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      Tina, die gerade zu einer Frage angesetzt hatte, schloss ihren Mund. Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs. Tina fing trotz der warmen Decke allmählich an zu frieren. Da erkannte sie etwas, an das sie schon so lange nicht mehr gedacht hatte. Es war ein zugefrorener See. Das Eis glitzerte und die Sterne spiegelten sich auf der Eisfläche. Tina lächelte. Als kleines Mädchen hatte sie dem Weihnachtsmann unzählige Briefe geschrieben, in denen sie sich wünschte, nur einmal eine Eisprinzessin zu sein. Irgendwann hatte sie aufgehört zu träumen und die Hoffnung verloren, dass ihr Wunsch jemals in Erfüllung gehen könnte. Der Schlitten landete sanft am Ufer neben dem See.

      Plötzlich befanden sich glitzernde Schlittschuhe an Tinas Füßen, sie trug ein wunderschönes Kleid und eine goldene Haarspange hielt ihr blondes Haar zurück. Nach den ersten unsicheren Schritten auf der Eisfläche wurde sie immer mutiger. Sie wagte die ersten Sprünge und vergaß alles um sich herum. Andächtig schauten die Rentiere zu und eine leise Musik untermalte den Zauber des Momentes.

      Tina fühlte sich wie damals, als sie noch ein Kind war; voller Glauben an den Zauber der Weihnacht. Nach dem wunderschönen Tanz näherte sie sich leichtfüßig dem Ufer und der Mann mit dem roten Mantel mahnte zum Aufbruch. Wieder wurde sie in eine warme Decke eingewickelt und der Schlitten hob erneut lautlos vom Boden ab. Nur die Glocken der Rentiere waren in der Stille der Nacht zu hören. Eine tiefe Müdigkeit breitete sich in ihrem Körper aus. Sie schloss die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.

      Als sie die Augen öffnete, lag sie auf der Couch in ihrem Fachwerkhaus. Ihr Kater lag mittlerweile zusammengerollt auf ihren Beinen und der Tee hatte aufgehört, zu dampfen. Sie war verwirrt und schaute sich um. Der Wald lag still da und die Sterne blinkten am Himmel.

      Da hörte sie einen Schlüssel im Schloss – ihr Mann kehrte nach Hause zurück. Nach einer herzlichen Begrüßung fingen sie gemeinsam an, den Tannenbaum zu schmücken.

      „Es war wohl doch nur alles ein Traum“, dachte Tina. Doch beim Anbringen der Weihnachtsbaumspitze sagte Karl: „Was hast du bloß für eine außergewöhnliche goldene Haarspange im Haar! Die kenne ich ja gar nicht!“

      Tina lief in den Flur und blickte in den Spiegel. Was sie sah, machte sie glücklich, und sie lächelte geheimnisvoll. „Danke“, formten ihre Lippen, während sie zu den Sternen schaute. In der Ferne war das leise Läuten von Glocken zu hören.

      Dr. med. Barbara Bellmann wurde 1984 in Hagen/Westfalen geboren. Nachdem sie das Studium der Humanmedizin im Frühjahr 2010 erfolgreich beendet hatte, begann sie in Aachen ihre Facharztausbildung zum Facharzt der Inneren Medizin. Im Sommer 2013 wechselte sie an die Medizinische Klinik für Kardiologie in Berlin. Neben ihrer Arbeit als Ärztin begeistern sie Sport und Literatur. Bereits seit ihrer Jugend schreibt sie für verschiedene Verlage Artikel oder Rezensionen. Aktuell widmet sie sich Märchen und Geschichten für Kinder und Jugendliche.

      *

      Tigerles süße Weihnachten

      Ja, sie war wieder da. Der kleine Kater Tigerle war sich ganz sicher. Alle Zeichen standen dafür. Zum einen war da das Heer an Engelsfiguren, das über Nacht das ganze Haus eingenommen hatte. Sämtliche Fensterbretter und Kommoden belagerte es nun. Selbst der geschickteste Kater der Welt hätte wohl seine Schwierigkeiten damit, sich elegant im Slalom um die Figürchen herum zu winden und dabei keines mit seinem Schwanz hinunter zu fegen. Und sich als den geschicktesten Kater der Welt zu bezeichnen, das wollte sich Tigerle nun wirklich nicht anmaßen! Dafür kannte er sich selbst zu gut.

      Zum anderen waren da noch die unzähligen Kerzen im ganzen Wohnzimmer. Tigerle war der Meinung, dass das Licht der elektrischen Deckenlampe doch wohl eigentlich reichen müsste, um seinen Menschen genug Helligkeit zu schenken. Auch wenn sie keine so hervorragenden Katzenaugen besaßen, wie er sie hatte. Aber das sahen die Menschen anscheinend anders. Und so machten sie ihm das Leben schwer, indem sie ihm solch lustig flackernde und tanzende Flämmchen vor die Nase stellten. Da mochte Tigerle doch sehen, ob nicht auch ein anderer, vielleicht klügerer Kater neugierig wurde und seine Nase etwas näher an das mysteriöse Flackerlicht heranführte! Huch! Bruzzel, bruzzel – Tigerle hoffte inständig, dass Schnurrbarthaare auch wieder nachwachsen!

      Aber nicht nur die Engelsscharen und das Kerzenmeer deuteten darauf hin, dass sie wieder da war. Auch der himmlische Duft, der aus der Küche bis an Tigerles Körbchen heranzog und ihm in seine empfindliche Stupsnase stieg. Mmmh! Da durften ihm die Menschen nun wirklich nicht böse sein, wenn er in einem unbeobachteten Moment in die Vorratskammer schlüpfte, wo die süßen Leckereien aufbewahrt wurden. Mit einem kraftvollen, gezielten Tatzenhieb schubste er die Dose über die Regalkante. – Dong! Der Deckel der Blechdose sprang auf und schon konnte die Schlemmerei beginnen! Und dass das laute Scheppern Frauchen angelockt hatte, war für Tigerle auch kein Problem! Er legte ganz einfach den Kopf schief und blickte ihr tiiief in die Augen. „Ich habe ein wirklich, wirklich schlechtes Gewissen wegen dieses unglücklichen Missgeschicks“, hieß das in Tigerles Sprache. Da blieb Frauchen gar nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln, Tigerle unterm Kinn zu kraulen und sich mit einem Seufzen daran zu machen, die Kekskrümel vom Boden aufzulesen. Tigerle war ihr bei der Beseitigung der Brösel und des Zuckerstaubs natürlich gerne behilflich. Schleck, schleck! Gern geschehen, Frauchen, keine Ursache!

      Ja, ja, man musste kein Wahrsager sein, um zu wissen, was in ein paar Tagen bevorstand. Tigerle genügten die Zeichen, die er rund um sich wahrnahm. Doch das untrüglichste aller Zeichen war wohl:

      Der BAUM! Groß, grün und wohlriechend! Ein Stück Natur, Freiheit, Wildheit – mitten im Wohnzimmer!

      Der BAUM, der Tigerle mit allerlei glänzenden Fäden lockte, die von seinen Ästen herabhingen. Beim leichtesten Luftzug begannen sie zu tanzen! Wie schön!

      Der BAUM, der große, glänzende Kugeln trug, in denen sich der Kerzenschein spiegelte. Und wenn man sie mit der Pfote ganz leicht anstupste, begannen sie, lustig auf und ab zu hüpfen! Wie lustig! Gleich noch mal! Klirr – ups! Naja, es gab ja noch viele andere von den schönen Kugeln!

      Und dann war es schließlich so weit: Das Haus war voller Menschen. Beim Essen fiel das ein oder andere Stück Fisch für Tigerle ab. Danach wurden Tigerles Lieblingsschlafplätze, die Frauchen allesamt am Nachmittag noch von seinen Haaren befreit hatte, von den Menschen belagert: die Couch, der Sitzhocker, der Schaukelstuhl. Doch das machte Tigerle nichts. Zielsicher steuerte er auf den Schoß von Frauchen zu, drehte sich dreimal im Kreis und rollte sich schließlich gemütlich darin zusammen. Die Menschen hoben zum Gesang an, der Opa brummte tief, die Tante flötete hoch, alle anderen lagen irgendwo dazwischen. Warum die Menschen das Lied „Stille Nacht“ nannten, verstand Tigerle zwar nicht – von still konnte bei dem Katzenjammer nämlich gar keine Rede sein –, doch das machte ihm nichts. Er wusste nämlich, nun dauerte es nicht mehr lang. Das Fest steuerte auf den Höhepunkt zu! Der wundervollste, zauberhafteste und am heißesten ersehnte Moment des ganzen Jahres stand kurz bevor! Es mussten vorher nur noch schnell die Geschenke ausgepackt werden (Tigerle war den Menschen dabei gerne mit seinen Krallen behilflich).

      Und DANN – ja DANN – war es endlich so weit: Die Torte wurde serviert! Und auf einem kleinen Glasteller, ganz für Tigerle allein: Ein riiiesiger Berg Schlagsahne! Seine Augen wurden groß, als er die schneeweiße Leckerei sah, die sich vor ihm auftürmte, und das Wasser rann ihm in seinem Schnäuzchen zusammen. Hatte ihn seine Vorahnung also tatsächlich nicht getrogen, sie war wieder da: die SCHLAGSAHNEZEIT!!!

      Barbara Sokolowsky wurde 1981 in Linz (Oberösterreich) geboren. Heute lebt sie mit ihrem Partner und ihren zwei Katzen in Gmunden am Traunsee und arbeitet als Lehrerin in einer Integrationsklasse. Bereits als Kind schrieb sie in ihrer Freizeit gerne Geschichten. Vor einigen Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Schreiben wieder und widmet sich seitdem gerne diesem Hobby.

      *

      Weihnachtswichteln

      Ausgerechnet Jana hatte er gezogen. Jana, die er überhaupt nicht mochte. Sie war vor einigen Wochen neu in die 7a

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