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      In den nassen Maisfeldern sehe ich

      die Finger meines Vaters und

      die unscharfe grüne Farbe vom Ackerfeld

      ragt aus den Nebelwinden,

      ein blauer Schmetterling flog heraus

      aus dem engen Blütenmund

      der gelben Kürbisblüte,

      um dann für immer zu verschwinden.

      Kato Javakvishvili

       Die Wiesen

      Sie legten sich hinein.

      Sie waren verloren und legten sich hinein.

      Sie rasierten sich die Köpfe kahl und legten sich hinein.

      Sie grasten die Wiesen ab und legten sich hinein.

      Sie legten sich hinein und berührten sich

      mit den von Erbsensuppe geschwollenen Bäuchen.

      Ein Büffel ging vorbei

      und schleppte die abgegrasten Wiesen fort.

      Ein Büffel ging vorbei und man machte Matsoni.

      Ein Büffel ging müßig umher und jemand hielt die Zeit an.

      Ich saß am Tor eines städtischen Hofes und beobachtete.

      Ich hatte ein städtisches Profil

      und verputzte die Wände meines Hauses

      mit kotbeschmierten Händen.

      Ich führte ein städtisches Gespräch

      und die mit Urin getränkten Haare

      lagen mir auf den Schultern.

      Sie lagen in der Ruhe des städtischen Hofes

      und sahen mich nicht.

      Der Büffel schleppte mich hinein und heraus.

      Der Büffel trampelte mich nieder

      und von seinem Schwanz heruntergefallene Holzkäfer

      lagen auf meiner Zunge wie unausgesprochene Wörter.

      Ich schob mich selbst beiseite und kroch hinein.

      Ich krabbelte mit den Holzkäfern und kroch hinein.

      Sie fühlten nichts.

      Neun Monate lang lagen sie

      und neun Monate lang wartete ich auf mich selbst.

      Neun Monate lang wurden ihre Bäuche mit Erbsensuppe gefüllt

      und neun Monate lang fastete ich.

      Neun Monate lang streichelte sie den Bauch mit der Hand

      und neun Monate lang war ich taub.

      Mir war langweilig.

      Ich kratzte und kratzte an ihrer Geduld.

      Ich kratzte und kratzte an ihrer Liebe.

      Mit den Fingernägeln kratzte ich und

      bat um Luft für die sauerstoffloseste Geburt.

      Sie gehorchten mir und schnitten mir die Nase ab.

      Ich bekam keine Luft und nähte sie zu.

      Hier, der Aschenbecher – mein Ohr,

      eingemachte Walnüsse kocht die Oma.

      Ich verließ den Schatten meiner Augen

      und tunkte das Brot hinein.

      Kratzte und kratzte diese Augen.

      Kratzte und kratzte.

      Wie kannst du mich bloß verraten,

      wenn du von mir doch schon verraten bist und

      wie kann ich für dich beenden,

      was ich noch nicht begonnen habe und

      wie kannst du dich in mich verlieben,

      wenn ich schon so viel Liebe mitgenommen hab

      ich bin aufgeblasen wie ein Luftballon,

      du aber hältst mich für einen Drachen

      und winkst mir zu, mir, die in deinem Körper

      bequem gefangen ist.

      Ich aber stehe zu dieser Zeit

      an unterster Stelle unter den Menschen und

      zeichne mir Wiesen auf den kahl rasierten Kopf.

       Von welcher bösen Fee hast du geträumt

      in der Nacht meiner Zeugung, Mutter.

      Warum hast du die Augen nicht abgewandt,

      und stattdessen meinen Vater angeschaut?

      Givi Alkhazishvili

       Der Eisverkäufer

      Der da, dieser Mann,

      der die fünfzig erreicht hat und grau geworden ist

      und vor einem Geschäft Eis verkauft,

      ist mein Bruder.

      Wer hätte das früher gedacht –

      dass er so eine einfache Arbeit annehmen,

      sich unter einen bunten Schirm stellen

      und den Passanten Eis anbieten würde.

      Morgens und abends

      schaue ich aus dem Bus,

      um in den Menschenmengen sein Gesicht zu entdecken,

      er ist einer der letzten Zeugen meiner Kindheit

      und ich fürchte mich davor, ihn zu verlieren.

      Wir haben doch zusammen Schwimmen gelernt

      und zur selben Zeit Oboe gespielt,

      am Tisch saßen wir ohnehin gemeinsam

      während des Mittagessens

      und schnitzten zusammen Pfeil und Bogen,

      mal aus den Ästen eines Granatapfelbaums,

      mal aus denen einer Kornelkirsche,

      Oma hat uns beiden vor dem Einschlafen Märchen erzählt,

      und unsere Träume ähnelten sich – nehme ich an –,

      wie unsere kindlichen Phantasien,

      die sich allesamt nicht erfüllten.

      Dann ist er plötzlich fortgegangen,

      er wurde vom Leben aufgefressen

      und verschwand für lange Zeit.

      Während ich auf ihn wartete,

      fing ich an, mich in Gedichtform zu denken und

      mir durch das Fenster die Sterne anzuschauen

      und die Tränen in der Kehle zurückzuhalten,

      damit sie nicht durch die Augen

      nach draußen dringen konnten.

      Dann kam er zurück

      und als er zurück war, war das einzige Ding,

      dass er kennengelernt hatte,

      andauerndes Leiden,

      – genauer gesagt – Leiden zu erdulden.

      Er zieht sich ein langärmeliges Hemd an,

      damit sein Tattoo nicht sichtbar wird

      und

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