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im Alltag viel besser darauf achten, dass man nicht wirklich emotional verletzt wird.

       Demütigungen bringen einen oft ins Schwitzen, der Puls beginnt zu rasen, die Atmung geht schneller und man ist wirklich aufgeregt. Das sind alles körperliche Reaktionen und Gefühle, die sich auch beim Sex abspielen. Schon deshalb können Demütigungen eine gute Grundlage für sexuelle Aktionen darstellen. Der Übergang von »aufgeregt sein« zu »erregt sein« ist oft fließend.

       Wer gedemütigt ist, kann Dinge tun, die er insgeheim vielleicht ohnehin gern tun würde (zum Beispiel sich vor mehreren anderen Menschen selbst befriedigen), die aber normalerweise einem Tabu unterliegen. Wird einem Menschen derart inakzeptables Verhalten im Rahmen eines Demütigungsspiels befohlen, kann er die Verantwortung für diese Aktionen seinem Partner zuschieben und hat das Gefühl, dass er für die Übertretung des Tabus ja ohnehin gerade »bestraft« wird. Demütigungsspiele sind insofern auch geeignet, um bestehende Hemmungen zu überwinden.

       Sich seinem Partner in einer demütigenden Situation zu zeigen und damit eigene Schwächen offenzulegen, kann eine ganz besondere Intimität herstellen. Diese Bereitschaft zeugt von tiefem Vertrauen in den Partner. Beglückend ist es auch, wenn man spürt, dass man von seinem Partner »trotzdem« akzeptiert und wertgeschätzt wird.

       Auch Masochismus als Antrieb sollte man nicht außen vor lassen. So wie manche Menschen körperliche Schmerzen genießen können, geht es anderen mit seelischen Beeinträchtigungen. Soziale Sanktionen wie z. B. Zurückweisungen werden in derselben Hirnregion wahrgenommen wie körperlicher Schmerz.

      Wie ich im vorangegangenen Kapitel angerissen habe, spielt der Zusammenhang, in dem bestimmte Erfahrungen stattfinden, eine große Rolle dabei, wie wir mit ihnen klarkommen. Ein Masochist, der zum Höhepunkt gelangt, wenn er auf die richtige Weise ausgepeitscht wird, gerät nicht in Wallung, wenn er sich versehentlich den Zeh stößt. In ähnlicher Weise können viele Menschen zum Beispiel erotisierte Beschimpfungen genießen, die es andererseits hassen würden, von ihrem Vorgesetzten weniger gehässig zur Schnecke gemacht zu werden. Wer sich in einem erotischen Rollenspiel gern erniedrigen lässt, kann im Alltag darauf verzichten, von unfreundlichen Verkäufern oder unverschämten Angehörigen des anderen Geschlechts herablassend behandelt oder vor Dritten bloßgestellt zu werden.

      Viele Psychologen vermuten, dass Menschen, denen demütigender Sex gefällt, mit realen Demütigungen aus dem Alltag fertig werden, indem sie diese mit ihren Fantasien so lange umformen, bis sie lustvoll werden. Der Fachausdruck dafür lautet »sublimieren«. Man findet dieses Verhalten zum Beispiel auch bei Schriftstellern, wenn diese als belastend empfundene Erlebnisse aus ihrem Leben in ihren Büchern literarisch verarbeiten. Im sexuellen Bereich könnte dieses Sublimieren zum Beispiel so aussehen, dass ein Mann, der wiederholt von attraktiven Frauen zurückgewiesen worden ist, eine erotische Fantasie entwickelt, bei der ihn seine Partnerin immer wieder sexuell aufreizt, ihn dann aber nicht zum Zuge kommen lässt, sondern sich nur über ihn lustig macht. Indem der Betreffende das Ganze erotisiert, kann er es schließlich als lustvoll empfinden und dabei bis zum Orgasmus gelangen. Das dürfte ein unbewusster Vorgang sein, der sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt.

       Warum demütigen manche Menschen gern ihren Partner?

      Die Antwort auf diese Frage können wir schneller abhandeln, da sie das vorangegangene Kapitel spiegelt. Auf folgende Weise kannst du Lustgewinn daraus ziehen, dass du deinen Partner demütigst:

       Du hilfst ihm dabei, das zu bekommen, was er aus den soeben genannten Gründen braucht und was ihm gefällt.

       Du kannst aber trotzdem auf kreative Weise deinen Sadismus befriedigen, indem du dir die verschiedensten kleinen Gemeinheiten ausdenkst, um deinen Lover zu piesacken.

       Dein Status und deine Macht werden dadurch erhöht, dass du deinem Partner ungestraft schlimme Dinge antun darfst. Das kann durchaus berauschend sein.

       Auch du kannst die besondere Intimität genießen, die dadurch entsteht, dass dein Partner sich dir gegenüber seelisch verwundbar zeigt und dir damit immenses Vertrauen beweist.

       Du kannst deinem Partner zeigen, dass du ihn auch nach solchen Erniedrigungen liebst, und es genießen, dass du von ihm geliebt wirst, obwohl du ihm solche Gemeinheiten antust.

       Vielleicht macht es dir Spaß, dich stellvertretend durch deinen Partner bestimmten sozialen Tabus zu widersetzen. Auch die Schadenfreude, die du in bestimmten Situationen empfindest, ist ja schon ein Tabubruch, da sie eigentlich kein Gefühl darstellt, zu dem man gern steht.

       Es kann ausgesprochen vergnüglich sein, einem Menschen bei der emotionalen Gratwanderung zwischen starker Scham und extremer Geilheit zuzusehen.

       Anders als bei Spanking und Bondage benötigst du für Demütigungen keine Hilfsmittel und sie hinterlassen auch keine Spuren. Das ist eine praktische Komponente, deren Wert man nicht gering schätzen sollte.

       Wo verläuft die Grenze zwischen erotischer Demütigung und Missbrauch?

      Vor allem wenn das Thema erotische Demütigung neu für dich ist, kann es gut sein, dass du immer noch nicht ganz überzeugt von diesem Faible bist. Vor allem, wenn du im zweiten Teil des Buches siehst, wie heftig manche dieser Aktionen sein können, mit dem ein Partner den anderen gezielt erniedrigt, fragst du dich vielleicht: Wo besteht hier eigentlich der Unterschied zum Missbrauch einer Person, die sich das aus welchen Gründen auch immer gefallen lässt?

      Glücklicherweise kann man diese Unterschiede leicht deutlich machen:

       Missbrauch liegt vor, wenn ihr euch vor entsprechenden Aktionen nicht über eure Wünsche, Bedürfnisse, Grenzen und Tabus unterhalten habt und darüber, wie ihr eure unterschiedlichen Vorstellungen am besten in Einklang bringen könnt. Wie genau ihr das am besten macht, werde ich gleich genauer erklären.

       Missbrauch liegt vor, wenn ein Partner die Grenzen des anderen nicht akzeptiert.

       Missbrauch liegt vor, wenn es einem von euch egal ist, wenn es seinem Partner nach solchen Aktionen schlecht geht, und wenn er ihm nicht dabei hilft, unerwünschte negative Gefühle zu lindern und zukünftig zu unterbinden.

      Dass entweder Missbrauch vorliegt oder irgendetwas anderes Wichtiges nicht stimmt, erkennst du am ehesten an den Gefühlen, die solche Demütigungen bei dir hinterlassen. Alarmsignale wären zum Beispiel Ängste, heftige Wut, Depressionen, starkes negatives Aufgewühltsein auch noch lange nach dem Ende eines solchen Spiels, belastende Minderwertigkeitsgefühle und Probleme, zu deinem Partner oder anderen Menschen weiterhin Vertrauen aufzubauen. Wenn du so etwas spürst, solltest du dich darum kümmern, bevor sich diese seelischen Belastungen in anhaltenden Problemen wie Essstörungen, Süchten oder psychosomatischen Beschwerden niederschlagen.

      Unterstützt dich dein Partner oder lässt er dich mit deinen Problemen allein?

      Eine gelungene erotische Demütigung sollte nicht zu Schädigungen führen, sondern entweder einfach nur aufregend sein oder dir im Idealfall sogar einen bestimmten Nutzen bringen: etwa dass du dich und deine Reaktionen besser verstehen lernst, dass deine Persönlichkeit wächst oder vielschichtiger wird, dass du dich von unschönen Gefühlen und Erinnerungen reinigst oder sie besser in den Griff bekommst oder dass Vertrauen und Nähe zu deinem Partner wachsen.

       Wie kannst du Spiele mit erotischen Demütigungen beginnen?

      Der erste und für dich vielleicht schwerste Schritt, um erotisch gedemütigt zu werden, besteht darin, deinem Partner erst einmal klarzumachen, dass du das gern möchtest, weil es dich erregt. Dabei hilft es oft schon zu wissen, warum das so ist – vielleicht kannst du dich hier an dem orientieren, was ich in einem der vorangehenden Kapitel darüber geschrieben habe. Bei einem solchen Gespräch stehst du auch vor der Herausforderung, erklären zu müssen, was genau du mit »gedemütigt werden« in deinem Fall eigentlich meinst, also welche konkreten Aktionen du gern mit deinem Partner durchführen möchtest.

      Stell dir das nicht so einfach vor: Für viele kann es bereits eine intensive Demütigung darstellen, seinem Partner

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