sich müde die Augen.

      »Sie irren sich, Sir. Es macht durchaus Sinn. Die angreifenden Raumer wollten zweifellos das zweite Fraktal, das wir beim Einflug noch bei uns führten.«

      »Wie kommen Sie darauf? Vielleicht wollten die einfach nur, dass es keine Zeugen gibt und haben der PI-RA daher nachgesetzt.«

      »Ich fürchte, dem ist nicht so. Kurz bevor zwei der Angreifer das rentalianische Schiff verfolgten, ging ein Phasenfunksignal von der HYPERION aus. Ziel war eines der feindlichen Raumschiffe. Zumindest diese Informationen konnte ich rekonstruieren.«

      »Das ergibt trotzdem keinen Sinn!« Jayden schlug mit der flachen Hand auf seinen Schreibtisch. »Wenn Ihre Theorie zutrifft, müssten diese Schiffe uns irgendwie bis zur NOVA-Station verfolgt haben. Der Raumer, der den Angriff ausgelöst hat, muss jedoch schon vor Monaten auf Unterlicht zu NOVA geflogen sein. Eine Transition hätte man geortet, und auch ein Schiff unter Vollschub wäre den Plattformen nicht entgangen. Wir wussten aber selbst bis vor wenigen Tagen nicht, dass wir hierher beordert werden würden. Das hat die Admiralität erst nachträglich entschieden.«

      Alpha 365 neigte den Kopf zur Seite. »Es macht keinen Sinn, weil wir bisher nicht über genügend Informationen verfügen. Ich habe auf Ihre Fragen also auch keine Antwort. Doch ich bin überzeugt davon, dass wir diese durchaus erhalten können. Meiner Meinung nach haben die 'Artefaktjäger' jemanden in unsere Crew eingeschleust. Wenn wir diese Person enttarnen, werden wir Antworten bekommen.« Er unterbreitete Jayden einen Plan, mit dem er den Verräter aus dem Schatten zerren wollte.

      »Ich lasse Ihnen dabei freie Hand«, sagte Jayden, nachdem er in Ruhe darüber nachgedacht hatte. »Aber wenn Sie recht haben, will ich diesen Schweinehund, bevor wir die Erde erreichen. Egal wie, machen Sie es möglich. Der oder die Unbekannte hat die HYPERION ebenso verraten wie die gesamte Erde. Ich habe von Sabotage, versteckten Signalen und ausfallenden Systemen die Nase voll!«

      Alpha 365 erhob sich. »Ich werde tun, was ich kann, Sir.«

      Damit verließ der Sicherheitschef den Bereitschaftsraum. Jayden nippte an seinem Vitamincocktail, bei dem er dieses Mal den Koffein-Zusatz weggelassen hatte. Er würde noch einige Dinge erledigen und sich danach in sein Quartier begeben, um eine Menge Schlaf nachzuholen.

      Es gab also tatsächlich einen Verräter an Bord. Jemanden, der gegen die Interessen der Menschheit arbeitete, der die HYPERION auf der einen Seite beschützte, wie es im Elnath-System und bei der Verfolgung des rentalianischen Schiffs im Parlidenraum geschehen war, auf der anderen Seite aber kalt lächelnd den Tod unzähliger Leben in Kauf nahm.

      Jayden schüttelte den Kopf und vertrieb die Gedanken. Momentan konnte er nichts tun, musste abwarten, wie der Sicherheitschef weiter vorging.

      Er aktivierte das interne Komm-System. »Cross an Kommandobrücke.«

      »Ishida hier, was kann ich für Sie tun, Captain?«

      »Schicken Sie bitte Lieutenant Kensington in meinen Raum.«

      »Aye, Sir.«

      Er beendete die Verbindung.

      Nur Sekunden später ertönte ein weicher Dreiklang, der einen Besucher ankündigte. Jayden gab den Zugang frei, worauf Lieutenant Tess Kensington seinen Raum betrat.

      »Sie wollten mich sprechen, Sir?«

      Die Ortungsoffizierin mit den langen blonden Haaren wirkte müde und angeschlagen, hielt sich jedoch kerzengerade und hatte vor einigen Stunden darauf bestanden, wieder ihren Dienst aufzunehmen.

      Er bedeutete ihr, Platz zu nehmen. »Lieutenant, es scheint so, als hätten Sie uns erneut alle gerettet.«

      »Bitte fangen Sie nicht auch noch an, Sir.« Kensington verzog abschätzig die Mundwinkel. »Ich habe einfach reagiert. Wenn mich noch jemand auf dem Gang stoppt, um mir zu gratulieren und sich zu bedanken, beantrage ich eine Versetzung.«

      »Willkommen im Club, Lieutenant«, sagte Jayden grinsend. »So erging es mir ebenfalls, als ich Tikara II verteidigt hatte. Waren Sie nicht eine der Personen, die mir persönlich gratuliert hatten?«

      Kensington wurde rot. »Das war etwas ganz anderes, Sir.«

      »Nein, das war es nicht«, sagte Jayden sanft. »Sie haben Großartiges geleistet und zahlreiche Menschenleben gerettet – Offiziere wie Zivilisten. Es wird Sie niemand bestrafen, wenn Sie dieses Gefühl genießen. Und lassen Sie den Leuten ihre Dankbarkeit, sie brauchen das.«

      »Ich hätte nicht gedacht, Derartiges aus Ihrem Mund zu hören, Sir. Das klingt eher nach den Worten eines Psychologen.«

      »Also, nun ja.« Für einige Sekunden wusste Jayden nicht, was er darauf erwidern sollte. Er beschloss, es mit der Wahrheit zu versuchen. »Bedanken Sie sich bei Doktor Tauser. Der musste mir damals den Kopf waschen. Ich habe mir seine kleine Ansprache gemerkt und hielt sie hier für angebracht.«

      Kensington grinste über das ganze Gesicht. »Wenn das so ist, werde ich den Rat des guten Doktors beherzigen.«

      »Ausgezeichnet. Womit wir nur noch eine Sache zu erledigen hätten, bevor Sie Ihren Dienst wieder antreten können, Commander.«

      Kensington blickte fragend zu ihm auf und begriff erst einige Sekunden später, was er soeben gesagt hatte. »Das ist nicht Ihr Ernst.« Sie vergaß sogar das ‚Sir‘, was Jayden jedoch eher genoss als kritisierte. Innerlich musste er grinsen. Hatte er auch so ausgesehen, als Admiral Sjöberg ihm von seiner Beförderung berichtet hatte?

      »Bei einer solchen Sache würde ich niemals scherzen.« Er holte ein kleines Kästchen aus der Schublade, in dem sich die zusätzlichen Rangabzeichen befanden, und schob es ihr zu. »Ich gratuliere, Lieutenant Commander Kensington. Sie haben es sich verdient.«

      Einige Sekunden saß die junge Offizierin einfach nur da und starrte auf das Behältnis. »Sir, ich glaube wirklich nicht …«

      »Lassen Sie es gut sein, Commander. Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht, bevor ich der Admiralität diese Beförderung vorschlug. Admiral Sjöberg hat durchblicken lassen, dass es keine Gegenstimme im Kontrollgremium gab. Das sollte Ihnen eine Menge sagen.« Sie klappte den Mund wieder zu. »Und jetzt nehmen Sie Ihre neuen Rangabzeichen und gönnen Sie mir etwas Ruhe.«

      »Natürlich.« Kensington sprang auf. »Also … ich … Danke, Sir.«

      Ein wenig verdattert wandte sie sich um und stürmte förmlich aus dem Raum. Es war ein Wunder, dass sie dabei nicht gegen eine der Wände lief. Jayden grinste vergnügt, nachdem sie seinen Raum verlassen hatte. Wenigstens ein freudiges Ereignis, nach all diesem Chaos, dem Tod und der Zerstörung.

      Jetzt würde er Janis noch einen kleinen Besuch abstatten,

Скачать книгу