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zu wehren.

       Er grunzte und schimpfte, während er sich wand.

       »Ohne meine Hilfe wird das nichts«, sagte die Frau auf einmal von hinten.

       Er war so laut und mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er ihr Kommen nicht gehört hatte.

       »Werden Sie mich umbringen?«, fragte er.

       Sie trat vor und schaute ihn an; das Gewehr hatte sie sich um die Schulter gehängt. Nachdem sie sich auf den Couchtisch gesetzt hatte, antwortete sie ernst: »Nein, aber ich gebe zu, ich habe mit dem Gedanken gespielt.«

       »Dann schneiden Sie mich los.«

       »Nein, noch nicht. Sie machen mich nervös.«

       »Sie sind diejenige, die in mein Haus eingedrungen ist.«

       »Was das betrifft, so habe ich, nachdem Sie sich den Kopf stießen, ihre Wunde gesäubert und den Arm verbunden. Übrigens warnte ich Sie vor Brando, doch Ihnen fiel nichts Besseres ein, als mit der Flinte auf ihn anzulegen.«

       »Ich dachte, er würde mich anfallen.«

       »Nun, das hat er ja. Aber nur, weil Sie ihn mit der Waffe bedroht haben.«

       »Was wollen Sie?«

       »Zu essen, zu trinken und eine Unterkunft, um mich eine Weile auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen.«

       In diesem Moment bemerkte er, dass er den Atemschutz nicht mehr trug. »Wo ist meine Maske?«

       »Dort.« Sie zeigte zur Küche. »Wozu haben Sie sie überhaupt getragen?«

       »Ich will nicht krank werden.«

       »Krank? Ich glaube nicht, dass Sie sich Gedanken darüber machen müssen.«

       Devin wusste nicht, was er von dieser Bemerkung halten sollte; er wünschte sich jetzt nichts so sehr, als das ganze Klebeband loszuwerden.

       »Wir beide wissen, dass Ihnen dieses charmante Anwesen nicht gehört. Ich habe die Besitzer oben gefunden, mausetot. Jetzt muss ich, wie ich finde, kein schlechtes Gewissen haben, hier eingedrungen zu sein.«

       »Sie waren Verwandte.«

       »Unsinn.«

       »Wirklich.«

       »Wie dem auch sei, ich brauche nur ein paar Dinge und bin in ein, zwei Tagen wieder verschwunden.«

       »Nehmen Sie sich, was Sie wollen, und gehen Sie, aber würden Sie mich bitte losmachen?«

       »Spielen Sie jetzt den Freundlichen?«

       »Ich werde keine Dummheiten anstellen, versprochen.«

       Sie hielt einen Augenblick lang inne und sah ihn an. »Brando, komm her«, befahl sie dann.

       Der Hund tappte ins Zimmer, setzte sich und schaute zu Devin.

       »Ich lasse Sie frei, doch er ist meine Versicherung, falls Sie irgendetwas anstellen wollen.«

       »Ich schwöre, ich tue nichts. Nur passen Sie bitte auf, dass er mich nicht wieder angreift.«

       »Das muss ich ihm nicht sagen; falls es wieder geschieht, haben Sie es sich selbst zuzuschreiben.« Damit zog sie ein Taschenmesser aus ihrer Jeans und klappte es mit einem geräuschvollen Klicken auf. Nachdem sie das Klebeband mit der drei Zoll langen, schmalen Spyderco-Klinge durchtrennt hatte, streifte sie es von seinem Oberkörper und tat das Gleiche mit seinen Beinen.

       Er wand und drehte sich, bis er das Band los war. Als er aufstand, wurde ihm schwindlig, weshalb er gezwungen war, sich wieder in den Sessel fallen zu lassen.

       »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie.

       »Äh, ja, mir ist bloß schummrig«, antwortete er, während er seinen Kopf in die Hände stützte.

       »Nun, ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten; jetzt suche ich weiter zusammen, was ich brauche.«

       »Warten Sie einen Moment«, bat Devin.

       Da sich viele seiner anfänglichen Bedenken verflüchtigt hatten, wollte er wissen, wer diese Frau war. Er hatte seit sechs Monaten keinen anderen Menschen gesehen, und nun mit jemandem sprechen zu können, war ihm wichtig. Im Hinterkopf behielt er den Gedanken, sie könne ihm einen Großteil der Lebensmittel stehlen, und nach dem, was gerade geschehen war, wollte er nicht mit ihr darum kämpfen müssen.

       Sie blieb stehen und wartete darauf, was er wollte.

       »Wie heißen Sie?«

       »Tess.«

       »Ich bin Devin.«

       »Gut, damit wären die üblichen Nettigkeiten ausgetauscht; darf ich jetzt weitermachen?«

       »Woher kommen Sie?«

       Tess ignorierte seine Frage und kehrte in die Küche zurück, um Konserven in ihren Rucksack zu packen.

       Er stand vorsichtig auf und haderte mit seinem Gleichgewicht. Bevor er sich in Bewegung setzte, schaute er zu Brando, der seine Augen keine Sekunde lang von ihm abgewandt hatte.

       »Dieses Haus ist eine Goldgrube«, bemerkte Tess freudig.

       »Stimmt, in ihrer Speisekammer fehlte es an nichts, das steht fest«, entgegnete Devin, während er langsam an Brando vorbeiging. Dann betrat er die Küche.

       »Ich schätze, Sie sind selbst gerade erst angekommen, oder?«

       »Nein, ich bin seit fast sechs Monaten hier.« Devin zog einen kleinen Stuhl unterm Küchentisch hervor und setzte sich.

       Sie unterbrach sich beim Packen und drehte sich um. »Sie wollen mir weismachen, schon so lange hier zu sein, obwohl noch so viel zu essen übrig ist?«

       »Genau so ist es.«

       »Das erklärt, warum Sie solchen Wert auf diese dumme Maske legen.«

       »Was meinen Sie damit?«

       »Dass Gasmasken und dergleichen nichts gegen diesen Tod ausrichten, und jeder, der nur eine Minute dort draußen verbracht hat, müsste das wissen.«

       »Diesen Tod?«

       »Sie wissen schon, das Virus, von dem 90 Prozent des Lebens auf dem Planeten ausgelöscht wurden.«

       »Ich wusste gar nicht, dass es einfach nur ›Der Tod‹ genannt wird.«

       »Tja, so ist es aber«, bekräftigte sie selbstgefällig.

       »Ich kam ein paar Tage nach dem Ausbruch hier an – mit dem Auto aus Indianapolis. Ich schaffte es bis nach Decatur, doch dort wurde ich von einer Bande überfallen, die mir die Kiste geklaut hat. Dabei wäre ich fast draufgegangen. Als ich das Haus erreichte, fand ich meine Angehörigen oben – tot.«

       Tess spürte, wie nahe ihm diese Erzählung ging. Sie nahm einen weiteren Stuhl unter dem kleinen Esstisch hervor und ließ sich gegenüber Devin nieder. »Tut mir leid wegen Ihrer Familie.«

       »Mir auch. Um ehrlich zu sein, war der Mann mein Cousin zweiten Grades, und ich kannte sie nur flüchtig, aber zu sehen, wie sie gestorben sind, war ziemlich heftig.«

       »Vielleicht waren sie klüger, als wir es sind. Hätte ich keine solche Angst vor dem Tod, würde ich mich auch umbringen.«

       »Jetzt sagen Sie mir, was Sie herführt, Tess.«

       »Das ist eine lange Geschichte, die ich lieber nicht noch einmal durchleben möchte.«

       »Können Sie mir dann wenigstens sagen, was gerade vor sich geht? Gibt es irgendetwas Neues, kümmert sich die Regierung darum, wieder für Ordnung zu sorgen? Wird vielleicht gerade ein Impfmittel entwickelt?«

       »Diese Fragen lassen sich leicht beantworten: Da draußen ist alles im Arsch. Die Regierung, beziehungsweise das, was von ihr übrig geblieben ist, hat sich im Land verstreut, in Bunkern verkrochen; ein Teil der Bevölkerung, die immun ist, wurde in Lagern eingepfercht, und was einen Impfstoff angeht: Rechnen Sie nicht damit.«

       »Wissen Sie was? Sie sind mir keine große Hilfe. Ich begreife überhaupt nicht, wovon Sie sprechen.«

       »Ich bin jedenfalls draußen im Stall gewesen und habe

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