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       Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

      unendlich sanft in seinen Händen hält.

16 al-Wahhābder Geber und Verleiher, der SICH ENTÄUSSERNDE
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      Manche Gottesnamen sind Ausdruck von Gefühlen, die durch eine Begegnung mit dem Großen Geheimnis in uns Menschen ausgelöst werden, ein Beispiel wäre etwa „der Erhabene“. Andere Namen entspringen mehr unserem Nachsinnen über Gott; dafür ist der SICH ENTÄUSSERNDE ein Beispiel. Mit dem Wort „Gott“ weisen wir ja auf die letzte Wirklichkeit hin, diese aber ist allumfassend. Wie könnte nun der Allumfassende etwas Begrenztes schenken? Gott schenkt also immer sich selbst: rückhaltlos, völlig und ganz. Nur das Fassungsvermögen der Gefäße, in die hinein Gott sich ausgießt, ist begrenzt. Und diese „Gefäße“ gibt es nur, weil Gott „einen Schritt zurücktritt“, um für die Schöpfung Platz zu machen, wie die chassidische Tradition es anschaulich ausdrückt. Nur dadurch, dass Gott sich selbst entäußert, wird es ja erst möglich, dass es „außer Gott“ überhaupt etwas gibt. Auch dass wir Gott Namen geben können, ist ja nur deshalb möglich, weil der SICH ENTÄUSSERNDE uns sein „Außen“ zeigt. In das Innere der letzten Wirklichkeit reicht kein Name hinein. Alles, was es gibt, wir selber eingeschlossen, ist Ausdruck dieses „Innen“ und Ort der Begegnung mit dem SICH ENTÄUSSERNDEN.

      Kannst du dich an Augen erinnern, aus denen dich das Innerste eines dir lieben Menschen anstrahlte, sich dir ganz schenkte? Auf ein ähnliches, aber unendlich größeres Geschenk weist der Gottesname des SICH ENTÄUSSERNDEN hin.

17 ar-Razzāqder VERSORGER
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      Wann immer wir dazu neigen, uns Sorgen zu machen, sollten wir den VERSORGER anrufen. Wir sind doch niemals im Vollsinn Selbst-Versorger. Dennoch bleiben wir auch niemals unversorgt. Wir brauchen nur zurückzuschauen auf unser Leben, um das klar zu sehen. Der Mystiker und Dichter Kabir spricht vom VERSORGER als dem, „der dich im Mutterschoß strahlen ließ“. Er fragt: „Wie sollte der dich jetzt ganz verwaist herumlaufen lassen?“ Wer Gott den VERSORGER nennt, der verlässt sich darauf, dass das Leben uns immer genau das gibt, was wir im Augenblick brauchen. Es bedarf nur geringer Lebenserfahrung, um sich mit Überzeugung darauf zu verlassen. Oder glauben wir wirklich selber am besten zu wissen, was wir brauchen? Matthias Claudius drückt dieses Vertrauen auf den VERSORGER treffend aus:

      Gott gebe mir nur jeden Tag,

      so viel ich darf, zum Leben.

      Er gibt’s dem Sperling auf dem Dach,

      wie sollt er’s mir nicht geben.

       Kennst du jemanden, der sich zurzeit Sorgen macht um Lebensnotwendiges? Wie kannst du diesen Menschen die Fürsorge Gottes erfahren lassen? Sind wir nicht dazu bestimmt, selber die Augen und Hände des VERSORGERS zu werden?

18 al-Fattāḥder ÖFFNENDE
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      Unser Verständnis dessen, was mit diesem Gottesnamen gemeint ist, beginnt mit dem Staunen darüber, dass es überhaupt Raum gibt: Spielraum. Schon wenn wir „Sein“ sagen, meinen wir ja nicht nur die Fülle von allem, was es gibt, sondern das Im-Fluss-Sein des Daseins. Das Sein könnte ja auch wie hingegossen und in sich festgefroren existieren. Und doch gibt es überall Raum, um uns herum und in uns selbst – den Atemraum. Offenheit gehört zum Wesen der uns erfahrbaren Wirklichkeit. Und diese Offenheit ist Geschenk.

      Darum nennen wir die göttliche Quelle, aus der uns dieses Geschenk der Offenheit zufließt, den ÖFFNENDEN. Und wie können wir uns dem ÖFFNENDEN dankbar erweisen? Indem wir uns zuversichtlich in diese Offenheit hineinwagen, tief einatmen, tief ausatmen und vorangehen: auf Überraschung zu. Der ÖFFNENDE ist der Gott der Überraschung. Denn erst dadurch, dass alles offen ist, wird Raum für Überraschung geschaffen. Darum ist der ÖFFNENDE auch der Gott der Hoffnung. Der ÖFFNENDE lässt uns Hoffnung erleben als unser vertrauendes Offensein für Überraschungen.

      Eine praktische Übung: Geh und öffne eine Türe. Dann erinnere dich an all die Türen, die das Leben dir schon von deiner Geburt an geöffnet hat. Atme tief ein und sag beim Ausatmen dankbar der ÖFFNENDE.

19 al-cAlīmder Allwissende, der ALLES ERKENNENDE
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      Wie kommen Menschen denn eigentlich zu der Vorstellung, Gott sei „allwissend“? Zwar wissen wir nicht, wie sich das geschichtlich Schritt für Schritt vollzogen hat, wir können aber die innere Logik nachvollziehen: „Gott“ steht für die letzte uns erfahrbare Wirklichkeit; diese wird uns in Gipfelerlebnissen bewusst, zugleich mit der Erfahrung eines Jetzt, das über die Begrenzung von Zeit hinausgeht. Sofern also die letzte Wirklichkeit Bewusstsein hat – und woher sollten wir es haben, wenn sie es nicht hätte? –, ist in diesem Bewusstsein auch alles enthalten, was es gibt. Das hat nichts zu tun mit „Vorauswissen“, denn im ewigen Jetzt gibt es kein Vor- und kein Nachher. Es tastet also auch unsere Freiheit nicht an, die ja dem Bereich der Zeit angehört.

      Der Hinweis auf einen allwissenden Gott wurde nicht selten zu Drohungen missbraucht, lässt also manche Menschen an einen alles bespitzelnden Superpolizisten im Himmel denken. Nennen wir Gott also lieber den ALLES ERKENNENDEN und verschieben so die Betonung auf Gottes einfühlendes Verstehen unserer tiefsten Beweggründe. Ein so einsichtiges und daher auch nachsichtiges göttliches Gegenüber ersehnt sich ja unser Herz und darf es im ALLES ERKENNENDEN finden.

      Wir Menschen haben ein schier unersättliches Verlangen, zu erkennen und zu verstehen. Noch tiefer aber sitzt unsere Sehnsucht, wirklich als die erkannt und verstanden zu werden, die wir sind. Denke an einen Aspekt deines Lebens, den du trotz aller Bemühung auch deiner verständnisvollsten Freundin nicht klarmachen kannst. Dann hebe deine inneren Augen zum ALLES ERKENNENDEN.

20 al-Qābiḍder VERWEIGERNDE, der Gaben nach Seinem Ermessen zurückhält
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      Wie oft haben wir nicht schon erlebt, dass das Schicksal uns etwas Ersehntes vorenthält? Wer ist es aber, der uns Schicksal schickt? Weil wir gläubig vertrauen, dass das göttliche Geheimnis Quelle und Ursprung unseres Lebens und so auch unseres Schicksals ist, schreiben wir Gott auch dieses Vorenthalten zu und nennen Gott den VERWEIGERNDEN.

      Wie oft haben wir aber im Nachhinein dann sehen können, wie gut es für uns war, dass uns verweigert wurde, was wir uns erhofften und worum wir beteten. Wir sind doch auch unseren Eltern nicht nur für das uns Gewährte dankbar, sondern ebenso für alles, was sie uns aus besserer Einsicht verweigerten. Erst als reife Menschen können wir so recht würdigen, was wir unseren Eltern durch ihr Verweigern verdanken. Es schwingt also Dankbarkeit mit, wenn wir Gott den VERWEIGERNDEN nennen.

      Denk an einen großen Wunsch, der dir nicht in Erfüllung ging. Es ist nicht zu spät, dem VERWEIGERNDEN dafür zu danken. Vielleicht willst du das heute tun und dabei die innere Freiheit verspüren, die dir dieses Danken für Verweigertes gibt.

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