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Sir.« Sie hatte die Pläne der Station studiert und längst bemerkt, dass sie sich nicht auf dem Weg zur Zentrale befanden. Gut so!

      Buckshaw führte sie zu einem der multidirektionalen Lifte, mit dem sie weiter in die Tiefen von NOVA fuhren. Sie quetschten sich zu einer dichten Menschentraube in die Kabine.

      »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn sie unsere Ortungsstation nicht alleine aufsuchen würden«, sagte er hämisch – natürlich erneut laut und deutlich. »Die Systeme sind weitreichend vernetzt und äußerst komplex. Wir haben auch ohne Ihre Pfuscherei genug zu tun.«

      »Da habe ich keinen Zweifel, Sir«, presste Tess hervor. »Vor allem, wenn Sie für die Personalführung verantwortlich sind.«

      Buckshaw sog scharf die Luft ein. »Auf der HYPERION können Sie Ihren vorgesetzten Offizier vielleicht beleidigen, hier auf NOVA sollten Sie sich das aber verkneifen!«

      Die Lifttüren öffneten sich und der Commander führte Tess durch einen verlassenen Gang. Dicht vor einem Schott blieb er stehen. Ein leises Ping signalisierte, dass die K.I. seine persönliche I.D. akzeptierte. Die Tür rollte zur Seite und schloss sich hinter ihnen wieder.

      »Hab ich übertrieben?«, fragte Zev zaghaft und lächelte ihr zu.

      Tess schüttelte grinsend den Kopf. »Das war perfekt.« Sie griff nach seiner Hüfte und zog ihn zu sich heran. »Gott, habe ich dich vermisst.«

      Sie versanken in einem innigen Kuss.

      *

      Sie hatten sich bereits alle versammelt, als Juri eintraf. Präsidentin Ione Kartess' holografisches Abbild saß am Kopfende in einem der Konturensessel, in den Projektoren eingebaut waren. Admiral Zhang als dienstältestes Mitglied des Rates saß direkt neben ihr und war ebenfalls nur als Hologramm erschienen. Die übrigen Anwesenden saßen reihum – darunter Sjöberg, Pendergast und Jansen, die allesamt zur gegnerischen Riege gehörten.

      »Admiral Michalew«, sagte die Präsidentin kalt, »schön, dass Sie sich auch zu uns gesellen. Ihr Adjutant hat angedeutet, dass es sich um einen Notfall handelt. Da der Außenminister in meinem Büro vermutlich gerade die Wände hochgeht, kommen wir doch am besten gleich zur Sache.«

      Wie er dieses arrogante Miststück hasste! »Natürlich, Madame Präsident.« Er schenkte ihr ein perfekt einstudiertes Lächeln. »Ich fürchte, mein Adjutant hat nicht übertrieben.«

      Juri ließ sich in dem ihm zugewiesenen Konturensessel nieder und loggte sich mit seinem Account in seinen persönlichen Speicher ein. Hier lagerten jene Dateien, die alles verändern sollten und die er so lange zurückgehalten hatte.

      Er erinnerte sich an jenen Moment, als Doktor Irina Petrova ihm die heimlich durchgeführten Scans des Parlidenkörpers überbrachte, die sie auf der HYPERION angefertigt hatte. Nur einige auserwählte Persönlichkeiten wussten um die wahre Natur dieser Daten. Das sollte sich heute ändern.

      Er gab einen Befehl in die Konsole ein, woraufhin über dem Holo-Desk die schematische Darstellung des Parlidenkörpers erschien. Am Rand waren Skalen und Datenreihen eingeblendet, die jedoch für die meisten Anwesenden keine Aussagekraft besaßen.

      Während sich die Mehrheit zurücklehnte und auf seine Ausführungen wartete, beugte sich Admiral Santana Pendergast mit gerunzelter Stirn vor. »Da kann irgendetwas nicht stimmen.« Sie schüttelte den Kopf und blickte zu Juri. Als er ihren Blick gelassen erwiderte, riss sie entsetzt die Augen auf. »Nein!«

      »Ich fürchte doch.«

      »Es freut mich, dass Sie beide eine Möglichkeit der telepathischen Kommunikation für sich entdeckt haben«, sagte die Präsidentin giftig. »Aber ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie uns jetzt an Ihren Erkenntnissen teilhaben lassen.« Ihr Blick durchbohrte Juri wie ein Pulserschuss.

      »Was Sie hier sehen, Madame Präsident, sind die neuesten Aufnahmen des Parlidenkörpers«, sagte er dozierend. Dass die Scans bereits auf der HYPERION gemacht worden waren, verschwieg er wohlweislich, da Doktor Irina Petrova ein zu nützliches Werkzeug war, als dass er sie der versammelten Meute zum Fraß vorwerfen konnte. »Unseren Wissenschaftlern ist es gelungen, durch ein verbessertes Verfahren die Hülle zu durchdringen.«

      »Die Hülle?«, echote Präsidentin Kartess.

      Juri bejahte. »In der Tat handelt es sich bei der schwarz-öligen Oberfläche nicht um einen Körper, sondern um eine Rüstung, in der ein Humanoide steckt.«

      Admiral Zhang bedachte Juri mit einem scharfen Blick. »Das heißt, die Parliden sehen in Wahrheit ganz anders aus?«

      »Die Parliden sehen ganz genau so aus, wie wir immer dachten: Sie sind Humanoide, ihre Haut ist metallisch schwarz und glänzt ölig und ihr Kopf ähnelt einem Stern, dessen Spitzen angeschmolzen wirken. Zumindest trifft das auf die Hohen unter den Parliden zu. Die Niederen unterscheiden sich äußerlich durch einen leicht rötlichen Schimmer und ein Symbol auf ihrer Stirn. Und damit sind wir auch schon bei unserem Problem: Denn bei den Niederen, jenen Parliden, die als Sklaven für die Höheren tätig sind, handelt es sich in Wahrheit um Menschen.«

      Für einige Augenblicke herrschte eine fast schmerzhafte Stille im Konferenzraum, bevor alle wie auf Kommando gleichzeitig zu sprechen begannen.

      »Ruhe!«, brüllte Präsidentin Kartess. »Was zum Teufel soll das, Admiral? Sie wollen allen Ernstes behaupten, dass in dieser Rüstung ein Mensch steckt?« Sie deutete auf den Parlidenkörper.

      »Die Scans lügen nicht«, sagte er. »Unter dieser schwarzen Oberfläche befindet sich ein Terraner. Und ich fürchte, es ist noch schlimmer. Sehen Sie, wir konnten bei dem Gefangenen eine neurale Aktivität feststellen; sie sind sich ihres Zustandes also bewusst. Die Wissenschaftler sind sich darin einig, dass die Parliden Menschen in diese Hüllen stecken und sie als Sklaven für sich arbeiten lassen. Die Rüstung beinhaltet eine sehr ausgereifte K.I., die alles steuert. Der Terraner im Inneren ist bei vollem Bewusstsein – er spürt, riecht und hört ganz normal; liefert die Muskelkraft und die benötigte Energie, während die integrierte künstliche Intelligenz über die Rüstung selbst alle Bewegungen kontrolliert.«

      Als er geendet hatte, war die Präsidentin kreidebleich und nicht wenige Admiräle starrten ihn entsetzt an.

      »Sie haben also im Verlauf des Krieges – vermutlich sogar bereits davor und auch noch danach – Gefangene gemacht, die sie in diese Rüstungen steckten«, sprach Admiral Pendergast gnadenlos aus, was alle dachten. »Wir haben bei jedem Abschuss, jedem zerstörten Schiff, unsere eigenen Leute getötet.«

      »Und das waren die Glücklicheren«, sagte Isa Jansen leise.

      »Habe ich Sie richtig verstanden?« Admiral Pendergast funkelte ihre Kollegin wütend an.

      »Haben Sie nicht zugehört?!« Juri erlebte zum ersten Mal, dass die sonst so stille Isa Jansen laut wurde. »Diesen Gefangenen ist während der ganzen Zeit völlig bewusst, wo sie sich befinden. Sie sind da drinnen gefangen und können sich nicht eigenständig bewegen, sondern werden ferngesteuert – seit Jahrzehnten!«

      »Woher wissen Sie davon, dass die Höheren keine Menschen sind?« Admiral Sjöberg massierte sich die Schläfen und sah sehr müde aus.

      »Wir konnten einen Neuralchip auslesen«, sagte Juri. »Das Meiste ist verschlüsselt, doch es wurde klar, dass die Höheren in der Tat echte Aliens sind. Sie sehen so aus, wie wir immer vermuteten.

      Wir konnten einige Datentabellen auslesen, die den Status des niederen Parliden als Sklave verdeutlichen, die aufzeigen, wie lange er schon gefangen ist und wie das Zusammenspiel zwischen Rüstung und Wirt funktioniert.

      Einige der Auswertungen enthalten Daten, die uns einen tieferen Einblick in die Gesellschaft der Parliden geben.«

      »Diese verdammten Schweine«, fauchte Admiral Zhang. »Entschuldigung, Madame Präsident.«

      Kartess

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