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      Friedrich Engels (1820–1895)

      Friedrich Engels

      Im Widerspruch denken

      Ansichten eines smarten Revolutionärs

      Herausgegeben von Bruno Kern

      INHALT

       DER ERFINDER DES MARXISMUS

       BRANNTWEIN UND MYSTIZISMUS

       Briefe aus dem Wuppertal

       SELBSTVERSCHACHERUNG DES MENSCHEN UND DER ERDE

       Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie

       »KRIEG DEN PALÄSTEN, FRIEDE DEN HÜTTEN!«

       Die Lage der arbeitenden Klasse in England

       DAS ROTE CREDO

       Grundsätze des Kommunismus

       DIE REVOLUTIONÄRE TRADITION DER DEUTSCHEN

       Der deutsche Bauernkrieg

       VON DER UTOPIE ZUM DOGMA

       Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft

       »… DASS WIR MIT FLEISCH UND BLUT UND HIRN IHR ANGEHÖREN«

       Dialektik der Natur

       FEMINISMUS UND KLASSENKAMPF

       Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates

       GÖTTER, KETZER, JESUITEN

       Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie

       IN LETZTER INSTANZ DAS WIRKLICHE LEBEN

       Ein Brief an Joseph Bloch

       »ABER WAS WIRD DAS ENDE VON ALLEDEM SEIN?«

       Vorwort zur zweiten deutschen Ausgabe der »Lage der arbeitenden Klasse«

       LITERATUR

      DER ERFINDER DES MARXISMUS

      Kein Zweifel: Ohne Engels wäre das Marx’sche Werk kaum zustande gekommen. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf seine äußere, finanzielle Unterstützung und so manchen darüber hinaus gehenden Freundschaftsdienst, sondern gleichermaßen für seine wesentlichen inhaltlichen Beiträge, für die gemeinsame literarische und politische Arbeit, für die Tätigkeit als Herausgeber und für die – wie wir noch sehen werden, nicht immer unproblematische – Popularisierung und Verbreitung des Marx’schen Denkens. Den größten Teil seines Lebens hat Engels in den Dienst des Werkes seines Freundes und Kampfgefährten gestellt. Ihn aus dem übergroßen Schatten des Karl Marx herauszuholen, ihn als eigenständigen, originellen Denker und als Intellektuellen des 19. Jahrhunderts von außergewöhnlichem Format vorzustellen: Dies ist unter anderem das Anliegen dieser kleinen kommentierten Textsammlung.

      »Der Mann, der den Marxismus erfand« – So lautet der Untertitel einer der besten Engels-Biografien (Hunt 22017). Und tatsächlich war es Engels, der aus den vielfältigen Elementen der Marx’schen kritischen Gesellschaftstheorie ein in sich geschlossenes, umfassendes Lehrgebäude zu errichten bestrebt war, was der Intention von Karl Marx selbst allerdings zuwiderlief und dessen Denken groben Entstellungen und Missverständnissen aussetzte. Darin liegt wohl die Tragik des Friedrich Engels: In seinem Bestreben, Marx groß zu machen, hat er ihn zugleich auch verfälscht, hat er zumindest einer recht einseitigen Rezeption Vorschub geleistet. »Eins ist sicher: Ich bin kein Marxist.« (vgl. MEW 37, 436) Nach Auskunft seines Schwiegersohns Paul Lafargue soll Marx mit diesem Satz darauf reagiert haben, dass die französische Arbeiterpartei in ihrem Programm erstmals vom Marxismus sprach. Und in der Tat: Das Marx’sche Werk weist zwar ohne Zweifel starke sich durchhaltende Denkmotive auf (ich zähle hierzu vor allem seinen »historischen Materialismus« und seine Charakterisierung der kapitalistischen Ökonomie als »Fetisch«), die es verbieten, sich daraus einfach nach Belieben zu bedienen. Andererseits aber ist es, liest man es diachron, so vielen Selbstkorrekturen unterworfen, enthält es neben Grundsätzlichem so viel der Tagespolitik Geschuldetes, führt es so viele wichtige Denklinien nur andeutungsweise aus, dass es sich einer vollständigen Systematisierung sperrt. Vor allem aber hatte Marx selbst keinen »weltanschaulichen« Anspruch in dem Sinne, dass er eine umfassende Deutung der Wirklichkeit im Stile Hegels liefern wollte. In seinem Bestreben, das Marx’sche Denken dem positivistischen und szientistischen Geist einer Zeit nahezubringen, die geprägt war von den atemberaubenden Fortschritten in fast allen naturwissenschaftlichen Disziplinen, ist Engels der Versuchung erlegen, sich und seinen Freund Marx diesem Zeitgeist anzudienen – mit fatalen Folgen.

      Als Friedrich Engels am 28. November 1820 in Barmen geboren wird, ist seine Familie bereits in dritter Generation im Textilgeschäft tätig. Friedrichs Urgroßvater Johann Kaspar hatte die industrielle Karriere mit einer Bleicherei begonnen und den Aufstieg der ursprünglich bäuerlichen Familie zu führenden Fabrikanten ihrer Zeit initiiert. Der Vater, Friedrich Engels sen., führte diese Tradition fort und gründete zusammen mit den aus den Niederlanden stammenden Brüdern Ermen eine Baumwollspinnerei mit einer Niederlassung in Manchester.

      Die Textilproduktion bescherte den Gemeinden im Wuppertal einen Boom. Flachsbleichereien, Garnspinnereien, Spitzenfabrikation usw. in mehr als 200 Produktionsstätten sorgten für einen Zulauf an Arbeitskräften und wirtschaftlichen Aufschwung, dessen Kehrseite allerdings das Elend und die Verwahrlosung der Arbeiter und Arbeiterinnen selbst war. Das geistig abstumpfende Klima seiner Heimatstadt schildert der junge Friedrich Engels selbst mit galligem Spott:

       Von Bildung – keine Idee; wer Whist und Billard spielen, etwas politisieren, ein gewandtes Kompliment machen kann, das ist in Barmen und Elberfeld ein gebildeter Mann. Es ist ein schreckliches Leben, was diese Menschen führen,

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