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Pilorge gewidmet ist, der, wie Genet sagt, „dazu verurteilt wurde, den Kopf abgeschnitten zu bekommen. Er wurde am 17. März 1939 in Saint-Brieuc hingerichtet“; dieses Gedicht, Der zum Tode Verurteilte, nennt, in seinem poetisch-argothaften Wortgebrauch, auf zärtliche und verliebte Weise, in seiner vorletzten Strophe „mein[en] Jesus“:

      Nicht heute Morgen werde ich geköpft.

      Ich kann ruhig schlafen. Im Stockwerk über mir

      Erwacht mein fauler Liebling, meine Perle,

      Mein Jesus. Er wird mit seinem harten Stiefel

      Meinen kahlen Schädel treten12).

      Hinzu kommt auch, dass Notre-Dame-des-Fleurs (das ebenfalls Maurice Pilorge gewidmet ist: „Ohne Maurice Pilorge, dessen Tod nicht aufhört, mein Leben zu vergiften, hätte ich dieses Buch niemals geschrieben. Ich widme es seinem Andenken.“13), [dass also Notre-Dame-des-Fleurs] ernsthaft eine Art Gesang von Trauer und Wiederauferstehung spielt, mimt, simuliert, der die Erhöhung, die Himmelfahrt [ascension] der Opfer des Schafotts poetisch beschreibt, aber auch provoziert, produziert, performiert und glorifiziert (nicht den Fahrstuhl [Ascenseur] zum Schafott14, jenen berühmten Film, mit der Musik von Miles Davis – ich zitiere ihn, bevor wir beginnen, weil die amerikanischen Schwarzen heute bevorzugt Opfer dessen sind, was die Todesstrafe in der sogenannten westlichen, demokratischen Welt bleibt; nicht den Fahrstuhl zum Schafott also, sondern die an Christus gemahnende Himmelfahrt, die Erhöhung, nach dem Schafott, und eine poetisch-literarische Quasi-Wiederauferstehung, Quasi-Rettung [salut], Quasi-Erlösung nach dem Schafott).

      Um uns besser davon zu überzeugen, müssen wir auch hier der Metonymie und dem Zitat der Leinenbinden nachgehen. Deshalb insistiere ich so darauf. Die Leinenbinden umwickeln, befestigen, sie verbinden, aber sie lösen sich auch: sie lösen sich vom Leib. Wenn wir nun aber, in den Evangelien, das Theater der Leinenbinden aufmerksam betrachten, so sehen wir, wie sie, in dem Moment, da sie für sich allein gesehen werden, entbunden, losgelöst, fern vom Körper, auf dem Boden liegend, außer Gebrauch, [wie sie also] mindestens zwei Mal das Ende des Todes bedeuten, wenn ich so sagen kann, die Wiederauferstehung des Leibes, der sich vom Tod erhoben hat und aufrecht, erhoben, wieder auf- und nach oben gerichtet im Leben stand. Die Leinenbinden bedeuten den Tod, die Verurteilung zum Tode, wenn sie jedoch wieder fallen, außer Gebrauch gekommen, abgemacht, entbunden, losgelöst, signalisieren sie, bedeuten sie [signifient], wie ein losgelöster Signifikant, dass der Tote wiederauferstanden ist [ressucité], sich erhoben hat [insurrectionné], sich erhebend wiederauferstanden ist [insurressucité15], wenn ich so sagen kann, von neuem erhoben, wiedererhoben und aufgerichtet durch ein Wunder, ein göttliches Wunder oder ein poetisches Wunder. Das Wunder der Rose (1946, unmittelbar nach Notre-Dame-des-Fleurs), Das Wunder der Rose, aus dem wir gleich ebenfalls die erste Seite lesen werden, ist im Übrigen auch ein Gesang an, ich zitiere, den „Tod auf dem Schafott, der unser Ruhm [gloire] ist“.16

      Ich lese jetzt in einem Zug den Abschnitt Johannes 20,1-18:

      Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.

      Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

      Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;

      sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.

      Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein.

      Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein.

      Er sah die Leinenbinden liegen

      Und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden,

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