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Sinner City. Kate Dark
Читать онлайн.Название Sinner City
Год выпуска 0
isbn 9783960001416
Автор произведения Kate Dark
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Auf einmal war sie dankbar für die ständige Paranoia ihres Dads. Die gesamten Fensterscheiben im Haus waren mit Sicherheitsglas ausgestattet. Fenster und Türen hatten zusätzlich spezielle Sicherungen.
Der Mann vor der Tür war zunächst verwirrt, ehe er erneut die mit Ringen besetzte Faust hob und gegen die Scheibe schlug. Nicht der kleinste Kratzer war zu sehen. Abby eilte zur Theke, schnappte sich das Gewehr, lud es durch und zielte damit auf den Mann. Sie wusste, er konnte nicht herein. Jedenfalls nicht auf die herkömmliche Art. Sie wollte ihm nur zeigen, dass sie bewaffnet war und nicht davor zurückschreckte, ihm eine Kugel zu verpassen. Er sah zur Seite, schüttelte den Kopf und ging weg. Er besaß sogar die Frechheit zu zwinkern und zu winken. Seine Lippen formten das Wort bald.
Ihre Hände zitterten, als sie das Gewehr sicherte und zurück an seinen Platz legte.
Heute würde sie niemanden mehr tätowieren. Selbst unter der größten Anstrengung würde sie ihre Hand nicht ruhig halten können. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Was, wenn der Typ zurückkam? Wenn er spezielles Werkzeug dabeihatte, um ins Haus zu gelangen?
Sie rief ihren Kunden an und sagte den Termin ab.
Ihr Smartphone kündete eine eingegangene Nachricht an. Sie wischte über das Display. Ihr Dad. Endlich!
Leise las sie: »Geh zu den Sinners. Sag ihrem Chef Savior, dass ich den Gefallen einfordere. Er wird dich beschützen. Such nicht nach mir.«
Was zur Hölle?
Unschlüssig biss sie sich auf die Lippe. Dann wählte sie die Rufnummer ihres Vaters. Sein Telefon war aus. Er musste es direkt nach dem Verschicken der Nachricht ausgeschaltet haben. Na toll!
Nervös trommelte sie auf dem Tresen herum. Schön. Sie würde zu den Sinners fahren. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken. Sie wusste nicht, was an den Gerüchten über diese Leute dran war. Sie sollten dick im Geschäft sein, wenn es um Prostitution, Waffenschmuggel, Drogen und Erpressung ging. Aber niemand hatte ihnen bisher etwas Handfestes nachweisen können. Angeblich standen sogar Politiker, Richter und Cops auf deren Gehaltslisten.
Sehr vertrauenswürdig.
In einer Stadt, die gefühlt die Größe einer Erdnuss hatte, redeten die Leute gerne. Abby hatte längst aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen. Der Wahrheitsgehalt bei Stadtgesprächen lag unter zehn Prozent.
Allerdings waren die Sinners kein harmloser Strickverein, die mit ein bisschen Prollgehabe ihr Image aufpolieren wollten. Wollte sie sich in die Höhle des Löwen begeben? Ihre Alternative bestand darin, hier zuhause auf den Typen zu warten, der vorhin aufgetaucht war. Sie konnte genauso gut zu den Sinners gehen. Da wüsste ihr Dad wenigstens, wo er sie suchen musste, sollte er je wieder auftauchen.
Hoffentlich wusste er, was er tat.
Fast erwartete Abby, jemand würde ihr auflauern und sie davon abhalten, ins Auto zu steigen. Aber nichts geschah. Niemand folgte ihr.
Manchmal vermisste sie das Rauchen. Dann könnte sie sich jetzt genüsslich eine Zigarette anzünden, tief den Rauch inhalieren und entspannen. Doch sie hatte keine Zigaretten mehr im Auto liegen. Selbst die Musik, die sonst für die nötige Entspannung sorgte, war ihr heute zu laut, zu aufdringlich, zu … alles. Kurzerhand schaltete sie das Radio aus. Die Stille war fast noch schlimmer als der Lärm.
Die Sinners hatten ihr Clubhaus außerhalb der Stadt. Jeder kannte es, obwohl es sich fernab von vernünftig befahrbaren Straßen befand. Es lag in einem Waldstück. Die Fahrt dauerte zwanzig Minuten – die für ihren Geschmack viel zu schnell vergingen.
Das hell erleuchtete Haus tauchte als bedrohlicher, grauer Klotz vor ihr auf. Sie hatte erwartet, das Tor bewacht oder verschlossen vorzufinden. Doch Fehlanzeige. Es stand offen und war für jeden zugänglich.
Wahrscheinlich war keiner so dumm, die Sinners anzugreifen oder zu beklauen.
Im Schritttempo fuhr sie auf das Gelände, entdeckte rechts gleich die Abstellplätze und parkte ihren Wagen in Fluchtrichtung. Sicher war sicher. Obwohl sie nicht glaubte eine Chance zur Flucht zu haben, sollten die Sinners sie hierbehalten wollen.
Abigail blickte an dem Haus hoch, das wie ein umgekehrtes „L“ gebaut war. Es hatte drei Etagen, in einigen Zimmern brannte Licht. Laute Musik und Gelächter drangen aus dem Inneren.
Sie ging den unbefestigten Weg lang, stieg die eine Stufe hoch, bis sie nach zwei Schritten vor der Tür stand. Sollte sie klopfen? Würde sie überhaupt jemand hören bei dem Krach?
Ach was soll´s, dachte sie und drückte einfach die Klinke hinunter. Problemlos ließ die Tür sich öffnen.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Sie war kein Kind von Traurigkeit und hatte schon einiges ausprobiert. Mit Männern, Klamotten, Haarfarben und Drogen experimentiert.
Doch was sich hier abspielte, war ein ganz anderes Kaliber. Überall saßen Männer mit Frauen auf den Schößen, tranken, rauchten, lachten, grölten. Manche von ihnen vögelten die Frauen direkt vor den Augen der anderen Leute. Auf dem Billardtisch, dem Kicker, den Sofas und Sesseln.
Eine Frau kniete zwischen den Beinen eines Mannes und blies ihm einen, während sie von einem zweiten Mann von hinten genommen wurde.
Ach du Schande! War sie in den Orgien-Dienstag geplatzt oder ging das hier immer so zu?
Abigail stieg über einen Mann hinweg, der schlafend auf dem Boden lag.
Sie spürte einige Blicke auf sich, aber niemand machte sich die Mühe, sie anzusprechen. Zumindest solange, bis ein wahrer Schrank von einem Mann sich ihr in den Weg stellte.
»Ich glaube du bist hier falsch, Prinzessin.«
Abby blickte auf. Wow. Der Mann sah aus wie Ryan Reynolds. Nur breiter, größer, muskulöser. Tätowiert, gepierct. So ungern sie es auch zugab, der Kerl passte in ihr Beuteschema.
Sie nahm all ihren Mut beisammen und blickte ihm in die kalten grauen Augen. »Ich möchte gerne zu Savior.«
Der Typ lächelte verschlagen. »Bist du schwanger oder willst du einfach nur von ihm gefickt werden?«
Empört stemmte sie die Hände in die Hüften. »Wie bitte? Was ist denn dein Problem, Arschgesicht?«
Ups. Hatte sie das gerade wirklich laut gesagt? Sie riss erschrocken die Augen auf. Doch der Typ grinste bloß. »Ich bin Thug.«
»Abby.«
Die sehnigen Arme ließ er fallen, als er in eine Richtung deutete. Die unbekleideten Stellen seines Körpers waren zum großen Teil mit Tattoos bedeckt. Alte, neue, schwarze und bunte. Ihren geübten Augen entgingen solche Details nie. Einige waren so schlecht gestochen, dass sie im Kopf schon ein vollständiges Cover-up fertigstellte. Bei anderen bräuchte sie nur die Farbe auffrischen.
»Schätzchen, so wie du mich anstarrst, kann ich mir deine Gedanken schon vorstellen.« Thug lächelte. Charmant. Sexy. »Ich kann dir versichern, mit mir hast du mehr Spaß als mit dem Boss.«
Abby grinste frech zurück. Auch wenn der Typ wie ein Verbrecher aussah, spürte sie irgendwie, dass von ihm keine Gefahr für sie ausging. Zumindest nicht im Moment. Verschwörerisch lehnte sie sich dichter zu ihm und flüsterte: »Schätzchen, ich wette du kannst meine Gedanken nicht annähernd erraten. Ich bin ein ganz anderes Kaliber, als die Mädels mit denen du sonst zusammen bist und jetzt bring mich zu Savior.«
KAPITEL 2
Savior sah seine Bücher durch. Doch an der Summe unterm Strich änderte sich nichts. Dreimal hatte er bereits nachgerechnet. Obwohl er