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Ma’am«, erwiderte Tess. »Ich gebe dem L.I. nur noch meinen Bericht zu den neuen Kom …«

      »Negativ«, unterbrach die I.O. »Begeben Sie sich direkt zum Shuttle. Alpha 365 wird sich Ihnen anschließen. Sobald Sie beide an Bord sind, fliegen Sie ab. Ishida, Ende.«

      Tess wunderte sich über die forsche Art der I.O., was so gar nicht zu ihr passen wollte. Andererseits war es durchaus möglich, dass McCall die Daten mittlerweile weitergeleitet hatte und Cross ihren weiteren Einsatz auf NOVA nur ungern sah.

      Sie wandte sich gerade dem L.I. zu, als der Boden unter ihr zu zittern begann. Die Leuchtflächen an der Wand pulsierten blutrot – der Gefechtsalarm war aktiviert worden – und die Hölle brach los. Eine Druckwelle erfasste Tess und schleuderte sie quer durch den Raum. Konsolen explodierten, Schreie erklangen, Warnsirenen heulten. Noch benommen von dem harten Aufprall registrierte sie das Geräusch berstenden Metalls. Die Luft entwich explosionsartig und riss Männer und Frauen mit sich in die Leere des Alls.

      *

      Alpha 365 schritt gedankenverloren um die Gangbiegung. Die Textnachricht des Sicherheitschefs der Station, der ihn darin in sein Büro bat, hatte ihn aus einem Gespräch mit Lieutenant Bruce Walker gerissen. Das war ärgerlich, hatte er doch zunehmend das Gefühl, dass sich der Offizier ihm öffnete. Irgendetwas Wichtiges wollte Walker ihm mitteilen, das sagten ihm seine Instinkte – und die waren immerhin auf äußerste Perfektion designt worden, speisten sich aus den Wahrnehmungen seines Unterbewusstseins. Doch noch schien den Lieutenant etwas zurückzuhalten.

      Das Schott zum Sicherheitsbüro öffnete sich.

      »Was kann ich für Sie tun?«, fragte der Alpha Sicherheitschef Paolino.

      »Wie bitte?«

      »Sie wollten mich sprechen.«

      Paolino schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Wie kommen Sie darauf?«

      Alpha 365 begriff, und handelte im nahezu gleichen Augenblick mit der typischen Präzision eines genetisch designten Sicherheitschefs. Er warf sich herum und rannte den Weg zurück, den er gekommen war. Im Laufen zog er seinen Pulser, den er dank eines genehmigten Sonderantrags auch als externer Sicherheitsoffizier auf der Station tragen durfte.

      Als er den Trakt mit den Arrestzellen erreichte, lag der Lieutenant, der die Monitore im Auge behalten sollte, tot über seiner Konsole. Alpha 365 hastete in den Gang zu Walkers Korridor, und während er rannte, kamen ihm all die versteckten Andeutungen in den Sinn, die dieser gemacht hatte. Er hatte gewusst, dass jemand versuchen würde, ihn umzubringen, da war sich Alpha 365 sicher.

      Endlich erreichte er den Vorraum zur Arrestzelle. Die beiden Wachen lagen tot am Boden, das Schott stand offen. Mit einem Sprung hechtete er in den Raum, rollte sich ab und kam auf die Beine. Zwei energetisch geladene Partikelschüsse trafen auf jene Stelle, an der er in den Raum gesprungen war. Alpha 365 erfasste die Situation, noch während er zielte. Walker kniete in seiner Zelle, die Arme erhoben. Vor ihm stand eine hochgewachsene Frau mit schwarzem Haar, die eine Uniform der Space Navy trug. Zielsicher jagte er ihr zwei Betäubungsschüsse in die Brust, worauf sie die Augen verdrehte und zu Boden sank.

      »Ich habe Ihre Feinde wohl unterschätzt«, sagte Alpha 365 an Walker gewandt, während er sich aufrichtete und den Pulser wegsteckte.

      »Das haben Sie.«

      »Dieser Fehler wird sich nicht wiederholen.«

      »Wir werden sehen.« Walker starrte auf die Frau. »Ich denke, ich sollte Ihnen etwas sagen.« Er lächelte bitter. »Vermutlich macht es keinen Unterschied mehr.«

      Alpha 365 schwieg und wartete.

      »Sie müssen wissen, dass ich bei meiner Aussage bleibe: Ich habe den Torpedo nicht manipuliert! Aber darum geht es auch nicht. Dieser Kleinkrieg zwischen Ishida und Michalew …« Erneut schüttelte er den Kopf. »Sie haben einen Denkfehler gemacht, genau wie die I.O.« Walker schwieg und sammelte sich.

      Alpha 365 legte seinen Kopf schief. »Sprechen Sie«, forderte er sein Gegenüber auf.

      Plötzlich bebte der Boden, das Licht fiel aus und eine Hand schloss sich um seinen Fußknöchel.

      *

      Endlich sonderten die Bruchstellen ausreichend Siegelschaum ab, der die Risse verschloss. Tess hatte sich an einer der Wissenschaftsstationen festgekrallt, was sie vor einem eisigen Tod im Weltraum gerettet hatte. Anderen war nicht so viel Glück vergönnt gewesen. Commander Prikster schwebte nun irgendwo in der Dunkelheit des Alls, zusammen mit der Mehrheit seiner Techniker. Eine junge Frau mit braunem Haar kauerte wimmernd unter einem umgestürzten Maschinenblock; ein Ingenieur hielt sich die Seite, in der ein gezacktes Schrapnell steckte; ein Antriebstechniker saß am Boden und kicherte.

      Während das Lebenserhaltungssystem seine Arbeit fortsetzte und Sauerstoff in den Maschinenraum pumpte, hastete Tess zu einem der Schränke und zog einen Skinsuit hervor, in den sie hastig schlüpfte.

      Mit einem unnatürlichen Quietschen fuhr das Schott in die Wand und eine Gruppe Paramedics stürmte herein. Sie trugen ebenfalls allesamt Raumanzüge und kümmerten sich um die Verletzten. Erneut kam es zu einem Beben, doch die Stationsstruktur blieb intakt – einstweilen.

      Sie ergriff einen vorbeieilenden Paramedic am Arm. »Was ist passiert? Wer hat uns angegriffen?«

      »Keine Ahnung.« Mit fliegenden Fingern zog der Schwarzhaarige einen Injektor hervor, dessen Inhalt er dem kichernden Mann am Boden verabreichte, der daraufhin erschlaffte. »Die Kommunikation zur Kommandobrücke ist unterbrochen, wir haben alle Landepods verloren, und das Verteidigungsnetz scheint nicht zu funktionieren.«

      Tess hatte genug gehört. Sie ließ die Paramedics ihre Arbeit machen und hastete zur Kommandobrücke. Auf dem Weg begegnete sie geschockten wie verwundeten Offizieren und stieß auf drei Tote, die von umherfliegenden Schrapnells durchsiebt worden waren. An einigen Wänden klebte Siegelschaum.

      Am Schott zur Kommandobrücke war bereits ein Techniker am Werk. »Es hat sich verkeilt«, erklärte er auf ihren fragenden Blick. »Ich versuche, es zu öffnen.«

      Das ständige Aufleuchten der Wandpanels machte Tess wahnsinnig, während sie auf das geschlossene Schott starrte. Zev war dort drinnen und womöglich schon nicht mehr am Leben.

      Ein weiblicher Paramedic kam keuchend angelaufen. »Wie sieht es aus?«

      »Wir verschaffen uns gerade Zugang«, sagte Tess leise.

      »Die Zweitbrücke gibt es nicht mehr«, bemerkte die Frau mit kreidebleichem Gesicht. »Wir wurden mit Torpedos und Lasern beschossen. Das Ziel waren beide Kommandobrücken, die primären Verteidigungssysteme und die Landepods mit den angedockten Schiffen.

      Einer der Laser hat sich wohl zielsicher durch jede Sektion gebrannt und die Zweitbrücke ausradiert. Die wussten ganz genau, was sie taten.«

      »Was ist mit der HYPERION?«, fragte Tess.

      »Keine Ahnung.« Die Frau schüttelte den Kopf und fuhr sich fahrig durch die blonden Locken. »Ich glaube, niemand überblickt wirklich, was da draußen vor sich geht. Ein Großteil der Sensoren ist Schrott und das Phasenfunk-Modul sowie das Backup-System sind zerstört.«

      »Okay, jetzt müsste es gehen«, sagte der Techniker, während er sich das rußverschmierte Gesicht mit seinem Uniformärmel abwischte. »Laut dem Log gab es einen abrupten Druckabfall, der jedoch gestoppt werden konnte.«

      Sie hatten längst alle ihre Raumanzüge geschlossen, daher spielte das keine Rolle, doch Tess war für die Information dankbar.

      Mit einem Rumpeln öffnete sich das Schott und Tess betrat den Vorhof zur Hölle. Von Commodore Harris war nicht mehr viel übrig. Sein Körper glich einem matschigen Etwas. Tess wandte entsetzt den Blick ab. Unter zwei zerstörten Konsolen drang ein Stöhnen hervor, worauf die Paramedic sich sofort an die Arbeit machte.

      Tess hatte

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