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würde ich gerne losfahren. Oder hat sich das mit deinem Zeug erledigt?«, brummte er und warf der erschrockenen Abby einen wütenden Blick zu.

      Sie sprang auf, während Cutter ihm lachend den Mittelfinger zeigte und sein Shirt überzog.

      »Wir haben nur über ein Tattoo auf seinem Bauch geredet«, verteidigte sie sich auf dem Weg nach draußen. »Er wollte, dass ich mir das ansehe.«

      Savior schnaubte leise. »Ist mir total egal. Steig ein.«

      »Wir können auch mit meinem Auto fahren.«

      »Nein, mit meinem ist es sicherer.« Keine Polizeikontrollen oder ähnlicher Unfug, der ihm Zeit und Nerven kostete. Die meisten Bullen kannten seinen SUV, und die, die es nicht taten, waren nach der Kontrolle um eine Lektion reicher.

      Die Fahrt verlief weitestgehend ruhig. Savior brütete stillschweigend vor sich hin. Abby starrte aus dem Seitenfenster.

      »Du hast deinen Leuten gar nichts von meinem Dad erzählt«, sagte sie leise.

      »Stimmt.«

      »Warum nicht?« Abby drehte sich herum.

      »Du stellst zu viele Fragen.«

      »Du traust ihnen nicht.«

      Nicht nur hübsch, sondern auch klug. Was für eine tödliche Kombination.

      »Natürlich traue ich ihnen. Sie sind meine Brüder, ich würde mein Leben für sie geben.«

      »Und doch hast du ihnen nichts von meinem Dad erzählt. Ich frage mich nur, warum. Wäre es nicht viel einfacher ihnen die Situation zu erklären, als mich als neue Tätowiererin auszugeben und mir immer jemanden an die Seite zu stellen?«

      Savior stieß einen genervten Ton aus. »Fakt Eins, du bist unsere neue Club-Tätowiererin, das hat nichts mit Ausgeben zu tun. Die Jungs verstehen, dass wir Fremden nicht auf Anhieb trauen und sie deshalb überwacht werden müssen. Fakt Zwei, was ich ihnen erkläre und was nicht, geht dich nichts an. Fakt Drei, du stellst zu viele Fragen.«

      Sie waren vor dem Haus angekommen. Savior kannte es, war schon oft genug daran vorbeigefahren. George und er hatten damals eine stille Übereinkunft getroffen. Savior würde nie zu ihm kommen, George würde nie ein Wort über diese eine Nacht verlieren. Und jetzt hatte er sein kleines Mädchen auf direktem Weg zu ihm geschickt.

      Er folgte Abby in das Innere, nachdem er den Wagen geparkt hatte. Nicht direkt vor der Tür, niemand sollte ihn mit dem Tattooladen in Verbindung bringen. Das könnte George und seine Tochter in Schwierigkeiten bringen, sollten die Raiders davon Wind bekommen.

      »Mein Zimmer ist oben, ich ziehe mich schnell um und packe meine Sachen zusammen.«

      Nachdem er sich im Untergeschoss umgesehen und die Türen geprüft hatte, ging er nach oben. Er folgte den Geräuschen und stand kurz darauf in Abbys Zimmer. Eine Reisetasche lag auf ihrem Bett. An den Wänden hingen professionelle Zeichnungen für Tattoovorlagen. Das Talent hatte sie demnach von ihrem Dad – falls sie von ihr waren.

      »Bin gleich fertig.«

      Sie hatte sich umgezogen, trug jetzt eine enge Jeans und einen dünnen Pullover. Savior musterte sie. Ihr Hintern sah toll aus in der Hose. Endlich trug sie vernünftige Kleidung und nicht mehr dieses unförmige Etwas, das ihren Körper versteckte.

      Er nahm ihr die Reisetasche ab und ging nach unten.

      »Tätowier mich«, forderte er.

      Sie runzelte die Stirn. »Werde ich machen. Willst du immer alles doppelt und dreifach versichert bekommen?«

      Er verdrehte die Augen. »Ich meinte jetzt.«

      Ihr forschender Blick brachte seinen Körper zum Beben und weckte Gefühle in ihm, die er schon seit einer Weile nicht mehr gespürt hatte.

      Sie führte ihn in ein Hinterzimmer, er stellte die Reisetasche neben einer zweiten Tür ab, von der er wusste, dass sie in den Verkaufsraum führte.

      Abby deutete auf seinen Hals und die Arme. »Hast du denn noch freie Stellen?«

      In einer fließenden Bewegung zog er sich das Shirt über den Kopf und präsentierte ihr seinen Bauch und Rücken. Den Unterleib zierte ein keltischer Lebensbaum, dessen Baumkrone aus seiner Hose hervorlugte. Saviors Brustwarzen waren gepierct. Das Tattoo einer Eule prangte auf dem Bauch, die Flügel streiften seine Brust und die Rippen.

      »Wie du siehst, habe ich überall noch Platz für etwas hübsches Neues.«

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      Abby seufzte kaum hörbar. Der Mann war wirklich attraktiv. Sein Körper ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie wollte ihn. Obwohl er eindeutig nicht alle Tassen im Schrank hatte. Allerdings hatte sie es auch schon schlimmer getroffen. Mit ein bisschen Geisteswahn würde sie schon klarkommen.

      »Was möchtest du denn haben?«, fragte sie heiser und räusperte sich, während sie ihre Utensilien zusammensuchte.

      »Erst mal was Kleines, möchte ja sehen, ob du dein Handwerk auch verstehst, bevor ich dich auf meine Brüder loslasse.«

      Sie schnaubte spöttisch. »Leg dich auf die Liege, Savior.«

      Er beäugte den Einwegrasierer skeptisch.

      »Entspann dich. Ich weiß schon was ich tue. Oder hast du Angst, ich könnte dich verletzen?«

      »In der Regel sind Frauen mit scharfen Gegenständen in der Hand keine gute Kombination.«

      »Dann kannst du javon Glück reden, dass ich gerade nicht meine Regel habe.«

      Abby band ihre Haare zusammen, damit sie nicht im Weg waren, rasierte seine Brust, die ohnehin kaum behaart war und zog sich die Handschuhe über.

      Sie lächelte ihn unverbindlich an, wie sie es bei allen Kunden tat. Er stützte sich mit den Ellbogen auf der Liege ab und richtete sich somit etwas auf.

      Sie waren fast auf Augenhöhe. Seine blauen Augen funkelten sie an. Abby wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er studierte ihr Gesicht, schien jeden Millimeter haargenau zu scannen. Sie kamen einander näher. Abby spürte schon den heißen Atem auf ihren Lippen. Er setzte sich auf und vergrub seine Hände in ihren Haaren. Ihr Herz hämmerte.

      Ein Knall an der Hintertür ertönte. Während Abby noch zusammenzuckte und überlegte, was das gewesen sein könnte, hatte Savior schon sein Shirt angezogen und eine Pistole in der Hand.

      Wo kam denn die auf einmal her?

      Er bedeutete ihr leise zu sein und zeigte auf die zweite Tür im Raum.

      Stimmen erklangen.

      »Ich gehe nach oben und du siehst dich hier unten um.«

      Abby runzelte die Stirn. Die Stimme kam ihr bekannt vor.

      Ein zweiter Mann lachte. »Der kleinen Schlampe wird noch Hören und Sehen vergehen, wenn ich mit ihr fertig bin.«

      Savior spannte sich an und schob Abby halb hinter sich. Er nahm ihre Reisetasche und hielt die Pistole auf die Tür gerichtet. Abby zitterte. Was wollten die Kerle von ihr?

      »Sie wurde mir als erstes versprochen, also Pfoten weg. Ich hab schon genaue Vorstellungen, was ich mit ihr machen werde.«

      »Dann bleibt ja nichts mehr von ihr übrig«, maulte der andere. »Wieder mal Reste ficken.«

      Leise drückte Savior die Klinke herunter und schob Abby durch die Tür. Die Worte hallten in ihrem Kopf wider.

      Wurde mir als Erstes versprochen. Reste ficken.

      Benommen blinzelte sie. Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie klammerte sich an Savior, der Einzige, dem sie gerade vertraute, als die andere Tür in dem Raum sich öffnete und ein Mann eintrat, der ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Er wirkte gefährlich und wild entschlossen.

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