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Und an den Details, die sie Jahre später in ihren Schriften festhielten, können wir erkennen, wie lebhaft sich Jesus durch sein Handeln und seine maßgeschneiderten Geschichten in ihr Denken eingebrannt und sie dadurch befähigt hatte.

      Wenn heute ein Mangel an „qualifizierten Mitarbeitern“ diagnostiziert wird, werden Seminare, Modulwochenenden und allerhand allgemeine Fortbildungen anberaumt. Wer seinen Glauben vertiefen oder konkrete Fragen klären will, der greift zu Büchern oder Predigtmitschnitten. Man schaut als Gruppe in die Bibel und viele individuelle Gedanken müssen dabei auf der Strecke bleiben. Gezielte persönliche Unterstützung kennen wir fast nur noch im Rahmen der Seelsorge.

      Dieses Heft soll dazu anstiften, sich den Segen einer Zweierschaft nicht länger entgehen zu lassen. Etliche Christen haben in Zweierschaften die Faszination für das Potenzial und die Entfaltung einzelner Menschen entdeckt, die alle auf ihre Weise Gottes Wirklichkeit widerspiegeln und in dieser Welt sichtbar machen können. Dabei geht es nicht immer um Lehrer-Schüler-Beziehungen wie bei Jesus und seinen Jüngern, sondern oft auch um „Lern-Tandems“ zum Nachdenken über geistliche Fragen. Viele haben sich gemeinsam mit ihrem Zweierschaftspartner die Grundlagen für einen lebenslang tragfähigen, beweglichen Glauben errungen.

      Mit diesem Heft wollen wir eine Lücke schließen, die wir schon lange empfinden: Es soll eine praktische Hilfe sein, die dazu ermutigt, die ersten Hürden zu überwinden, Fragen und Vorbehalte zur Sprache zu bringen und einen Geschmack von den „unbegrenzten Möglichkeiten“ so einer längeren zweisamen Wegstrecke zu bekommen. Es enthält keine detaillierte Anleitung zum „Mentoring“, obwohl einige Kernelemente davon natürlich auftauchen. Aber im Vordergrund steht das Anliegen, zu der ganz persönlichen Erfahrung zu ermuntern, dass Jüngerschaft vor allem in und durch Beziehung wächst.

      Jede Zweierschaft hat ihre eigene Dynamik und jede Generation wird ihren eigenen Stil und neue Schwerpunkte entwickeln. Wir wollen euch einen Fundus von Anregungen geben, das zu gestalten.

      In einer Zweierschaft begibt man sich auf eine gemeinsame Reise. Wie die Kapitel eines Reiseführers sollen euch die fünf Abschnitte durch die einzelnen Etappen eurer Expedition begleiten:

       Zunächst ein bisschen Landeskunde („Was ist eine Zweierschaft überhaupt“),

       dann die Reisevorbereitungen, die Grundausrüstung und die ersten Eindrücke („Aufbruch“),

       danach die Orientierungspunkte des neuen Landes erschließen, das heißt in unserem Falle, die Grundfragen des christlichen Glaubens miteinander bedenken („Fundamente“).

       Je länger, je mehr entdeckt man dann die Bräuche, den Lebensstil, die spezifischen Eigenarten des Landes immer besser, sprich man denkt mehr darüber nach, wie der Glauben das eigene Leben, den Charakter und die Werte prägen kann („Persönlichkeit“),

       und schließlich stellt sich die Sehnsucht ein, nicht nur ein Tourist zu sein in diesem Land, das man kennen und lieben gelernt hat, sondern irgendwie Anteil am wirklichen Leben dort zu bekommen: Wie wächst mein Beitrag im Reich Gottes, wie entdecke ich Gaben und wie mache ich sie fruchtbar („Wachsen“)?

      Es gibt Leute, die lassen sich von Reiseführern dermaßen unter Druck setzen, dass sie, obwohl sie eigentlich Urlaub machen wollten, nicht eher ruhen, bis sie jede Seite und auch die kleinste Sehenswürdigkeit buchstäblich abgearbeitet haben. Auch dieser Leitfaden könnte dazu verleiten, doch das wäre schade, denn er soll weites Land vor euch aufspannen, nicht Grenzen setzen.

      Den Prototyp einer Zweierschaft, die eine perfekte Reise sozusagen, gibt es nicht. Lasst Gottes Geist eure wichtigsten Inhalte und eure Persönlichkeiten das Tempo bestimmen.

      Wenn ihr eure Zweierschaft ernst nehmt, werdet ihr mit Sicherheit im Laufe der Zeit erleben, dass eure Gespräche sich vertiefen, die Themen sich von den eher theoretischen zu den wirklich brennenden Fragen verschieben. Benutzt dieses Heft dann zur Standortbestimmung, hin und wieder vielleicht zu Kurskorrekturen, wenn ihr euch zu sehr um die eigene Achse dreht, und für neue Ideen. Es soll immer wieder Lust machen, mehr miteinander zu erleben. Dann hat es seine Existenzberechtigung in eurem Regal.

      Die Zusammenstellung dieses Leitfadens war echte Teamarbeit: Kelley McCutchen, Michael Schönfeld, Stephan Huth, Daniel und Claudia Ackers haben versucht, ihre Erfahrungen aus vielen Zweierschaften im Rahmen der Studentenarbeit der Navigatoren so zu bündeln, dass ihr Lust bekommt auf eure ganz persönliche geistliche Reise zu zweit.

      Zweierschaft bedeutet miteinander unterwegs zu sein. Gott gebraucht Menschen für Menschen. Er hat Gemeinschaft, geistliche Gemeinschaft, dazu angelegt, ihn besser zu erkennen. Wo zwei oder drei sich in seinem Namen treffen, garantiert er seine Gegenwart (Matthäus 18,20). Gottes Nähe wird uns oft durch die Nähe und den geteilten Glauben eines anderen in besonderer Weise bewusst – und vor allem dann, wenn wir spüren, dass er oder sie uns dabei in unserer ganz persönlichen Situation tatsächlich wahrnimmt. Paulus zum Beispiel hatte kurz nach seiner Bekehrung erlebt, wie Barnabas ihn eingeladen, ihm viele Wege geebnet und ihn schließlich in Tarsus gesucht hatte, um mit ihm gemeinsam die wachsende Gemeinde in Antiochia zu betreuen und danach neue Gemeinden zu gründen (Apostelgeschichte 9,26-31; 11,19-30; 13,1-3).

      Voneinander lernen und gemeinsam prägende Zeiten mit Gott erleben, das sind wesentliche Inhalte einer Zweierschaft. Paulus formulierte später selbst seine tiefe Freude daran, seinen Leuten eben nicht nur das Evangelium als Lehre zu bringen, sondern wirklich sein Leben mit ihnen zu teilen. „Denn wir hatten euch lieb gewonnen“, schreibt er an die Thessalonicher (1. Thessalonicher 2,7-12). In Timotheus schließlich fand er einen Zweierschaftspartner, der von ihm lernen wollte und dem er in geradezu väterlicher Fürsorge alles anvertraute, was ihm wichtig war.

      Die Freunde David und Jonatan, von denen im 1. Buch Samuel berichtet wird (18,1-4; 23,16), sind ein weiteres anziehendes Beispiel für so eine intensive geistliche Weggemeinschaft.

      Zweierschaft ist nicht nur persönliche Begegnung – es ist vielleicht auch die effektivste Form der Lerngemeinschaft. Wer allein die Bibel aufschlägt und nach wenigen Seiten aufgibt, weil ihm der Text verschlossen bleibt, erlebt im Zweier-Team wahrscheinlich einen ähnlichen Effekt wie beim gemeinschaftlichen Büffeln für eine Prüfung. Gemeinsam Mosaiksteine zusammenzufügen ist nicht nur aufschlussreich, sondern macht auch mehr Spaß und animiert zum Durchhalten. Unterschiedliche Zugänge erschließen ganz neue gemeinsame Wege. Eine Zweierschaft kann dann auch zeitweise zur echten Bibelerforschungsgemeinschaft „ausarten“ und eine Menge Perlen zutage fördern.

      Es ist ein gemeinsamer Aufbruch: Vier Augen sehen mehr als zwei, zwei Menschen erleben mehr als einer, nehmen dasselbe unterschiedlich wahr, gehen sich bei zu großer Nähe auch schon mal auf den Wecker, aber halten sich auch gegenseitig bei der Stange.

      Mit einer Zweierschaft betrittst du auf jeden Fall Neuland, denn du wirst einem Menschen viel intensiver begegnen, als das zum Beispiel in einem Gruppenaustausch möglich ist. Und das bedeutet immer auch neue Gedanken und Ansichten, die den eigenen Horizont sprengen. Du erhältst einen einzigartigen Blick auf Gott durch die Geschichte und den Glauben des andern, fragst und wirst hinterfragt, wunderst dich, ärgerst dich und staunst. Wenn ihr wirklich anfangt, eure Lebenswirklichkeiten zu teilen, dann können Glaubensfragen, die jeder bisher immer nur für sich angedacht

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