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dass Ihr die Schönste seid, und da dort Peter von Craon nicht mein Kampfrichter ist. Bei diesen Worten ging der Herzog zur Tür und schob den hölzernen, mit Samt bekleideten und mit goldnen Lilien geschmückten Riegel vor, der bestimmt war, sie von innen zu verschließen. Valentine folgte ihm mit den Augen, und als er zu ihr zurückkehrte, stand sie auf und schlang ihre Arme um seinen Hals.

      »Ach, Monseigneur«, sagte sie, »Ihr seid sehr strafbar, wenn Ihr mich täuscht.«

      Am folgenden Tage fand der Herzog von Touraine sehr früh auf und begab sich in den Palast, wo er den König Karl im Begriffe stand, die Messe zu hören. Der König, der ihn sehr liebte, trat ihm mit feinem gutmütigen Gesichte lächelnd entgegen, aber er bemerkte, dass der Herzog seinerseits sehr traurig schien. Das beunruhigte ihn, er reichte ihm die Hand, sah ihn fest an und fragte ihn: »Schöner Bruder, sagt mir, was Euch betrübt, denn Ihr scheint mir sehr niedergeschlagen.«

      »Monseigneur«, sagte der Herzog, »ich habe dazu wohl Ursache.«

      »Kommt«, sagte der König, indem er ihn beim Arme nahm und in ein Fenster führte, »sagt es uns, denn wir wollen es wissen, und wenn Euch Jemand Unrecht hat, so lasst es unsere Sorge sein, Euch Gerechtigkeit zu gewähren.«

      Der Herzog von Touraine erzählte nun den Auftritt des vergangenen Abends, den wir unsern Lesern geschildert haben. Er sagte ihm, wie Peter von Craon sein Vertrauen verriet, indem er Madame Valentine seine Geheimnisse, und zwar in böser Absicht mitteilte. Als er dann sah, dass der König seinen Unwillen teilte, fügte er hinzu: »Monseigneur, bei der Treue, die ich Euch schuldig bin, schwöre ich Euch, dass ich, wenn Ihr mir gegen diesen Menschen nicht Gerechtigkeit gewährt, ihn noch heute im Angesichte des ganzen Hofes einen Verräter und Lügner nennen werde, und er von keiner andern Hand als der meinigen sterben soll.«

      »Das werdet Ihr nicht tun«, sagte der König, »und zwar auf unsere Bitte, nicht wahr? Aber Wir werden ihm sagen lassen, Wir selbst, und zwar spätestens diesen Abend, dass er Unsern Palast verlassen soll, und dass Wir seiner Dienste nicht mehr bedürfen. Dies ist übrigens nicht die erste Klage, die Uns über ihn zukommt; verschlossen Wir den früheren das Ohr, so geschah es nur aus Achtung für Euch, und nur, weil er einer Eurer besten Freunde ist. Unser Bruder, der Herzog von Anjou, König von Italien, Sizilien und Jerusalem, wo der Calvarienberg ist – der König bekreuzigte sich – hat, wenn wir ihm glauben können, sich über beträchtliche, ihm entwendete Summen, über ihn zu beklagen. Überdies ist er ein Vetter des Herzogs von Bretagne, der sich nicht um Unsern Willen kümmert und Uns dies täglich beweist, in dem er noch nichts von dem erfüllte, was Wir ihm zur Ausführung mit Unterm guten Konnetabel auferlegt haben. Dann ist es Mir auch eingefallen, dass der schändliche Herzog fortfährt, den Papst von Avignon, welcher der wahre Papst ist, zu verleugnen. Auch schlägt er noch immer, ungeachtet Meines Gebotes, Goldmünze, da doch Vasallen nur Kupfermünzen schlagen dürfen. Dann, mein Bruder«, fuhr der König, der immer aufgebrachter wurde, fort, »weiß Ich aus guter Quelle, dass seine Beamten sich weigern, die Gerichtsbarkeit des Parlaments von Paris anzuerkennen. Er nimmt sogar, und das ist beinahe ein Verbrechen des Hochverrates, den unbedingten Eid seiner Vasallen an, ohne Vorbehalt. Meiner Oberlehnsherrlichkeit. Alle diese Dinge und viele andere noch machen, dass die Freunde des Herzogs nicht die Meinigen sein können; das geht so weit, dass auch Ihr Euch über Messire Peter von Craon zu beklagen habt, gegen den auch Ich schon Argwohn zu hegen begann. Es sei also heute von nichts die Rede, diesen Abend aber lassen Wir ihm Euern und Meinen Willen kundtun. Was den Herzog von Bretagne betrifft, so ist das eine Angelegenheit des Lehnsherrn mit den Vasallen, und wenn der König Richard Uns den dreijährigen Waffenstillstand zusagt, den wir von ihm gefordert haben, so wollen. Wir wohl sehen, wer Herr in Frankreich ist, ob Er oder Ich, und mag ihn auch Unser Oheim von Burgund, dessen Frau eine Nichte ist, unterstützen.«

      Der Herzog dankte dem König für den Anteil an der ihm widerfahrenen Beleidigung und wollte eben gehen, aber die Glocke der heiligen Kapelle rief zur Messe, und der König forderte ihn auf, diese mit anzuhören, umso mehr aber, als heut ausnahmsweise der Erzbischof von Rouen, der Messire Wilhelm von Vienne dieselbe lesen und die Königin ihr beiwohnen sollte.

      Nach der Messe traten der König Karl, die Königin Isabelle und der Herzog von Touraine in den Festsaal, wo sie alle die Herrn und Damen versammelt fanden, welche ihr Rang, ihre Würde, oder die Gunst des Königs und der Königin zu dem Male beriefen. Das Essen wurde auf der großen Marmortafel serviert, und außerdem war gegen eine der Säulen des Saales der Trinktisch des Königs errichtet, mit goldenen und silbernen Geschirren reich besetzt. Rings um der Tafel zogen sich Barrieren, durch Diener und Hellebardiere besetzt, damit nur die eintreten könnten, welche zum Dienste der Tafel bestimmt waren; aber dieser Vorsichtsmaßregel ungeachtet, drängte das Volk so sehr, dass die Bedienung der hohen Herrschaften kaum möglich war. Als der König, die Prälaten und die Damen sich die Hände in dem silbernen Becken gewaschen hatten, welche die Diener ihnen kniend darreichten, setzten sich zuerst der Bischof von Noyon, welcher den Vorsitz an der Tafel des Königs führt, dann der Bischof von Langres, der Erzbischof von Rouen, und endlich der König. Dieser war in einem hoch roten, samten Überwurf, ganz mit Hermelin besetzt, gekleidet, und hatte auf dem Haupte die Krone von Frankreich; neben ihm saß Madame Isabelle, ebenfalls mit einer goldenen Krone gekrönt. Zur Rechten der Königin saß der König von Armenien, und unter ihm in der Ordnung, wie wir sie nennen, die Herzogin von Berry, die Herzogin von Burgund, die Herzogin von Touraine, Dlle. von Nevers, Dlle. Bomen de Bar, die Dame von Coucy, Dlle. Marie von Harcourt, und endlich die Dame von Sully, die Gemahlin des Messire Guy de la Trimouille.

      Außer dieser Tafel gab es noch zwei andere, an welchen die Herzöge von Touraine und Bourbon, von Burg und von Berry den Vorsitz führten, und an denen wohl fünfhundert Damen und Herren Platz gefunden hatten. Das Gedränge war aber so groß, dass man sie kaum bedienen konnte. Was die Gerichte betrifft, sagt Froissard, so waren sie vortrefflich und reichlich, aber ich zähle sie nicht näher auf, sondern spreche nur von den Zwischengerichten, die sowohl angeordnet waren, dass es nicht besser möglich wäre. Diese Art von Schauspielen, welche die Mahlzeit in zwei Hälften schnitt, war damals sehr üblich und beliebt. Sobald der erste Gang beendigt war, erhoben sich die Gäste und nahmen an den Fenstern, auf den Stufen, und selbst auf den Tischen, die zu diesem Behufe dahin gestellt waren, die besten Plätze ein, die sie erlangen konnten. Es war ein großes Gedränge, dass selbst der Balcon, auf dem der König und die Königin sich befanden, von Herren und Damen vollgepfropft war.

      Mitten auf dem Schlosshof hatten Arbeiter, welche schon seit länger als zwei Monaten damit beschäftigt waren, ein großes hölzernes Schloss aufgeführt, das 40 Fuß hoch, und die Flügel mit in begriffen, 60 Fuß breit war. An den vier Ecken hatte es vier Türme, und in der Mitte einen fünften noch höheren. Dies Schloss stellte die große und feste Stadt Troja, und der hohe Turm die Burg Ilion vor. Rings um die Mauern waren auf Fahnen die Wappen des Königs Priamus, des stolzen Hector, seines Sohnes, und die der König und Prinzen gemalt, die sich mit ihnen in Troja eingeschlossen befanden. Dieses Gebäude ruhte auf vier Rädern, welche von Männern im Innern bewegt wurden, und mit deren Hilfe es jede Richtung annehmen konnte, die zu seiner Verteidigung nötig war. Die Geschicklichkeit wurde bald geprüft, denn von zwei Seiten rückten zum Angriffe und sich gegenseitig unterstützend, zugleich ein Turm und Schiff vor. Der Turm stellte das Lager, das, Schiff die Flotte der Griechen dar; Beide waren mit den Wappen der tapfersten Ritter geschmückt, welche den König Agamemnon begleiteten, von dem leichtfüßigen Achill bis zu dem klugen Ulisses. In dem Schiffe und Turme befanden sich wohl an zweihundert Männer, und aus einer Stalltür blickte der Kopf des hölzernen Pferdes, das ruhig seine Reihe erwartete, den Schauplatz zu betreten. Aber zur großen Verzweiflung der Zuschauer konnte das Fest nicht bis auf diesen Punkt gedeihen, den in dem Augenblicke, als die Griechen auf der Schiffe und auf dem Turm, Achill an ihre Spitze, die Trojaner mit der größten Tapferkeit an griffen, die Hector mit bewundernswertem Mut verteidigte, ließ sich ein gewaltiges Krachen vernehmen, dem wildes Getöse und Angstgeschrei folgt Eines der Gerüste vor dem Tor des Parlamentgebäudes war unter der Menschenmasse, die es bedeckte, zusammengebrochen.

      Wie es bei dergleichen Fällen stets zu sein pflegt, fürchtete Jeder für sich selbst den Unfall, der den Andern betroffen hatte, und schrie, als sei

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