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hat einfach ein hohes Abenteuerpotenzial – und es macht die Beziehung zu Jesus realer.

      Die große Chance einer Zweierschaft ist der geschützte Raum, den sie bietet, denn solche Räume sind ziemlich rar in unserm Leben. Eure Treffen sollen ein Ort sein, an dem man alle Fragen, die man hat, wirklich stellen kann, ohne hochgezogene Augenbrauen und Kommentare Dritter fürchten zu müssen. Versucht euch ein wachsendes Maß an Verbindlichkeit und Vorschussvertrauen zuzusichern. Je mehr ihr das schafft, desto befreiender wird die Erfahrung, keine Rolle spielen zu müssen, sondern echt sein zu dürfen und Unsicherheiten aussprechen zu können. Dann wird Zweierschaft allmählich ein Raum zum Nachdenken über Gott, sein Wort, seine Gedanken über meine Zukunft. Hier kann ich Wünsche ausdrücken und um sie ringen – kann Veränderung bewusst erleben. Eine Beziehung wächst, die mir dadurch, dass wir uns regelmäßig begegnen, Mut und Ausdauer geben kann, gemeinsam Prozesse zu erwarten und zu durchleben – manchmal auch zu erleiden und einander zu tragen. Aber auch Freude zu teilen und einfach Spaß miteinander zu haben, macht eine Zweierschaft zum sicheren Hafen.

      Die Tatsache, dass man in einer gewachsenen Zweierschaft alles aussprechen könnte, was einem wichtig ist, heißt unter keinen Umständen, dass man es auch aussprechen muss und der eine das Recht hätte, das vom andern einzufordern!

      In engen Zweierbeziehungen droht immer auch die Gefahr, dass Manipulation und Abhängigkeiten Tür und Tor geöffnet sind, wenn persönliche Grenzen nicht akzeptiert werden.

      Es gibt gerade auch in christlichen Kreisen sehr ungesunde Formen von „Zweierschaften“. Beispielsweise werden jungen Gläubigen sogenannte Hirten zugewiesen, denen sie in allen persönlichen, seelsorgerlichen und lebenstechnischen Belangen Rechenschaft und Gehorsam schuldig sein sollen. Aber auch wenn die äußere Form nicht so krass und von oben verordnet daherkommt, so kann man sich leicht auch subtilere Formen der Einflussnahme und Vereinnahmung vorstellen, wenn eine starke Persönlichkeit „im Namen Gottes“ einem weniger stabilen Gegenüber seine Hilfe und Führung anbietet.

      Ziel einer Zweierschaft ist auf keinen Fall die vorbehaltlose Aufdeckung des eigenen Seelenlebens. Die Grenze ist immer da erreicht, wo Druck ausgeübt wird oder etwas zur Norm erklärt wird, was die eigene Integrität gefühlt beeinträchtigt. Auch Beichten zum Beispiel kann zwar das befreiende Ergebnis eines in mir gewachsenen, von Gott angerührten Bedürfnisses sein, aber nie das zwangsläufige Ziel einer menschlichen Weggemeinschaft, so sehr sich mein Gegenüber das auch mir zuliebe wünschen mag.

      Wir sind als Christen dazu befreit, uns in aller Freiheit zu begegnen. Das bedeutet unter unvollkommenen Menschen aber eben auch, diese Freiheit dem andern sorgsam zu bewahren. Paulus hat uns und den Korinthern da, gerade auch für unsere Zweierschaften, einen Leitsatz formuliert:

      Nicht dass wir Herren wären

      über euren Glauben,

      sondern wir sind Gehilfen eurer Freude;

      denn ihr steht im Glauben.

       2. Korinther 1,24

      Aus den biblischen Vorbildern wurde schon deutlich: Die eine, klassische Form einer Zweierschaft gibt es nicht. Außerdem ist eine Beziehung eine dynamische Angelegenheit. Die Rollenverteilungen ändern sich – wie auch bei Paulus und Barnabas schon geschehen – und die Inhalte und Erwartungen oft mit.

      Zwei Formen lassen sich mit Blick auf die Praxis der Zweierschaft am ehesten unterscheiden, wobei die Grenzen dieser Definitionen aber offensichtlich fließend sind:

      Die Lern- und Austauschbeziehung unter Freunden, die sich gegenseitig Hilfestellung bieten wollen. Wie Jonatan und David beschließt man, einander das Vertrauen in Gott zu stärken, indem man gemeinsam seine Nähe sucht, füreinander betet und um den anderen weiß.

      Paulus zieht oft den Vergleich zu der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Hier sucht ein Jüngerer (in Alter oder Glaubenserfahrung) die Unterstützung eines Gefährten, der ihm schon einige Schritte und Erfahrungen voraus ist. In den Briefen, die Paulus an Timotheus schrieb, kann man ganz gut nachlesen, wie er seine Rolle als Mentor für den Jüngeren empfand und füllte.

      Es ist wie immer im Leben: Nur wenn eine Idee konkret wird, wird sie richtig spannend. Erst wenn man nach den vielen Vorüberlegungen und schönen Gedanken wirklich jemanden anspricht und sich auf die Unwägbarkeiten menschlicher Begegnung einlässt, kann die gemeinsame Reise losgehen. Die Bereitschaft, sich persönlich zu begegnen, ist die einzige Vorbedingung für eine Zweierschaft. Erst echtes Interesse aneinander und der Wunsch, den andern teilhaben zu lassen am eigenen Leben, macht euch tatsächlich zu Reisegefährten. Solche Nähe fällt selten vom Himmel und muss im Laufe des Weges wachsen. Für viele ist das ein echtes Wagnis. Deshalb ist es auch wichtig, gerade am Anfang ein Gespür für sein Gegenüber zu entwickeln und offen zu sein, ohne die gemeinsame Zeit mit Erwartungen aneinander zu überladen. Geht einfach los, erwartet von Gott, dass er „mitten unter euch“ ist und euch Neuland erschließen will, das ihr ohne den andern vielleicht niemals so entdecken würdet.

      Der Wunsch ist da. Die Vorstellung, dich regelmäßig mit einem Menschen zu treffen, um zu erzählen, Bibel zu lesen und füreinander zu beten, reizt dich schon – aber wenn du konkreter darüber nachdenkst, gerätst du ins Schwimmen:

      Woher weiß ich, wer zu mir passt? Wie wähle ich aus? Habe ich überhaupt eine „Auswahl“ oder sind sowieso alle um mich herum schon viel zu ausgebucht, um sich auf noch einen regelmäßigen Termin einzulassen? Wo stehe ich überhaupt auf meiner geistlichen Reise und wer wäre jetzt ein guter Gefährte für mich? Gibt es jemanden, den ich gern begleiten würde? Fragen über Fragen.

      Zwei Gedanken vorab

      Diese Überlegungen schränken die Suche schon mal ein:

       Bibel lesen und diskutieren mit Leuten, die nicht an Jesus glauben, ist ein zentraler, spannender Bestandteil unseres Lebens, weil wir nur so unseren Glauben mitten in dieser Welt verankern, besser verstehen und teilen können. Aber bei einer Zweierschaft, so wie sie in diesem Heft beschrieben wird, geht es um eine Beziehung zwischen zwei Christen, die sich gegenseitig im Glauben stärken und aus der Reserve locken wollen. Das geht nun mal nur unter Gläubigen.

       Und – obwohl sich daraus keine Regel machen lässt – eine Zweierschaft zwischen einem Mann und einer Frau birgt meistens ungleich mehr potenzielle Spannung und Ablenkung als eine gleichgeschlechtliche, es sei denn, die Betreffenden trauen sich zu, in einer gemischten Zweierschaft geistliche und romantische Gesichtspunkte auseinanderzuhalten. Und da hat sich schon mancher zu viel zugetraut. Such dir also am besten einen Zweierschafts-Partner oder eben eine Zweierschafts-Partnerin gleichen Geschlechts.

      Beten

      Wenn du dir wirklich eine Zweierschaft wünschst, fang an dafür zu beten. Das schärft nicht nur deinen Blick, sondern vertieft auch den Gedanken in dir, dass eine Zweierschaft von Anfang an genau genommen eine „Dreierschaft“, eine Weggemeinschaft unter Gottes Leitung und Obhut ist. Formuliere möglichst präzise, was du dir erhoffst. Gerade durch Gebet will Gott uns helfen, Klarheit in unser Herz zu bekommen, und jeder Vater freut sich über Kinder, die sich vertrauensvoll bis ins Detail an ihn wenden.

      Anliegen klären

      Welche der folgenden drei Ausrichtungen wäre dir für deine Zweierschaft die liebste?

       Möchte ich einfach nur einen Freund, der an einem ähnlichen Punkt steht wie ich und mit dem ich Neues entdecken kann?

       Wünsche ich mir eher einen Mentor, jemanden, der einen Teil des vor mir liegenden Weges schon kennt und

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